andy2 schrieb:Ich habe letztens gehört, dass ein Grund dafür, dass sich das Leben aus dem Wasser auf die Landflächen verbreitet hat, (auch) das Vorhandensein von Insekten als Nahrung gewesen sein soll.
Indeed. Schon Millionen von Jahren, bevor die frühesten "Fischapoden" an Land rumkrochen, bildete sich die Anbindung des Kopfes an die Wirbelsäule und das Schulterblatt bei den fischigen Vorfahren der späteren Tetrapoden = Landwirbeltiere um. Fische können ihre Körperachse nur seitlich biegen ("schlängeln"), und ihren Kopf weder heben noch senken; der ist zu fest verankert. Aber schon im Wasser trat hier besagte anatomische Veränderung auf, die es diesen Fischen ermöglichte, den Kopf nach oben zu heben. Wozu braucht man das, wieso setzte sich diese Entwicklung bei dieser Gruppe durch und fort? Die einzige Erklärung ist die, daß Fische so direkt unter der Wasseroberfläche lauern konnten, und sobald sie ein Insekt sahen, konnten sie den Kopf heben, ihn also über die Wasseroberfläche bringen, um dann z.B. einen Wasserstrahl in Richtung Insekt zu spucken und es so runterzuholen und zu verspeisen.
Nicht nur, daß eine andere Funktion bisher nicht gesehen werden kann, es spricht auch dafür, daß die Fische im allgemeinen eine Körperform haben, die eher hoch als breit ist. Und daß das auch für die Kopfform gilt: hoch und schmal. Unsere fischigen Vorfahren bildeten - noch immer im Wasser - auch dies um. Es entstanden "platte" breite Fische mit Flachschädel und Breitmaul. Sowas ist ideal, wenn man selbst direkt unter der Wasserfläche schwimmt, dann aber schnell mit dem Kopf rauswill. Eine weitere Umbildung bei rein aquatischer Lebensweise und Anatomie ist, daß die Augen besonders hoch am Kopf saßen, ggf. sogar auf nem kleinen Huckel. So konnte der gesamte Körper unterm Wasser sein, die Augen aber drüber. Toll, wenn man Insekten jagen will, die nicht im Wasser leben, sondern rumfliegen.
Ebenso wanderte die Nase hoch. Ideal zum Atemholen aus der Luft, wenn der Rest unter der Wasserfläche ist. Doch halt - sind das nicht Fische? Die haben doch Kiemen! Und die Nasen der Fische dienen auch gar nicht der Atmung, sondern dem Riechen, was auch ohne Luft geht. Tja, dennoch wanderte auch die Nase nach oben. Und zugleich entstand auch die Lunge. Bei einem reinen Wassertier. Offensichtlich hat es sich gelohnt, zum Luftatmer zu werden - die Viecher müssen recht viel Zeit mitm Kopp ausm Wasser verbracht haben, sonst wär das schwerlich so nötig geworden.
Auch die Umwandlung der Flossen zu Beinen erfolgte im Wasser, aber das hat womnöglich nichts mit der Insektenjagd zu tun. Aber wenn Fische viel gründeln, ist es recht effektiv und Energiesparend, sich mit den Extremitäten nicht vom Wasser in die gewünschte Richtung abzustoßen, sondern von was Festem. So konnten die Fische sich mit "stabilen Flossen" kraftvoller vorwärtsbewegen, indem sie am Wassergrund "liefen", sich von Steinen, Wurzeln oder sonstigem rumligendem Gelumpe abstießen. Die Anatomie war dabei noch immer fürs feste Land ungeeignet, da ihre "Beinchen" hauptsächlich seitlich abstanden und sie so ihren Körper nicht über den Boden hochdrücken konnten mit den Beinen. Im Wasser gabs den Auftrieb, da mußte man nix heben, da mußte man nur mit den Beinen "strampeln". Die Umbildung der Beine dahin, daß die Bein-Enden (Hände, Füße) direkt auf dem Untergrund aufsetzten und den Körper senkrecht heben konnten, diese Umbildung war quasi der letzte Schritt des Landgangs, und er erfolgte erst an Land. Alle Änderungen davor dienten dem Insektenfangen, und die "vorletzte" Änderung der Fortbewegung in sehr flachem Gewässer. Das könnte freilich dennoch mit der Insektenjagd zu tun haben, denn in Ufernähe sind Gewässer besonders flach, und die meisten fliegenden Insekten finden sich in leidlicher Landnähe überm Wasser.
Und noch mehr Insekten gab es direkt an Land...
OK, um den Landgang der Fische gings aber nicht. Dennoch dacht ich, 's könnte den einen oder die andere interessieren, und das ist eh mein Thema, weniger das mit den Insekten. Aber da kommt auch noch was. Hier solls erst mal reichen: Das Insektenfangen jener Fische gilt als Erklärung, wie es zu weiten Teilen der anatomischen Umbildung früher Fische gekommen ist, die zur wichtigen Voraussetzung für den endgültigen Landgang unserer Vorfahren wurde.