Gibt es Bindungsangst wirklich?

kittyka schrieb:Aber vielleicht ist das ja auch so ein Merkmal. Man hat Angst vor engen Bindungen, kann auf der anderen Seite aber auch nicht alleine sein

Da empfiehlt sich dann ja sowas wie Freundschaft+. Sowohl bei Menschen, die tatsächlich Angst vor engeren Bindungen haben als auch für Menschen, die einfach nur weitestgehend unabhängig bleiben wollen und darum keine engeren Bindungen eingehen wollen.

Bei Freundschaft+ werden gleich zwei, nein sogar drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Sozialkontakt auf platonische Weise aber auch körperliche Nähe zu anderen Menschen. Allein ist mal also in zweierlei Hinsicht nicht, muss sich aber auch nicht enger binden.

Freundschaft+ ist mein favorisiertes Modell für die Zukunft. Man darf sich nur nicht verlieben.

Klar gibt es die.
Hat nur nicht jeder der es behauptet und manchmal habens die, die es abstreiten.
Meistens ist das bei >Trennung< sowieso nicht der Fall, denn eine Bindungsangst verhindert ja schon das man sich überhaupt auf eine Bindung einlässt. Bei Trennung kann man schon davon ausgehen, dass das Gegenüber einfach keinen Bock mehr hatte/ auf einen selbst/auf diese Konstellation.
Ebenso wie das nicht zustande kommen einer Bindung genau den gleichen Hintergrund haben kann/und auch meistens hat mMn.

kittyka schrieb:Menschen geredet, die Bindungsängste haben und mit denen eine Beziehung unmöglich ist.

Ich bin davon überzeugt, dass es das gibt, aber dass das nicht das Gros der Menschen betrifft.

rhapsody3004 schrieb:Darüberhinaus macht das Singledaseins natürlich auch praktisch frei, denn man kann tun und lassen was und wie man man es im gesetzlichen Rahmen will

Es gibt viele Möglichkeiten, Beziehungen zu führen. Man muss ja nicht zwingend zusammen leben. Viele bevorzugen heutzutage tatsächlich getrennte Wohnungen.
Jedes Paar entscheidet selbst, wie oft es sich trifft usw.

Selbst beim Zusammenleben muss man nicht sämtliche "Freiheiten" aufgeben. Ich tue das bestimmt nicht.

Bei manchen ist das auch aus tatsächlichen Gründen nicht möglich (z.B. weitere Entfernung der Wohnorte).
Man kann auch getrennte Schlafzimmer haben.

rhapsody3004 schrieb:Kann mir zu Hause sogar am Arsch kratzen, rülpsen und furzen, wenn mir danach ist und keine Sau interessiert es.

Jo, das kann man ja auch dezent machen 😉

kittyka schrieb:Bin halt kein Beziehungstyp" oder so. Das ist sogar durchaus clever, gerade diese Ausrede zu erfinden

SecretLetter schrieb:habe ich jedoch das Gefühl, dass der Begriff mittlerweile ziemlich inflationär benutzt wird. Nicht jeder Mensch, der sich nicht binden möchte oder kann, hat eine Bindungsangst.

kittyka schrieb:Seltsam, wenn einem das nach 2 Jahren plötzlich einfällt, man aber keine acht Wochen später bereits wieder jemanden am Start hat.

Würde ich auch als häufige Ausrede interpretieren, um sich Diskussionen zu ersparen oder damit das Gegenüber sich nicht schlecht fühlt.

Streuselchen schrieb:denn eine Bindungsangst verhindert ja schon das man sich überhaupt auf eine Bindung einlässt.

Das ist falsch. Bindungsangst bedeutet nicht das man sich nicht Binden will, oder das man Angst davor hat eine Beziehung zu führen. Die pathologische Bindungsangst passiert eher unbewusst. Man weis gar nicht das man eine Bindungsangst hat.
Ein Bindungsängstler möchte Bindung, kann diese aber nicht ertragen. Das hat körperliche sowie psychische Auswirkungen.

Es kann passieren das der Partner plötzlich anfängt unangenehm zu riechen, das es einem sehr unangenehm ist wenn er einen berührt, das man lieber sehr viel Zeit für sich hat und nähe einfach zu viel ist.
Auch das typische verschwinden für ein paar Stunden oder auch mal Tage kann hier zur Bindungsangst gehören.
Zwingt sich ein Bindungsängstler in eine Beziehung weil er diese will hat es starke Auswirkungen die zu starken Depressionen und somatischen Problemen führen können.

..

kittyka schrieb am 09.02.2022:in Internetforen wird oft über Menschen geredet, die Bindungsängste haben und mit denen eine Beziehung unmöglich ist.
Die klinische Psychologie kennt diesen Begriff so allerdings nicht. Ist es lediglich der Versuch von Verlassenen, dem Ex auf eine bequeme Art und Weise die Schuld für das Scheitern der Beziehung in die Schuhe zu schieben, den Partner als bindungsunfähig zu deklarieren und so von den eigenen Anteilen abzulenken?

Grüß Dich, in der klinischen Psychologie fällt das unter das große Feld der Bindungsstörungen (Erwachsene). Einen Überblick, über die zugrunde liegenden Diagnosekriterien, findet sich z. B. an dieser Stelle. Ergo: Das Ganze ist ein real existierendes Phänomen. Allerdings schließt dieser Umstand nicht aus, dass die Partner u. U. Schuldumkehr betreiben. Ein Konzept, was in dem Kontext womöglich interessant ist, ist das der Kollusion.

LG Mina