Fraukie
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Mount-Everest Besteigung - Selbstfindung oder Selbstmord?
20.07.2019 um 00:33MissMary schrieb:Ich frage mich bei solchen Leuten immer, wo ihre Prioritäten sind ..Gute Frage, steckste nicht drin.
Bei Mr. Kajak hatte ich den Eindruck, dass da ne gewaltige Midlife crisis hintersteckt, aber da ich den Mann nicht kannte, wärs unfair zu behaupten, dass dem wirklich so war.
MissMary schrieb:Der ignorierte auch erst alle SicherheitstippsDazu muss man fairer Weise sagen, dass Mr Kajak sich wirklich so gut vorbereitet hatte, wie es für sowas möglich war und auch nicht zum ersten Mal mit nem Hochseekajak rumgefahren ist.
Sein Verderben war letzten Endes, das eine Änderung an dem Kajak, die für diese Aktion aber unumgänglich war beschädigt wurde und dazu führte, dass er das Teil nachm Kentern nicht mehr aufrichten konnte.
Er wollte eben als erster so ne Überquerung im Kajak machen und meiner bescheidenen Meinung nach hätte er vielleicht darüber nachdenken sollen, ob es möglicher Weise auch Dinge geben könnte, die deswegen bisher noch niemand gemacht hat, weil sie einfach mal vollkommen bescheuert sind.
MissMary schrieb:Da habe ich mich schon gefragt ... Hat er das Risiko ignoriert?Die Erwartungshaltung, dass schlimme Dinge immer nur Anderen passieren scheint ja recht menschlich zu sein und im Grunde ist das ja auch gut so, was wär das fürn Leben, wenn man ständig damit rechnen würde, dass einem der Himmel aufn Kopp fällt.
Über den von Dir geschilderten Fall hab ich bisher noch nichts gelesen und so wie das klingt bleibt da die Frage auch offen.
Über Mr Kajak gibt es ne Doku, u.A. mit Interviews mit ihm vor seinem Aufbruch und dem was das Salzwasser von den Datenträgern seiner Kamera übrig gelassen hat.
Da wurde ganz deutlich, dass er bei Planung und Losfahren zwar wusste, dass das gefährlich ist, aber absolut keinen Gedanken daran verschwendet hat, dass er tot oder auch gar nicht zurückkehren könnte.
Das fand ich im Anbetracht dessen, dass ihm z.B. absolut klar war, dass er sich nur einen Bruchteil seiner Reise nah genug an der nächsten Küste befinden würde, dass eine zeitnahe Rettungsaktion auch nur Ansatzweise in Frage kam und es Tage geben würde an denen er nur im Kajak liegen, die Kuppel zu machen und sich von einer Welle in den nächsten Abgrund schmeißen lassen könnte sehr merkwürdig.
Denn die Kombination aus "hat noch keiner gemacht", "ist echt gefährlich" und "die meiste Zeit bin ich so weit draußen auf See, dass ich mitm Satelitentelefon zwar anrufen kann, aber jede zeitnahe Rettungsaktion vollkommen ausgeschlossen ist" macht es doch eigentlich super deutlich, dass man bei sowas auch versterben und auf Nimmerwiedersehen verschwinden kann.
Beim Aufbruch war das kein Thema für ihn, aber als er dann in seine Kamera mit dem Tod verhandelt hat, da war ihm glasklar was er riskiert hat und ggf wusste er da sogar bereits, dass seine Chancen lebend anzukommen weit geringer sind als gegen den Ozean zu verlieren.
MissMary schrieb:Wo bleibt das Verantwortungsgefühl gegenüber Frau und Kindern?Gute Frage.
Für mich völlig unverständlich hat die Frau von dem Kajaktypen ihn bei diesem Quatsch unterstützt.
Nen Partner für sowas im Stich lassen ist eine Sache, aber wenn bereits nen Kind da ist und dann auch noch nen Kleines würde ich so einem Ehemann und Vater das Fell über die Ohren ziehen, wenn er mir mit so einer bekloppten Idee käme.
aero schrieb:Einen vergleich mit Columbus und den bergsteigern über die sinnhaftigkeit zu ziehen, finde ich nicht zusammenhängend.Das irritiert mich nun zugegebener Maßen.
Der Vergleich kam doch von Dir, als ich schrieb, dass meiner Ansicht nach eher Wohlstandsmenschen auf solche Gefahren einlassen als das es wie Du meintest ein grundsätzlicher Trieb unserer Spezies wäre.
Zumindest habe ich Dich so verstanden:
aero schrieb:aero schrieb:Für mich ist das Vorhaben von Columbus oder das "an die Grenzen gehen" von Entdeckern, Wissenschaftlern, Siedlern usw keineswegs vergleichbar mit so einer Mount Everest Tour.
Es liegt im trieb oder drang der menschheit, das ihr erreichbar aller-äußerste zu erkunden.
Fraukie schrieb:
Ist das nicht eher ein Trieb der der Überflussgesellschaft entspringt und in Gesellschaften die nicht völlig übersättigt sind und vor lauter Möglichkeiten kaum noch wissen was sie wollen weit seltener und auch in ganz und gar anderer Gestalt auftritt?
@Fraukie
Nein glaube ich nicht.
Columbus wollte nicht nur den weg nach Indien finden.
Deswegen schrieb ich ja auch:
Fraukie schrieb:Aber Wissenschaftliche Forschung und irgendwas mehr oder weniger Bedeutsames zu tun, zu entdecken oder zu beweisen, ist doch etwas ganz Anderes alsEben weil es meiner Ansicht nach durchaus normal für unsere Spezies ist und uns oft weitergebracht hat, dass so mancher Mensch bereit ist einiges zu riskieren um etwas zu entdecken, zu erforschen usw, aber das ist eben mit diesem "Höher-Weiter-Schneller-Tourismus" der betrieben wird um "das mal gemacht zu haben" nicht vergleichbar.
"Och, ich glaub ich geb mal nen Haufen Geld aus, für ne Bergtour die längst Massentourismus ist und bei der ich drauf gehen könnte."
oder
"Es gibt EIN Passagierflugzeug, dass mit Mach 2 fliegt, da muss ich auch mal drinsitzen."
"Weil es nen Durchbruch sein könnte" ist doch irgendwie ein ganz anderes Motiv als
"Na weil darum." bzw "Weil ich zu denen gehören will die das mal gemacht haben."
"Dummes Zeug" tun ist doch irgendwie ein Luxus den man sich leisten können muss und das nicht nur finanziell.
Sich mutwillig und ohne Not bzw ohne das für die Menschheit an sich was raus springt in Gefahr begibt um irgendwas "mal gemacht zu haben" ist meiner Ansicht nach eben nichts "normal menschliches", sondern ein Auswuchs der völlig übersättigten Überflussgesellschaft.
Statt froh zu sein, dass man sich nicht sorgen muss ob die Familie verhungert oder man bei dem Versuch sie zu ernähren einen Job annimmt der lebensgefährlich ist begibt man sich ohne jeden Sinn und Verstand trotzdem in Lebensgefahr.
Das ist meiner Ansicht nach eben etwas, das man sich leisten können muss und erfahrungsgemäß sind solche Aktionen eben eher bei Menschen zu beobachten von denen man eigentlich meinen sollte, dass sie ein Leben haben mit dem sie zufrieden sein könnten statt sogar noch massenweise Geld für etwas auszugeben das außer Prestige und Lebensgefahr nicht wirklich etwas zu bieten hat.