Der falsche Zug - Mordfall Dorothea Herzfelder

JestersTear schrieb:erste eigene Fußball-Erfahrung als Kind Mitte der Siebziger, Gegner & Ergebnis zwar noch im Kopf, sonst vom Spiel selbst rein gar nichts mehr nach so langer Zeit

Wobei das Spiel Polen gegen Argentinien eines der besten der WM 74 war, wage ich mal zu behaupten. Das dürfte an dem Abend und darüber hinaus Gesprächsstoff für viele Fußballfans gewesen sein.

Aus einem anderen Grund könnte der einen oder dem anderen Fußball und besonders Argentinien im Zusammenhang mit sexueller Gewalt in Erinnerung geblieben sein.

Die (argentinische) Mannschaft logierte im Holiday Inn in Sindelfingen. Einer der Spieler soll dort ein Zimmermädchen vergewaltigt haben. Zum Prozess kam es nicht, die Polizei ermittelte wegen sexueller Beleidigung, es erging kein Haftbefehl. Flugs setzten die Argentinier den mutmaßlichen Übeltäter in den Flieger nach Hause. Damit war der Fall für die Justiz erledigt.

Quelle: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wm-1974-erinnerungen-an-argentinische-naechte-in-stuttgart.404258b1-b66d-4201-8a22-25b2de8e0bac.html

@cjelli

Super Artikel, vor allen Dingen auch mit Relevanz für diesen Fall. Wenn nach dem Spiel noch was in Sachen "polnische" oder "argentinische Nacht" abging, ist die Chance noch größer, daß sich jemand an genau diese Nacht erinnert - wenn denn die vermeintlichen Zeugen noch am Leben sein sollten.

Argentinische Fans werden damals aber nicht in Mengen dabei gewesen sein. Es war einfach noch nicht üblich, interkontinental zu Vorrunden-Spielen zu fliegen, vielen südamerikanischen Ländern ging es in den frühen 70s wirtschaftlich nicht gut , was letztlich in Militärdiktaturen endete. Sehr unwahrscheinlich, daß DH zu einem Südamerikaner ins Auto stieg.

cjelli schrieb:Wobei das Spiel Polen gegen Argentinien eines der besten der WM 74 war, wage ich mal zu behaupten.

Kurz OT: die Polen hatten tatsächlich neben den Niederländern die beste Mannschaft des Turniers, kann beide Kader noch runterbeten, auch wenn letztlich jemand anderes den Titel holte ;-) Die Argentinier waren im Gegensatz dazu 1974 (noch) keine großen Leuchten

cjelli schrieb:Die (argentinische) Mannschaft logierte im Holiday Inn in Sindelfingen. Einer der Spieler soll dort ein Zimmermädchen vergewaltigt haben. Zum Prozess kam es nicht, die Polizei ermittelte wegen sexueller Beleidigung, es erging kein Haftbefehl. Flugs setzten die Argentinier den mutmaßlichen Übeltäter in den Flieger nach Hause. Damit war der Fall für die Justiz erledigt.

Gibt exakt den Zeitgeist in Bezug auf sexualisierte Gewalt und Standesdünken wieder. Eine Vergewaltigung galt als "Beleidigung" und es ging "nur" um ein Zimmermädchen, dem ein "Fussball-Star" gegenüber stand .

JestersTear schrieb:Gibt exakt den Zeitgeist in Bezug auf sexualisierte Gewalt und Standesdünken wieder. Eine Vergewaltigung galt als "Beleidigung" und es ging "nur" um ein Zimmermädchen, dem ein "Fussball-Star" gegenüber stand .

Allerdings ist es wahrscheinlich für einen argentinischen WM Spieler die weit härtere Strafe, unehrenhaft direkt sofort "raus" zu sein, als im Ausland eine Bewährungsstrafe oder ein paar Monate Haft auszuhalten.

Zeralda schrieb:Allerdings ist es wahrscheinlich für einen argentinischen WM Spieler die weit härtere Strafe, unehrenhaft direkt sofort "raus" zu sein, als im Ausland eine Bewährungsstrafe oder ein paar Monate Haft auszuhalten.

Bevor das zu sehr OT wird, nur kurz: ich bin noch nicht mal sicher, daß die "Heimreise" als Strafe angedacht war. Wahrscheinlich hatten weder die argentinische noch die deutsche Seite Bock auf diplomatische Verwicklungen und die WM-Organisatoren keine Lust auf irgendwas, das ein schlechtes Licht auf´s Turnier werfen könnte. Da hat man halt irgendwas gemuggelt.

War wohl die einfachste Lösung für alle Beteiligten. Diese Geschichte war mir bisher gar nicht bekannt.

JestersTear schrieb:Gibt exakt den Zeitgeist in Bezug auf sexualisierte Gewalt und Standesdünken wieder.

Sorry, das war schlecht formuliert. Der "Zeitgeist" wurde in Teilen schon von den "68ern" geprägt, die waren aber noch zu jung, um Einfluß zu haben.