Evolutions-Sprünge : Wie geht das ?
09.02.2015 um 00:22Guten Abend,
Da ich nicht unbedingt einen neuen Thread starten möchte, und diesen hier gefunden habe der die Evolution zumindest einige Seiten lang interessant behandelt, möchte ich ihn mit meiner Frage reanimieren.
Ich weiche sicher deutlich vom Thema des Thread-Erstellers ab und hätte für eine entsprechende Verschiebung Verständnis.
Bei Betrachtung der Geschichte des Lebens fällt mir auf, dass die Komplexitaetszunahme der jeweils höchstentwickelten Organismen nicht linear erfolgt ist.
Aus heutiger Perspektive erscheinen die ersten 1 Mrd Jahre seit dem ersten Auftreten des Lebens als eine Beinahe-Stagnation.
Auch danach nimmt die Entwicklung nur sehr zögerlich Fahrt auf.
Über 2/3 der seit den ersten Anfängen vergangenen Zeit bestand die Biosphäre ausnahmslos aus Einzellern.
Ab dem Aufkommen der Vielzelligkeit beschleunigt sich die Entwicklung signifikant und mündet in der sog. "Kambrischen Explosion".
Wobei ich die Bezeichnung "Explosion" nicht wörtlich nehmen würde ,da im Neoproterozoikum (1 Mrd. Jahre- 541Mio. Jahre vor Heute) wohl schon die Grundlagen gelegt wurden.
Die Beschleunigung der Komplexitätszunahme in dieser Phase lässt sich sicherlich ausreichend durch das Öffnen gigantischer "Gestaltungsräume" durch die Vielzelligkeit, und mit drastisch verschärfter Selektion durch die Ausbildung und Verbreitung von Hartteilen erklären.
Ich stelle mir da zum Beispiel ein ziemliches Gemetzel an der Ediacara-Fauna durch diese neuen "Hieb- Stich- und Beißwaffen" vor.
So weit- so gut.
Wenn man nun sein Hauptaugenmerk nicht auf die Körperbaupläne richtet, die wohl seit dem Kambrium komplett vorhanden sind, sondern mehr auf die Gehirnentwicklung, bzw. allgemeiner auf die Leistungsfähigkeit der Nervensysteme und Sinnesorgane so kann man imho im weiteren Verlauf eine sich weiter beschleunigende Entwicklung registrieren.
Ich vermute hier handelt es sich statt um eine lineare, eher um eine exponentielle Komplexitaetszunahme .
Wenn man so will, setzt sich das in der kulturellen Entwicklung der Menschheit fort.
Nach einem sehr gemächlichen Ablauf in der Altsteinzeit beschleunigt sich das Tempo pö a pö bis hin zur Rasanz unserer heutigen Zeit.
Wenn man nach "Countdown of Singularity" googelt und dann auf die Bildersuche geht, erscheint eine Grafik (bzw. mehrere aehnliche, jedoch mit identischer Aussage) die einen exponentiellen Kurvenverlauf zeigen, beginnend mit der Entstehung des Lebens (oder gar dem Urknall...) bis hin zum Personalcomputer oder Internet.
Selbst bei Aussparung der kulturell- technischen Phase ( und ich möchte diese hier aussparen) zeigen die riesigen Zeiträume der rein biologischen Evolution ebenfalls einen exponentiellen Zuwachs an Komplexität.
Bei einer höheren temporären Auflösung der Kurve würden sicherlich noch einige Schwankungen ersichtlich, wie z.B nach Massenaussterben, aber das aendert imho nichts am langfristigen Trend.
Für mich entsteht aus dem Zusammenhang:
höhere Komplexitaet der Organismen verbunden mit beschleunigter weiterer Zunahme der Selben, trotz langsamerer Generationenabfolge
der Eindruck von einer Evolution, die ihrerseits, ihrer Mechanismen betreffend, einer Evolution unterliegt.
Zur Generationenabfolge:
Selbst wenn man Bakterien (Reproduktion im Minuten- bis Stundenbereich) nur mit Mäusen vergleicht (Wochen), ist der Unterschied gewaltig.
Ganz zu schweigen von einem Reproduktionsrhytmus über Jahre und Jahrzehnte (Menschenaffen, Menschen, Elefanten, Wale etc.).
Die Wahrscheinlichkeit das eine rein zufällige Veraenderung der Erbanlagen eine positive oder auch nur neutrale Wirkung auf die Vitalität des betroffenen Organismus hat, sollte mMn mit ansteigender Komplexitaet abnehmen.
Eine Ur-Bakterie hatte vor 3 Mrd.Jahren, da sie sicherlich noch sehr weit von einem optimierten Zustand entfernt war, beim "Würfeln" bessere Trefferchancen als ein heutiger Kolkrabe, Gepard oder Mensch.
Sollten also auch die Mechanismen der Evolution im Laufe der Zeit evolviert sein?
Was spräche dafür ?
Was bewirkt z.B. der horizontale Gentransfer:
So wie ich verschiedentlich gelesen habe, hatte der seine bedeutsamste Rolle gleich in der Frühphase des Lebens. Zwar verschleppen Viren genetisches Material zwischen verschiedenen Arten, aber gerade in der Säugetierevolution soll diese Art der "Informationsaneignung" an Bedeutung verloren haben.
Der Autor Joachim Bauer gibt in seinem Buch "Das kooperative Gen" folgende Quelle hierfür an: International Human Genome Sequencing Consortium (2001).
Ein weiteres Beispiel ist die geschlechtliche Fortpflanzung.
Auch deren Entstehung könnte man als einen Schritt in der "Evolution der Evolution" ansehen.
Diese "Erfindung" ist aber auch schon ca. 1 Mrd. Jahre her, war also noch weit vor der "Kambrischen Explosion".
Könnte es also sein, das in den Prozess der zu Anfang vollständig darwinschen Evolution allmaehlich lamarcksche Ergänzungen eingesickert sind?
Bildlich gesprochen war Darwin vom Startpunkt weg Kapitän und bekam nach geraumer Zeit einen Co-Piloten der ihn geringfügig assistierte, nämlich den Herrn Lamarck.
Lamarck hat sich nun ueber geologische Zeiträume eingearbeitet und seine Assistenzleistung allmaehlich vergrößert.
Dies ermöglichte einigen Arten zu komplexen, cleveren und schließlich richtig intelligenten Organismen mit niedriger Reproduktionsfrequenz und hoher Lebensdauer zu werden.
Diese aufwändigen, sich langsam fortpflanzenden Lebewesen hätten ihren evolutionären Sinn als Informationserwerb- und- Verarbeitungsinstrumente.
Kleine Erklärung, nur ums für jedermann verstaendlich zu machen:
Lamarcksche Evolution bedeutet "Vererbung erworbener Eigenschaften", die langanhaltenden intensiven Bemühungen hochentwickelter Lebewesen hätten dem zu Folge Auswirkungen über z.B. epigenetische Mechanismen auf den Genom der Nachkommen.
Diese lamarckschen Zuarbeiten haben den verlangsamten Generationenwechsel kompensiert bzw. angesichts der exponentiellen Entwicklung sogar überkompensiert.
Ich will nun meinen Text nicht noch weiter aufblähen und zu meinem Beitragsende offen bekunden das ich nicht vom Fach bin und hier nur meine subjektiven Eindrücke und Interpretationen beim Blick auf den Ablauf der Geschichte des Lebens darlege und zur Diskussion stelle.
Gruß Zellaktivator
Da ich nicht unbedingt einen neuen Thread starten möchte, und diesen hier gefunden habe der die Evolution zumindest einige Seiten lang interessant behandelt, möchte ich ihn mit meiner Frage reanimieren.
Ich weiche sicher deutlich vom Thema des Thread-Erstellers ab und hätte für eine entsprechende Verschiebung Verständnis.
Bei Betrachtung der Geschichte des Lebens fällt mir auf, dass die Komplexitaetszunahme der jeweils höchstentwickelten Organismen nicht linear erfolgt ist.
Aus heutiger Perspektive erscheinen die ersten 1 Mrd Jahre seit dem ersten Auftreten des Lebens als eine Beinahe-Stagnation.
Auch danach nimmt die Entwicklung nur sehr zögerlich Fahrt auf.
Über 2/3 der seit den ersten Anfängen vergangenen Zeit bestand die Biosphäre ausnahmslos aus Einzellern.
Ab dem Aufkommen der Vielzelligkeit beschleunigt sich die Entwicklung signifikant und mündet in der sog. "Kambrischen Explosion".
Wobei ich die Bezeichnung "Explosion" nicht wörtlich nehmen würde ,da im Neoproterozoikum (1 Mrd. Jahre- 541Mio. Jahre vor Heute) wohl schon die Grundlagen gelegt wurden.
Die Beschleunigung der Komplexitätszunahme in dieser Phase lässt sich sicherlich ausreichend durch das Öffnen gigantischer "Gestaltungsräume" durch die Vielzelligkeit, und mit drastisch verschärfter Selektion durch die Ausbildung und Verbreitung von Hartteilen erklären.
Ich stelle mir da zum Beispiel ein ziemliches Gemetzel an der Ediacara-Fauna durch diese neuen "Hieb- Stich- und Beißwaffen" vor.
So weit- so gut.
Wenn man nun sein Hauptaugenmerk nicht auf die Körperbaupläne richtet, die wohl seit dem Kambrium komplett vorhanden sind, sondern mehr auf die Gehirnentwicklung, bzw. allgemeiner auf die Leistungsfähigkeit der Nervensysteme und Sinnesorgane so kann man imho im weiteren Verlauf eine sich weiter beschleunigende Entwicklung registrieren.
Ich vermute hier handelt es sich statt um eine lineare, eher um eine exponentielle Komplexitaetszunahme .
Wenn man so will, setzt sich das in der kulturellen Entwicklung der Menschheit fort.
Nach einem sehr gemächlichen Ablauf in der Altsteinzeit beschleunigt sich das Tempo pö a pö bis hin zur Rasanz unserer heutigen Zeit.
Wenn man nach "Countdown of Singularity" googelt und dann auf die Bildersuche geht, erscheint eine Grafik (bzw. mehrere aehnliche, jedoch mit identischer Aussage) die einen exponentiellen Kurvenverlauf zeigen, beginnend mit der Entstehung des Lebens (oder gar dem Urknall...) bis hin zum Personalcomputer oder Internet.
Selbst bei Aussparung der kulturell- technischen Phase ( und ich möchte diese hier aussparen) zeigen die riesigen Zeiträume der rein biologischen Evolution ebenfalls einen exponentiellen Zuwachs an Komplexität.
Bei einer höheren temporären Auflösung der Kurve würden sicherlich noch einige Schwankungen ersichtlich, wie z.B nach Massenaussterben, aber das aendert imho nichts am langfristigen Trend.
Für mich entsteht aus dem Zusammenhang:
höhere Komplexitaet der Organismen verbunden mit beschleunigter weiterer Zunahme der Selben, trotz langsamerer Generationenabfolge
der Eindruck von einer Evolution, die ihrerseits, ihrer Mechanismen betreffend, einer Evolution unterliegt.
Zur Generationenabfolge:
Selbst wenn man Bakterien (Reproduktion im Minuten- bis Stundenbereich) nur mit Mäusen vergleicht (Wochen), ist der Unterschied gewaltig.
Ganz zu schweigen von einem Reproduktionsrhytmus über Jahre und Jahrzehnte (Menschenaffen, Menschen, Elefanten, Wale etc.).
Die Wahrscheinlichkeit das eine rein zufällige Veraenderung der Erbanlagen eine positive oder auch nur neutrale Wirkung auf die Vitalität des betroffenen Organismus hat, sollte mMn mit ansteigender Komplexitaet abnehmen.
Eine Ur-Bakterie hatte vor 3 Mrd.Jahren, da sie sicherlich noch sehr weit von einem optimierten Zustand entfernt war, beim "Würfeln" bessere Trefferchancen als ein heutiger Kolkrabe, Gepard oder Mensch.
Sollten also auch die Mechanismen der Evolution im Laufe der Zeit evolviert sein?
Was spräche dafür ?
Was bewirkt z.B. der horizontale Gentransfer:
So wie ich verschiedentlich gelesen habe, hatte der seine bedeutsamste Rolle gleich in der Frühphase des Lebens. Zwar verschleppen Viren genetisches Material zwischen verschiedenen Arten, aber gerade in der Säugetierevolution soll diese Art der "Informationsaneignung" an Bedeutung verloren haben.
Der Autor Joachim Bauer gibt in seinem Buch "Das kooperative Gen" folgende Quelle hierfür an: International Human Genome Sequencing Consortium (2001).
Ein weiteres Beispiel ist die geschlechtliche Fortpflanzung.
Auch deren Entstehung könnte man als einen Schritt in der "Evolution der Evolution" ansehen.
Diese "Erfindung" ist aber auch schon ca. 1 Mrd. Jahre her, war also noch weit vor der "Kambrischen Explosion".
Könnte es also sein, das in den Prozess der zu Anfang vollständig darwinschen Evolution allmaehlich lamarcksche Ergänzungen eingesickert sind?
Bildlich gesprochen war Darwin vom Startpunkt weg Kapitän und bekam nach geraumer Zeit einen Co-Piloten der ihn geringfügig assistierte, nämlich den Herrn Lamarck.
Lamarck hat sich nun ueber geologische Zeiträume eingearbeitet und seine Assistenzleistung allmaehlich vergrößert.
Dies ermöglichte einigen Arten zu komplexen, cleveren und schließlich richtig intelligenten Organismen mit niedriger Reproduktionsfrequenz und hoher Lebensdauer zu werden.
Diese aufwändigen, sich langsam fortpflanzenden Lebewesen hätten ihren evolutionären Sinn als Informationserwerb- und- Verarbeitungsinstrumente.
Kleine Erklärung, nur ums für jedermann verstaendlich zu machen:
Lamarcksche Evolution bedeutet "Vererbung erworbener Eigenschaften", die langanhaltenden intensiven Bemühungen hochentwickelter Lebewesen hätten dem zu Folge Auswirkungen über z.B. epigenetische Mechanismen auf den Genom der Nachkommen.
Diese lamarckschen Zuarbeiten haben den verlangsamten Generationenwechsel kompensiert bzw. angesichts der exponentiellen Entwicklung sogar überkompensiert.
Ich will nun meinen Text nicht noch weiter aufblähen und zu meinem Beitragsende offen bekunden das ich nicht vom Fach bin und hier nur meine subjektiven Eindrücke und Interpretationen beim Blick auf den Ablauf der Geschichte des Lebens darlege und zur Diskussion stelle.
Gruß Zellaktivator