perttivalkonen
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Evolution der Insekten (Landgang)
28.02.2021 um 00:29Als Quereinsteiger in diese Diskussion (wurde ja geattet) hatte ich versucht, mich erst einmal von Anfang an einzulesen, hab dann aber doch recht schnell was geschrieben und bin bei der sich daraus ergebenen Diskussion hängen geblieben. Dachte jetzt, ich les doch mal den Rest des Treads von vor meinem Einstieg.
Da ist mir ein bisserl was aufgefallen.
1) Durch Abgleich der genetischen Distanz von Insekten aller Insektenordnungen wurde der Ursprung der Insekten auf vor 480 Millionen Jahren datiert, also zu Beginn des Ordoviziums.
2) Dies ist erstaunlich, denn in just diesem Zeitrahmen kamen auch die ersten Landpflanzen auf.
Beides ist fraglich.
ad 2) Im Frühjahr 2018 veröffentlichten Jennifer L. Morris, Mark N. Puttick, James W. Clark, Dianne Edwards, Paul Kenrick, Silvia Pressel, Charles H. Wellman, Ziheng Yang, Harald Schneider und Philip C. J. Donoghue in PNAS "The timescale of early land plant evolution". Nach ihnen kann der Landgang der Pflanzen bereits im Mittelkambrium eingesetzt haben. https://www.pnas.org/content/115/10/E2274
ad 1) Auf dieses hohe Alter kam man duch den Abgleich der "molekularen Uhr", also dem "Auszählen der Unterschiede im Erbgut", der genetischen Distanz. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Mutationsrate über lange Zeiträume im großen und ganzen ungefähr gleich bleibt. Doch setzte sich die damalige Atmosphäre anders zusammen als heute, und der atmosphärische Schutz vor kosmischer Strahlung war damals deutlich geringer als heutzutage (z.B. lag der Sauerstoffgehalt zu Beginn des Ordoviziums bei ungefähr 2/3 des heutigen Wertes). Das meerische Leben war durch die Wassersäule besser geschützt, aber an Land dürfte die Mutationsrate höher als unter heutigen Bedingungen an Land gewesen sein. Eine Berücksichtigung dieses Effektes kann ich in https://www.researchgate.net/publication/267916365_Phylogenomics_resolves_the_timing_and_pattern_of_insect_evolution nicht erkennen. Sofern eine solche höhere Mutationsrate noch nicht herausgerechnet wurde, würde sich das Aufkommen der ersten Insekten in eine Zeit jünger als 480 Millionen Jahre verschieben.
Interessant übrigens auch, daß zum Ende des Kambriums hin der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre sehr hoch lag (bis deutlich über 5000 ppm, heute sinds grob 400), was zu einer Erhöhung der globalen Temperaturen führte. Für den Beginn des Ordoviziums ermittelte man globale Meerestemperaturen von 45°C, was die Entfaltung vielzelligen Lebens arg behinderte. Sollten sowohl die Pflanzen als auch die Insekten sich tatsächlich in dieser Zeit, also vor rund 480 Millionen Jahren, auf dem Festland ausgebreitet haben, könnte dies auch als "Flucht" vor den lebensfeindlichen Bedingungen in den Meeren (auch der im Wasser gelöste Sauerstoff nahm rapide ab, zugleich versauerten die Meere, was zu einem Massensterben am Ende des Kambrium führte).
Da ist mir ein bisserl was aufgefallen.
1) Durch Abgleich der genetischen Distanz von Insekten aller Insektenordnungen wurde der Ursprung der Insekten auf vor 480 Millionen Jahren datiert, also zu Beginn des Ordoviziums.
2) Dies ist erstaunlich, denn in just diesem Zeitrahmen kamen auch die ersten Landpflanzen auf.
Beides ist fraglich.
ad 2) Im Frühjahr 2018 veröffentlichten Jennifer L. Morris, Mark N. Puttick, James W. Clark, Dianne Edwards, Paul Kenrick, Silvia Pressel, Charles H. Wellman, Ziheng Yang, Harald Schneider und Philip C. J. Donoghue in PNAS "The timescale of early land plant evolution". Nach ihnen kann der Landgang der Pflanzen bereits im Mittelkambrium eingesetzt haben. https://www.pnas.org/content/115/10/E2274
ad 1) Auf dieses hohe Alter kam man duch den Abgleich der "molekularen Uhr", also dem "Auszählen der Unterschiede im Erbgut", der genetischen Distanz. Dabei wird vorausgesetzt, daß die Mutationsrate über lange Zeiträume im großen und ganzen ungefähr gleich bleibt. Doch setzte sich die damalige Atmosphäre anders zusammen als heute, und der atmosphärische Schutz vor kosmischer Strahlung war damals deutlich geringer als heutzutage (z.B. lag der Sauerstoffgehalt zu Beginn des Ordoviziums bei ungefähr 2/3 des heutigen Wertes). Das meerische Leben war durch die Wassersäule besser geschützt, aber an Land dürfte die Mutationsrate höher als unter heutigen Bedingungen an Land gewesen sein. Eine Berücksichtigung dieses Effektes kann ich in https://www.researchgate.net/publication/267916365_Phylogenomics_resolves_the_timing_and_pattern_of_insect_evolution nicht erkennen. Sofern eine solche höhere Mutationsrate noch nicht herausgerechnet wurde, würde sich das Aufkommen der ersten Insekten in eine Zeit jünger als 480 Millionen Jahre verschieben.
Interessant übrigens auch, daß zum Ende des Kambriums hin der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre sehr hoch lag (bis deutlich über 5000 ppm, heute sinds grob 400), was zu einer Erhöhung der globalen Temperaturen führte. Für den Beginn des Ordoviziums ermittelte man globale Meerestemperaturen von 45°C, was die Entfaltung vielzelligen Lebens arg behinderte. Sollten sowohl die Pflanzen als auch die Insekten sich tatsächlich in dieser Zeit, also vor rund 480 Millionen Jahren, auf dem Festland ausgebreitet haben, könnte dies auch als "Flucht" vor den lebensfeindlichen Bedingungen in den Meeren (auch der im Wasser gelöste Sauerstoff nahm rapide ab, zugleich versauerten die Meere, was zu einem Massensterben am Ende des Kambrium führte).