@wuschel66 In diesem Beitrag habe ich einige Stellen von dir zitiert. In vielen davon sehe ich mich selbst. Die hätte ich vor einem Jahr schreiben können. Daher kann ich darauf mit persönlicher Erfahrung eingehen.
;)wuschel66 schrieb:Es ist manchmal so, dass ich unbedingt etwas machen, etwas unternehmen will, aber nicht kann, weil ich den Antrieb nicht habe. Fühlt sich an, als ob man mit angezogener Bremse fährt.
Kenne ich. Abends zu Hause, aber kein Bock mehr auf garnichts. Arbeitest oder studierst du? Bist du oft an der Sonne oder meist nur in Gebäuden bzw. meist nur bei Dunkelheit draußen?
Das Problem für diese Sache vermute ich bei mir gefunden zu haben. Vielleicht ist es bei dir ähnlich.
Ich arbeite den ganzen Tag lang in einem großen Raum, in dem kaum Sonnenlicht eindringt. Besonders im Winter, wenn die Tage kurz sind und ich bei Dunkelheit zur Arbeit und nach Hause fahre, geht es mir noch übler, weil ich kaum Sonne abkriege. Antriebslosigkeit ist die Folge. Meine Medizin ist: Sonne tanken! Ehrlich.
Denn sobald ich mal die Sonne auf der Haut spüre, drehe ich ab und bin voller Energie. Neulich war ich mitten im Winter für eine Woche in einem sonnigen Land. Jeden Tag war ich von morgens bis abends nur draußen und ich konnte mich nicht mehr wiedererkennen. In Deutschland bei dem trüben Wetter war ich schlecht gelaunt und unmotiviert. Und in dieser einen Woche in dem sonnigen Land war ich voller Energie und Lebenslust. Das hielt sogar mehrere Tage nach Rückkehr an.
Im Sommer bin ich auch gerne in der Sonne und merke, wie ich von mir aus einfach gerne am Leben teilnehme.
Im Winter ist es normal, dass man sich mehr zurückzieht, da die Sonne fehlt. Aber ich geb dir einen Tipp: Sobald der Frühling beginnt, solltest du schauen, dass du möglichst viel Zeit in der Sonne verbringst. Zu Fuß gehen nicht im Schatten, sondern im Sonnenlicht. Leg dich zum Entspannen nicht ins Bett und Musikhören per Computer. Leg dich im Park ins Gras oder setz dich auf eine Parkbank in der Sonne und höre dort deine Lieblingsmusik. Irgendwas, was dich mal für mindestens 30 Minuten entspannt und ruhig macht. Dein Kopf wird frei und dein Körper saugt sich durch die Sonne regelrecht mit Energie voll.
Du wirst sicher nach einiger Zeit merken, wie bei dir die Motivation steigt und du ein bisschen lebensfroher wirst.
;)wuschel66 schrieb:Was ich gerne jetzt im Augenblick machen möchte ? Schwer zu sagen, das wozu ich mich fast jeden Tag überwinde, in die Stadt zu gehen und mich unter Leute begeben. Ich will aber auch nicht den Eindruck machen, dass ich unbedingt soziale Kontakte suche, das schreckt nur ab.
Wenn man lange zurückgezogen war, gewöhnt man sich an diese Situation und findet sie toll, weil es so gemütlich ist.
Dann wieder rausgehen? Raus aus dem warmen, kuschenligen zu Hause? In die kalte Welt da draußen, wo so viel los ist? "Nee, hier zu Hause ist es doch toll und mir gehts doch auch so gut."
Erkennst du dich in diesen Gedanken? Wenn ja, dann haben wir beide die gleichen Gedanken.
:)Schau, klar ist es zu Hause toll und nach so langer Zeit hat man keinen Bock mehr irgendwas mit anderen Leuten zu machen. Doch da muss man sich selbst mal einen Stoß geben und einfach unter Leute gehen, nicht groß nachdenken. Vor allem muss man versuchen, die Aufregung auszublenden und sich irgendwie beschäftigen. Zum Beispiel mit jemandem Reden. Wenn du oft rausgehst und dabei locker bleibst, geht der Stress weg, da dein Kopf merkt, dass es nicht so schlimm ist, unter Leuten zu sein.
Klar wirkt es irgendwie komisch, wenn man merkt, dass jemand soziale Kontakte sucht. Aber tun wir das nicht alle manchmal, wenn wir mal? Du darfst auf keinen Fall dir zum Ziel setzen, neue Kontakte zu knüpfen. Wenn sich alles nur um diesen einen Gedanken dreht, versuchst du krampfhaft dem anderen zu gefallen und dich an diese Person zu klammern.
Versuch was anderes. Mir gehts immer nur darum, Gespräche mit anderen zu führen. Ich tausche mich gerne mit anderen aus oder höre gerne zu, was sie sagen. So stellen sich soziale Kontakte von alleine her.
Und nicht immer im Alltag verschlossen und abweisend sein. Manchmal ergeben sich Gespräche mit Fremden, die dazu beitragen, dass der Tag ein Stück weit toll war.
Ich esse gerne ab und zu an Imbissbuden eine Kleinigkeit, wenn mal keine Zeit fürs Mittagessen ist. Über Jahre hinweg kommt es dabei auch mal zu netten Unterhaltungen. Eine ältere Dame hat mal die Imbissbetreiberin gefragt, wo die Bushaltestelle ist und da sie es nicht wusste, habe ich geantwortet. Durch meine Offenheit für Gespräche haben wir beim Essen noch über den Verkehr und die städtebauliche Entwicklung in der Stadt geredet. Ist doch ein nettes Plauderchen. Oder im Flugzeug hab ich lieb gefragt, ob ich am Fenster sitzen darf, was auch lieb verneint wurde. Aber wir hatten dadurch schon ein Thema zum Reden und daraus folgte ein langes Gespräch. Das Gespräch hat den Langstreckenflug schneller vorbeigehen lassen.
Bleib ein offener Mensch und andere sehen in dir einen netten sozialen Kontakt.
wuschel66 schrieb:Es kommt noch dazu, dass ich in diese kleine Stadt erst vor 2 1/2 Jahren gezogen bin und ich ausser meiner Schwester und ihren Kindern hier niemanden kenne.
Das ist in der Tat schwierig. Darum ist es umso wichtiger, dass du ein offener Mensch bist. Niemand hat Lust auf jemanden, der nur schlecht gelaunt ist. Aber du machst dich kaputt, wenn du so tust, als wärst du lebensfroh und würdest gerne unter Menschen sein. Das muss von alleine kommen. Daher ist es wichtig, dass du aktiver wirst, indem du besonders im Sommer raus aus dem Haus gehst und versuchst, dich für andere Menschen zu interessieren. Wenn du ein Interesse für Gespräche mit anderen entwickelst, wird es nicht schwer sein, neue Bekanntschaften zu schließen.
wuschel66 schrieb:Geburtstage ? Ja einen, aber da hab ich mich nicht so wohlgefühlt, weil ich mir immer einbilde man merkt mir mein Handycap an...
Auch das kenne ich. Man steht da und denkt, die wissen alle, wie man tickt. Aber weißt du was? Das wissen die nicht! Da sind so viele Leute, da fällst du kaum auf, wenn du dich normal verhälst. Bleiben wir beim Beispiel "Geburtstag". Je nachdem, wessen Geburtstag es ist, kann es ätzend sein. Doch ist es zum Beispiel der Geburtstag eines guten Freundes, kennt man da den ein oder anderen. Einfach mit den Leuten reden, die man kennt. Es kommt immer mal jemand dazu, den man noch nicht kannte. Beziehe diese Person ins Gespräch mit ein. Rede mit ihr ganz normal, damit sie merkt, dass du ein netter Mensch bist. So entstehen neue Freundschaften, wenn man merkt, dass man gut miteinander klarkommt.
wuschel66 schrieb:Es ist echt verhext, einerseits möchte ich gern ab und zu mich mit jemanden treffen und andererseits bin ich auch gern allein für mich.
Aber wahrscheinlich auch dadurch, weil ich mich schon iw daran gewöhnt habe.
Mit deinem letzten Satz hast du es erkannt. Aber Hoffnung hast du doch immerhin. Denn es ist immernoch etwas in dir, das Kontakt zu anderen haben möchte. Du musst es nur langsam angehen.
Du darfst nur nicht alles akzeptieren wie es ist und ewig alleine bleiben.