Abahatschi schrieb:Es waren Plünderer und Chaoten, ich konnte keine politischen Botschaft erkennen.
Zum Einen wurde das in der Gerichtsverhandlung nicht festgestellt. Zum Anderen, selbst wenn es so wäre, ist das kein Umstand, der Selbstjustiz rechtfertigt.
Rittenhouse ist auf Video, wie er 2 Wochen vor den Morden eine Plünderung eines Drogeriemarkt beobachtet und sagt "Ich wünschte ich hätte mein Sturmgewehr und könnte auf sie schießen". 2 Wochen später ist er mit seinem Sturmgewehr in eine andere Stadt gefahren und hat Leute erschossen.
Der Richter hat dieses Video in der Verhandlung nicht als Beweisstück zugelassen.
Abahatschi schrieb:VT!
BS.
Du scheinst ja ganz schön überfordert zu sein.
Aber es ist so. Das US-Justiz-System ist tief durchtränkt von systemischem Rassismus.
Ein Umstand, der seit Jahrzehnten wissenschaftlichen aufgearbeitet wird in der sogenannten Critical Race Theory, die seit neuestem unter Beschuss ist von Rechtsextremen, die Angst davor haben das Rechtssystem, dass zu ihrem Vorteil rassistisch ist zu verlieren.
Der gesellschaftliche Zerfall der USA in den Faschismus ist Live zu beobachten. Die amerikanische Ur-Sünde, der Rassismus, ist der Auslösende Faktor, statt Aufarbeitung und Wiedergutmachung entscheidet sich ein signifikanter Teil der weißen Mehrheitsgesellschaft zu gewaltsamer Unterdrückung gesellschaftlicher Gruppen und Strömungen die sich für systemischen Wandel und Gerechtigkeit einsetzen.
White Supremacy als Staatsräson ist das Ziel und mit dem Urteil gestern kam man diesem Ziel ein ganzes Stück näher.
Zum Thema:
The 10 tactics of fascism | Jason Stanley | Big Think
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MokaEfti schrieb:Warum machst du aus ihn einen Faschisten, der sinnbildlich für ein faschistisches und rassistisches Amerika mordet?.
Das mache ich nicht ich, sondern die Faschisten in den USA die ihn als Helden feiern, wie Cawthorn, Gaetz und Gosar.
Rittenhouse ist ein Idiot, der auf faschistische Propaganda reingefallen ist und aus Hass gemordet hat.
MokaEfti schrieb:Du solltest differenzieren zwischen dem, was in Kenosha tatsächlich vorgefallen ist und der Instrumentalisierung/Vereinnahmung rechter Kreise.
Das sind keine "rechten Kreise", das ist Republikanischer Mainstream.
Die Republikanische Partei ist eine rechtsextreme Partei mit faschistischen Ambitionen und Rittenhouse ist ein Held in ihren Augen, den er hat die faschistische Fantasie der gewaltsamen Auslöschung des Gegenübers ausgelebt und ist damit durchgekommen.
MokaEfti schrieb:Das ist purer Relativismus, mehr nicht. Dazu entbehrt es jeglicher Realität.
Die NSDAP mobilisierte genau so Leute wie Rittenhouse, lange bevor sie an die Macht kamen um ihre Positionen gewaltsam in der Gesellschaft durchzusetzen.
In dem Zusammenhang lohnt es sich, sich darüber zu informieren was die SA eigentlich war:
Im Vorfeld der Machtergreifung 1933 widmete sich die Organisation, neben der Propaganda, intensiv dem Straßenkampf und Überfällen auf Sozialdemokraten, Kommunisten und Juden.[3] Dabei wurden Konflikte mit der Staatsmacht sorgfältig vermieden.
Wikipedia: SturmabteilungDer Aufbau einer solchen Truppe ist das Ziel viele Republikaner. Deswegen fordern diese Politik ihre Anhänger dazu auf sich zu bewaffnen und gewaltsam gegen Schwarze und Linke vorzugehen. So deutlich wird das natürlich nicht gesagt, aber so deutlich hat es die SA damals auch nicht gesagt.
Man ging nicht gegen "Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten" vor, sondern gegen "Verbrecher, Volksverräter und Staatsfeinde".
Gnatz schrieb:Was hat das mit weiß/schwarz und schuldig/unschuldig zu tun? Die erschossenen Angreifer waren Weiße.
Und ja, er ist unschuldig.
Der Fall war politisch aufgeladen in den USA, da die erschossenen Demonstranten Teil des Black-Lives-Matters-Protests waren.
Zumindest wird das angenommen. Bei einem der Toten wurde vor Gericht nicht festgestellt weshalb er sich bei den Protests befand, er wurde am Tag davor erst aus dem Krankenhaus entlassen wo er sich wegen einem Selbstmordversuch befand.
Die beiden Toten als "Angreifer" zu deklarieren, obwohl beide unbewaffnet waren(einer hatte ein Skateboard, das vom Gericht als Waffe angesehen wurde), während Rittenhouse ein Sturmgewehr hatte, halte ich für grob falsch. Das würde in Deutschland nie so passieren.
Der Umstand, dass Rittenhouses Leben in Gefahr war ist nachvollziehbar, auch wenn die Beweisführung der Verteidigung das vor Gericht nicht belegen konnte.
Dabei darf man meiner Meinung nach aber nicht die Tatsache aus den Augen verlieren, dass Rittenhouses bewaffnete Präsenz für die Opfer ebenso als Gefahr für Leib und Leben darstellte gegen die sich verteidigen wollten.
Und genau hier landen wir bei dem Problem mit Selbstverteidigung.
Wenn das Gesetz so angewendet wird, dass der jeweils überlebende einer gewaltsamen Konfrontation sich auf Selbstverteidigung berufen kann sind wir wieder im Wilden Westen, wenn dann hinzu kommt, dass rassistisches Biases dieses Recht auf Selbstverteidigung überproportional oft Weißen und unterproportional oft Schwarzen einräumen, dann sind wir im Faschismus.
Ein Fall der das gut zeigte war die Ermordung von Trayvon Martin vor einigen Jahren. Ein schwarzer Teenager auf dem Heimweg vom Kiosk, der von George Zimmerman als "verdächtig" wahrgenommen und angegriffen wurde. Als Trayvon Martin sich unbewaffnet wehrte wurde er von George Zimmerman erschossen, der sich in der Folge erfolgreich auf Notwehr berief.
Angenommen Trayvon Martin wäre bewaffnet gewesen und hätte George Zimmerman erschossen, hätte er sich ebenso auf Notwehr berufen können?
Wenn ja, wäre das absolut sinnentleertes Verständnis von Selbstverteidigung, da sich einfach der jeweils überlebende einer Konfrontation auf Selbstverteidigung berufen kann, egal was der Konfrontation zugrunde lag.
Wenn nein, ist das einfach Rassismus.
Empirisch zeigt sich deutlich, dass Schwarze vor Gericht deutlich weniger Erfolg haben sich auf Selbstverteidgung zu berufen als Weiße, das selbe gilt für Stand-Your-Ground Laws. Zudem gibt zeigt die Statistik, dass die Hautfarbe der Opfer auch eine Rolle spielt. Ist das Opfer schwarz ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher das die Tötung als Rechtmäßig eingestuft wird. Das ist Fakt, auch wenn in diesem Fall die Opfer nicht schwarz waren.
Man darf auch nicht vergessen, dass die USA hier unterschiedliche Gesetze je nach Bundesstaat haben.
In einem Stand-Your-Ground-Staat darf man Menschen legal erschießen sobald sie sich auf dem Privatgrund des Schützen befinden oder den Schützen in der Öffentlichkeit in jedweder Form angehen. Es reicht hier aus, wenn der Schütze argumentiert er habe sich bedroht gefühlt. Vor Gericht müsste die Gegenseite dann beweisen, dass der Schütze sich nicht bedroht gefühlt hat.
In dem Rittenhouse-Fall gab es keine Stand-Your-Ground-Gesetze auf die er sich berufen konnte. Somit haben wir nun einen Präzedenzfall der es ermöglicht Demonstrationen politischer Gegner aufzusuchen und sie bei Konfrontation zu erschießen um sich daraufhin auf Selbstverteidigung zu berufen.