Bündnis 90/Die Grünen
14.06.2012 um 02:00
Ob Grüne wählbar sind mit ein paar wenigen Beispielen eruieren zu wollen ist sehr gewagt :-). Jedenfalls taugen die Beispiele nicht, um zu untermauern, dass grün per se nicht wählbar ist.
Was das konkrete Beispiel mit dem aufkleber betrifft, man sollte wirklich aufpassen, dass man Sport und Politik nicht vermischt. Als Sportfan ist es nur schon von der Intention her etwas ganz anderes, wenn ich Flagge zeige und Farbe bekenne, als wenn das ein Politfreak tut. Gehen wir doch mal ein paar Stufen unterhalb einer Nationalmannschaft gucken, wie sich solche Anfeuerung eines Teams ergibt. Sagen wir mal, während der obligatorischen Schulpflicht, so 7. oder 8. Schuljahr, veranstaltet die Schule ein Turnier. Sei es Volleyball, Fussball, oder was auch immer. Jede andere Klasse des Schulhauses stellt ein Team. Natürlich kann nicht die ganze Klasse in der Startformation stehen, also schauen die anderen zu. Was werden die wohl tun? Na ja, logisch, sie feuern ihre Kameraden an, und hoffen, dass sich das Klassenteam für die nächste Runde qualifiziert und wenn möglich auch das Turnier gewinnt. Sind ja auch viele Freunde dabei, die da spielen...
Wieso sollte sowas, und komme mir als Mitte-links eingestellter Zeitgenosse jetzt irgendein reiner Linker daher, und teile mir mit, das solche den Klassengeist fördernden Gelegenheiten schlecht sind, wenn man das jetzt mal in einem grösseren Rahmen denkt, also beispielsweise der Bundesliga, dann plötzlich verwerflich sein, wenn ein Hamburger den HSV unterstützt mit seinen Jubel oder anfeuern, ein Münchner die Bayern, oder ein Italiener mit bezug zu London, weil seine Tante dort wohnt, eben Chelsea? Und wo liegt das Problem, wenn ein Deutscher darauf hofft, dass sein Team, dessen Mitgleider eine Auswahl darstellt aus den besten Spielern von anderen Auswahlen, die sich zusammensetzt hat aus Auswahlspielern, von denen einer ein Klassenkamerad war, der beim Schülerturnier das entscheidende Tor für die Qualifikation des Halbfinales geschossen hatte, der dann aber einen anderen Beruf erklernt hat, aber mit 13 gegen Philip Lahm Fussball gespielt hatte? Zum Beispiel.
Wenn man selber nie Sport gemacht hat, intensiv und seriös, dann sollte man einerseits bei der Beurteilung soclher Zusammenhänge vorsichtig sein, und sich andererseits eigentlich davor hüten, Sport mit Politk gleichzusetzen. Fussball braucht sowieso zwei Teams, seien es jetzt Nationalspieler oder Vereinsspieler verschiedener Nationalität...
Wie peimlich das werden kann sieht man ja daran, dass die Deutschen jedesmal Nazi verstehen, wenn wir Schweizer von der Nati sprechen, also von der Nationalmannschaft. Sport verursacht im Gegensatz zu Politik keine Kriege, sondern bietet vielen jungen Menschen eine Lebensschule.
Wer jetzt da jemandem die Freude an der Unterstützung einer Mannschaft missgönnt, und wir sprechen ja nicht von der NPD, sondern von der Deutschen Fussballnationalmannschaft, der ist irgendwie ziemlich engstirnig, kleingeistig und borniert. Nur weil ein Gedankengang von ganz links kommt heisst das nicht automatisch, dass dieser folgerichtig ist oder verhindert, dass die Quintessenz des Gedankens andere ihrer Freiheit beraubt gut zu finden und zu unterstützen, wir reden immer noch von Sport, was ihnen gefällt, oder davor gefeit ist, andere zu unterdrücken, obwohl ma selber ja sofort Sturm laufen würde, wenn andere irgendjemanden versuchen zu unterdrücken.
Aus einer WM oder EM politisches Kapital schlagen zu wollen ist effektiv deplaziert. Denn es geht dabei eben nicht um politische Werte sondern um sportliche. Und Sport ist nun mal eine Art und Weise des Brückenbauens in dieser Welt. Wo zwei politiker nicht die selbe Sprache sprechen brauchen zwei Kinder nur einen Fussball und etwas Sonne, um Freunde zu werden.