Die Ethik des Mitgefühls
23.10.2005 um 18:21****************************************************
Die Zuneigung, die wir natürlicherweise für unsere Angehörigen und Freunde
empfinden, ist keine zuverlässige Grundlage für ethisches Verhalten.
Und warum nicht? Solange die betreffenden Menschen unsere
Erwartungen erfüllen, ist alles in Ordnung. Doch wenn sie das nicht mehr
tun, dann kann jemand, den wir als guten Freund betrachten, von einem
Tag auf den anderen zu einem Feind werden. Wie wir weiter oben schon
sahen, neigen wir dazu, harsch auf all jene zu reagieren, die die Erfüllung
unserer Sehnsüchte behindern, selbst wenn es nächste Verwandte sind.
Daher bilden Mitgefühl und gegenseitiger Respekt eine viel solidere Basis
für Beziehungen zu anderen – und das gilt auch für Liebesbeziehungen.
Wenn unsere Liebe zu jemandem sich vorwiegend auf dessen oder deren
Anziehungskraft gründet, sei es das Aussehen oder eine andere
Äußerlichkeit, dann dürften sich unsere Gefühle zu diesem Menschen nach
einer Weile verflüchtigen. Und wenn er dieses Merkmal, das wir attraktiv
fanden, nicht mehr hat oder es uns nicht mehr ausreicht, dann kann die
Situation sich schlagartig ändern, obwohl es sich natürlich immer noch um
denselben Menschen handelt. Aus diesem Grund sind Beziehungen, die
sich allein auf Attraktivität gründen, so gut wie nie von Dauer. Wenn wir
dagegen beginnen, unser Mitgefühl zu perfektionieren, dann wird weder
das Erscheinungsbild noch das Auftreten des oder der anderen unsere
grundsätzliche Einstellung beeinflussen.
Denken Sie auch daran, daß unsere Gefühle für andere gewöhnlich sehr
von deren jeweiligen Lebensumständen abhängen. So wird ein behinderter
Mensch bei den meisten Mitgefühl erwecken, während jemand, der reicher,
besser ausgebildet oder sozial besser gestellt ist, oft Neid oder
Konkurrenzdenken hervorruft. Solche negativen Empfindungen hindern
uns daran, das Gemeinsame zwischen uns und allen anderen
wahrzunehmen. Wir vergessen dann, daß sie genau wie wir gerne glücklich
sein und nicht leiden wollen, gleichgültig wie erfolgreich oder erfolglos
oder wie fern oder wie nah sie sein mögen.
Also geht es darum, diese Voreingenommenheit zu bekämpfen. Obwohl
es nahe liegend und auch angemessen ist, zunächst echtes Mitgefühl für die
uns Nahestehenden zu entwickeln, da unser Verhalten auf sie natürlich viel
größere Auswirkungen hat als auf andere und wir ihnen gegenüber eine
erheblich größere Verantwortung tragen, sollten wir uns dennoch darüber
im klaren sein, daß es letztlich keinen Grund gibt, sie anderen vorzuziehen.
So gesehen befinden wir uns alle in der Situation eines Arztes, der zehn
Patienten mit derselben schweren Krankheit heilen soll: Jeder von ihnen hat
dasselbe Anrecht auf Behandlung. Doch der Leser glaube nicht, daß ich
hier als Befürworter einer distanzierten Neutralität sprechen will. Die
folgende wichtige Aufgabe besteht darin, daß wir damit beginnen, unser
Mitgefühl auf alle anderen Menschen auszudehnen und den Grad der Nähe
zu ihnen auf einem Niveau zu halten, das dem Gefühl für unsere Nächsten
entspricht. Mit anderen Worten: Wir sollten uns in bezug auf andere um
Gerechtigkeit bemühen – eine Grundlage, in die wir die Saat des nying je
chenmo pflanzen können, die Saat der Großen Liebe und des Mitgefühls.
Wenn uns erst einmal der erste Schritt dazu gelingt, mit anderen auf
einer solchen Basis umzugehen, dann gründet sich unser Mitgefühl nicht
mehr darauf, daß eine Person unser Mann, unsere Frau, unser Verwandter
oder unser Freund ist. Statt dessen können wir allen Menschen gegenüber
dieses Gefühl von Nähe entwickeln, weil die schlichte Erkenntnis
dahintersteckt, daß jeder Mensch, genau wie ich selbst, glücklich werden
und Leid vermeiden will. Das bedeutet, daß wir zu anderen eine Beziehung
auf der Grundlage herstellen, daß wir beide Empfindungen haben.
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Dieser Auszug aus dem Buch "Das Buch der Menschlichkeit" verfasst vom Dalai Lama hat mich tief bewegt, ich finde es immer wieder bewundernswert zu welchen Erkenntnissen dieser Mensch es gebracht hat.
Nun Interessiert mich sehr ob ihr seine Meinung, über das Mitgefühl und die Beziehungen zu anderen Menschen teilt.
liebe grüße
神風ですか。いいえ、東風です( 笑 )。
ウソ、ウソ!マジにしないで!〈笑〉
Die Zuneigung, die wir natürlicherweise für unsere Angehörigen und Freunde
empfinden, ist keine zuverlässige Grundlage für ethisches Verhalten.
Und warum nicht? Solange die betreffenden Menschen unsere
Erwartungen erfüllen, ist alles in Ordnung. Doch wenn sie das nicht mehr
tun, dann kann jemand, den wir als guten Freund betrachten, von einem
Tag auf den anderen zu einem Feind werden. Wie wir weiter oben schon
sahen, neigen wir dazu, harsch auf all jene zu reagieren, die die Erfüllung
unserer Sehnsüchte behindern, selbst wenn es nächste Verwandte sind.
Daher bilden Mitgefühl und gegenseitiger Respekt eine viel solidere Basis
für Beziehungen zu anderen – und das gilt auch für Liebesbeziehungen.
Wenn unsere Liebe zu jemandem sich vorwiegend auf dessen oder deren
Anziehungskraft gründet, sei es das Aussehen oder eine andere
Äußerlichkeit, dann dürften sich unsere Gefühle zu diesem Menschen nach
einer Weile verflüchtigen. Und wenn er dieses Merkmal, das wir attraktiv
fanden, nicht mehr hat oder es uns nicht mehr ausreicht, dann kann die
Situation sich schlagartig ändern, obwohl es sich natürlich immer noch um
denselben Menschen handelt. Aus diesem Grund sind Beziehungen, die
sich allein auf Attraktivität gründen, so gut wie nie von Dauer. Wenn wir
dagegen beginnen, unser Mitgefühl zu perfektionieren, dann wird weder
das Erscheinungsbild noch das Auftreten des oder der anderen unsere
grundsätzliche Einstellung beeinflussen.
Denken Sie auch daran, daß unsere Gefühle für andere gewöhnlich sehr
von deren jeweiligen Lebensumständen abhängen. So wird ein behinderter
Mensch bei den meisten Mitgefühl erwecken, während jemand, der reicher,
besser ausgebildet oder sozial besser gestellt ist, oft Neid oder
Konkurrenzdenken hervorruft. Solche negativen Empfindungen hindern
uns daran, das Gemeinsame zwischen uns und allen anderen
wahrzunehmen. Wir vergessen dann, daß sie genau wie wir gerne glücklich
sein und nicht leiden wollen, gleichgültig wie erfolgreich oder erfolglos
oder wie fern oder wie nah sie sein mögen.
Also geht es darum, diese Voreingenommenheit zu bekämpfen. Obwohl
es nahe liegend und auch angemessen ist, zunächst echtes Mitgefühl für die
uns Nahestehenden zu entwickeln, da unser Verhalten auf sie natürlich viel
größere Auswirkungen hat als auf andere und wir ihnen gegenüber eine
erheblich größere Verantwortung tragen, sollten wir uns dennoch darüber
im klaren sein, daß es letztlich keinen Grund gibt, sie anderen vorzuziehen.
So gesehen befinden wir uns alle in der Situation eines Arztes, der zehn
Patienten mit derselben schweren Krankheit heilen soll: Jeder von ihnen hat
dasselbe Anrecht auf Behandlung. Doch der Leser glaube nicht, daß ich
hier als Befürworter einer distanzierten Neutralität sprechen will. Die
folgende wichtige Aufgabe besteht darin, daß wir damit beginnen, unser
Mitgefühl auf alle anderen Menschen auszudehnen und den Grad der Nähe
zu ihnen auf einem Niveau zu halten, das dem Gefühl für unsere Nächsten
entspricht. Mit anderen Worten: Wir sollten uns in bezug auf andere um
Gerechtigkeit bemühen – eine Grundlage, in die wir die Saat des nying je
chenmo pflanzen können, die Saat der Großen Liebe und des Mitgefühls.
Wenn uns erst einmal der erste Schritt dazu gelingt, mit anderen auf
einer solchen Basis umzugehen, dann gründet sich unser Mitgefühl nicht
mehr darauf, daß eine Person unser Mann, unsere Frau, unser Verwandter
oder unser Freund ist. Statt dessen können wir allen Menschen gegenüber
dieses Gefühl von Nähe entwickeln, weil die schlichte Erkenntnis
dahintersteckt, daß jeder Mensch, genau wie ich selbst, glücklich werden
und Leid vermeiden will. Das bedeutet, daß wir zu anderen eine Beziehung
auf der Grundlage herstellen, daß wir beide Empfindungen haben.
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Dieser Auszug aus dem Buch "Das Buch der Menschlichkeit" verfasst vom Dalai Lama hat mich tief bewegt, ich finde es immer wieder bewundernswert zu welchen Erkenntnissen dieser Mensch es gebracht hat.
Nun Interessiert mich sehr ob ihr seine Meinung, über das Mitgefühl und die Beziehungen zu anderen Menschen teilt.
liebe grüße
神風ですか。いいえ、東風です( 笑 )。
ウソ、ウソ!マジにしないで!〈笑〉