Vorab, ich finde die Serie genial.
:) Aber nicht, weil da jetzt gemordet wird oder dergleichen, sondern wegen der ganzen Hintergrundgeschichte und wie diese den Protagonisten affektiert.
Der eigentlichen philosophischen Fragestellung werde ich mich aber durch deontische Logik (also Normenlogik, die in ihrer Eigenschaft präskriptiv ist) annähern, ohne eine eigene Meinung miteinfließen zu lassen, da die eigene Meinung hier nicht von Relevanz ist.
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Die Problematik an der Sache ist, dass es so etwas wie eine objektive Moral (und damit eine "objektive" Ethik im deskriptiven Sinne) nicht gibt und man daher Taten nur verurteiln kann, indem man vom eigenem, subjektiven Wertesystem axiomatisch ausgeht.
Wie einige Serienkenner aber wissen, mordet Dexter, weil er nicht anders kann (siehe seine "blutige" Kindheit), aber sein Ziehvater Henry lenkte dieses Verhalten in eine Richtung, die der Selbstjustiz gleicht, da Schwerverbrecher, die aus dem Gefängnis entlassen wurden, seine Opfer darstellen.
Aus deontischer Sicht kann der Protagonist also seine Taten mit folgenden Axiomen rechtfertigen:
A1: Die Mordlust ist durch eine schreckliche Erfahrung geprägt worden, für die nun eine Form von Ventil erfordert wird. Anderes Handeln ist praktisch unmöglich (Determinismus).
A2: Tyrannenmord ist gerechtfertigt.
A2*: Jeder Schwerverbrecher wird als Tyrann definiert, da er Mitmenschen nicht nur schikaniert, sondern ihnen Schaden zufügt und diese auch tötet.
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K: Der Tyrannenmord als Ventil ist gerechtfertigt.
Formal hieße das in Dexters Wertesystem: P[D(K)], also man liest: Es ist erlaubt (P), dass Dexter (D) den Tyrannenmord als Ventil (K) ausführt. Da er das seine Wertesystem höher einstufen muss (!), setzt er sich auch über das Gesetz hinweg.
Was ich damit aber eigentlich aussagen wollte, ist, dass wir uns gar nicht in diese Lage versetzen können (siehe A1), um darüber selbst zu urteilen oder etwas als "richtig" oder "falsch" zu bezeichnen. Die einzigen Axiome, die viele Leute dafür verwenden, sind so etwas wie Rachegelüste, die sie als Rechtfertigung verwenden. Würde man A1 durch die Rachsucht ersetzen, bekämen wir eine neue Konklusion, die dann abermals deontisch diskutiert werden müsste.
Soviel zur logischen Analyse, sofern dies überhaupt möglich (man lese sich bei Interesse mal ins Jorgensen - Dilemma ein:
http://plato.stanford.edu/entries/logic-deontic/#4.1).