Hannah Witheridge und David Miller - ermordet auf Koh Tao
13.07.2017 um 20:49Sorry, der Link funktioniert nicht. Hier der Text aus dem Artikel:
Die beliebte thailändische Taucherinsel Ko Tao hat dunkle Geheimnisse.
Mysteriöse Todesfälle und Ungereimtheiten häufen sich. Im Fall der toten Elise aus Belgien sind unzählige Fragen offen. Die Ermittler haben keine Antworten.
Eine kleine Paradiesinsel im Golf von Thailand, geformt wie eine Schildkröte im türkisblauen Wasser, pudrige Strände, Kokospalmen und kunterbunte Fische, das ist Ko Tao. Doch das Urlaubsidyll hat eine dunkle Seite. Touristen sind ums Leben gekommen, die Umstände fragwürdig, teilweise mysteriös.
"Schon wieder Ko Tao!", schrieb eine thailändische Zeitung, nachdem inzwischen acht Ausländer in den vergangenen drei Jahren gestorben sind. Zu viele, um länger von Zufall oder unglücklichen Umständen zu sprechen, meinen Beobachter. Das jüngste Opfer ist eine junge Frau aus Belgien. Ihre Leiche wurde im Dschungel an einem Baum hängend gefunden. Die Behörden sprechen von Selbstmord, doch die Familie der 30-Jährigen will das nicht glauben.
Der Fall um Elise D. ist in der Tat widersprüchlich: Es gab keinen Abschiedsbrief, stattdessen ein Flugticket nach Hause. Es gab ein Nylonseil, unscharfe Überwachungsvideos, aber keine verwertbaren Spuren ihrer letzten Tage.
Autopsie bewies angeblich einen Suizid
Bekannt ist nur, dass sie sich unter falschem Namen in ihrem Resort eingetragen hatte. Warum, ist bisher nicht bekannt. War sie womöglich auf der Flucht vor jemandem? Dazu machten grässliche Berichte die Runde: Ein großer Waran soll die menschlichen Überreste angenagt haben.
Die Polizei bemüht sich – wie schon zuvor – verzweifelt, die Gemüter auf der Insel zu beruhigen. Im Fall von Elise D. habe es nie ein gefräßiges Reptil gegeben, ein Autopsiebericht beweise angeblich den Suizid: Tod durch Ersticken, keine Spuren von Gewalt. Dazu lieferte die Polizei Ermittlungsergebnisse über eine psychische Vorbelastung und einen früheren Selbstmordversuch der Frau in der Hauptstadt Bangkok.
Ein spektakulärer Polizeieinsatz ergab zudem keine Resultate, sollte aber offensichtlich das Engagement der Behörden demonstrieren.
Bloß kein Makel als "Todesinsel"
Alles nur Show, so die Kritiker, um das Gesicht zu wahren und unliebsame Wahrheiten zu verschleiern. Mit Händen und Füßen wehren sich die Behörden gegen den Makel der "Todesinsel". Thailand braucht die Touristen. Ein "Inselfluch", verbrecherische Machenschaften im Paradies oder gar ein Mafianetz auf dem 2000-Seelen-Eiland kämen da ungelegen.
So trat die Polizei jüngst im Hauptquartier der Provinz Surat Thani vor die Presse, um sämtliche Todesfälle auf Ko Tao als harmlos zu deklarieren und ihre eigene Arbeit als untadelig darzustellen. "Unsere Verfahrensweisen", behauptete ein hoher Beamter gar, "gleichen der des amerikanischen FBI."
Das erste Opfer war der Brite Nick P., 25, der im Januar 2014 tot im Meer unterhalb eines Hotels trieb. Er sei betrunken vom Balkon seines Bungalows gestürzt und ertrunken, sagt die Polizei. Sein Vater habe das akzeptiert und auf eine Obduktion verzichtet.
Selbstmord mit zusammengebundenen Händen?
Die 23-jährige Christina A., ebenfalls aus Großbritannien, wurde ein Jahr später tot in ihrem Hotelzimmer entdeckt. Hier sei das Ermittlungsergebnis genauso eindeutig gewesen: Kreislaufversagen nach Medikamenten- und Alkoholmissbrauch. Keine Spuren einer Gewalttat und keine fremde DNA – das habe die Obduktion ergeben. Allerdings wurde kein toxikologischer Bericht angefertigt. Die Familie des Opfers klagt, dass die Polizeiarbeit deshalb mehr als mangelhaft gewesen sei.
Der Franzose Dimitri P., 28, war im selben Monat erhängt in seinem Bungalow aufgefunden worden. Weil beide Hände auf seinem Rücken zusammengebunden waren, war auch bei ihm die Selbstmordtheorie nicht überzeugend.
Für Polizei aber war er unstrittig: Man habe einen Abschiedsbrief gefunden, auch er habe zuvor Suizidabsichten geäußert. Die Hände habe der Franzose in einer Art Schlinge am Rücken fixiert, um sich selbst der Rettungsmöglichkeit zu berauben.
Angehörige warnen bereits vor Thailand-Besuch
Der vierte Fall war deutlich schwieriger zu verharmlosen: Die beiden britischen Rucksacktouristen David M., 25, und Hannah W., 24, waren im September 2014 am Strand ermordet worden. Damals hatten die Ermittler die mutmaßlichen Täter gefunden und zum Tode verurteilt: zwei Gastarbeiter aus Myanmar.
Internationale Gerichtsmediziner sprachen von einer "unprofessionellen und nicht nachvollziehbaren Ermittlungsrealität". Die angeblichen DNA-Proben an Zigarettenstummeln waren nicht schlüssig. Menschenrechtsorganisationen halten die beide Angeklagten für Sündenböcke. Sie selbst beteuern bis heute ihre Unschuld.
Im vergangenen Januar wurde der Brite Luke M., 26, tot im Pool einer Bar gefunden. Er soll betrunken hineingesprungen sein und sich tödlich verletzt haben. "Keine Spur von Gewalt", lautete auch hier das Obduktionsresultat. Seine Angehörigen und seine Freundin schüren bis heute in allen Netzwerken Mordtheorien und warnen vor einem Besuch Thailands.
Die Presse ist an allem Schuld
Im Februar verschwand schließlich die 24-jährige Russin Valentina N. spurlos. Letzte Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten, wie sie tauchen ging. Die Polizei, so berichtet die Zeitung "Farang", verband damals zwei Thesen miteinander: eine angeblich bekannte psychische Labilität der Verschwundenen und ihr gefährlicher Drang zum Freitauchen. Die Polizei behauptet, sie habe einen Rekordversuch mit einer Tauchtiefe von 24 Metern ohne Sauerstoff unternehmen wollen. Ihre Leiche ist bis heute nicht gefunden worden – obwohl sogar Wahrsager hinzugezogen wurden.
Aus Angst um das verlorene Wohlwollen der Touristen hat Thailand nun einen Schuldigen in all diesen Fällen ausgemacht: die Presse. Die Provinzverwaltung von Surat Thani stellte Strafantrag gegen die Online-Zeitung "Samui Times", weil sie den Begriff "Todesinsel" verwendet hatte. "Die verzerrten Berichte haben dem Tourismussektor in der Region ein negatives Image gegeben", schimpfte Gouverneur Uaychai Innak.
Im Fall der toten Elise aus Belgien sind allerdings noch immer unzählige Fragen offen. Etwa warum ihr Gepäck auf dem Festland gefunden wurde. Oder: Warum lag eine Gasflasche an ihrem Todesort? Und wieso ist ihr Handy nicht mehr auffindbar?
Die Ermittler haben keine Antworten. Die Mutter der Toten hält sämtliche Indizien für konstruiert. Die Frau auf dem wackeligen Video, die mit Rucksack und Sarong in den Wald läuft, sei nicht ihre Tochter: die Haare seien zu kurz, die Hüften zu breit, der Gang nicht vertraut. Und der Rucksack sei nicht einmal der, den die Polizei den Angehörigen später ausgehändigt habe.
Vielleicht ist sie eine trauernde Mutter, die sich an einen Strohhalm klammert. Vielleicht aber auch nicht.
Quelle: msn.com Nachrichten Panorama vom 13.07.17
Die beliebte thailändische Taucherinsel Ko Tao hat dunkle Geheimnisse.
Mysteriöse Todesfälle und Ungereimtheiten häufen sich. Im Fall der toten Elise aus Belgien sind unzählige Fragen offen. Die Ermittler haben keine Antworten.
Eine kleine Paradiesinsel im Golf von Thailand, geformt wie eine Schildkröte im türkisblauen Wasser, pudrige Strände, Kokospalmen und kunterbunte Fische, das ist Ko Tao. Doch das Urlaubsidyll hat eine dunkle Seite. Touristen sind ums Leben gekommen, die Umstände fragwürdig, teilweise mysteriös.
"Schon wieder Ko Tao!", schrieb eine thailändische Zeitung, nachdem inzwischen acht Ausländer in den vergangenen drei Jahren gestorben sind. Zu viele, um länger von Zufall oder unglücklichen Umständen zu sprechen, meinen Beobachter. Das jüngste Opfer ist eine junge Frau aus Belgien. Ihre Leiche wurde im Dschungel an einem Baum hängend gefunden. Die Behörden sprechen von Selbstmord, doch die Familie der 30-Jährigen will das nicht glauben.
Der Fall um Elise D. ist in der Tat widersprüchlich: Es gab keinen Abschiedsbrief, stattdessen ein Flugticket nach Hause. Es gab ein Nylonseil, unscharfe Überwachungsvideos, aber keine verwertbaren Spuren ihrer letzten Tage.
Autopsie bewies angeblich einen Suizid
Bekannt ist nur, dass sie sich unter falschem Namen in ihrem Resort eingetragen hatte. Warum, ist bisher nicht bekannt. War sie womöglich auf der Flucht vor jemandem? Dazu machten grässliche Berichte die Runde: Ein großer Waran soll die menschlichen Überreste angenagt haben.
Die Polizei bemüht sich – wie schon zuvor – verzweifelt, die Gemüter auf der Insel zu beruhigen. Im Fall von Elise D. habe es nie ein gefräßiges Reptil gegeben, ein Autopsiebericht beweise angeblich den Suizid: Tod durch Ersticken, keine Spuren von Gewalt. Dazu lieferte die Polizei Ermittlungsergebnisse über eine psychische Vorbelastung und einen früheren Selbstmordversuch der Frau in der Hauptstadt Bangkok.
Ein spektakulärer Polizeieinsatz ergab zudem keine Resultate, sollte aber offensichtlich das Engagement der Behörden demonstrieren.
Bloß kein Makel als "Todesinsel"
Alles nur Show, so die Kritiker, um das Gesicht zu wahren und unliebsame Wahrheiten zu verschleiern. Mit Händen und Füßen wehren sich die Behörden gegen den Makel der "Todesinsel". Thailand braucht die Touristen. Ein "Inselfluch", verbrecherische Machenschaften im Paradies oder gar ein Mafianetz auf dem 2000-Seelen-Eiland kämen da ungelegen.
So trat die Polizei jüngst im Hauptquartier der Provinz Surat Thani vor die Presse, um sämtliche Todesfälle auf Ko Tao als harmlos zu deklarieren und ihre eigene Arbeit als untadelig darzustellen. "Unsere Verfahrensweisen", behauptete ein hoher Beamter gar, "gleichen der des amerikanischen FBI."
Das erste Opfer war der Brite Nick P., 25, der im Januar 2014 tot im Meer unterhalb eines Hotels trieb. Er sei betrunken vom Balkon seines Bungalows gestürzt und ertrunken, sagt die Polizei. Sein Vater habe das akzeptiert und auf eine Obduktion verzichtet.
Selbstmord mit zusammengebundenen Händen?
Die 23-jährige Christina A., ebenfalls aus Großbritannien, wurde ein Jahr später tot in ihrem Hotelzimmer entdeckt. Hier sei das Ermittlungsergebnis genauso eindeutig gewesen: Kreislaufversagen nach Medikamenten- und Alkoholmissbrauch. Keine Spuren einer Gewalttat und keine fremde DNA – das habe die Obduktion ergeben. Allerdings wurde kein toxikologischer Bericht angefertigt. Die Familie des Opfers klagt, dass die Polizeiarbeit deshalb mehr als mangelhaft gewesen sei.
Der Franzose Dimitri P., 28, war im selben Monat erhängt in seinem Bungalow aufgefunden worden. Weil beide Hände auf seinem Rücken zusammengebunden waren, war auch bei ihm die Selbstmordtheorie nicht überzeugend.
Für Polizei aber war er unstrittig: Man habe einen Abschiedsbrief gefunden, auch er habe zuvor Suizidabsichten geäußert. Die Hände habe der Franzose in einer Art Schlinge am Rücken fixiert, um sich selbst der Rettungsmöglichkeit zu berauben.
Angehörige warnen bereits vor Thailand-Besuch
Der vierte Fall war deutlich schwieriger zu verharmlosen: Die beiden britischen Rucksacktouristen David M., 25, und Hannah W., 24, waren im September 2014 am Strand ermordet worden. Damals hatten die Ermittler die mutmaßlichen Täter gefunden und zum Tode verurteilt: zwei Gastarbeiter aus Myanmar.
Internationale Gerichtsmediziner sprachen von einer "unprofessionellen und nicht nachvollziehbaren Ermittlungsrealität". Die angeblichen DNA-Proben an Zigarettenstummeln waren nicht schlüssig. Menschenrechtsorganisationen halten die beide Angeklagten für Sündenböcke. Sie selbst beteuern bis heute ihre Unschuld.
Im vergangenen Januar wurde der Brite Luke M., 26, tot im Pool einer Bar gefunden. Er soll betrunken hineingesprungen sein und sich tödlich verletzt haben. "Keine Spur von Gewalt", lautete auch hier das Obduktionsresultat. Seine Angehörigen und seine Freundin schüren bis heute in allen Netzwerken Mordtheorien und warnen vor einem Besuch Thailands.
Die Presse ist an allem Schuld
Im Februar verschwand schließlich die 24-jährige Russin Valentina N. spurlos. Letzte Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten, wie sie tauchen ging. Die Polizei, so berichtet die Zeitung "Farang", verband damals zwei Thesen miteinander: eine angeblich bekannte psychische Labilität der Verschwundenen und ihr gefährlicher Drang zum Freitauchen. Die Polizei behauptet, sie habe einen Rekordversuch mit einer Tauchtiefe von 24 Metern ohne Sauerstoff unternehmen wollen. Ihre Leiche ist bis heute nicht gefunden worden – obwohl sogar Wahrsager hinzugezogen wurden.
Aus Angst um das verlorene Wohlwollen der Touristen hat Thailand nun einen Schuldigen in all diesen Fällen ausgemacht: die Presse. Die Provinzverwaltung von Surat Thani stellte Strafantrag gegen die Online-Zeitung "Samui Times", weil sie den Begriff "Todesinsel" verwendet hatte. "Die verzerrten Berichte haben dem Tourismussektor in der Region ein negatives Image gegeben", schimpfte Gouverneur Uaychai Innak.
Im Fall der toten Elise aus Belgien sind allerdings noch immer unzählige Fragen offen. Etwa warum ihr Gepäck auf dem Festland gefunden wurde. Oder: Warum lag eine Gasflasche an ihrem Todesort? Und wieso ist ihr Handy nicht mehr auffindbar?
Die Ermittler haben keine Antworten. Die Mutter der Toten hält sämtliche Indizien für konstruiert. Die Frau auf dem wackeligen Video, die mit Rucksack und Sarong in den Wald läuft, sei nicht ihre Tochter: die Haare seien zu kurz, die Hüften zu breit, der Gang nicht vertraut. Und der Rucksack sei nicht einmal der, den die Polizei den Angehörigen später ausgehändigt habe.
Vielleicht ist sie eine trauernde Mutter, die sich an einen Strohhalm klammert. Vielleicht aber auch nicht.
Quelle: msn.com Nachrichten Panorama vom 13.07.17