Der Giftmord an Heinz Kern (Graz, 1972)
07.12.2020 um 00:54Hallo zusammen,
dieser Fall war letzte Woche Thema beim KURIER-Podcast "Dunkle Spuren" und da es hierzu noch keinen Thread gab, wollte ich mal einen aufmachen. Laut dem Podcast handelt es sich hierbei übrigens um den ältesten noch ungelösten Cold Case Europas.
Nachfolgend fasse ich den Fall mal zusammen. Es ist jedoch empfehlenswert, sich trotzdem zunächst einmal den (zweiteiligen, Teil 1 ist weiter unten) Podcast anzuhören: https://dunklespuren.podigee.io/ (Archiv-Version vom 01.12.2020)
Original anzeigen (0,6 MB)
Heinz und Helga Kern
Heinz Kern, geboren 1939, war in den 1960er Jahren ein sehr erfolgreicher Turniertänzer. Gemeinsam mit seiner Tanzpartnerin und späteren Ehefrau Helga gewann er viele Trophäen und Auszeichnungen. Nachdem sie 1969 den Welt Cup gewonnen hatten, beendeten die beiden ihre aktive Karriere. Im Anschluss eröffneten sie eine Tanzschule in Graz.
Am 13. September 1972 erhielten die Kerns in ihrer Grazer Wohnung ein Paket. In einem Schuhkarton befand sich ein Lebensmittelpaket. Dieses bestand aus einem Laib Brot, mehreren Würsten, sowie drei Dosen Löwenbräu, was damals noch eine relativ unbekannte Marke war (laut Podcast), sowie einem Glas "Verhackert", einem österreichischen Fleischaufstrich. Letzteres war mit einer tödlichen Dosis Arsen vermischt.
Weiterhin befand sich in dem Paket ein Brief, der mit "Josef Mautner" unterzeichnet war und angeblich in Schladming, etwa 2 Stunden von Graz entfernt, geschrieben wurde. Der Absender auf dem Paket war "Heinz Pitzer". Beide Namen existierten jedoch nicht.
Original anzeigen (0,8 MB)
Der Brief aus dem Paket
Nachdem es Heinz Kern in der folgenden Nacht zusehends schlechter ging, kam er schließlich ins Krankenhaus. Leider konnte dort jedoch nicht festgestellt werden, was ihm genau fehlte. Er starb nach wenigen Stunden an dem Gift.
Der Fall ist bis heute ungelöst. Zwar konnte ermittelt werden, dass ein Mann, der zwischen 30 und 35 Jahre alt war und unauffällig, das Paket am Vortag zu einem Postamt, das nur wenige hundert Meter von Heinz Kerns Wohnung entfernt war, abgegeben hatte. Die Postangestellte erinnerte sich daran, da sie es ungewöhnlich fand, dass der Mann das Paket nicht persönlich überbrachte. Dieser Mann konnte jedoch nie ermittelt werden.
Es wird davon ausgegangen, dass der Täter Heinz Kern persönlich kannte. Heinz Kern unterrichtete nämlich gelegentlich auch in Schladming, wo der Brief und das Paket angeblich her stammten. Außerdem wird davon ausgegangen, dass der Täter wusste, dass er das Verhackert auf jeden Fall essen würde, da nur dieses vergiftet war. Im Podcast werden insbesondere zwei Theorien beleuchtet: einmal, dass Heinz Kern eventuell von einem Konkurrenten ermordet wurde, der nicht akzeptieren wollte, dass er eine Tanzschule eröffnete. Außerdem käme eine enttäuschte Affäre, von denen er möglicherweise mehrere hatte, oder deren Lebensgefährte bzw. Ehepartner als Täter*in in Betracht.
Schließlich ist noch zu bemerken, dass an dem Paket im Nachhinein eine DNA-Spur sichergestellt werden konnte. Wie aussagekräftig diese ist, ist jedoch fraglich, da mit den Beweismitteln nicht sonderlich vorsichtig umgegangen worden war. Zum Beispiel wurde der Inhalt des Pakets kurz nach dem Mord in der Sendung Aktenzeichen XY im Original im Studio gezeigt. Der Moderator fasste dabei die Gegenstände mehrmals an.
Hier nochmal ein ausführlicher Artikel, der den Fall gut zusammenfasst: https://kurier.at/chronik/oesterreich/das-toedliche-geschenk-der-giftmord-an-heinz-kern/401117265
Was meint ihr?
dieser Fall war letzte Woche Thema beim KURIER-Podcast "Dunkle Spuren" und da es hierzu noch keinen Thread gab, wollte ich mal einen aufmachen. Laut dem Podcast handelt es sich hierbei übrigens um den ältesten noch ungelösten Cold Case Europas.
Nachfolgend fasse ich den Fall mal zusammen. Es ist jedoch empfehlenswert, sich trotzdem zunächst einmal den (zweiteiligen, Teil 1 ist weiter unten) Podcast anzuhören: https://dunklespuren.podigee.io/ (Archiv-Version vom 01.12.2020)
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Heinz und Helga Kern
Heinz Kern, geboren 1939, war in den 1960er Jahren ein sehr erfolgreicher Turniertänzer. Gemeinsam mit seiner Tanzpartnerin und späteren Ehefrau Helga gewann er viele Trophäen und Auszeichnungen. Nachdem sie 1969 den Welt Cup gewonnen hatten, beendeten die beiden ihre aktive Karriere. Im Anschluss eröffneten sie eine Tanzschule in Graz.
Am 13. September 1972 erhielten die Kerns in ihrer Grazer Wohnung ein Paket. In einem Schuhkarton befand sich ein Lebensmittelpaket. Dieses bestand aus einem Laib Brot, mehreren Würsten, sowie drei Dosen Löwenbräu, was damals noch eine relativ unbekannte Marke war (laut Podcast), sowie einem Glas "Verhackert", einem österreichischen Fleischaufstrich. Letzteres war mit einer tödlichen Dosis Arsen vermischt.
Weiterhin befand sich in dem Paket ein Brief, der mit "Josef Mautner" unterzeichnet war und angeblich in Schladming, etwa 2 Stunden von Graz entfernt, geschrieben wurde. Der Absender auf dem Paket war "Heinz Pitzer". Beide Namen existierten jedoch nicht.
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Der Brief aus dem Paket
Nachdem es Heinz Kern in der folgenden Nacht zusehends schlechter ging, kam er schließlich ins Krankenhaus. Leider konnte dort jedoch nicht festgestellt werden, was ihm genau fehlte. Er starb nach wenigen Stunden an dem Gift.
Der Fall ist bis heute ungelöst. Zwar konnte ermittelt werden, dass ein Mann, der zwischen 30 und 35 Jahre alt war und unauffällig, das Paket am Vortag zu einem Postamt, das nur wenige hundert Meter von Heinz Kerns Wohnung entfernt war, abgegeben hatte. Die Postangestellte erinnerte sich daran, da sie es ungewöhnlich fand, dass der Mann das Paket nicht persönlich überbrachte. Dieser Mann konnte jedoch nie ermittelt werden.
Es wird davon ausgegangen, dass der Täter Heinz Kern persönlich kannte. Heinz Kern unterrichtete nämlich gelegentlich auch in Schladming, wo der Brief und das Paket angeblich her stammten. Außerdem wird davon ausgegangen, dass der Täter wusste, dass er das Verhackert auf jeden Fall essen würde, da nur dieses vergiftet war. Im Podcast werden insbesondere zwei Theorien beleuchtet: einmal, dass Heinz Kern eventuell von einem Konkurrenten ermordet wurde, der nicht akzeptieren wollte, dass er eine Tanzschule eröffnete. Außerdem käme eine enttäuschte Affäre, von denen er möglicherweise mehrere hatte, oder deren Lebensgefährte bzw. Ehepartner als Täter*in in Betracht.
Schließlich ist noch zu bemerken, dass an dem Paket im Nachhinein eine DNA-Spur sichergestellt werden konnte. Wie aussagekräftig diese ist, ist jedoch fraglich, da mit den Beweismitteln nicht sonderlich vorsichtig umgegangen worden war. Zum Beispiel wurde der Inhalt des Pakets kurz nach dem Mord in der Sendung Aktenzeichen XY im Original im Studio gezeigt. Der Moderator fasste dabei die Gegenstände mehrmals an.
Hier nochmal ein ausführlicher Artikel, der den Fall gut zusammenfasst: https://kurier.at/chronik/oesterreich/das-toedliche-geschenk-der-giftmord-an-heinz-kern/401117265
Was meint ihr?