Ansel schrieb:Frage an die Fachleute im Forum: Für welche Rezepturen wird Lidocain üblicherweise gebraucht? In welchen Mengen?
Das ist eine sehr gute Frage.
Lidocain kenne ich als Fertigarzneien primär als 1% und 2% Injektslösung und als Beimengung verschiedener Salben, Lutschpastillen usw in denen der Anteil dann aber verhältnismäßig gering ist.
Alle diese Formen sind meiner Erfahrung nach als fertige Zubereitungen sehr stabil.
Bei Ärzten stehen Lösung und Salbe zum Gebrauch rum und ich kenne keine Praxis in der Beides nicht einfach als fertiges Produkt erworben wird.
Lutschtabletten und verschreibungsfreie Salben liegen in der Apotheke im Regal, ohne bemerkenswert kurzes Haltbarkeitsdatum.
Da Lidocain zwar ein tolles Lokalanästhetikum ist, aber die unangenehme Nebenwirkung hat die Blutungsneigung massiv zu erhöhen und ab einer Dosis die gar nicht so hoch ist unschöne bis tödliche Auswirkungen aufs Herz zu haben bin ich überfragt wozu es in einer Apotheke als Rohstoff vorgehalten werden müsste.
Zwar kann ein Apotheker es sicher nutzen um z.b. schmerzlindernde Mundspülungen oder Salben herzustellen, aber mir fällt kein guter Grund ein, denn wie gesagt gibt es genug Fertigarzneien und ab einer nicht wirklich hohen Dosis ist jede Zubereitung die Lidocain enthält entweder rezeptpflichtig oder gar nicht verschreibungsfähig.
Also diese Injektionslösungen, die z.B. der Zahnarzt nutzt darf er wirklich nur während der Behandlung anwenden, dem Patienten aber nicht zum "Selbstgebrauch" aushändigen.
Ich hab vor zig Jahren mal eine Mundspülung gekauft, die der Apotheker nach "eigenem Rezept" mischt, da war neben einigen Pflanzenextrakten die desinfizierend wirken u.A. auch Lidocain als Schmerzstiller enthalten.
Es gibt also durchaus Anwendungsmöglichkeiten bei denen ein Apotheker den Rohstoff nutzen kann, aber an der Tagesordnung ist das sicher nur in Apotheken in denen der Apotheker generell gern "Hausmarke" herstellt und verkauft, das ist aber selten geworden.
Ansel schrieb:Ich gehe mal davon aus, dass diese Stoffe in der Apotheke nicht wie Mehl und Zucker in der Küche einfach nebeneinander herumstehen.
Jain, wenn die selbst Sachen anmischen, dann stehen die Behälter mit Substanzen die nicht gekühlt werden müssen oder so vermutlich durchaus beide in der "Küche".
Ich würde trotzdem auf unsauberes Arbeiten tippen.
Also, dass irgendwer etwas mit Lidocain zubereitet hat und dann hat der Nächste die gleichen Instrumente genutzt um die Glucose abzufüllen, in der festen Annahme, die Rückstände an Spatel und Co seien ebenfalls von einer Glucose-Abgabe.
Dann wäre zwar durchaus Glucose abgefüllt wurden, aber eben ohne es zu ahnen Reste von Lidocain miteingebracht.
Ein bisschen so, wenn in der Eisdiele mit der gleichen Kelle erst Vanille- und direkt danach Schokoladeneis entnommen wurde.
Der Anteil Lidocain ab dem so eine Verunreinigung gefährlich wird dürfte recht gering sein.
In dem Falle wären Mutter und Kind an den folgenden Herzproblemen gestorben und selbst wenn man gewusst hätte, dass es sich um eine Lidocain"vergiftung" handelt wäre das vermutlich zu sät gewesen, denn soweit ich weiß existiert kein Gegenmittel.
Das wäre zumindest ohne böse Absicht möglich, nicht aber ohne ganz erhebliche Schlamperei.