Aus dem Judentum austreten? Kultur vs Religion

@Cricetus

Und, was ist "Judentum" für Dich?

@Doors
Die Kombination aus einer Kultur und einer Religion.
Und hinzu kommt eben noch dieses besondere Bewusstsein für Staat und Volk, das sich im AT niederschlägt und bis heute bei einigen Juden wichtig ist.

Cricetus schrieb:bei einigen Juden wichtig

Betonung auf "einige".
Es sei darauf hingewiesen, dass nicht jeder Bürger Israels beispielsweise zwingend Jude ist.

@Doors
Es spricht ja auch niemand vom heutigen Staat Israel.

@Cricetu

Cricetus schrieb:Und hinzu kommt eben noch dieses besondere Bewusstsein für Staat und Volk, das sich im AT niederschlägt und bis heute bei einigen Juden wichtig ist.

Und sie waren mal Gottes Volk, sie waren mal etwas besonderes.

@Etta
Wieso waren? Weil irgendwelche Leute später mal dazu irgendetwas geschrieben haben und sich dann heute irgendwelche Leute irgendetwas darauf einbilden?

laura86 schrieb:ich kann da auch mitreden ,da ich gerade am konvertieren bin zum Judentum und muss sagen ,dass es wirklich nicht einfach ist ,

Genau richtig, so sollte es auch sein. Es ist bei allen mind. 1 Jahr, egal ob einer schneller lernt oder langsamer, ich musste nicht den Grundkurs absolvieren, weil ich vom konservativen Judentum ins Liberale rübergewechselt hatte. Weil beim anderen der Rabbiner gekündigt wurde, wegen einer Gijursache.

Gottes Volk naja, ich fühle mich nicht etwas besonderes, zuerst bin ich ein Mensch und nachher ein Jude.

Na ja, die Kultur bzw die Traditionen gibt es bei anderen Religionen und Nationalitäten auch,
und sie werden von den Familien unterschiedlich ausgeübt.
Ich vermute, daß es kein sooo großer Unterschied ist,
vom Judentum zum zb. Christentum zu konvertieren,
oder vom Christentum zum Islam.
Die Eltern kriegen die Krise, Du verlierst locker die Hälfte Deiner Freunde,
Deine Kollegen machen blöde Bemerkungen,
und Du mußt Dir eine neue Gemeinde suchen, Deine Wohnungseinrichtung überarbeiten,
Deine Küche umstellen, eine neue Fremdsprache lernen...
der Allmächtige freut sich vermutlich besonders über jeden Konvertiten, der die Religion immerhin ernst nimmt und sich Gedanken macht und Mühe gibt.
Und ich vermute zusätzlich, das gilt auch für Atheisten.
Gruß, Sandra

@Dr.AllmyLogo


natürlich ist es besser ,dass es schwieriger ist und wenn der Rabbi auch weiß dass derjenige oder diejenige es ernst meint und sein wunsch kein Eintagsfliege ist

@Dr.AllmyLogo

Dr.AllmyLogo schrieb am 19.05.2013:Dann frage ich mich, wie ich zum Judentum eingetreten bin. Mit allem pipapo.
Und wir reden hier vom austreten und nicht eintreten.
Das Judentum ist immer noch primär eine Religion und kein Volk, es hat auch eine Geschichte, wie das Christentum und die Muslime.

@Doors

Doors schrieb am 27.05.2013:Das Judentum ist eine Religion wie jede andere auch. Keine "Rasse", kein "Volk" und keine "Nation".

Also, ich finde es schon amüsant, wie man solche Aussagen treffen kann, obwohl in diesem Artikel, des Zentralrats der Juden, klar angegeben wird, dass die biologische Komponente eine wichtige Rolle spielt.

Die Frage nach der Konversion kann sich sowohl nichtjüdischen Ehepartnern als auch Kindern aus interkonfessionellen Ehen stellen, in denen der Vater Jude, die Mutter aber Nichtjüdin ist. Solche Kinder gelten nach der Halacha nicht als Juden, während Kinder jüdischer Mütter auch ohne einen jüdischen Vater Juden sind. Die Zahl der Nichtjuden, die ohne einen familiären Bezug zum Judentum übertreten wollen, bleibt relativ gering, doch steht der Weg zur Konversion diesen Personen ebenfalls offen.

Das Reformjudentum ist zwar bereit, interessierte Nichtjuden mit der jüdischen Religion vertraut zu machen, doch bleibt der Übertritt auch dann der Entscheidung des Einzelnen überlassen. Zudem wenden sich Reformgemeinden hauptsächlich an nichtjüdische Ehepartner von Gemeindemitgliedern und an Personen teiljüdischer Abstammung, nicht aber an andere Religionen als solche, um diesen Gläubige abzuwerben.

http://www.zentralratdjuden.de/de/article/3249.html (Archiv-Version vom 23.03.2013)

Also, ich komme nach dem Gelesenen zu dem Schluss, das das Judentum sowohl Religion, als auch ein Volk ist. Eher sogar eine eigenständige Ethnie (Abstammung, Kultur, Sprache, Geschichte, Religion), zu deren Glauben man zwar konvertieren kann, aber bei der man nie zu 100% zugehörig ist. Eben auf Grund der oben angegebenen biologischen Komponente.

Mich würde eine Stellungnahme, von euch Beiden, zu diesem Artikel des Zentralrats der Juden interessieren? Wie geht das mit euren Ansichten/Erfahrungen einher, obwohl doch klar Bezug zur Abstammung genommen wird?

@Bananengrips
Grundsätzlich gibt es "das" Judentum schon mal nicht. Die Aussagen von Ultra-Orthodoxen, Orthodoxen, Traditionalisten, gemässigten Liberalen, Radikal-Liberalen, Progressiven, Reformern etc. sind so unterschiedlich wie die, die sie tätigen. Innerhalb des Judentums, ja, sogar innerhalb einzelner Gemeinden, toben heftige Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen. Dagegen sind Muslim und Muslim ja noch ein einig Volk von Brüdern.

Der Rabbiner meines Vertrauens ist ohnehin Walter Rothschild, Landesrabbiner für Schleswig-Holstein, Autor und Vorstandsmitglied der Union progressiver Juden in Deutschland. Wer bei ihm Jude werden kann, schieb ich schon in einem früheren Post.

Bananengrips schrieb:Also, ich komme nach dem Gelesenen zu dem Schluss, das das Judentum sowohl Religion, als auch ein Volk ist. Eher sogar eine eigenständige Ethnie (Abstammung, Kultur, Sprache, Geschichte, Religion),

Dann sind ja die Muslimen ja auch ein Volk, nur ist es dort, statt die Mutter, der Vater maßgebend ist.
Es geht ja nur hauptsächlich um die Religion, wer Jude oder nicht Jude sein darf.
Und das mit den 613 Gebote kann man eh vergessen, da ü 200 Gebote nur für den Tempeldienst in Jerusalem war.

Das mit der Mutter finde ich eh daneben, im Liberalen sowie im Reformjudentum wird darüber diskutiert, wenn der Vater Jude ist, und nicht die Mutter, dass das Kind auch jüdisch sein kann.
Weil viele die Konventieren haben jüdische Väter, da wären sie keine "richtige Juden", nur weil ein paar Rabbiner dieser Meinung sind.