Masine schrieb:Verstehe auch nicht, warum man den eigenen Müll nicht mit zurück nimmt.
Das hat eine Ursache und zwei verschiedene Gründe:
Die Ursache ist, dass man beim Aufstieg Ausrüstung benötigt, die zumindest teilweise spätestens auf dem Rückweg nur noch Ballast ist.
Auch eine leere Sauerstoffflasche ist noch ziemlich schwer, man schleppt sein Zelt nicht von Lager zu Lager sondern baut in jedem Lager ein Neues auf.
Zurück bleiben also
1. In den Höhenlagen in denen das Risiko drauf zu gehen noch recht groß ist wie
@Alarmi bereits schrieb alles an nutzlos gewordenem Extragepäck. Dazu gehören nicht nur kaputte Dinge, sondern auch die Zusatzsauerstoffflasche für den Notfall sobald man unter der Grenze ist, Zelte kaputt oder intakt, die man nicht abbauen will. Gaskartuschen vom Campingkocher, Verpackung der Wegzehrung usw.
2. "Müll", den man zwar mitnehmen könnte, aber warum sollte man?
Wie bereits geschrieben sind die Mount Everest Touristen zum Großteil keine "klassischen Bergsteiger" mehr, sondern "schneller, weiter, höher - Prestigetouristen" mit dem nötigen Kleingeld.
Solchen Leuten fehlt das Gefühl für die Notwendigkeit einen Ort so zu hinterlassen wie man ihn vorgefunden hat bze vorfinden möchte, leider schon oft von grundauf.
Ich war mal mit meinem Vater und seiner Frau auf Tour, meist haben wir einfach an Stellen an denen das unkritisch ist (keine Brutgebiete usw) übernachtet und weil wir meist ohne Zelt geschlafen haben und war die Herausforderung jeden Ort so zu hinterlassen, dass man gar nicht sieht das wir da waren nicht so hoch, wenn auch da wo unsere Schlafsäcke lagen das Gras was plattgedrückt war.
Da wir aber auch viele Naturschutzgebiete durchquert haben haben wir auch Nächte auf ausgeschilderten Zeltplätzen verbracht und weil ich krank wurde und das Streckensoll nicht schaffte mussten wir ein paar Zwischenhalte auf Campingplätzen machen deren Zielgruppe wir eher nicht so entsprachen.
Es war immer das Gleiche:
Die Leute, die es sich auf so einem einfachen Zeltplatz niederlassen, weil sie wissen, dass man in der Gegend nicht einfach irgendwo pennen kann ohne die Natur die man "besuchen" will zu nerven nehmen tatsächlich auch die eigene Kacke mit bis zum nächsten Mülleimer oder graben sich wenigstens ein Loch um das danach zu verscharren.
Wir haben auch Leute getroffen bei denen der eine Mann immer in ne Plastikflasche gepinkelt hat und die dann in ner gesonderten Mülltasche mitgenommen wurden.
Das kam uns schon schräg vor.
Aber mein Vater war die Sorte Mensch die zu Jedem einen Zugang findet.
Den ließ man ne Minute aus den Augen und er kam mit Gästen zum Abendessen oder einer Einladung zum gemeinsamen Schmausen zurück.
Deswegen erfuhren wir, dass dieser Mann schwer krank gewesen ist und obwohl die letzte Chemotherapie schon mehrere Monate zurücklag einfach mal das Risiko damit doch Schden anzurichten nicht eingehen wollte.
Diese Nobelcampingplätze mit möglichem Stromanschluss und ner Hundedusche von der man als Mensch selbst in vielen Jugendherbergen nur träumen konnt waren anders.
Da liefen den ganzen Tag fleißige Campingplatzmitarbeiter rum um Müll aufzusammeln, Zigarettenkippen, Chipstüten, .. und all das
obwohl da überall Mülleimer standen.
Der eine Inhaber von so nem Campingplatz mit dem mein Vater ins Gespräch kam erzählte ihm, dass er sogar schon seit Jahren nen Deal mit einem Altmetallhändler hat, weil der "Durchschnittsgast" sich in der nächsten Stadt im Baumarkt bzw teilweise gibt es die ja schon an Tankstellen so nen günstigen Kugelgrill kauft und den dann ganz selbstverständlich bei Abreise stehen lässt als gehe ihn das gar nichts an.
Und die Mount Everest Touris sind eben zum Teil noch ignoranter, den Müll selbst ausm Basiscamp mitzunehmen ist etwas mehr Aufwand und diese "Müllpauschale" die in ihrem Reisepreis mit drin ist ist zwar leider absolut notwendig, steigert meiner Erfahrung nach aber die Bereitschaft sich zu bücken und die Verpackung vom Proteinriegel wieder aufzuheben so irgendwie gar nicht.
Da kommt dann zu der "Nach mir die Sintflut - Ignoranz" auch noch die "Hab ich schließlich für bezahlt - Attitüde".
aero schrieb:Es liegt im trieb oder drang der menschheit, das ihr erreichbar aller-äußerste zu erkunden.
Ist das nicht eher ein Trieb der der Überflussgesellschaft entspringt und in Gesellschaften die nicht völlig übersättigt sind und vor lauter Möglichkeiten kaum noch wissen was sie wollen weit seltener und auch in ganz und gar anderer Gestalt auftritt?
Gibt zwar in vielen Kulturen gewisse Rituale die man (bzw eher Mann) durchlaufen muss, wenn man zu den Erwachsenen zählen will und oft sind auch "Missionen" enthalten die durchaus Gefahren berge.
Aber als ernsthaft vergleichbar mit diesem Prestigetourismus bei dem jemand "weil darum" die meisten Länder bereisen, die höchsten Berge besteigen oder in seiner Midlife-crisis versuchen will mit nem Kajak durch die Tasmansee zu paddeln finde ich solche Rituale keineswegs.
Um ohne Not etwas zu tun bei dem eine erhebliche Chance besteht, dass man nicht lebend wieder kommt, sowas tut jemand der mit sich selbst und seinem Leben glücklich und zufrieden ist nicht wirklich.
Die handvoll "Berufsabendteurer" deren Lebensinhalt es IST möglichst viele dieser Dinge zu tun mal ausgenommen.
Die suchen sich dann aber auch Herausforderungen aus, die zwar so ihre Würze haben, aber bei denen der eigentliche "kick" viel mehr darin liegt auch DIESES Projekt so gründlich vorzubereiten, dass die Chancen mit guter Planung, Disziplin und massenweise Eigenleistung ein Ziel zu erreichen deutlich wahrscheinlicher ist als dabei umzukommen und dann auch noch durch Faktoren die man selbst gar nicht so umfangreich beeinflussen kann.