@LookAtTheMoon Habe mir den Podcast gerade angehört. Der ist auch inhaltlich unglaublich schwach - auch wenn angemerkt wird, dass der Freispruch für Rittenhouse nach der US-Gesetzeslage nachvollziehbar war. Das eigentliche Problem seien die Waffengesetze. Dem stimme ich auch zu.
Es wird lange darüber gesprochen, dass die Jury im Rittenhouse und Arbery-Prozess fast vollständig weiß war. Das ist eine interessante Problematisierung im Rahmen des Rassismus-Framings, da diese Jurys gleichzeitig in beiden Prozessen richtig entschieden haben sollen. Im Podcast wird aber die weiße Besetzung der Jury dafür verantwortlich gemacht, dass im anderen Prozess (Ahmaud Arbery) die Staatsanwaltschaft nicht genug über das rassistische Motiv des Mordes gesprochen haben soll. Hätte sie das getan, dann hätte die Jury mutmaßlich anders entschieden (und die Angeklagten freigesprochen). Solche Behauptungen über hypothetische Freisprüche bei anderen Prozessstrategien der Staatsanwaltschaft sind für mich absolut unseriös. Aber natürlich will eine amerikanische Staatsanwaltschaft erreichen, dass der Angeklagte verurteilt wird. Wer über Strukturen sprechen wil und solche Debatten führen will, der ist in einem Gericht am falschen Ort. Auch in Deutschland werden Prozessbeobachter, die in einem Strafprozess mehr wissen wollen, als die für eine Verurteilung erforderlichen Infos, in der Regel enttäuscht sein.
Dass diese Fälle mit unterschiedlichen Sachverhalten und Urteilen in einen Topf geschmissen werden und dann noch die Geschichte von Lynchmorden in den USA erzählt wird, ist schon sehr fragwürdig. Der Fall Rittenhouse hat nichts mit solchen Fällen zu tun - so wird aber ein Zusammenhang konstruiert.