Hürth: Frauen mit Thallium vergiftet

Nachdem mein erster Versuch eine Diskussion zu starten geschlossen wurde, versuche ich mich diesmal an die Vorgaben zu halten:

In Hürth wurden zwei Frauen mit Thallium getötet. Eine weitere Frau und ihr ungeborenes Kind kämpfen im Krankenhaus um ihre Leben. Was mich an dem Fall erschüttert ist, dass nach dem Tod der 35-jährigen Lehrerin Tina H. eine Thalliumvergiftung konstatiert wurde und die Ermittlungen trotzdem eingestellt wurden. Wieso? Der Giftanschlag auf Yvonne K. hätte verhindert werden können, wenn damals ordentlich ermittelt worden wäre. Hat die Polizei versagt?

Wie die Polizei ihm auf die Spur kam, ist ein Krimi Zwei Frauen tot! Manuel H. soll ein Giftmörder sein
Seine Freundin und ihr ungeborenes Kind kämpfen noch um ihr Leben

Quelle: https://www.bild.de/news/inland/news-inland/manuel-h-41-aus-huerth-hygiene-beauftragter-soll-gift-moerder-sein-78441496.bild.html

Nach dem Tod der Ehefrau des Verdächtigen wurde seinerzeit eine Thalliumvergiftung festgestellt:

Im Mai 2020 starb in einem Düsseldorfer Krankenhaus die damalige Ehefrau des Mannes aus Hürth. Nach dem Tod der 35-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet, weil eine erhöhte Thalliumkonzentration in ihrem Blut gefunden wurde.

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/huerth-thallium-vergiftung-gift-tot-haft-staatsanwaltschaft-duesseldorf-100.html (Archiv-Version vom 03.12.2021)

DerWaldschrat schrieb:Der Giftanschlag auf Yvonne K. hätte verhindert werden können, wenn damals ordentlich ermittelt worden wäre.

Du unterstellst mal einfach so es sei nicht ordentlich ermittelt worden. Halte ich für starken Tobak.
Kannst du dafür vernünftige Indizien anführen?

DerWaldschrat schrieb:Was mich an dem Fall erschüttert ist, dass nach dem Tod der 35-jährigen Lehrerin Tina H. eine Thalliumvergiftung konstatiert wurde und die Ermittlungen trotzdem eingestellt wurden.

Was mich erschüttert, na ja, nicht wirklich, ist dass du dich anscheinend nicht vernünftig informiert hast bevor du deine Klopfer hier raushaust.

Die ehemalige Frau des 41-Jährigen etwa war im Mai 2020 in einem Düsseldorfer Krankenhaus gestorben. Nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft war damals auch ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet und ein erhöhter Thallium-Wert festgestellt worden. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen gewesen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Ein Anfangsverdacht für ein Tötungsdelikt hätte zunächst nicht vorgelegen.

Man hätte sich damals ja mal fragen können woher das Thallium stammt. Das Gift ist nicht frei verkäuflich, aber dazu Berechtigte können es z.B. zur Rattenbekämpfung erwerben. Der Mann war Hygienebeauftragter und hatte deshalb wohl Zugang. Eine Hausdurchsuchung wäre da vielleicht angemessen gewesen. Nach der dritten Vergiftung wurde man dann bei ihm fündig.

Mist, Link vergessen. Hier ist er:
https://www.radiowestfalica.de/nachrichten/news-aus-nrw-und-der-welt/detailansicht/vergiftungsfaelle-ermittler-werten-datentraeger-aus.html
Bezieht sich auf den Post von heute 15:11 Uhr.

Heide_witzka schrieb:Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen gewesen, sagte eine Sprecherin am Donnerstag.

Nicht abgeschlossen war der Fall eineinhalb Jahre. Was wäre da wohl noch raus gekommen ohne die Strafanzeige der Mutter seiner Freundin?

Sehr widersprüchliche Berichterstattung in dem Fall.

Anhaltspunkte, dass ihr früherer Ehemann etwa damit zu tun hatte, gab es nach Angaben einer Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft aber nicht.

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/huerth-thallium-vergiftung-gift-tot-haft-staatsanwaltschaft-duesseldorf-100.html (Archiv-Version vom 03.12.2021)

Ein Anfangsverdacht für ein Tötungsdelikt hätte zunächst nicht vorgelegen.

Quelle: https://www.radiowestfalica.de/nachrichten/news-aus-nrw-und-der-welt/detailansicht/vergiftungsfaelle-ermittler-werten-datentraeger-aus.html

Dennoch hat man ihn verhaftet, wohl weil man das Gift im Haus vorfand.

War die festgestellte Konzentration nicht todesursächlich?

weil eine erhöhte Thalliumkonzentration in ihrem Blut gefunden wurde.

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/huerth-thallium-vergiftung-gift-tot-haft-staatsanwaltschaft-duesseldorf-100.html (Archiv-Version vom 03.12.2021)

Auch ein Motiv konnte wohl nicht ausfindig gemacht werden.

Auch würden seine Finanzströme durchleuchtet und weitere Zeugen vernommen. Das mögliche Motiv des 41-Jährigen sei noch völlig unklar, sagte ein Sprecher.

Quelle: https://www.radiowestfalica.de/nachrichten/news-aus-nrw-und-der-welt/detailansicht/vergiftungsfaelle-ermittler-werten-datentraeger-aus.html

Bleibt also eigentlich nur die versehentliche Vergiftungen der Frauen, oder ein Psychopath (wegen des offenbar fehlenden Motivs) als Täter übrig.

Gibt es hier denn neue Infos?
Vll auch Informationen, wie es der jungen Frau und ihrem Ungeborenen geht?

@Mailaika
Zu seiner damaligen Freundin heißt es im anscheinend aktualisierten Artikel am 15.12.21

Frau und Ungeborenes nach Thallium-Vergiftung außer Lebensgefahr

Ansonsten nichts neues.

Quelle:

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/huerth-thallium-vergiftung-gift-tot-haft-staatsanwaltschaft-duesseldorf-100.html (Archiv-Version vom 16.12.2021)

@Lars01
Danke für die Info. Na wenigstens diese beiden konnten gerettet werden. Es macht mich froh das zu lesen.

Neuigkeiten und Details, die mir bisher nicht bekannt waren:

Im Fall des mutmaßlichen Giftmörders von Hürth hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage gegen den 41-Jährigen erhoben. [...] Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann zwei Morde und einen Mordversuch vor und sieht die Merkmale Heimtücke und Grausamkeit erfüllt. Er soll seine Ehefrau, seine neue Lebensgefährtin und deren Großmutter mit dem hochtoxischen Schwermetall Thallium vergiftet haben. Nur die Lebensgefährtin überlebte. Sie war schwanger. Daher ist auch ein versuchter Schwangerschaftsabbruch angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Sicherungsverwahrung für den Angeklagten beantragt.

Scheinbar nahm die Mutter von Melanie K. eine große Rolle bei der Aufklärung ein:

Im November 2021 [...] Nur wenig später erscheint die Mutter von Melanie K. auf einer Wache in Hürth bei Köln: Während ihre Tochter und das ungeborene Enkelkind in der Uniklinik mit dem Tod kämpften, war ihr eingefallen, dass Sebastian S. ihr vom Tod seiner Ehefrau erzählt und dabei auch die ungeklärte Todesursache erwähnt hatte. Sie habe nun die Befürchtung, dass der Freund ihrer Tochter selbst dafür verantwortlich sein könnte – und nun auch ihre Tochter vergiftet habe.
[...]äußert sie einen weiteren Verdacht: Sebastian S. könnte auch ihre Mutter vergiftet haben. Die Großmutter hatte vor ihrem plötzlichen Tod im Jahr 2021 unter ähnlichen Symptomen wie die beiden anderen Frauen gelitten, unter anderem an starkem Haarausfall.

Dieser Verdacht wurde durch eine Exhumierung bestätigt. Zum Motiv für die Vergiftung der Großmutter heißt es:

Die Ermittler gehen heute davon aus, dass Sebastian S. die Frau tötete, weil er in ihr Haus ziehen wollte, gemeinsam mit deren Enkelin. Ob es tatsächlich das Motiv war, muss sich zeigen. Geldsorgen hatte S. offenbar nicht.

Letzteres war zu Beginn ja thematisiert worden.

Zudem ist aufgeklärt, woher das Thallium stammt:

Bei einer Hausdurchsuchung finden die Ermittler eine Spritze und eine Dose mit einer Substanz darin – es handelt sich um Thallium. Die Beamten finden außerdem heraus, dass sich Sebastian S. schon vor längerer Zeit 25 Gramm Thallium bei einer Fachfirma für Forschungsmaterialien bestellt hat. Er hatte sich das Gift an die Anschrift seines Arbeitgebers in Ratingen schicken lassen. Drei Wochen, bevor seine Ehefrau Silke P. in die Klinik gebracht werden musste und starb.

Zudem steht ein weiterer Verdacht im Raum, der bereits Jahre zurück liegt:

Anfang 2017 starb die Großmutter von Silke P. Sebastian S. hatte vorher Kontakt zu der 93 Jahre alten Dame. Auch ihre Leiche wurde exhumiert. Ob auch sie vergiftet wurde, ist noch unklar.

Hintergrundinformationen zu seinen Beziehungen finden sich ebenfalls:

Nur wenige Monate nach dem Tod seiner Frau soll S. sich auf einem Online-Portal für Menschen mit Kinderwunsch angemeldet haben.[...]
Über diese Seite lernte S. offenbar mindestens zwei Frauen näher kennen, mit denen er sexuelle Verhältnisse einging – eine davon war Melanie K. Während sich aus den regelmäßigen Treffen mit ihr eine feste Beziehung entwickelte, traf S. die andere Frau trotzdem weiter – beide Frauen wurden schließlich schwanger, ohne voneinander zu wissen. vor.
Die junge Frau, die gleichzeitig mit Melanie K. von S. schwanger geworden war,[...] entschied sich daraufhin dafür, das Kind nicht zu bekommen.

https://rp-online.de/nrw/panorama/huerth-koeln-frauen-mit-thallium-vergiftet-mutmasslicher-serientaeter-bald-vor-gericht_aid-70265665

Ehrlich gesagt, hätte ich bei den ersten Meldungen zu diesem Fall nicht erwartet, dass so viel mehr dahinter stecken würde. Warum er sich wohl gezielt an Frauen mit Kinderwunsch wandte? Was denkt ihr?

Einer Quelle von Juni lässt sich entnehmen, dass das ungeborene Kind nicht überlebt hat. Der Prozess soll in wenigen Tagen beginnen.

Seine seinerzeit schwangere und 36 Jahre alte Lebensgefährtin konnte gerettet werden. Wie Gerichtssprecher Jan Orth am Dienstag auf Anfrage bestätigte, ist nun auch der kürzlich geborene Säugling gestorben.
[...]
Die Anklage lautet derzeit auf zweifachen Mord sowie versuchten Mord in Tateinheit mit versuchtem Schwangerschaftsabbruch. Als Mordmerkmale nimmt die Staatsanwaltschaft Heimtücke und Grausamkeit an. Laut Anklage hatte der Krankenpfleger den drei Frauen das Thallium 2020 und 2021 verabreicht.[...]
Der Prozess gegen den 41-Jährigen soll nach Gerichtsangaben am 19. September beginnen.

https://rp-online.de/nrw/staedte/koeln/huerth-koeln-moegliches-weiteres-todesopfer-nach-giftmorden-saeugling-gestorben_aid-73527727

Okay...also, hier ein Artikel zum Urteil:

https://m.bild.de/regional/koeln/koeln-aktuell/zwei-frauen-mit-thallium-getoetet-moerder-muss-lebenslang-in-haft-84548460.bildMobile.html?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Ich zitiere daraus: "

Manuel H. bekommt lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung

Quelle: s.o.

In dem Artikel wird auch erwähnt, dass das Baby verstorben ist, die Ursache dafür ist plötzlicher Kindstod.

Traurig

@Fyra
Die Lehrerin hat überlebt und ihr Kind ist mit 4 Monaten plötzliche verstorben.
Sehr traurig für die Lehrerin.
Wenigstens ist das Urteil lebenslang mit Sicherungsverwahrung gerechtfertigt.

The_Rac00n schrieb am 07.09.2022:Ehrlich gesagt, hätte ich bei den ersten Meldungen zu diesem Fall nicht erwartet, dass so viel mehr dahinter stecken würde. Warum er sich wohl gezielt an Frauen mit Kinderwunsch wandte? Was denkt ihr?

Wenn die Frau tot ist, das Kind überlebt, ist das Kind Alleinerbe. Und der Vater kann für ein Kind bis zur Volljährigkeit das Erbe verwalten. Wenn er verheiratet ist, erbt er sowieso.

The_Rac00n schrieb am 07.09.2022:Warum er sich wohl gezielt an Frauen mit Kinderwunsch wandte? Was denkt ihr?

Vielleicht weil er dachte dass Frauen mit Kinderwunsch aber ohne Partner "leichte Beute" und sehr verzweifelt sind.
Er hatte ja leider Erfolg wenn er zur gleichen Zeit mit zwei Frauen etwas am laufen hatte.