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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

13 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Sterben, Weinen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 07:09
Gestern musste ich meinen Onkel im Krankenhaus gehen lassen. Er hatte Speiseröhrenkrebs und Metastasen in den Knochen (wer weiß, wo noch überall).

Ich stand gemeinsam mit meiner Mutter an seiner Seite, als er im Krankenbett verstorben ist.

Nun habe ich zwei Fragen, vielleicht gibt es hier Mitglieder die so etwas selbst schon einmal erlebt haben oder rationale Erklärungen haben.

Zuerst habe ich gesehen, dass seine Augen kurz vor seinem Tod ganz "wässrig" wurden und auf seiner Nase hatte sich schon viel Flüssigkeit gesammelt (ist direkt von den Augen dorthin gelaufen). Kann es sein, dass er geweint hat? Oder kann man das Ganze mit einer "normalen" Reaktion des Körpers beschreiben?
Zudem hat er in den letzten Sekunden seines Lebens den Mund ganz ganz übel verzogen, als hätte er Schmerzen... Das Bild will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.


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Numa ehemaliges Mitglied

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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 07:31
@dog

Ich war auch schon dabei, als ein Familienmitglied gestorben ist, auch mit meiner Mutter. Hatte sogar heute (bzw. gestern) daran gedacht.

Auch viele Tiere habe ich Sterben sehen.

Jeder stirbt wohl auf seine Weise... aber ich glaube daran, dass nur die Seele den Körper verlässt und dann anderswo hingeht oder noch auf der Welt weilt.

Selbst wenn dein Onkel beim Sterben Schmerzen empfunden hat, so waren diese nur im Übergang. Er ist jetzt befreit davon. Es kann auch sein, dass er traurig war, sich verabschieden zu müssen, was ich eher glaube. Die Tränen sprechen auch dafür. Er hat quasi gesprochen, ohne zu sprechen und dir ein Gefühl hinterlassen.

Du kannst innerlich auch jetzt noch mit ihm kommunizieren, er hört dich bestimmt. :)
Er scheint schon eine vertraute enge Bindung zu dir/euch gehabt zu haben..?

Liebe Grüße


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 07:36
@Numa
Eine sehr vertraute... Ich bin mit bei ihm aufgewachsen sozusagen ;) Er wohnte nur eine Straße entfernt, hatte nie Kinder und war auch nie verheiratet.

Bei ihm war alles erlaubt, was meine Eltern nicht erlaubten. ;) Ich war schon immer verrückt nach Haustieren (Hunde, Pferde, Kaninchen, Meerschweinchen). All das hat er mir erlaubt, meine Eltern wollten nie Tiere im Haus.

Ich habe viel Zeit meines Lebens bei ihm verbracht.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 07:49
@dog

Erstmal herzliches Beileid.

Natürlich kann es ein das dein Onkel Schmerzen hatte, aber genauso gut kann es auch einfach nur eine Muskelanspannung oder Entspannung gewesen ist, niemand wird es je genau sagen können.

Das gleiche trifft auf die Tränen zu, meiner Meinung nach.

Das dir der Tod von deinem Onkel sehr nahe geht, ist vollkommen normal und natürlich. Du hattest ja beschrieben, wie eng euer Verhältnis war. Aber Trauer gehört zum Leben und früher oder später wirst du an die schönen Zeiten mit ihm denken und dich so seiner erinnern. Schließlich hat er einen großen Einfluss auf dein Leben (gehabt) und durch die Zeit die du mit ihm verbracht hast, bist du zu dem Menschen geworden, der du nunmal bist.

Tut mir leid, besser kann ich es gerade nicht erklären.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 19:17
Ich hab das jetzt dreimal gemacht.
Zuerst meine Mutter, dann meinen Vater, und Anfang des Jahres meine Schwägerin.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 20:23
Habe extra während meiner Umschulung zur Betreuungskraft noch einen Kurs zur Sterbebegleiterin absolviert. Bisher habe ich einen meiner Schützlinge über die Brücke begleitet - es war ein bzw. es bleibt ein sehr vertrauter Moment


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

29.11.2015 um 20:39
@dog
Ich habe mehrere Menschen im Sterben begleitet, beruflich bedingt. Allerdings waren diese Menschen schon seit Jahren im Wachkoma gelegen, Mimik und die von dir geschilderten Tränen (wenn es welche waren) gab es bei ihnen nicht.
Trotzdem war wahrnehmbar dass sie gegen den Tod gekämpft haben, ich denke dass es nicht einfach ist sich von unserer gewohnten Welt zu verabschieden und in eine andere hinüberzugehen. Man weiß ja nicht was einem da erwartet und Abschied nehmen fällt uns Menschen nicht leicht, vor Allem weil man im Tod allein ist (weiß man nicht aber diesen Gedanken bringt der Tod mit sich)
Was es deinem Onkel mit Sicherheit leichter gemacht hat war dass er nicht allein gelassen wurde. Du warst da und bist ihm in den schweren Stunden beigestanden. Um auf die Tränen zurück zu kommen, vielleicht war es wirklich nur Flüssigkeit Ansammlung, vielleicht aber auch wirklich Tränen. Den Mund hat er evtl. willkürlich verzogen, vielleicht auch weil er noch etwas sagen konnte aber die Kraft gefehlt hat, vielleicht wollte er dir sagen dass er dich lieb hat und danke dass du da bist. Ich persönlich glaube nicht dass er am Ende Schmerzen hatte wenn er vorher keine hatte.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

30.11.2015 um 01:18
@Syrah
@dog
@bo
Zitat von SyrahSyrah schrieb:Ich habe mehrere Menschen im Sterben begleitet, beruflich bedingt.
Ich auch. Es ist sehr unterschiedlich, das Schönste war, bei meiner Mutter dabei sein zu dürfen.

Ich wünsche mir, so gehen zu können, wie es meine Mutter getan hat, ihre Töchter waren bei ihr, und sie wünschte uns alles das Beste.
Sie war grossartig.

Unterdessen habe viele Menschen in Tod begleitet, auf jeden wartet es, und trotzdem wollen wir es bis zu Schluss oft nicht wahrhaben,
ich möchte lieber vorbereitet sein als flugs aus dem leben geholt, aber das kann man sich nicht wünschen.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

30.11.2015 um 06:47
Danke Euch allen für die Antworten, gestern war der Bestatter da und darum waren wir den ganzen Tag bei meiner Mutter... Seine Unterlagen musste ich aus seinem Haus holen, war kein schöner Tag.

Ich habe gestern noch viel über seinen Tod am Samstag nachgedacht. Meine Frau macht auch Sterbebegleitung (beruflich) und sagt, sie habe noch nie bei einem Menschen Tränen dabei gesehen.

Meine Mutter erzählte mir, dass es ihr vorkam als würde es ganz kalt im Zimmer werden, kurz bevor er starb.

Tja... Das kann natürlich auch alles Einbildung gewesen sein... Herausfinden werde ich es wohl nie, ob er wirklich geweint hat. Er hat auch nie über den Tod gesprochen, da hat er sich verweigert. Wollte auch nie über seine Beerdigung sprechen...


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

30.11.2015 um 17:01
Ich habe meine Mutter und meinen Vater bein Sterben begleitet.
Das ganze hat mich unermesslich viel Kraft gekostet.
Ich habe es gerne getan aber jedes mal ist ein stück von mir mit gestorben.
Aber Ich bin froh es getan zu haben......


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

30.11.2015 um 19:22
Ich habe meinen Vater wenige Stunden vor seinem Tod nochmal besucht. Die schreckliche Krankheit u. sein Sterben haben mich monatelang völlig aus der Bahn geworfen.

Ich kann daran nichts Schönes oder Natürliches empfinden, sondern tiefsten Schmerz und Weh.
Ich bräuchte sowas nicht nochmal.

Dennoch würde ich es machen, denn es wäre ein schrecklicher Gedanke für mich, das ein mir sehr nahestehender Mensch völlig allein ist, wenn er sterben muss.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

01.12.2015 um 18:44
@borabora
Zitat von boraboraborabora schrieb:Ich kann daran nichts Schönes oder Natürliches empfinden, sondern tiefsten Schmerz und Weh.
Ich bräuchte sowas nicht nochmal.

Dennoch würde ich es machen, denn es wäre ein schrecklicher Gedanke für mich, das ein mir sehr nahestehender Mensch völlig allein ist, wenn er sterben muss.
Das stimmt, es ist nie "schön", sondern immer traurig,
manchmal ists auch so, das ein geliebter Mensch erst dann sterben kann, wenn niemand im Zimmer ist, weil sie ihn zurückhalten, manchmal ists gut, dabeizusein, es ist so unterschiedlich, jeder Mensch ist anders, wie bei der Geburt, im Leben auch.


@dog
Zitat von dogdog schrieb:Zuerst habe ich gesehen, dass seine Augen kurz vor seinem Tod ganz "wässrig" wurden und auf seiner Nase hatte sich schon viel Flüssigkeit gesammelt (ist direkt von den Augen dorthin gelaufen). Kann es sein, dass er geweint hat? Oder kann man das Ganze mit einer "normalen" Reaktion des Körpers beschreiben?
Zudem hat er in den letzten Sekunden seines Lebens den Mund ganz ganz übel verzogen, als hätte er Schmerzen... Das Bild will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Kann sein das er geweint hat, Mimik sagt schon viel aus, aber das heisst nicht das er es anders wollte, denke den Tod bewusst erleben können wir nicht ohne Schmerz dabei,
es ist wie bei einem Zahn den man zieht, dein Onkel ist durch eine Krankheit gegangen,
die normale Reaktionen, Wasseransammlungen durch Nierenversagen etc. , Lungensekrete durch Mund und Nase sind auch sehr normal.
Menschen die einfach nur alt sind und bereit zu gehen, gehts oft ganz leicht, mit dem buchstäblichen Lächeln, resp. entspannter Ausdruck, aber auch nicht immer.
Auch wäre es vermessen zu sagen, die, die nicht entspannt sterben oder Kampf haben, hätten zuwenig gut gelebt oder seien nicht gereift, unglücklich oder schlecht gewesen.

Es gibt keinen Massstab dafür.
Aber die Mehrzahl der altersbedingten Tode waren sehr friedlich, würdig und meist im Sinn vom Sterbenden.


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Sterbebegleitung - wer hat es schon einmal erlebt?

01.12.2015 um 18:52
Zitat von lilitlilit schrieb:Das stimmt, es ist nie "schön", sondern immer traurig,
manchmal ists auch so, das ein geliebter Mensch erst dann sterben kann, wenn niemand im Zimmer ist, weil sie ihn zurückhalten, manchmal ists gut, dabeizusein, es ist so unterschiedlich, jeder Mensch ist anders, wie bei der Geburt, im Leben auch.
Ja, so ist es. Und die Sterbenden gehen nicht immer friedlich... oder entspannt.


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