Wie geht ihr mit Kummer um?

Hi!
Normalerweise schreibe ich nur in meinem anderen Thread ( Palliativ und Einsamkeit) und ich habe auch erst überlegt ob ich es dort frage, aber es ist ja doch ein etwas weiteres Thema. Ich hoffe das gibt es nicht schon in der Form. Falls doch, sorry! Dann könnte der Thread gelöscht werden.

Ich wollte mal fragen..
Wie geht ihr mit Kummer um?
Ich möchte es gar nicht spezialisieren, sondern allgemein halten.
Kummer aufgrund von Verlusten oder Trauer, Liebeskummer, allen möglichen Kummer.
Was hilft euch?
Was tut ihr aus Gedanken Spiralen raus zu kommen? Was funktionirrt für euch gut?
Womit lenkt ihr euch vielleicht ab? Was stoppt eure Spirale im Kopf?
Vorweg: ich bin krebskrank, und kann mich nicht so gut ablenken wie es normalerweise bestimmt gut wäre.

@ghostcloud
Ich habe zwei Ansätze:
- ich ignoriere es, Kummer löst gar nichts
- ich tu alles was ich tun kann um die auslösende Situation zu bereinigen
Danach kümmere ich mich um den Rest aus meinem Leben.

So richtig helfen tut mir bis heute nur die Zeit selbst.



Ansonsten neige ich dazu sehr häufig zu mir selber zu sprechen, mir immer wieder was zu sagen, um einen jeweiligen Kummer erträglicher zu machen - oder mit meinem besten Kumpel zu quatschen.

Hunde - die helfen unmittelbar. Mit ihnen Gassi zu gehen oder sie auch nur zu streicheln. Bereits das Ansehen fremder Hunde lässt meinen Kummer immer für den Moment vergessen.

Dokus, Filme und Serien zu schauen konnten mich auch schon immer ablenken.

Musik komischerweise nicht so sehr und wenn doch dann keine feierliche Musik, sondern bspw. traurige-emotionale-orchestrale Soundtracks bspw. ganz besonders.

Fröhliche Musik zieht mich in Phasen des Kummers mehr herunter. Weiß bis heute nicht warum das so ist.
Grundsätzlich verspüre ich auch bei Kummer weniger Lust aufs Musikhören im Allgemeinen. Fernsehen hat mir da schon immer mehr geholfen. Musik, auch Traurige, kann ich nur so richtig gerne hören, wenn ich mich gut fühle.

Spazierengehen in der möglichst einsamen Natur hilft mir auch. Allein als auch mit Hund.

Abahatschi schrieb:Ich habe zwei Ansätze:
- ich ignoriere es, Kummer löst gar nichts
- ich tu alles was ich tun kann um die auslösende Situation zu bereinigen
Danach kümmere ich mich um den Rest aus meinem Leben.

Ähnlich, aber ergänzt um: Es zum Anlass nehmen daraus für zukünftige Situationen zu lernen.

@ghostcloud
Ich sehe richtig großen Kummer als logische Folge richtig großer Enttäuschungen an. Ich kann es gut akzeptieren wenn es mir richtig mies geht, das Leben spielt mit einem manchmal echt übel mit.

Die Kunst ist für mich aber das wieder aufstehen und das weitermachen. Es klingt extrem Platt und ist trotzdem richtig, wenn man zu Boden fällt muss man weitermachen. Trotzdem ist es kein Widerspruch den Kummer und große Trauer als logische Folge von Dingen zu sehen die sehr schief liefen.

Skateboard fahren, tanzen, lustige Filmchen schauen (so richtig bekloppte kurze filmchen, wie bspw der hier
https://www.reddit.com/r/ContagiousLaughter/s/zXugFcUAg4 Oder der hier https://www.reddit.com/r/ContagiousLaughter/s/vjs2eFtqHg), am allerbesten hilft reisen, um so weiter umso besser.

Mit einer guten Freundin darüber sprechen.
Sport.
Laut Musik hören.

Danke schon mal für eure Antworten und den Input.

- Darüber reden ist gut
- Serien und Filme schauen vielleicht
- Hunde sind toll
- Sport, Tanzen, so erwas, aber in meiner Situation geht's leider nicht.
- Ignorieren ist ein interessanter Punkt. Das ist etwas was mir sehr schwer fällt

rhapsody3004 schrieb:Grundsätzlich verspüre ich auch bei Kummer weniger Lust aufs Musikhören im Allgemeinen. Fernsehen hat mir da schon immer mehr geholfen. Musik, auch Traurige, kann ich nur so richtig gerne hören, wenn ich mich gut fühle.

Es geht mir genauso. Musik transportiert Emotionen. Das fällt mir dann sehr oft schwerer, traurige Musik geht dann gar nicht.

PStanisLove schrieb:Trotzdem ist es kein Widerspruch den Kummer und große Trauer als logische Folge von Dingen zu sehen die sehr schief liefen.

Du hast recht. Danke dir!

Raspelbeere schrieb:Ähnlich, aber ergänzt um: Es zum Anlass nehmen daraus für zukünftige Situationen zu lernen.

Auch ein guter Satz. Und dabei das Vertrauen nicht verlieren. Schwer manchmal.

ghostcloud schrieb:Sport, Tanzen, so erwas, aber in meiner Situation geht's leider nicht

Meinst du in der aktuellen oder bist du körperlich nicht dazu in der Lage?
Manchmal hilft es mir auch mich auf die Couch zu legen und Filme /Serien suchten.

ghostcloud schrieb:Musik transportiert Emotionen. Das fällt mir dann sehr oft schwerer, traurige Musik geht dann gar nicht.

Wenn es mir schlecht geht höre ich auch nie traurige Musik.
Das geht dann eher in Richtung Black Metal oder techno.
Hauptsache laut

ghostcloud schrieb:Es geht mir genauso. Musik transportiert Emotionen. Das fällt mir dann sehr oft schwerer, traurige Musik geht dann gar nicht.

Die traurige-emotionale Musik würde bei mir aber, wenn ich Kummer habe/hätte, komischerweise immer noch eher gehen/funktionieren als fröhliche-feierliche oder aggressive Musik. Sie baut

Aber mir fällt es allgemein schon schwer in Zeiten, in denen es mir nicht gut geht, Musik zu hören - ganz gleich welche.

Aber wenn doch mal, dann komme ich komischerweise mit trauriger-emotionaler Musik, besonders dann orchestralen Scores, besser zurecht. Kann mich dann auch viel besser auf die einlassen.

Ich finde es wichtig, sich selber die Trauer, den Kummer zu erlauben.
Oft kostet es Kraft dagegen anzukämpfen und man macht sich selber noch fertig, weil man es nicht passend findet, traurig zu sein.
Oder man möchte den Schmerz nicht spüren.

Meiner Erfahrung nach kann es besser sein, diesen Schmerz zu akzeptieren.

Cherokee.rose2 schrieb:Meinst du in der aktuellen oder bist du körperlich nicht dazu in der Lage?

Ja, wegen meiner gesundheitlichen Situation. Ich bin krebskrank und seit einigen Wochen körperlich ziemlich schwach. Sport kann ich nicht mehr machen.
Ich kann im Moment nicht mal mehr gehen, das war vor einiger Zeit noch möglich. Aber ich kämpfe dafür.

Cherokee.rose2 schrieb:Manchmal hilft es mir auch mich auf die Couch zu legen und Filme /Serien suchten.

Viel mehr kann ich auch nicht tun um mich irgrndwie mal kurz abzulenken. Aber das hilft für eine Weile

Bundeskanzleri schrieb:Ich finde es wichtig, sich selber die Trauer, den Kummer zu erlauben.
Oft kostet es Kraft dagegen anzukämpfen und man macht sich selber noch fertig, weil man es nicht passend findet, traurig zu sein.
Oder man möchte den Schmerz nicht spüren.

Meiner Erfahrung nach kann es besser sein, diesen Schmerz zu akzeptieren.

Das sind kluge Gedanken von dir. Und ich glaube auch dass es gut und sogar sehr wichtig ist es sich zu erlauben.
Aber wenn man zu sehr versinkt, ist ein Stopp manchmal gut. Das versuche ich irgendwie zu finden. Aus dem Kummer aussteigen, kurze Zeit.

ghostcloud schrieb:ich irgendwie zu finden. Aus dem Kummer aussteigen, kurze Zeit.

Probier mal, dir eine feste Zeit vorzunehmen.
10 oder 15 Minuten.
Du kannst dir einen Wecker stellen, wenn der klingelt, kommst du zurück.

Sei dir bewusst, dass es diese Zeit für die Trauer gibt und du sie auch bewusst aufsuchen kannst. Und sie auch vollpackst mit dem Schmerz, vor allem auch Mitgefühl für dich. Und du kannst sie auch bewusst selber beenden.
SomIt hast du eine gewisse Kontrolle.
Vielleicht nimmst du dir vorher bewusst etwas Schönes für danach vor. Ein guter Duft, ein Lied, ein Telefonat.

Das wäre meine Idee für dich.

Hallo Ghostcloud,

Bundeskanzleri hat recht. Du bist jedoch in einer besonderen Lage und brauchst Deine Kräfte vielleicht für anderes und den Fokus auf Positivem?

Wie wäre zum „Aussteigen“ ein gutes Buch, das Dich in eine andere Welt holt?
Etwas von Lion Feuchtwanger?
Oder, völlig anders, von Hanns-Josef Ortheil?
Ein dicker Schmöker zum Versinken: Der Graf von Monte Christo?

Original anzeigen (1,8 MB)

Liebe Grüße an Dich, Maja

(Meine Lieblingsrose, blüht aktuell natürlich noch nicht, wird aber nicht mehr lange dauern)

Ich setze bei mir den Kummer meist mit Traurigkeit gleich.

Wichtig ist die Dinge immer sachlich zu betrachten. Aus den Fehlern, die Zu Problemen und daraus entstehendem Kummer und Sorgen führen muss man lernen und es das nächste Mal besser machen.
Ich bin aber auch emotional über die letzten 10-15 Jahre auch abgestumpft und lasse Probleme auch nicht an mich ran.

Als sich meine damalige Freundin und ich vor einigen Jahren nach 8 Jahren Beziehung getrennt hatten, war ich 1-2 Tage traurig. Überlegt man aber, was falsch lief und an welchem Punkt man falsch abgebogen ist, lernt man daraus es in der nächsten Beziehung besser zu machen.

Bundeskanzleri schrieb:Probier mal, dir eine feste Zeit vorzunehmen.
10 oder 15 Minuten.
Du kannst dir einen Wecker stellen, wenn der klingelt, kommst du zurück.

Sei dir bewusst, dass es diese Zeit für die Trauer gibt und du sie auch bewusst aufsuchen kannst. Und sie auch vollpackst mit dem Schmerz, vor allem auch Mitgefühl für dich. Und du kannst sie auch bewusst selber beenden.
SomIt hast du eine gewisse Kontrolle.
Vielleicht nimmst du dir vorher bewusst etwas Schönes für danach vor. Ein guter Duft, ein Lied, ein Telefonat.

Danke für den Tipp 🙏🏻
Du meinst, mir bewusst Zeit nehmen für den Kummer und dann aber wieder aussteigen? Das ist das schwere für mich, aber ich möchte deiben Vorschlag probieren.

Maia schrieb:Du bist jedoch in einer besonderen Lage und brauchst Deine Kräfte vielleicht für anderes und den Fokus auf Positivem?

Ja, ich bin in einer besonderen Lage. Und was für gesunde Menschen sicher hilfreich sein kann, wie auspowern zb, das fällt dann weg.
Meine Möglichkeiten sind beschränkt.

Maia schrieb:Wie wäre zum „Aussteigen“ ein gutes Buch, das Dich in eine andere Welt holt?
Etwas von Lion Feuchtwanger?
Oder, völlig anders, von Hanns-Josef Ortheil?
Ein dicker Schmöker zum Versinken: Der Graf von Monte Christo?

Eigentlich ein echt guter Tipp von dir. Und ich lese eigentlich sehr gerne. Aber lesen ist durch meine Umstände manchmal ziemlich schwierig. Ich kann mich auf etwas sehr langes dann nicht gut konzentrieren oder es verschwimmt.
Trotzdem würde ich es versuchen.
Danke dir für das tolle Foto. ☀️

Obse89 schrieb:Ich setze bei mir den Kummer meist mit Traurigkeit gleich.

Ich auch!

Obse89 schrieb:Ich bin aber auch emotional über die letzten 10-15 Jahre auch abgestumpft und lasse Probleme auch nicht an mich ran.

Das bedeutet du verdrängst es hast du da einen Weg gefunden dass es abprallt?

Durch meine Krankheit bin ich emotional nicht immer so stabil, das macht für mich Kummer irgendwie schwer auf mehreren Ebenen.

ghostcloud schrieb:mir bewusst Zeit nehmen für den Kummer und dann aber wieder aussteigen?

Ja, ganz genau.

Das Aussteigen ist dann vorgegeben durch eine Zeitvorgabe. Das macht es leichter, nicht in dem Tief zu versinken.
Ohne diesen Rahmen möchtest du irgendwann raus aus dem Tief, bist aber schon zu weit drin. Durch die Struktur wird versucht genau das zu vermeiden.
Dadurch bekommst du mehr Kontrolle und bleibst Chef deiner Gefühle.

Muss auch nicht beim ersten Mal funktionieren, ist auch Übungssache.

Viel Erfolg jedenfalls :Y:

Bundeskanzleri schrieb:Ohne diesen Rahmen möchtest du irgendwann raus aus dem Tief, bist aber schon zu weit drin. Durch die Struktur wird versucht genau das zu vermeiden.
Dadurch bekommst du mehr Kontrolle und bleibst Chef deiner Gefühle.

Das ist mein Problem, ich quäle mich dann selbst, und bin verzweifelt weil ich nicht raus finde.
Ich werde das versuchen.
Chef meiner Gefühle sein hört sich gut an für mich.

Weinen

Oftmals geht es einem danach schon wieder viel besser.
Wenn dann erstmal alles raus ist, versuche ich mich abzulenken oder halt an die positiven Dinge zu denken.

Jule schrieb:beschäftigt
Weinen

Oftmals geht es einem danach schon wieder viel besser.

Weinen ist gut, es raus lassen ist gut. Aber es ist dann auch manchmal wie wenn man langsam immer mehr im Moor versinkt...