martenot schrieb:Ich kaufe sowieso recht wenig neue Kleidung, und wenn ich auf einer Reise etwas neues kaufe, dann dient das oft auch gleich dazu, etwas Verschlissenes zu ersetzen, was ohnehin nötig gewesen wäre.
Ebenso, persönlich würde ich nur nicht gerne auf Reisen "shoppen gehen". Ich habe da andere Dinge vor und möchte nicht z.B. noch einen halben Tag damit verbringen, eine Winterjacke aufzutreiben die ich wirlich mag (= und dann auch weiter gerne genutzt wird, will ja nicht viel Kleidung kaufen).
martenot schrieb:Aber wir driften vom Thema ab.... wir können die Gelegenheit ja nutzen, uns zu überlegen, was das Reisen damals vom Reisen heute unterscheidet. Ich denke noch an die alten Flugtickets, die auf dünnem Durchschlagpapier gedruckt und in länglichen Pappheftchen ausgehändigt wurden. Für jeden Einzelflug befand sich so ein Blatt in diesem Heftchen, und wenn man eingecheckt hat, wurde das Blatt herausgerissen und in die Bordkarte eingesteckt (die zu diesem Zweck eine taschenförmige Lasche hatte).
Früher bin ich/ sind wir nicht weiter als bis zu den Großeltern verreist (alle zwei, drei Jahre nach Berlin), mehr war finanziell einfach nicht drin. Und Klassenfahrten, die waren für mich, obwohl ich einiges daran nicht mochte (u.a. die Kofferschlepperei, allgemein der Trubel, hatte in der Klasse auch nicht gerade den besten Stand gelinde gesagt) dennoch etwas Besonderes.
Von Mitschülern kannte ich damals schon, dass z.B. ins nahe europäische Ausland gefahren wurde (z.B. nach Italien), später und bei den etwas reicheren Mitschülern dann auch Flugreisen (eine Mitschülerin war z.B. in Ägypten). Sicherlich nicht jährlich aber doch immer wieder mal.
Wie ich den Unterschied "andere reisen ins Ausland, wir nicht" sah?
Langweilig war mir in den Sommerferien definitiv nicht, egal ob bei den Großeltern oder zu Hause. Bestimmte Dinge hätten mich neugierdehalber in dem Alter aber schon mal interessiert, z.B. wie ein Meer wirklich ist wenn man davor (und darin) steht, wie das so ist wenn man rundum andere Sprachen hört etc.
Selbst, erste größere Reisen:
- Abschlussfahrt 10. Klasse nach Italien (mit dem Reisebus)
- Mitte 20 erstmals nach Italien, mit meinem Mann, erste Flugreise und erste selbst organisierte Reise (anders als: Klassenfahrt, Großeltern besuchen); haben damals sehr darauf gespart weil wir nicht viel Geld hatten, aber langsam angespart einmal als etwas Besonderes ging das und war einfach toll. Zu der Zeit waren es auf jeden Fall noch die Flugtickets wie von dir oben beschrieben.
- erstes Jahr als Doktorandin (schon in den 2010er Jahren), ich sollte plötzlich alleine zu Kongressen, u.a. in die USA, und stellte fest dass die anderen bei derartigem schon Erfahrung hatten (diejenigen waren mit Flugreisen aufgewachsen, kamen teils auch selbst aus dem Ausland, sind teils in mehreren Ländern aufgewachsen als Kinder aus gebildetem und finanziell gutgestelltem Hause)
Ein Unterschied heute zu vielleicht 80er, 90er Jahre dürfte sein:
- Reisen mit zumindest oberflächlich ähnlichen Eigenschaften (Ziel, Art der Anreise, Art der Unterkunft) grundsätzlich günstiger zu haben, vermute ich jedenfalls (kann selbst aber keine Preise vergleichen da mir die Erfahrung fehlt)
- möglicherweise wird von etlichen Menschen die reisen das Reisen als nichts mehr so Besonderes angesehen
- auch kurze weite Reisen scheinen verbreiterer zu sein.
Dabei vergesse ich aber auch nicht, dass es auch in Deutschland Menschen gibt die aus verschiedenen Gründen gar nicht verreisen.
Reisen und die Vertrautheit damit scheint auch mehr vorausgesetzt zu werden, siehe oben. Etwas früher hätte man diejenigen vielleicht noch generell als Gruppe reisen lassen, oder nicht erwartet dass sich jemand das selbst basierend auf Erfahrungen organisieren kann?