ghostcloud schrieb am 01.05.2024:Wie geht ihr mit Kummer um?
Ich möchte es gar nicht spezialisieren, sondern allgemein halten.
Kummer aufgrund von Verlusten oder Trauer, Liebeskummer, allen möglichen Kummer.
Was hilft euch?
Was tut ihr aus Gedanken Spiralen raus zu kommen? Was funktionirrt für euch gut?
Womit lenkt ihr euch vielleicht ab? Was stoppt eure Spirale im Kopf?
Ich bin letztes Jahr (aufgrund äußerer Umstände und das Treffen von sehr schweren Entscheidungen) an meine eigenen Grenzen gekommen. Ich war innerlich ausgebrannt und hatte in mir eine tiefe, schwere Trauer. Dinge, die mir früher Spaß gemacht hatten, brachten mir nichts mehr und an Freude war nicht mal mehr zu denken.
Ich habe mir dann Hilfe geholt. Ich brauchte Input von Außen, um aus meinem eigenen Gedankenkarussell und meinem Trauertief wieder herauszukommen.
Ich habe als Erstes lernen müssen,
loszulassen, und zwar alles, was außerhalb meiner eigenen Macht liegt. Das war ein schmerzhafter Prozess, weil es mir wie eine Art Kontrollverlust über mein eigenes Leben vorkam. Es gibt ja nicht umsonst den bösen Spruch "man hat die Kontrolle über sein Leben verloren".
Ich muss dazu erwähnen, dass ich immer eine Anhängerin davon war, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Ich musste erkennen, dass manchmal alle Wege ausgeschöpft sind. DAS war die absolute Härte für mich.
Ich habe gelernt, zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann. Das tat irgendwie auch weh, weil das erste Gefühl auf diese gedankliche Akzeptanz, eine emotionale Machtlosigkeit und Ohnmacht war.
Der Weg war steinig, glich einer Sinuskurve, weil mein Verstand zwar begriffen hatte, dass man Akzeptanz und Loslassen einfach lernen muss, aber die Emotionen nicht mitziehen wollten.
Letztendlich hat mir die stoische Sichtweise auf die Dinge des Lebens geholfen. Im Stoizismus sagt man, dass man nur ca. 10 % Einfluss auf das eigene Leben hat und die restlichen 90 %, sich unserer Macht und Kontrolle entziehen.
Schicksalsschläge passieren, Krankheiten können einen treffen, menschliche Verluste erleidet man usw.
Es geht um die Art und Weise, wie man auf solche Dinge des Lebens reagiert.
Ich habe mir eine Zeit der Trauer gegönnt, das war meine Loslassarbeit. Dann habe ich mit meiner Psychologin nach Wegen und Methoden gesucht, damit mich Trigger nicht abstürzen lassen.
Mir half klassische Musik und Meditation, um mich innerlich zu beruhigen. Diverse Medikamente wollte ich nicht als Option.
Gegen Gedankenkarusselle habe ich jetzt den Stoizismus, mit dem ich mich intensiv befasst habe und fast täglich befasse. Das war und ist Ablenkung und Einsicht in einem.
Auf diesem Weg habe ich auch lernen müssen, dass man nur wieder die Freude und das Lachen lernt, wenn sich selbst Gutes tut. Meine Psychologin nennt das Selbstfürsorge. Ich dachte, dass ich immer selbst für mich gut gesorgt hätte, musste aber erkennen, dass wenn ich in Trauer versunken war, genau in diesem Augenblick ...
eben nicht für mich selbst gesorgt hatte!
Manchmal sieht man es nicht selbst und ich danke meine Psychologin, dass sie in dieser Beziehung knallhart mit mir umgegangen ist. Wir hatten das im Vorfeld so vereinbart, weil ich schnell aus dieser für mich selbst belastenden Situation rauskommen wollte.
Im Endeffekt war es für mich der Erkenntnisgewinn, dass ich mit Trauer nichts an Tatsachen ändern kann und wenn ich eh nichts ändern kann, kann ich für mich die Entscheidung treffen, dass ich trotz allem, das Leben genießen und Freude haben kann.
Ich bin durch das Tal durch und resilienter geworden.
Ich wünsche Dir, dass Du für Dich die Dinge findest, die Dir helfen, Dich mit Deinem Schicksal zu arrangieren.