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Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression
20.04.2012 um 19:39Nihilismus
Im philosophischen Sinn bezeichnet Nihilismus Lehren, die entweder die Existenz einer Wirklichkeit (metaphysischer Nihilismus), die Geltung eines Sittengesetzes (ethischer Nihilismus) oder den Bestand irgendeiner Wahrheit (logischer Nihilismus) verneinen. In der modernen Philosophie wird der Begriff Nihilismus wegen seiner Mehrdeutigkeit und des diffamierenden Beigeschmacks wenig verwendet. Seine unterschiedlichen Bedeutungen im Verlauf der Geistesgeschichte lassen sich festmachen an dem, was verneint wird:
-ein umfassender oder partieller Sinn des Lebens
-ein Sinn der Weltgeschichte
-erkennbare Tatsachen
-moralische Verbindlichkeit, Werte, etc.
Im ersten und zweiten Fall verneinen Nihilisten, dass irgendeine Religion, Weltanschauung, philosophische oder politische Lehre den richtigen Weg zu leben weisen kann und lehnen daher jede Form von Engagement ab. Als problematisch kann hier die Aufrechterhaltung von Sinn als Motivation zur Handlung erlebt werden. Im dritten Fall handelt es sich um erkenntnistheoretischen Skeptizismus, im vierten um Protest, die Ablehnung gesellschaftlicher Werte und Normen bis hin zum Amoralismus.
Misanthropie
Misanthropie charakterisiert eine Geisteshaltung, keine Handlungsweise. Ein Misanthrop muss weder gewalttätig, aggressiv noch arrogant sein, altruistisches Handeln ist bei ihm nicht ausgeschlossen. Die Misanthropie steht, trotz des etymologischen Anscheins, begrifflich nicht im Gegensatz zum verwandten Begriff der Philanthropie, mit welchem im Allgemeinen eher die Handlungsweise als die Einstellung eines Menschen bezeichnet wird.
Viele Gründe können Menschen dazu bringen, die Menschheit im Allgemeinen zu verachten: unerfreuliche Erfahrungen mit anderen Menschen, eine negative Beurteilung des menschlichen Wirkens auf der Erde, eine (etwa religionsgespeiste) negative Ansicht über die Moral des Menschen, seine ästhetische Ablehnung, der Wunsch nach einem nicht-menschlichen Nachfolger der Menschen und vieles andere mehr. Oft misst der Misanthrop den Menschen an der Elle eines Ideals, bemerkt dabei die Abweichung, und das lässt ihn dann zu der Überzeugung gelangen, dass alle Menschen von Grund auf schlecht seien.
Bei extremen Fällen von Abscheu dem Menschen gegenüber sondert sich der Misanthrop ab und führt ein Einsiedlerdasein. Diese selbst gewählte Isolation ist von pathologischer Menschenscheu zu unterscheiden, bei der trotz des Wunsches danach keine Nähe zur umgebenden menschlichen Gemeinschaft erreicht werden kann.
„So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zueinander; aber ihre vielen widerwärtigen Eigenschaften und unerträglichen Fehler stoßen sie wieder voneinander ab.“ – Arthur Schopenhauer
Nach einiger Zeit der Überlegung, der Hoffnung und der Enttäuschung, bin ich zu einer Erkenntnis gekommen, die sich sicherlich in den meisten Fällen bestätigt, wenn man seine geistige Isolation spürt, sie erkennt und seine Einsamkeit akzeptiert, da man die Hoffnung auf geteilte "Seelenverwandtschaft" aufgegeben hat, merkt das all die Frustration, Traurigkeit, der Weltschmerz reine Zeitverschwendung sind, man auch seine Depression erkennt und auch zugibt unter Depressionen zu leiden, ein dauerhaft lähmendes Gefühl in sich trägt. Dann folgt nach dieser Erkenntnis und dem Akzeptieren dieser Umstände ein Prozess, der einen immer mehr zum misanthropischen Nihilisten macht. Besonders wenn man von anderen Leuten umgeben ist, sich verstellt und auch sich selbst etwas vormacht, bereut man immer wieder diese Unehrlichkeit, doch dann nach einiger Zeit erkennt man das auch dieser ablehnende Nihilismus zur Last wird, auch wenn dieser einige Zeit, völlige geistige Freiheit verschafft, man fühlt sich gedanklich ungebunden. Diese Zeit umhüllt einen mit "Dunkelheit" doch man genießt diese innere Dunkelheit, man verabscheut das blendende, das lebhafte, diesen Zwang zur glücklichen Fröhlichkeit mit Grinsegesicht dazu. Doch irgendwann merkt man das eben diese Eigenschaft fehlt, man beginnt die Menschen allgemein zu hassen, man beschäftigt sich immer mehr mit den negativen Seiten der Menschen, statt den positiven. Man wird blind für das schöne am Leben.
Bla bla bla, ein jahrelanger Prozess in (meinem) Leben neigt sich dem Ende entgegen, noch ist es reine Ungewissheit was die Zukunft betrifft, doch je mehr ich in der Gegenwart, statt in der Vergangenheit und Zukunft lebe, je mehr genieße ich wieder das Leben, diese kurzen Episoden des Lebens, an denen einen alles und jeder egal sein kann, weil man es für andere ja im Prinzip auch ist (wenn dies nicht so wäre, wäre es ebenso grausam Mensch zu sein, ständig von interessierten, neugierigen Gestalten umgeben zu sein ist auch lästig).
Doch was hat es mit diesem Thema hier wieder aufsich?
"Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression"
Ich sag es mal so, Nihilismus und Misanthropie resultieren aus einer Depression, in den meisten Fällen. Man verbindet mit all diesen Begriffen nix positives, man will nicht so denken oder diesen Gedanken verfallen, doch wenn man es tut stellt man sich sehr interessante Fragen, meistens entstehen diese Fragen aus dem Gefühl der Einsamkeit (selbst dann wenn man von Freunden, Familie oder guten bekannten umgeben ist), man stellt sich elementare Fragen, diese Fragen führen zu mehr Fragen, ein Teufelskreis, doch irgendwann (wenn man sich wirklich genug depri gefühlt hat und inneres Mimimi betrieben hat) schafft man es wenigstens etwas diesen Kreis zu durchbrechen, man stellt sich weniger Fragen, sondern beginnt sich selbst Antworten zu geben, eine dieser Antworten folgt ganz schnell auf gewisse Sinn/Sinnlosfragen. Was zur Hölle erwarte ich von mir, was erwarten andere von mir, die Antwort ist NICHTS! Wenn man Tiere und Menschen vergleicht gewinnt man irgendwann die Erkenntnis das nen Vogel vermutlich nen sinnvolleres Leben hat als ein Mensch, man sieht ja sich und den Rest der Menschheit als reine Plage die aus ihren Fehlern kaum bis nix lernt, man will lieber dieser unbefangene, rumflatternde Vogel sein, den Wind zwischen den Federn fühlen usw.
Doch dann merkt man das dieser misanthropische Nihilismus zu eben dieser "Freiheit" führen kann, wenn man keine Hoffnungen mehr hat, wodurch sollte man denn da enttäuscht werden, man beginnt zu denken: "was hab ich schon zu verlieren?" und hat immer mehr Lust zu entdecken was man alles im Leben verlieren kann um es dann wieder etwas mehr wert zu schätzen. Die Situation ist vergleichbar mit nem Adligen reichen Sack, der einfach mal beschlossen hat in die 3.Welt zu gehen und freiwillig in völliger (kapitalistischer) Armut zu leben. Dieses Experiment wurde schon einige male gewagt, immer mit einem ähnlichen Ergebnis, diese Menschen haben wieder angefangen sich selbst und ihre Mitmenschen zu lieben, die einfachsten Dinge können einen Freude bereiten. Man merkt in welch geistiger Armut man bisher gelebt hat!
Nihilismus, Misanthropie und Depressionen sind zusammen eine "Krankheit" der 1. Welt, doch sind diese Symptome von Zivilisationskrankheit vielleicht notwendig um sein inneres und äußeres Gleichgewicht zu suchen? Kann die Liebe zwischen Menschen daran etwas (für gewisse Zeit) ändern, oder ist man damit völlig sich selbst überlassen? Einsamkeit oder Zweisamkeit im Leben, auf physischer Ebene kann Zweisamkeit was schönes sein, doch irgendwann führt diese immer auch zu geistiger Verwahrlosung und zweisamer Belanglosigkeit, man kann auch in einer noch so schönen Beziehung in diese Denkmuster verfallen und bekommt dann und wann Fluchtgedanken.
Als "kleine" Zusammenfassung: Wenn man diese Gedanken in ähnlicherweise besitzt, beginnt sich der Geist immer mehr vom Köper zu trennen in seinen Gedanken will man kein Mensch mehr sein, sondern ein völlig ungebundenes Wesen das seine Traurigkeit, seinen Hass durch geistige Freiheit überwinden will, seine Einsamkeit als das akzeptiert was es ist, man wird immer sich selbst und seinen Gedanken ausgeliefert sein, bis zum Tod, die gestellten Sinnfragen bleiben bis zum Schluss unbeantwortet auch wenn man sich hier und da einen kurzweiligen Sinn im Leben gegeben hat...
Nur Menschen die ihre Menschlichkeit verneinen, mit all ihren Konsequenzen, können sich frei fühlen. Doch erheben sich damit über die Zwischenmenschlichkeit und gehen das Risiko ein, alles Zwischenmenschliche zu verlieren, nur um eben dieses Bedürfnis nach Nähe wieder zu entdecken und wert zu schätzen. So nach dem Motto gib alles auf um dafür zu kämpfen. Laut Nietzsche ist ja das Leben "Kampf/Krieg" für jeden, nach innen und nach außen. Am Ende all dieser Gedanken ist man noch immer ein Mensch auf Sinnsuche und ist auf Zwischenmenschlichkeit angewiesen, Abgrenzung und Egoismus schaffen Freiheit aber auch Einsamkeit.
Seit langem mal wieder ein langer Seelenstriptease von mir hier auf Allmy, lasst euch nicht vom vielen Text abschrecken. Dieses Thema ist mal wieder nur eine Sammlung meiner wöchentlichen Gedanken, dich mich jedoch schon einige Jahre begleiten und reifen ;)
Gibt es hier ähnliche Gedanken von anderen? (auch wenn diese Frage aus Sicht meines teilweise vorhandenen Nihilismus vielleicht sinnlos für den einen oder anderen erscheint :P)
(für welche die es kurz mögen, die einfache Frage, resultieren Nihilismus und Misanthropie aus Depressionen? Wenn ja kann dieser Erkenntnisprozess schon ein erster Weg sein um an seinen Lebensumständen etwas zu ändern, auch wenn man es am Anfang als sinnlos betrachtet und Gedanklich völlig in anderen Sphären schwebt?) Bin auf Meinungen anderer gespannt und werde Gegenmeinungen und Vorschläge oder Fragen (selbst Fragen wie: "was soll dieser Mist hier?") nicht als sinnlos betrachten! ;)