Mord an Andrea Weltzer in Köln-Lindenthal (1992)

JestersTear schrieb:Ja, das hätte in diesem Fall aber keinen Mehrwert.

Ich meinte das eher darauf bezogen, ob sie angerufen worden sein könnte in einer Telefonzelle, und wollte wissen, ob es da, wo sie sich am Tatabend aufhielt, eine (oder gar mehrere) gab.
Im Zusammenhang halt mit dem telefonierendem Mann in ihrer Wohnung.
Das soll ja an dem Abend gewesen sein.

Ich hatte auch schon relativiert bzgl. "rechtsextremer Szene", war eine spontane Überlegung und will ich auch nicht als meine bevorzugte These verstanden wissen.

Ich habe danach sogar mal kurz in der Nähe (Bergisches Land) von Köln gewohnt (später im Januar hingezogen), und mein Exmann und ich haben in Köln mal getrödelt, aber das war m.W. nicht diese Gegend.
Gehört von dem Fall hatte ich damals aber auch nicht.

JamesRockford schrieb:Wovon hat sie eigentlich gelebt? Vom BAföG oder Unterhalt der Eltern alleine hätte sie sich kaum eine eigene Wohnung leisten können.

Immerhin hatte sie ja ihre Ausbildungsstelle bei der Post. Damit verdient man natürlich keine Reichtümer, für ein kleines Einzimmer-Apartment im Stadtteil Ehrenfeld könnte es mit ein wenig Unterstützung der Eltern schon gereicht haben.

Heute mag dieser Stadtteil teilweise schon als Hip gelten, damals aber noch ziemlich runtergekommen. Wahrscheinlich hat sie deshalb aus Angst vor Einbrüchen das Licht immer angelassen...

IamSherlocked schrieb:Wie da der Mann in ihrer Wohnung reinpasst, weiß ich gerade nicht.

Könnte sich die Wahrnehmung der Nachbarin bezüglich eines telefonierenden Mannes nicht um einen laufenden Fernseher (oder Radio) gehandelt haben?
In jedem Krimi wird telefoniert.

Bundesferkel schrieb:Könnte sich die Wahrnehmung der Nachbarin bezüglich eines telefonierenden Mannes nicht um einen laufenden Fernseher (oder Radio) gehandelt haben?

Oder so.

Aber die EB waren ja sehr wahrscheinlich in der Wohnung und haben gesehen, wo das Telefon stand. (fremde Fingerabdrücke?, davon gibt es auch keine Infos. Unter so Klebefolien könnte man noch DNA finden.)
Wenn im Flur, würde ich schon denken, dass der Eindruck der Nachbarin stimmte, wenn weiter weg im Wohnzimmer, dann vielleicht.
Aber hätte man auch mit TV Programm abgleichen können.
Und der TV wäre ja noch an gewesen beim Betreten durch die EB
Radio würde ich eher ausschließen.

Guten Abend,

Beim Sehen des Falls kam mir sofort ein anderer Fall in den Sinn. Und zwar der Fall Steini.

Hier wurde 1991 in Dresden ein Mann auf offener Straße erstochen, Täter war mutmaßlich ein in der Szene bekannter Punk namens Steini. Der Fall ist ungeklärt.

Folgende Parallelen gibt es:

- zeitliche Nähe: 91 und 92
- Tat auf offener Straße
- scheinbar grundlos
- Tatwaffe Messer
- autonome Szene, Steini war wohl auch in der Hausbesetzerszene aktiv

https://www.wikixy.de/Sendung_vom_15.06.2011

Hier steht auxg, dass Steini in Abbruchhäusern wohnte.
Dagegen spricht die mangelnde örtliche Nähe. Aber vllt hat Steini nach der Tat die Stadt gewechselt? In Dresden war er ja in der Folge nicht mehr auffindbar

IamSherlocked schrieb:Wenn im Flur, würde ich schon denken, dass der Eindruck der Nachbarin stimmte, wenn weiter weg im Wohnzimmer, dann vielleicht.

Die Wohnung im Film wird vermutlich nicht die tatsächliche Wohnung von Frau Weltzer gewesen sein, aber es wurde doch alles relativ spartanisch dargestellt und das erscheint mir stimmig.

Die Wohnung scheint eher klein und bescheiden; sind die Türen geöffnet und ist alles etwas hellhörig, dann wird man den Fernseher vermutlich auch an der Wohnungstür hören, selbst wenn er im Wohnzimmer steht.

Vorsichtfalle schrieb:Dagegen spricht die mangelnde örtliche Nähe. Aber vllt hat Steini nach der Tat die Stadt gewechselt? In Dresden war er ja in der Folge nicht mehr auffindbar

Der Vergleich ist interessant, allerdings hat man wohl bei beiden Fällen Täter- DNA . Eine Übereinstimmung wäre aufgefallen.

IamSherlocked schrieb:Ich hatte auch schon relativiert bzgl. "rechtsextremer Szene", war eine spontane Überlegung und will ich auch nicht als meine bevorzugte These verstanden wissen.

Mit "ich würde mich hüten wollen zu behaupten.." meinte ich mich übrigens selbst, war keine Kritik an deinem Beitrag.

Bundesferkel schrieb:Die Wohnung scheint eher klein und bescheiden; sind die Türen geöffnet und ist alles etwas hellhörig, dann wird man den Fernseher vermutlich auch an der Wohnungstür hören, selbst wenn er im Wohnzimmer steht.

Kommt auf die Wohnungstür an. Meine Z.B. lässt nix raus, außer das Bellen meines Hundes ab und zu.
Also bei Zimmerlautstärke.

Aber ich will darüber nicht "streiten", wie gesagt, müsste der TV noch gelaufen sein, als die EB rein sind damals gab es doch noch keine Timer.

Da könnte man auch noch weiter "spinnen", dass es eine VHS war, die wäre dann ja tatsächlich irgendwann nicht mehr gelaufen... Aber halt im Recorder noch drin.

Fingerabdrücke nehmen wäre so oder so eigentlich Usus gewesen, z.B. auch im Küchenbereich wegen des Messers.
Hätte ja ihres sein können.

Das ist hier OT, aber ich habe bei "Steini" gerade kurz gedacht, es könnte der Thomas J., sein, der Ende Oktober verhaftet wurde.
Aber der ist zu jung, imho.
Erst 1976 (oder 1975, falls er noch dieses Jahr 49 wird) geboren.

JestersTear schrieb:Der Vergleich ist interessant, allerdings hat man wohl bei beiden Fällen Täter- DNA . Eine Übereinstimmung wäre aufgefallen.

Das würde ich auch denken.

IamSherlocked schrieb:ob sie angerufen worden sein könnte in einer Telefonzelle, und wollte wissen, ob es da, wo sie sich am Tatabend aufhielt, eine (oder gar mehrere) gab.

Die Aachener Str. ist unglaublich lang. Das Kölner Stadion z.B. liegt an der Aachener mit einer "Hausnummer" im Neunhunderter-Bereich (!). Wo dort vor über 30 Jahren Telefonzellen standen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Der Tatort selbst , direkt gegenüber vom Eingang des Melatenfriedhofs, wo unzählige "Promis" begraben sind, ist natürlich schon ein markanter Punkt. Theoretisch hätte man dort einen Treffpunkt setzen können .

Andererseits: warum sollte man das in einer kalten Januar-Nacht tun? Eine Kneipe als Treffpunkt wäre doch sinnvoller gewesen ? Es sei denn, der Täter hatte von vorne herein Böses im Sinn und wollte nicht zusammen mit Andrea gesehen werden. Aber warum hätte die sich überhaupt auf so eine Nacht-und-Nebel-Aktion zu dieser Uhrzeit einlassen sollen ?

Gegen einen Treffpunkt Melaten-Friedhof spricht auch der Umstand, daß die Tat auf der anderen Straßenseite stattfand. Die Straße ist sehr breit, da wechselt man nicht grundlos mal eben die Seite.

In Anbetracht der sehr ungewöhnlichen Tatwaffe, ein eher mickriges Küchenmesser, beschleicht mich das Gefühl einer Zufallsbegegnung. Möglicherweise hat der Täter sie , warum auch immer, zuerst körperlich angegriffen und sie hat aus Selbstverteidigungszwecken ihren Cutter gezogen. Bevor dem Täter einfiel, daß er auch eine Stichwaffe dabei hat. Ist aber nur ein erster Eindruck nach dem Gucken von Aktenzeichen XY.

Vielen Dank an @sallomaeander für das Eröffnen von diesem Thread! 🤗

Wie konkret die Hinweise der Zuschauer/-innen sind, wird sicher erst in den kommenden Wochen geklärt werden können.

Tatsächlich erhielt die Polizei Anrufe von Zuschauerinnen und Zuschauern, die sich noch nicht bei der Polizei gemeldet hatten. Die zuständigen Cold Case-Ermittlerinnen und -Ermittler hoffen auf weitere mögliche Anhänger der damaligen Szene, die etwas wissen könnten und jetzt zu einer Aussage bereit sind.

Quelle:https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest/aktenzeichen-xy-ungeloest-vom-6-november-2024-100.html

JestersTear schrieb:Die Aachener Str. ist unglaublich lang. Das Kölner Stadion z.B. liegt an der Aachener mit einer "Hausnummer" im Neunhunderter-Bereich (!). Wo dort vor über 30 Jahren Telefonzellen standen, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wobei man aber im Bereich der Bundespost nicht in jeder Telefonzelle angerufen werden konnte. Das ging nur bei relativ wenigen und auch nur verhältnismäßig wenige Jahre bis es wieder aufgegeben wurde:

Wikipedia: Telefonzelle (Deutschland)#Ab 1945: Bundespost und Deutsche Post (DDR)

Wenn man also annehmen will, dass sie irgendwo angerufen werden wollte, käme dafür nicht jede Telefonzelle in Betracht. Vermutlich könnte man das theoretisch noch herausfinden, wo es möglich gewesen wäre- aber ohne einen Anhaltspunkt, dass sie wirklich ein Gespräch oder zumindest eine Nachricht erwartete, wäre das wohl sinnloser Aufwand.

Da die Tat in der Nacht von Montag auf Dienstag passierte, kann man die Kneipe aus dern Überlegungen nehmen.
1. Diese Art von Lokal hat normalerweise nicht nach 24 Uhr geöffnet.
2. Montag dürfte dazu noch Ruhetag gewesen sein.


In dieser Gegend ist Nachts eigentlich nichts los.
Der Friedhof Melaten ist ab dem Abend geschlossen und ein "Nachtleben" gibt es dort nicht.


Die Aachener Straße ist allerdings durchweg befahren.
Anders als im XY Film ist das keine kleine Straße, sondern eine 6 spurige Ausfallstraße mit zusätzlich zwei Straßenbahngleisen in der Mitte.

Und hier könnte die simple Erklärung liegen wieso das Opfer genau an dieser Stelle gesehen wurde.
Die Stelle wo die Zeugenbeobachtung stattfand - direkt am Gürtel auf der stadtausweärtsfürenden Straßenseite - befindet sich eine Haltestelle an der Bahnen halten, die aus der Innenstadt (Ringe/Studentenviertel/Altstadt) kommen.
Ausserdem gibt es dort die Möglichkeit zum Umsteigen um nach Ehrenfeld zu kommen.
Jetzt kenne ich die Fahrpläne nicht, aber Nachts unter der Woche kann es manchmal recht lange dauern oder die Bahn fuhr garnicht.
Kann auch sein, dass sie orientierungslos war und deshalb die Zeitungsauslieferin ansprechen wollte. Man weiß ja nicht wie es um die Ortskenntnisse des Opfers bestellt war.
Möglich ist, dass sie dann einfach dahin zurück wollte, wo sie sich besser auskennt und statt an einer Haltestelle in der Kälte zu warten, ein Stück zu Fuß gehen wollte. Der Fundort befindet sich jedenfalls zwischen den beiden nächsten Haltestellen stadteinwärts.

emz schrieb:Wie kommt man denn auf die Idee mit dem Cuttermesser. Da kann die Klinge abbrechen, sie ist sogar eigens dafür konzipiert

Das Tepichmesser, wie es im Film gezeigt wurde, hat keine Klinge mit Sollbruchstellen, sondern eine feste kleine Klinge die in den Griff eingesetzt wurde und mit einem Plastikschieber in zwei Stellungen aus dem Griff geschoben wird.
Die Schneide ist allerdings nur ca 2 cm lang.

@MelodyLee

Mal abgesehen davon, daß man auch 1992 unabhängig von Sperrstunde und Wochentag jederzeit eine Kneipe hätte finden können (wenn man denn gewollt hätte), ist der Gedanke mit der Orientierungslosigkeit und der Bahn richtig gut.

Es bleibt allerdings die Frage, was sie dort um diese Uhrzeit in einer Nacht auf Dienstag dort gewollt hat ? Die wahrscheinlichste Antwort bleibt mMn, jemanden aufzusuchen. Wenn dieser "Jemand" aber der Täter gewesen sein soll, stellt sich die Frage, woher dieser gewusst haben soll, daß sie sich genau an dieser Stelle befunden hat? Hat sie die Person tatsächlich noch angerufen und um Abholung gebeten ? Oder wollte diese Person sie zurück zu einer Haltestelle begleiten ? Klingt da eine Zufallsbegegnung nicht doch wahrscheinlicher ?

MelodyLee schrieb:In dieser Gegend ist Nachts eigentlich nichts los.
Der Friedhof Melaten ist ab dem Abend geschlossen und ein "Nachtleben" gibt es dort nicht.

Ein ehemals besetztes Haus in der Nähe ist das LC36, es wurde 1992 legalisiert. Der Fußweg von dort zum Tatort sind 20 Minuten. Ich denke, die Polizei hat diese Information weggelassen, um Zeugen nicht zu beeinflussen. Auch in Ehrenfeld gibt es Hausbesetzer, in der Marienstr.

JestersTear schrieb:Mal abgesehen davon, daß man auch 1992 unabhängig von Sperrstunde und Wochentag jederzeit eine Kneipe hätte finden können

Wenn sie von der Aachener Str. zum LC36 gegangen ist gibt es unterwegs keine Möglichkeit mehr, etwas zu essen.
Sie verbringt den Tag bei den Hausbesetzern und trampt nachts zurück, am nächsten Tag genauso, aber es ist Montag und sie kann in einen Laden gehen.

Die Folge von XY ist noch abrufbar - in der ZDF-Mediathek.

Der Fall beginnt bei Minute 44.27

https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest

@Dancingfool
Eine "Kneipe" war lediglich ein Beispiel für einen möglichen Treffpunkt - wenn sie denn nach Lindenthal gefahren wäre, um jemanden zu treffen. Wenn ich dich richtig verstehe, glaubst du aber, sie war auf dem Rückweg, nachdem sie den Tag in Lindenthal verbracht hatte ? Aus dieser Perspektive habe ich das noch gar nicht betrachtet...

Spricht aber nicht gegen diese Theorie, daß am Tattag in ihrer Wohnung ein Mann telefoniert haben soll? Wäre natürlich möglich, daß ein Auswärtiger kurzzeitig bei ihr untergekommen ist ( z.B. aus Heidelberg ?), aber warum sollte sie dann "den Tag bei den Hausbesetzern" verbringen ? Die Wahrnehmung der Nachbarin könnte natürlich auch falsch gewesen sein ....

Dancingfool schrieb:Ich denke, die Polizei hat diese Information weggelassen, um Zeugen nicht zu beeinflussen.

Weglassen wäre eine Sache, aber wenn ich mich richtig erinnere, wurde erwähnt, dass man keine Kenntnis von besetzten Liegenschaften in der Gegend hat, oder nach solchen gefragt. Bin mir nicht mehr sicher.