martenot schrieb:A propos Rollkoffer: interessanterweise gab es früher (zu meiner Jugend) keine Rollkoffer oder Trolleys. Koffer wurden immer am Griff getragen oder auf einem Gepäckwagen geschoben (sofern vorhanden). Statt kleinerer Trolleys nutzte man Taschen, die man sich z.T. mit einem langen Gurt um die Schultern hängen konnte.
Das ist eine Veränderung, die ich positiv bewerte. Rollkoffer sind deutlich praktischer als Tragekoffer.
Der "Hackenporsche" wurde in den 70ern erfunden, glaube ich.
Meine Mutter hatte ihren ersten irgendwann in den frühen 80ern; sie hat viele Einkäufe grundätzlich zu Fuß erledigt.
In Erinnerung geblieben ist mir die sagenhaft schlechte Qualität dieser Dinger. Die waren wirklich jahrelang ihr Geld nicht wert und ich habe deshalb bis heute darauf verzichtet; keine Ahnung, ob sich daran was geändert hat.
Ich finde Rollkoffer auch bis heute "uncool" und würde nicht den Eindruck erwecken wollen, dass ich meinen Krempel nicht alleine tragen kann.
:D
Raspelbeere schrieb:Noch zu Schulzeiten gab es nur Reisetaschen (jedenfalls für den alltäglichen Gebrauch). Manche Lehrer bestanden darauf, dass man die Reisetasche stets selbst zu tragen habe (Klassenfahrt), "keine Extrawurst" (= es wurde von diesen Lehrern auch nicht auf körperliche Einschränkungen Rücksicht genommen). Mal half dann eine Schulfreundin, das wurde gar nicht gerne gesehen. Mal musste ich alle paar Meter stehenbleiben was die Gruppe verlangsamte, war mir peinlich aber was sonst tun? Oft packte ich weniger als auf der Packliste stand, um Gewicht zu sparen, auch wenn dann geschimpft wurde, dass ich die aufgeschriebenen Gummistiefel, Fernglas... eben nicht dabei hatte.
Ich vermute, hier würde man heutzutage auch flexibler reagieren und wenigstens dem Kind, das das nicht tragen kann und sogar ein Attest hat, einen Rollkoffer erlauben.
Das ist aus Lehrer- wie Schülersicht immer auch eine gruppendynamische Angelegenheit, wo sich "Eigenverantwortung" und "Teamarbeit" in interessanter Weise verknüpfen.
Den Anspruch des Lehrers, ein jeder möge sein Zeug gefälligst selbst schleppen (oder es jedenfalls erstmal versuchen müssen), kann ich gut nachvollziehen, weil der Einzelne dann ggf. recht schnell merkt, was er "kann" oder wo er einfach krass zuviel mitgenommen hat (um damit dann letztendlich anderen aus der Gruppe auf den Geist zu gehen).
Der Anspruch des Verletzten oder Körperbehinderten, das natürlich
nicht so zu machen, ist ebenso verständlich und sollte vom Lehrer nicht missachtet werden; das Eine hat mit dem Anderen erstmal nicht unmittelbar zu tun.
Bei meinem Arbeitgeber war es jahrelang üblich, die frisch engagierten Auszubildenden samt Betreuern auf eine 24-Stunden-Wanderung in teils unwegsames Gelände zu schicken; später wurde daraus die etwas kürzere Umrundung eines Stausees in angemessener Zeit. Das Ganze war Teil einer kompletten Woche zum näheren Kennenlernen, auf dem Land in einer Jugendherberge mit gemeinsamem Kochen und anderen Aktivitäten.
Dabei gab es zu lernen, nicht unbedingt in Sandalen oder Stöckelschuhen wandern zu gehen (damalige Ausbildungsleiterin!) und auch nicht allein in T-Shirt und Shorts eine Nacht im Freien überstehen zu wollen (einige der Jungs), aber auch nicht gerade sein komplettes Zimmer und Bad mitzunehmen. Wer seine Sachen nicht mehr tragen konnte, traf entsprechende Vereinbarungen mit anderen aus der Gruppe: Nicht selten trugen die stabileren Jungs je einen Rucksack vorn und hinten, manchmal mit Ärger über das mitgeführte Komplettsortiment samt Schminkkoffer, aber immer freiwillig. Auch manche Personen wurden gegen Ende von anderen huckepack getragen, ebenfalls freiwillig.
Aufgegeben hat niemals irgendwer, aber das wäre jederzeit erlaubt gewesen und die Abholung war vom Team der Jugendherberge vorher schon entsprechend organisiert.
Die ganztägige Aktion fand ich für viele Leute eigentlich zu heftig, die Stausee-Wanderung nicht. Wer wirklich nicht gekonnt hätte, wäre nicht gezwungen worden, aber da gab es niemanden.
Und obwohl ich den typischen Teambuilding-Ringelpiez-mit-Anfassen nicht leiden kann, fällt mir doch auf:
Als Ergebnis bildeten unsere Lehrlinge aus diesen Jahren im Anschluss wirklich sehr gute Teams, auf die intern und extern Verlass war. Kaum jemand aus dieser Zeit hat die Lehre abgebrochen, viele arbeiten heute noch hier oder halten jedenfalls engen Kontakt zueinander.
Es ist also überhaupt nicht schlimm, sich helfen zu lassen, wenn der Helfer nicht von Dritten dazu gezwungen wird.
Raspelbeere schrieb:Selbst packe ich für mich als Erwachsene ein wohldurchdacht kleines, aber auch nicht zu spärliches Gepäck. Sprich: nicht x Kleidungsstücke für x Eventualitäten, auch keinen "halben Beautysalon", aber auch nicht so, dass ich etwa am Zielort auf einmal einen Regenschirm brauchen würde aber keinen parat hätte.
Das klingt ganz genau nach dem typischen Wander- und Fahrradurlaub:
Was nicht gebraucht wird, kommt nicht mit und was nur ab und zu gebraucht wird, reicht auch einmal (beim Sporturlaub wären das die Alltagsklamotten, die nur manchmal abends stundenweise getragen werden).
Da ist der Schritt zur Radreise vielleicht gar nicht so weit für Dich - mit dem Vorteil, niemals alle Packtaschen auf einmal schleppen zu müssen, weil sie meistens am Rad bleiben können. Wäre das was?
Schwierig wird nur die Kombination von Rad und Zug, weil dann eben doch alles am Stück getragen werden muss, beim Ein- und Aussteigen. Das würde ich vermeiden.