Justreading schrieb:Laut google sind 98% der Süd Tiroler Erzkonservativ Katholisch.
Dazu kann ich etwas sagen, ich war ja in Südtirol im Kloster. Es täuscht und ist ein Vorurteil, dass es dort erzkonservativ katholisch zugeht. Sicher ist ein großer Teil noch katholisch und unter den Alten viele durchaus auch sehr konservativ geprägt (was nicht wenige Frauen zur Flucht ins Kloster animierte, wo sie einen Beruf erlernen konnten und nicht heiraten mussten/in eine heterosexuelle Beziehung gezwungen wurden; gilt nur für Frauen, dürfte bei den Männern nicht viel anders gewesen sein).
Aber auch in Südtirol bleibt die Entwicklung nicht stehen. Selbst in den Klöstern ging es immer liberaler zu, als man meinte. Und auch die restliche Bevölkerung kann die Augen vor Entwicklungen nicht verschließen.
Gerade zwischen ca. 1975 und 1995 gab es auch in Südtirol eine gewisse Säkularisation. Und viele, wie in Deutschland auch, sind nur noch auf dem Papier katholisch. Aber das war’s auch schon.
Gerade der Fall des Joseph Steinkasserers 1973 hat da sicher manche(s) bewegt, weil man feststellen musste: auch Pfarrer sind nur Menschen und haben dementsprechende menschliche/fleischliche Gefühle.
Suizid mag zwar unter Katholiken verpönt sein…aber auch als Suizident bekommt man seit Jahrtehnten eine Aussegnung und eine Beerdigung auf dem örtlichen Friedhof; auch in Lana. Und auch in Südtirol macht man sich Gedanken, was zum Suizid einer Person geführt hat. Man muss nicht denken, dass Südtirol im Jahre 1900 einfach stehengeblieben ist, wie es manche wohl vermuten.
Dieser erzkonservative Katholizismus existiert, glücklicherweise, nur noch in sehr wenigen Köpfen und wenn über die selbst Nonnen schon den Kopf schütteln und sich fremdschämen, dann ist das ziemlich deutlich, wo Südtirol mit dem Glauben seit Mitte der 1980er steht.
Wollte Evi Rauter Suizid begehen und ggf. verhindern, dass ihre Familie sie je findet, hätte sie in Südtirol oder generell Italien mehr als genug Möglichkeiten gehabt. Und auch ein Sprung über die Grenze nach Österreich hätte vieles schon erschwert, da die Länder damals (heute ist es auch kaum besser) sich auf Ermittlerebene wenig austauschen.
Und würde ich als Suizident wirklich nicht gefunden werden wollen, wieso wähle ich dann als Ort meines Suizides einen Baum, der in unmittelbarer Nähe eines Wohnkomplexes steht, welchen ich sicherlich auch in der Dämmerung wahrnehme…selbst in der Dunkelheit durch beleuchtete Fenster. Da muss doch davon ausgehen, dass man mich schnell findet…