Gottesbeweise - Fakten oder Theorien?
16.02.2008 um 01:23
Also bis heute konnte noch kein Wissenschaftler erklären, woher denn nun die Bakterien kamen, aus denen das Leben entstanden ist.
Logisch ist da für mich, jemand hat sie geschaffen.
Ja genau, was der Wissenschaftler jetzt noch nicht erklären kann, sprich, da wo noch keine rationale Erklärung vorhanden ist, muss definitiv direkt vom Gott kommen. Die Tatsache, dass die Erkenntnis über die Dinge seine Zeit braucht, wird hier natürlich absichtlich nicht erwähnt, aber wozu auch, wenn dadurch das Argument für Gott abgeschwächt wird.
Ich weis nicht, aber hat man nicht irgendwelche Gewissensbisse bei solchen Argumenten?
Dadurch wurden die Menschen geleitet. Wäre das nie geschehen, hätten wir damals und heute eine Anarchie, ich glaube wir wären dann nicht wo wir sind.
Die Menschen wurden nicht durch Religion geleitet, sondern durch ihr eigenes spezifisches Verhalten, welches der Evolution entstammt. Religion ist nur eine Metapher, die der Mensch verwendet um seine Handlungen zu begründen.
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So, zu den Gottesbeweisen...
Alles Bewegte habe einen Beweger. Deshalb müsse es einen letzten Beweger geben, von dem die Bewegung ihren Ausgang nehme.
Problem: Es wird hier vorausgesetzt, dass es einen Beweger geben muss und dass etwas überhaupt in Bewegung ist. Demzufolge bedeutet dies, es wird davon ausgegangen, es gäbe eine bestimmte Richtung oder ein Ziel, welches das Dasein verfolgt oder erreichen muss. Aber wie kann man von diesen Vorgaben ausgehen, wenn an der Welt selbst nicht eindeutig ersichtlich ist, was das Ziel ist?
Es müsse eine 1. Ursache geben, von der die Ursache-Wirkungskette ihre Ausgang nahm. Diese 1. Ursache sei Gott.
Problem: Auch hier wird einfach so vorausgesetzt, es müsse eine erste Ursache geben und diese müsste von Gott kommen. Wieso sollte es so sein?
Alles in der Welt entstünde und vergehe, könne also sein oder nicht sein. Es müsse etwas geben, das mit Notwendigkeit existiere, damit das viele zufällig Existierende, existieren könne. Dieses Notwendige oder diese "letzte Notwendigkeit" sei Gott.
Problem: Schon wieder das Gleiche. Wieso sollte Gott diese letzte Notwendigkeit sein? Gott ist doch so allmächtig, dass seine Wege unergründlich sind und seine Erscheinung nicht ersichtlich, wie also ist es möglich zu bestimmen, wofür Gott überhaupt verantwortlich ist und wofür nicht?
Der Theorie der Entropie nach wird unser Universum einst den Wärmetod sterben, da alle Energiedifferenzen verschwunden sein werden. Wäre das Universum ewig, müßte dieser Wärmetod bereits eingetreten sein. Die Welt muß also einen Anfang haben. Dieser Anfang ist Gott.
Problem: Erstens, es ist noch nicht ganz klar, wie das Universum funktioniert und welche Zustände es nun wirklich annehmen kann. Zweitens, nein, einen Anfang muss es nicht unbedingt geben. Außerdem, wie soll dieser Anfang überhaupt aussehen? Von der Logik her muss es das Universum und somit die Zeit ewig geben, denn was vor der Zeit und was nach der Zeit passierte sind Dinge, die in der Zeit selbst sich nicht ereigneten und somit nicht ihre Bestandteile sind, deswegen besteht die Zeit aus sich heraus schon unendlich lange.
Alles in der Welt bewege bzw. verändere sich nach Naturgesetzen. Es müsse ein Gesetzgeber vorhanden sein, der den Dingen befohlen habe, sich so und nicht anders zu verhalten. Dieser Gesetzgeber sei Gott.
Problem: Solange man nicht weis, wieso gerade diese Gesetze, die sich eben in der Natur vorfinden lassen, bestehen, so ist es auch unsinnig einen Ursprung festzulegen. Vor allen Dingen ist das ganze auch deswegen Blödsinn, da diese Festlegung nicht den Aufschluss darüber gibt, wie das letztendlich realisiert wurde und wozu.
...bestimmte Informationen müßten einen intelligenten Urheber haben,...
Problem: Intelligenz besteht nur aus der Sicht des Menschen und es wird damit eine bestimmte Verhaltensweise definiert, die nur eine Bedeutung innerhalb eines Bewusstseins hat, also dem menschlichen, welches von der Natur hervorgebracht wurde. Gott aber steht über der Natur und der Denkweise des Menschen, was wiederum zu der Problemstellung führt, dass Gott nicht unbedingt das sein muss was der Mensch von ihm denkt. Das hat noch den Effekt, es besteht grundsätzlich das Potential, dass der Mensch in seiner Vorstellung von Gott grundsätzlich falsch liegen würde. Und ob eine Information eine Intelligenz erfordert, hängt von der Sichtweise ab, welchen Zweck man dieser Information zuschreibt. Besteht diese Information z.B. nur aus einer bestimmten Notwendigkeit und nur für die Situation in der sie sich befindet, also ohne Ziel, ist eine Intelligenz für das Dasein und Funktion nicht erforderlich.
Es wird von der (scheinbaren) Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit aller Erscheinungen in der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Es müsse etwas geben, daß diese Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit erzeuge.
Problem: Diese Annahme ist die Wurzel allen Übels. Es wird hier eine Erwartung an die Welt gestellt und dann wird darauf festgelegt, wo die Eigenart der Welt herkommt. Also subjektiver kann das Ganze echt nicht sein.
...daß die Entfaltung des Lebens zu immer höheren Formen nicht aus der Materie und ihren Gesetzen kommen könne, sondern gerade gegen sie, gegen Trägheit und Zufall einträte.
Problem: Auch sehr schön, zwar nicht wissen, wie das Leben überhaupt entstanden ist, aber definitiv sich der Sache sicher sein, dass es von etwas höherem kommen muss, was auch immer das sein soll.
Eine populäre Variante dieses Gottesbeweises ist die Auffassung, daß es ohne Gott keinen Unterschied gebe zwischen Gut und Böse.
Problem: Unterschiede gibt es immer, aber es gibt kein Gut und Böse. Gut und Böse sind nur Ausdrucksformen für Dinge, die in der Kommunikation der Psyche Hinweise geben soll, wie diese sich zu bestimmten Dingen zu verhalten hat, also Sache ablehnen oder annehmen. Eine Übergeordnete Bestimmung von Gut und Böse ist sinnlos, da das Verständnis von Gut und Böse sich nur auf eine bestimmte Sache bezieht.
Die Menschen strebten nach der Verwirklichung von Werten bzw. nach dem höchsten Glück. Alle irdischen Werte und alles irdische Glück seien aber bedingt und endlich. Deshalb müsse es einen obersten Wert bzw. eine höchste Glückseligkeit geben. Dieses sei Gott.
Problem: Der Gedanke ist eindeutig Wunschdenken, welcher sich aus der Einsicht herausresultiert, dass die Glückseligkeit einer Veränderung unterliegt und im erwünschten Zustand nicht ewig besteht.
Aus der Tatsache, daß in fast allen Völkern, in verschiedensten völlig von einander getrennten Kulturen an Gott geglaubt werde, wird abgeleitet, daß es einen Gott geben muß.
Problem: Aber was noch wichtig ist, ist die Tatsache, dass bis jetzt immer noch nicht feststeht ob es einen Gott gibt. Es ist außerdem höchst seltsam, wenn es Gott tatsächlich geben sollte, wieso seine Präsenz so schwer zu ermitteln ist, obwohl seine Existenz das höchste und somit sicherste ist, was es überhaupt geben müsste. Weiterhin, es gibt Atheisten und keine der vorhandenen Religionen hatte mit falschen Annahmen bezüglich der Existenz Gottes zu tun. Wieso eigentlich, wenn es ihn doch gibt und er eine bestimmte Erscheinung in der Welt hat, da muss doch irgendeine Religion Recht haben und der Rest eben nicht?
Der Ursache der menschlichen Vorstellung von Gott könne nur Gott selber sein.
Problem: Diese Möglichkeit muss sich der Mensch selbst denken und es ist möglich diese Vorstellung anzuzweifeln, was eigentlich nicht dafür spricht, wenn Gott auf sich durch die Fähigkeit des Menschen, an etwas glauben zu können, aufmerksam machen wollte.
...der Glaube an Gott führe zu Optimismus, Vertrauen in die Zukunft etc. während die Leugnung von Gott zu Pessimis-mus, Hoffnungslosigkeit etc. führe.
Problem: Das Ganze lässt sich umdrehen und dann kann ich auch behaupten, der Glaube an Gott besteht nur dadurch, weil die Menschen die Realität nicht akzeptieren können und sich etwas einbilden müssen um bestimmten Tatsachen zu entgehen. Weiterhin ist auch der Gedanke nicht schlecht, der Mensch glaubt deswegen an Gott weil er gierig ist. Er kann sich nicht mit dem zufrieden geben, was die Realität so zu bieten hat, er möchte unbedingt an der Spitze der Nahrungskette sein, also am Platz neben Gott und er möchte, dass es ihm für immer und ewig gut geht. So erfindet sich der Mensch so etwas wie Gott, um sich eine Möglichkeit zu seinem Ziel des ewigen Glücks zu schaffen und das alles mit dem Hintergedanken und Hoffnung, dass sein bisheriges Wissen über die Realität nicht stimmen würde um tatsächlich die Chance auf das Paradies zu haben. So eine Betrachtung ist auch möglich und sogar höchst realistisch.
Naja und wie man sieht, es gibt keine gut durchdachten Gottesbeweise, alles voll von Unlogik und Wunschdenken.