@kiki1962Zunächst etwas weniger ernstes, nämlich ein Kommentar zu dem "Gedicht":
Abgesehen davon, dass Brecht dazu inklinierte, jeden noch so unpoetischen, kunstlosen, schlichten Text als lyrisches Werk zu verkaufen (beim besten Willen, die Überzeugungskraft steigt nicht dadurch, dass man wahllos irgendwo Enjambements einfügt, sondern vielmehr wird dadurch die Leserlichkeit erschwert), ist sein Anliegen, die beklagenden Stimmen zur publiken Äußerung zu animieren oder andererseits die Öffentlichkeit zur Aufmerksamkeit ersteren gegenüber zu ermahnen, ein ehrenhaftes.
Jetzt zur minder erfreulichen Realität:
"die meisten hartz iv betroffenen werden wohl kaum Alkohol und Zigaretten ihren kindern vorziehen"
Ich wohne in einer Kleinstadt von 16.000 Einwohnern, in einem Stadtteil, der ein Viertel von ihnen fasst und ich bin mit jeder Straße und ihren Bewohnern soweit vertraut, dass ich weiß, wo wer lebt und welcher sozialen Schicht er angehört (das hat nichts mit Klassizismus zu tun, das verweist nur auf die Kenntnis von der ungefähren Höhe des Einkommens). Und wenn ich etwa einkaufen gehe, dann sehe ich vor den Supermärkten verwahrloste Kinder und Jugendliche, die nicht zu Hause bei ihrer Familie essen, sondern eben dort Chips futtern (von Tabakwaren- und Alkoholkonsum ganz zu schweigen). Nach ihrem Äußeren kann man darüber urteilen, welchem Milieu sie entstammen und das ist meist das der Geringverdiener und der Langzeitarbeitslosen. Meinst du, was man hier tagtäglich bemerkt, ist ein Indiz für die Fürsorge letzterer, die trotz einem reichlichen Maße an Zeit ihren Nachwuchs verkommen lassen? Und meinst du überdies, wir hätten es hier mit einer extremen Ausnahme zu tun? Die Bergstraße ist eines der wohlhabendsten Gebiete Hessens und Szenen, die sich hier zutragen, wirst du in den Großstädten gewiss in alarmierendem Umfang wiederfinden (ich tue nur einmal dem sozialen Brennpunkt Berlin Erwägung).
Ein besseres Beispiel ja? Unser Städtchen hat vier Straßenbahnhaltestellen und jedes Mall, wenn ich zwecks einiger Besorgungen nach Darmstadt fahre, bietet sich mir dort ausnahmslos jeweils eine Ansammlung ungepflegter, angetrunkener, mit Zigaretten und Bierbüchsen/Flachmännern hantierenden Menschen (Frauen sind teilweise auch dabei), die es weder zuhause aushalten noch arbeiten. Ich kann darüber mit Gewissheit sprechen, schließlich vermag ich sie beim Warten auf die Bahn, in die sie nicht einsteigen, angesichts ihrer Lautstärke nicht zu ignorieren. Am Rande erwähnt sei, dass manche von ihnen Kinder haben. Ähnliche Eindrücke sammelt man in Darmstadts Innenstadt: Ungeliebter, herumlungernder Nachwuchs und Erwachsene, die nicht einmal für sie sich selbst Verantwortung übernehmen können.
Deshalb empfehle ich dir, deine Perspektive dieses Problems nun noch einmal zu evaluieren. Denn wogegen ich ALG II Empfängern keinerlei Luxusgüter verwehren würde, sofern sie finanzierbar sind, hätte ich bei nikontinhaltigen und alkoholischen Genussmitteln meine Bedenken. Und das - glaube es mir oder nicht -ist bereits alles: Ich hielte eine dahingehende Regelung unter Umständen für angebracht, sehe aber auch nur marginale Probleme, wenn wir ungeachtet jeglicher Fälle, die den von mir geschilderten ähneln, in dieser Angelegenheit untätig bleiben. Denn die bürokratischen Erfordernisse müssten dem Fortschritt entgegen gerechnet werden.
"aber lass mal es gibt genug, die der meinung sind, es ist immer noch zu viel und "denen" geht es noch viel zu gut - du bist keine ausnahme -"
Sofern ich richtig in der Annahme gehe, dass du dich hiermit erdreistet hast, in vormündiger Manier meine eigentliche Ansicht durch diese angebliche zu ersetzen, dergemäß ich die Senkung des Hartz IV Regelsatzes postulieren würde, dann habe ich signifikante Kritik an deiner Argumentationskultur zu üben.
Die repräsentierte Quantität verleiht niemandem das Recht, es sich anzumaßen, anderen die Mündigkeit abzusprechen und nach eigenem Belieben deren öffentlichen Charakter zu modellieren - falls du verstehst, was ich meine.