Das mysteriöse Verschwinden der Marianne Schmid

In letzter Zeit werden oft vermisste Personen gefunden, gerade Senioren. Ich nehme an dass gerade diese ja aufgrund ihrer körperlichen Gegebenheiten auch eher eingeschränkte Möglichkeiten wohin zu verschwinden.
Ich kann mir deshalb gut vorstellen dass MS den Bus genommen hat und wo anders verunfallt ist.

Herbstkind schrieb:Ich kann mir deshalb gut vorstellen dass MS den Bus genommen hat und wo anders verunfallt ist.

Mir ist nicht ganz klar, inwieweit ihre krankheitsbedingte Verwirrtheit schon für Außenstehende erkennbar war und ob sie überhaupt Geld zur Verfügung hatte. Sichtbare Verwirrtheit und/oder fehlendes Geld würden eher dagegen sprechen, dass sie mit einem Bus oder Taxi weggefahren ist. Oder zumindest müsste sie dem Fahrer in Erinnerung geblieben sein. Und wenn sie dann auch nicht auf Videoaufnahmen zu sehen war (im Eingangspost wird gesagt, dass man solche Aufnahmen ausgewertet hätte...) würde ich eher nicht denken, dass sie einen Bus genommen hat.

Möglich wäre natürlich, dass ein hilfsbereiter Autofahrer sie mitgenommen hat, weil ihm die alte Dame leid tat, wenn sie z. B. erzählt hat, dass sie unbedingt nach Hause muss. Und der muss ja noch nicht mal etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben, wenn er sie irgendwo wieder abgesetzt hat.

schazzi schrieb am 18.11.2019:Toilette oder was Kopieren. Habe mein FSJ in einer Einrichtung gemacht, die mitlerweile zum Glück eine geschlossene Station für Schwer Demenzkranke hat, aber damals konnten die Bewohner gar nicht so bewacht werden. Selbst wenn der Empfang besetzt war, gibt es oft mehrer Ausgänge.

Ich gebe Dir vollkommen recht. Und selbst eine geschlossene Station ist kein Garant dafür, dass nicht doch jemand "entschlüpfen" kann.
Ich rede keinen Blödsinn sondern von einem realen Fall, mit dem ich beruflich zu tun hatte.

Eine Bewohnerin einer geschlossenen Station war verschwunden. Alle Türen waren dicht. Keiner konnte sich erklären, wo die Dame hätte sein können. Bis man darauf kam, dass die Frau bei der Mittagessenlieferung durch die geöffnete Tür entwischt sein musste.

Das Küchen-Personal schob den Wagen, auf dem das Essen in Behältern aus der Küche auf die Station geliefert wurde, durch die Tür und die demenzkranke Frau fand ihren Weg durch das Flucht-Treppenhaus nach unten zu laufen, wie man hinterher feststellte. Eine kleine zierliche Person, die vermutlich leicht durch jeden kleinen Ritz kam.

Man suchte die Frau mit Polizeiaufgebot, Hubschraubern, Personal, Angehörigen einen ganzen Tag und eine komplette Nacht. Es war sehr heiß an dem Tag. Ca. 30 Grad Celsius. Drumherum um die Einrichtung unüberblickbare Weizenfelder und Wälder. Man fand sie nicht obwohl sofort Suchmaßnahmen eingeleitet worden waren.

Am nächsten Morgen um 6 Uhr wurde sie gefunden. Sie kauerte lebend aber wie ein scheues Tier vor dem verschlossenen Seiteneingang.

Man vermutet, dass ich die Frau immer ganz in der Nähe des Hauses aufgehalten hat. Vor dem Haus war es durch Bäume schattig und angenehm. In der Nacht lief sie vermutlich in Richtung des Lichtes, das aus dem Haus leuchtete. Wegen der verschlossenen Seitentür konnte sie nicht rein. Ob sie den Haupteingang gefunden hätte, weiß man natürlich nicht. Gottseidank ging alles gut aus, wenn man das so sagen kann.

Niemandem des Personals ist ein Vorwurf zu machen.

Ich glaube leider auch, dass Frau Schmid im Wald zu Tode kam.

Hallo zusammen, ich bin auch auf den Fall aufmerksam geworden. Vor allem durch den tollen Podcast Dunkle Spuren auf Spotify.
Ich finde die Geschichte aus sehr tragisch. Hab mir den Podcast mit 3 Folgen 4x angehört weil er so spannend war. Ich vermute auch, dass Frau S. die Kirche vor Beginn wieder verlassen hat. Vielleicht musste Sie auf die Toilette. Vll hat sie das Haus ausversehen verlassen und wurde unterwegs zum Zufallsopfer. Der hat sie eingeladen und mitgenommen. Und dann irgendwie entsorgt. Das ist meine Vermutung. Daher hat man die nie wieder gesehen bis heute.

Habe gestern erst diesen Fall entdeckt. Einfach furchtbar - für die alte Dame und erst recht für die Familie. Arbeite selbst in einem Altenheim, auch mit Demenzkranken. Ja, auch sie können ungeahnte Sachen machen, können Kräfte und Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen nie zugetraut hätte. Ich tendiere nach mehreren Durchlesen der Kommentare, das Fr. Schmid v o r Beginn der Messe die Kapelle verließ und auch das Heim unerkannt verließ. Kenne die Gegend nicht - bin glaube mal vor Jahren durchgefahren - aber es gibt Wälder und Wasser. Hoffe sehr, das die sterblichen Überreste irgendwann gefunden werden. R.I.P.

petero815 schrieb:Fähigkeiten entwickeln, die man ihnen nie zugetraut hätte. Ich tendiere nach mehreren Durchlesen der Kommentare, das Fr. Schmid v o r Beginn der Messe die Kapelle verließ und auch das Heim unerkannt verließ.

Das scheint mir auch die einzige Möglichkeit zu sein, unauffällig „zu verschwinden“.
Bei an Demenz Erkrankten weiß man halt nie, was sie gerade denken und in welchem „Altersabschnitt“ sie sich in dem Moment wähnen. Habe da auf der Geriatrie (ehem. Beruf, war Krankenschwester) und im Altenheim (Ehrenamt) auch einiges erlebt und manchmal konnte man nur den Kopf schütteln, weil es so unglaublich war, was sie getan/angestellt haben (mit Mitte 80 und eigentlich im Rollstuhl sitzend, über einen 2m hohen Zaun zu klettern war mit das Harmloseste).

Frau Schmid muss nur gedacht haben „Ich mag nicht in die Messe.“ oder „Neben der will ich nicht sitzen.“. Ich habe aber den Eindruck, nach dem Podcast vom Kurier, in diesem Altersheim hat man Frau Schmids körperliche Konstitution unterschätzt. Nur weil sie für gewöhnlich sitzen blieb, wo man sie hinsetzte, heißt das ja nicht zwangsläufig, dass sie keine Kraft mehr in den Beinen hatte. Gerade diese Generation ist zäh.

Und da sie in dem Altersheim ja keine ständige Bewohnerin war, wird sie auch nicht jeder gekannt haben, bzw. konnte einschätzen, ob und wie dement sie ist.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie „nach Hause“ wollte, ob nun über die Grenze oder zur Tochter…oder dass sie sich gedanklich in einem Altersabschnitt gesehen hat, in dem sie noch arbeitete und „schnellstens in die Arbeit musste, weil sie eh schon spät dran war.“.

Leider lässt sich eben nicht mal im Ansatz eruieren, was nach Verlassen des Altenheims geschehen ist. Lief sie, wenn ja, wie weit; wurde sie mitgenommen; fiel sie, im schlimmsten Fall, einem Verbrechen zum Opfer?

Was mir in dem Podcast halt immer aufgefallen ist, in dem Pflegeheim schob man, nach dem Verschwinden, die Verantwortung für Frau Schmid hin und her. Es gibt „niemanden“, der Frau Schmid in die Kapelle gebracht hat, es gibt niemanden, nicht mal andere Bewohner, die ihren Aufbruch gesehen haben…nichts. Es mutet so an, als hätte es leise *plopp* gemacht und Frau Schmid wäre aus ihrem Stuhl in der Kapelle wegteleportiert worden.

CaiaLia schrieb:Was mir in dem Podcast halt immer aufgefallen ist, in dem Pflegeheim schob man, nach dem Verschwinden, die Verantwortung für Frau Schmid hin und her. Es gibt „niemanden“, der Frau Schmid in die Kapelle gebracht hat, es gibt niemanden, nicht mal andere Bewohner, die ihren Aufbruch gesehen haben…nichts. Es mutet so an, als hätte es leise *plopp* gemacht und Frau Schmid wäre aus ihrem Stuhl in der Kapelle wegteleportiert worden.

Ich denke dort hat reges Treiben vor Beginn der Messe geherrscht. Vielleicht ist es wirklich keinem aufgefallen.
Was ich aber auch denke ist, dass jeder irgendwo versucht dem anderen die Schuld zu zuschieben. Keiner will verantwortlich sein, irgendwer ist es aber.

Mich berührt der Fall sehr, mir tun die Kinder der Frau Schmid Leid die keine Chance hatten sich von der Mutter zu verabschieden und sie würdig zu bestatten.
Ich befürchte auch diese Chance wird es nicht mehr geben. Meine Mutter ist selbst sehr krank. Für mich wäre das schrecklich und es würde mich zerstören wenn ich nicht wüsste wo sie ist und ob sie verhungert oder verdurstet ist oder irgendwo gelegen und gestorben ohne Hilfe.

Wir hatten in regelmäßigen Abständen bei uns im Büro Besuch einer Demenz Kranken Nachbarin.
Wir kannten sie und haben sie regelmäßig nach Hause gebracht.

Sie hat jedoch ziemlich oft Autos aungehalten und sich mitnehmen lassen. In die Stadt rein oder sonst wohin. Zum Glück ist ihr nie etwas passiert.

Was ich damit sagen möchte.
Viele gutgläubige Menschen lassen jemanden mitfahren. Die besagte Dame war höflich und auf dem 1. Blick nicht dement.

Vielleicht war es auch in diesem Fall so ähnlich... nur das sie leider irgendwo ganz woanders verunglückt ist.

Interesse_01 schrieb:Vielleicht war es auch in diesem Fall so ähnlich... nur das sie leider irgendwo ganz woanders verunglückt ist.

Ja, da muss man noch nicht mal ein Verbrechen annehmen. Sie könnte jemanden angehalten haben und gefragt haben, ob er sie ein Stück mitnehmen kann, sie müsste nach XY-Hausen. Und derjenige hat dann gesagt: "Tja, tut mir leid, aber ich fahre nach Z-Dorf, aber ich könnte sie an der Kreuzung in A-Feld rauslassen, von da aus ist es nicht weit bis nach XY-Hausen!" und hat das dann auch gemacht. Nur dass sie an der besagten Kreuzung dann den Weg zum Zielort nicht mehr gefunden hat und irgendwo verunglückt ist....

Und möglicherweise hatte der hilfsbereite Fahrer dann ein schlechtes Gewissen und hat sich nicht gemeldet, weil er Angst davor hatte, Vorwürfe gemacht zu bekommen "Was haben Sie denn eine hilflose alte Dame einfach so ausgesetzt!" und man ihm nicht glaubt, dass da für ihn keine Demenz oder Hilflosigkeit zu erkennen war. Oder es handelte sich um jemand ganz fremden, der nie etwas von dem Fall gehört hat und heute noch glaubt, die nette alte Dame wäre bestimmt wohlbehalten in XY-Hausen angekommen.

brigittsche schrieb:man ihm nicht glaubt, dass da für ihn keine Demenz oder Hilflosigkeit zu erkennen war

Die Gefahr besteht leider. Dabei ist es an sich nicht unbekannt oder neu, dass manche an Demenz Erkrankte eine Fassade aufrechterhalten können und das über Jahre und viele Schübe. Habe es an meiner Großtante gesehen, die hat mit knapp ü60 die Diagnose bekommen; Krankheit also auch schnell vorangeschritten.

Ca. 10 Jahre später kam sie mit meiner Mutter auf Kurzbesuch nach Südtirol (da war ich dort noch im Kloster). Keiner hätte es gemerkt. Sie war resolut und schlagfertig und hat eben solche Antworten gegeben, die irgendwie schon gepasst haben.

Bei Frau Schmid kann ich mir das ähnlich vorstellen, sie war ja auch nicht ohne.
Und so, wie sie beschrieben wird, konnte sie auch recht charmant sein. Da fällt es vielen noch weniger auf, dass jemand Demenz hat.

Aber wie es hier so oft geschrieben steht, sie kann (leider) nahezu überall sein. Weit weg, drüberhalb der Grenze; ganz nah, im Umkreis des Altenheims…
Alles ist möglich.

Wäre dennoch „schön“, wenn man sie irgendwann findet, man ggf. feststellen kann, woran sie verstorben ist und sie dann eben beerdigen kann. Einen Abschluss zu finden. So lange sie nicht gefunden ist, das kann man sich kaum vorstellen, welche Gedanken gerade der Tochter, bei der sie lebte, durch den Kopf gehen.

Mich berührt das Verschwinden von Frau Schmid, denn sie kommt aus der gleichen Gegend, wie mein Großvater und ist ein Jahr jünger, als dessen Schwester. Sind Nachbardörfer. Ob es mglw. Verbindungen zwischen meiner Familie und der Herkunftsfamilie von Frau Schmid gegeben hat, versuche ich seit einiger Zeit rauszubekommen.