Gottesbeweise - Fakten oder Theorien?
02.02.2008 um 23:37Vorab zuerst die Definition:
Gottesbeweise sind Versuche, die Existenz Gottes mit Hilfe der Vernunft zu beweisen.
Es gibt unterschiedliche Arten von Gottesbeweisen, die in der Reihenfolge ihrer Bedeutung in der philosophischen Diskussion im folgenden kurz erörtert werden.
Ontologischer Gottesbeweis: Aus der Existenz des Begriffs bzw. des Gedankens "Gott" wird auf die Existenz Gottes geschlossen. Anselm von Canterbury argumentierte, Gott sei das, größer als welches nichts gedacht werden könne. Wenn dieser Gott aber nur im menschlichen Geist vorhanden wäre, so ließe sich noch etwas größeres denken als das, größer als welches nichts gedacht werden könne - nämlich Gott als nicht nur im Geist, sondern auch in der Realität vorhanden. Dies sei ein Widerspruch und damit sei die Existenz Gottes bewiesen. Ähnlich argumentierte später Descartes, bei seinem "1. Gottesbeweis". Er glaubte in sich die Idee eines allervollkommensten Wesens vorzufinden, die er Gott nannte.
Kosmologischer Gottesbeweis: Es wird von der Existenz der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Ich kenne folgende Varianten:
1. Wir nähmen Bewegung in der Welt wahr. Alles Bewegte habe einen Beweger. Deshalb müsse es einen letzten Beweger geben, von dem die Bewegung ihren Ausgang nehme. Dieser 1. Beweger sei Gott. (So argumentierten u. a. Aristoteles und Thomas von Aquin.)
2. Alles in der Welt habe eine Ursache, die selbst wieder Wirkung einer anderen Ursache sei. Es müsse eine 1. Ursache geben, von der die Ursache-Wirkungskette ihre Ausgang nahm. Diese 1. Ursache sei Gott. (Auch "Kausaler Gottesbeweis". So argumentieren u. a. Thomas von Aquin, Avicenna und Duns Scotus.)
3. Alles in der Welt entstünde und vergehe, könne also sein oder nicht sein. Es müsse etwas geben, das mit Notwendigkeit existiere, damit das viele zufällig Existierende, existieren könne. Dieses Notwendige oder diese "letzte Notwendigkeit" sei Gott. (Auch Kontingenzbeweis Gottes. So argumentieren u. a. Thomas von Aquin, Avicenna, Maimonides, Leibniz und Wolff.)
4. Der Theorie der Entropie nach wird unser Universum einst den Wärmetod sterben, da alle Energiedifferenzen verschwunden sein werden. Wäre das Universum ewig, müßte dieser Wärmetod bereits eingetreten sein. Die Welt muß also einen Anfang haben. Dieser Anfang ist Gott.
5. Alles in der Welt bewege bzw. verändere sich nach Naturgesetzen. Es müsse ein Gesetzgeber vorhanden sein, der den Dingen befohlen habe, sich so und nicht anders zu verhalten. Dieser Gesetzgeber sei Gott.
6. Eine ganz frische Variante des Kosmologischen Gottesbeweises kommt von dem deutschen Informatiker und Kreationisten Werner Gitt. Er behauptet, bestimmte Informationen müßten einen intelligenten Urheber haben, könnten nicht aus dem Nichts entstehen.
Teleologischer oder physikotheologischer [1] Gottesbeweis: Es wird von der (scheinbaren) Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit aller Erscheinungen in der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Es müsse etwas geben, daß diese Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit erzeuge. (So argumentierten u. a. Anaximandros, Diogenes von Apollonia, Sokrates, Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin.
Gottesbeweis aus der Komplexität der Welt: Es wird von der Komplexität vieler Bestandteile der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Mit dem Teleologischen Gottesbeweis verwandt, aber nicht auf ihn reduzierbar. So vertrat z. B. Henri Bergson die Auffassung, daß die Entfaltung des Lebens zu immer höheren Formen nicht aus der Materie und ihren Gesetzen kommen könne, sondern gerade gegen sie, gegen Trägheit und Zufall einträte. Die Entstehung zweckmäßiger und komplizierter Gebilde als einen Prozeß der Variation (zufälliger Mutation) und Auslese anzusehen, sei ein Wunderglaube.
Moralischer oder ethikotheologischer [2] Gottesbeweis (mitunter auch deontologischer Gottesbeweis): Nachdem Kant in der "Kritik der reinen Vernunft" den ontologischen, den kosmologischen und den teleologischen Gottesbeweis abgelehnt hatte, bringt er in der "Kritik der praktischen Vernunft" einen eigenen Gottesbeweis. Sittliches Handeln sei praktische Gottesbejahung und nicht möglich ohne Glauben an Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Nach Kant fühlen wir, daß es eine Unsterblichkeit gibt, auch wenn wir sie nicht beweisen könnten. Wenn das Sittengesetz in uns fordere, nicht nur nach diesseitigem Glück zu streben, sondern das Gute mit sittlicher Unbedingtheit zu tun, also Glückswürdigkeit zu erreichen, so müsse es einen gerechten Lohn im Jenseits für die sittliche Persönlichkeit geben. Eine populäre Variante dieses Gottesbeweises ist die Auffassung, daß es ohne Gott keinen Unterschied gebe zwischen Gut und Böse. Es gäbe dann keinen Maßstab, an dem menschliches Verhalten als falsch oder richtig erkannt werden könne.
Axiologischer- oder eudämologischer Gottesbeweis: Die Menschen strebten nach der Verwirklichung von Werten bzw. nach dem höchsten Glück. Alle irdischen Werte und alles irdische Glück seien aber bedingt und endlich. Deshalb müsse es einen obersten Wert bzw. eine höchste Glückseligkeit geben. Dieses sei Gott.
Historischer Gottesbeweis (auch ethnologischer Gottesbeweis): Aus der Tatsache, daß in fast allen Völkern, in verschiedensten völlig von einander getrennten Kulturen an Gott geglaubt werde, wird abgeleitet, daß es einen Gott geben muß.
Der Psychologische Gottesbeweis hat eine Ähnlichkeit sowohl mit dem historischen, wie mit dem ontologischen Gottesbeweis. Der Ursache der menschlichen Vorstellung von Gott könne nur Gott selber sein.
Pragmatischer Gottesbeweis: Für den Pragmatimus ist Wahrheit = Nützlichkeit. Der pragmatische Philosoph James vertrat die Auffassung, der Glaube an Gott führe zu Optimismus, Vertrauen in die Zukunft etc. während die Leugnung von Gott zu Pessimis-mus, Hoffnungslosigkeit etc. führe. Deshalb sei Gottesglauben wahr und Gottesverneinung falsch.
Gottesbeweise sind Versuche, die Existenz Gottes mit Hilfe der Vernunft zu beweisen.
Es gibt unterschiedliche Arten von Gottesbeweisen, die in der Reihenfolge ihrer Bedeutung in der philosophischen Diskussion im folgenden kurz erörtert werden.
Ontologischer Gottesbeweis: Aus der Existenz des Begriffs bzw. des Gedankens "Gott" wird auf die Existenz Gottes geschlossen. Anselm von Canterbury argumentierte, Gott sei das, größer als welches nichts gedacht werden könne. Wenn dieser Gott aber nur im menschlichen Geist vorhanden wäre, so ließe sich noch etwas größeres denken als das, größer als welches nichts gedacht werden könne - nämlich Gott als nicht nur im Geist, sondern auch in der Realität vorhanden. Dies sei ein Widerspruch und damit sei die Existenz Gottes bewiesen. Ähnlich argumentierte später Descartes, bei seinem "1. Gottesbeweis". Er glaubte in sich die Idee eines allervollkommensten Wesens vorzufinden, die er Gott nannte.
Kosmologischer Gottesbeweis: Es wird von der Existenz der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Ich kenne folgende Varianten:
1. Wir nähmen Bewegung in der Welt wahr. Alles Bewegte habe einen Beweger. Deshalb müsse es einen letzten Beweger geben, von dem die Bewegung ihren Ausgang nehme. Dieser 1. Beweger sei Gott. (So argumentierten u. a. Aristoteles und Thomas von Aquin.)
2. Alles in der Welt habe eine Ursache, die selbst wieder Wirkung einer anderen Ursache sei. Es müsse eine 1. Ursache geben, von der die Ursache-Wirkungskette ihre Ausgang nahm. Diese 1. Ursache sei Gott. (Auch "Kausaler Gottesbeweis". So argumentieren u. a. Thomas von Aquin, Avicenna und Duns Scotus.)
3. Alles in der Welt entstünde und vergehe, könne also sein oder nicht sein. Es müsse etwas geben, das mit Notwendigkeit existiere, damit das viele zufällig Existierende, existieren könne. Dieses Notwendige oder diese "letzte Notwendigkeit" sei Gott. (Auch Kontingenzbeweis Gottes. So argumentieren u. a. Thomas von Aquin, Avicenna, Maimonides, Leibniz und Wolff.)
4. Der Theorie der Entropie nach wird unser Universum einst den Wärmetod sterben, da alle Energiedifferenzen verschwunden sein werden. Wäre das Universum ewig, müßte dieser Wärmetod bereits eingetreten sein. Die Welt muß also einen Anfang haben. Dieser Anfang ist Gott.
5. Alles in der Welt bewege bzw. verändere sich nach Naturgesetzen. Es müsse ein Gesetzgeber vorhanden sein, der den Dingen befohlen habe, sich so und nicht anders zu verhalten. Dieser Gesetzgeber sei Gott.
6. Eine ganz frische Variante des Kosmologischen Gottesbeweises kommt von dem deutschen Informatiker und Kreationisten Werner Gitt. Er behauptet, bestimmte Informationen müßten einen intelligenten Urheber haben, könnten nicht aus dem Nichts entstehen.
Teleologischer oder physikotheologischer [1] Gottesbeweis: Es wird von der (scheinbaren) Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit aller Erscheinungen in der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Es müsse etwas geben, daß diese Zweckmäßigkeit und Zielgerichtetheit erzeuge. (So argumentierten u. a. Anaximandros, Diogenes von Apollonia, Sokrates, Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin.
Gottesbeweis aus der Komplexität der Welt: Es wird von der Komplexität vieler Bestandteile der Welt auf die Existenz Gottes geschlossen. Mit dem Teleologischen Gottesbeweis verwandt, aber nicht auf ihn reduzierbar. So vertrat z. B. Henri Bergson die Auffassung, daß die Entfaltung des Lebens zu immer höheren Formen nicht aus der Materie und ihren Gesetzen kommen könne, sondern gerade gegen sie, gegen Trägheit und Zufall einträte. Die Entstehung zweckmäßiger und komplizierter Gebilde als einen Prozeß der Variation (zufälliger Mutation) und Auslese anzusehen, sei ein Wunderglaube.
Moralischer oder ethikotheologischer [2] Gottesbeweis (mitunter auch deontologischer Gottesbeweis): Nachdem Kant in der "Kritik der reinen Vernunft" den ontologischen, den kosmologischen und den teleologischen Gottesbeweis abgelehnt hatte, bringt er in der "Kritik der praktischen Vernunft" einen eigenen Gottesbeweis. Sittliches Handeln sei praktische Gottesbejahung und nicht möglich ohne Glauben an Gott, Freiheit und Unsterblichkeit. Nach Kant fühlen wir, daß es eine Unsterblichkeit gibt, auch wenn wir sie nicht beweisen könnten. Wenn das Sittengesetz in uns fordere, nicht nur nach diesseitigem Glück zu streben, sondern das Gute mit sittlicher Unbedingtheit zu tun, also Glückswürdigkeit zu erreichen, so müsse es einen gerechten Lohn im Jenseits für die sittliche Persönlichkeit geben. Eine populäre Variante dieses Gottesbeweises ist die Auffassung, daß es ohne Gott keinen Unterschied gebe zwischen Gut und Böse. Es gäbe dann keinen Maßstab, an dem menschliches Verhalten als falsch oder richtig erkannt werden könne.
Axiologischer- oder eudämologischer Gottesbeweis: Die Menschen strebten nach der Verwirklichung von Werten bzw. nach dem höchsten Glück. Alle irdischen Werte und alles irdische Glück seien aber bedingt und endlich. Deshalb müsse es einen obersten Wert bzw. eine höchste Glückseligkeit geben. Dieses sei Gott.
Historischer Gottesbeweis (auch ethnologischer Gottesbeweis): Aus der Tatsache, daß in fast allen Völkern, in verschiedensten völlig von einander getrennten Kulturen an Gott geglaubt werde, wird abgeleitet, daß es einen Gott geben muß.
Der Psychologische Gottesbeweis hat eine Ähnlichkeit sowohl mit dem historischen, wie mit dem ontologischen Gottesbeweis. Der Ursache der menschlichen Vorstellung von Gott könne nur Gott selber sein.
Pragmatischer Gottesbeweis: Für den Pragmatimus ist Wahrheit = Nützlichkeit. Der pragmatische Philosoph James vertrat die Auffassung, der Glaube an Gott führe zu Optimismus, Vertrauen in die Zukunft etc. während die Leugnung von Gott zu Pessimis-mus, Hoffnungslosigkeit etc. führe. Deshalb sei Gottesglauben wahr und Gottesverneinung falsch.