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Bewusstseinstiefen

56 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bewusstsein, Selbstreflexion, Kognitive Fähigkeiten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Bewusstseinstiefen

09.04.2017 um 01:20
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit liegt es an mir, aber ich finde es schade, das die Fülle an Fakten, Theorien, Behauptungen und Spekulationen hier Einzug hält.
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Das ist ja schön und gut, aber hier driftet es ein wenig zu weit ab. Vielleicht sollte wir zum Thema zurückkommen, wobei Diskussion sich mehr an einem psychiatrischen Diskurs anlehnen sollte.
Nun ist das hier wahrscheinlich eher ein Forum von Menschen, die was gelesen haben oder gehört haben, und kein Austausch von psychiatrischen Fachpersonal.
Viele Menschen, die der Seelenpflege bedürfen gehören meiner Meinung nach, nicht in institutionelle Einrichtungen. Aber wer kann und will diese Menschen täglich um sich haben, wer will diese Verantwortung übernehmen, -deshalb sind sie dort. Richtig, diese Menschen haben oft weniger Probleme mit sich, als wir mit ihnen. Wenn diese Menschen Probleme bekommen, dann nur, weil sie merken, dass ihr Gegenüber verärgert, verwirrt ist.
Das Kind sieht ja den Geist in der Ecke zwischen den Schränken wirklich, und der alte Mensch sieht, das Wasser die Wände runterlaufen, wirklich. Nur wir sind so eingeschränkt, es nicht zu sehen. Das meinte ich auch mit der unterschiedlichen Wahrnehmung.
Zitat von kelten-maisiekelten-maisie schrieb:Es ist für mich sehr schwer verständlich, warum es so wenig gut ausgebildete Psychotherapeuten gibt.
Viele müssen sehr lang suchen und finden vielleicht doch nicht den richtigen Platz.
Das Zauberwort heißt: nicht aufgeben und an den Erfolg glauben.

Gerade in unserer Zeit, wo psychische Verletzungen fast an der Tagesordnung sind, finde
ich es einen Skandal, wenn man den hohen Bedarf der Betroffenen betrachtet, und dennoch
sehr lange suchen muss oder auf eine Warteliste kommt.
Ist das vom Hören-Sagen, oder sprichst du aus eigener Erfahrung? Ausgebildet sind die hierzulande schon gut. Nur wer wird Psychotherapeut? Warum wird man Psychotherapeut?
Der Hilfesuchende nimmt sich halt immer mit, zu jedem neuen Therapeuten. Ich will es mal so sagen, der Platz ist oft schon richtig, aber das Equipment, was der Suchende dabei hat, ist nicht der Lage entsprechend.
Glaubst du wirklich psychische Verletzungen sind heute in unserer Zeit häufiger als früher?
Ich glaube eher, das wir uns heute in einer Komfortzone eingerichtet haben. Für alles gibt es eine Beratung, eine Versicherung, einen Verantwortlichen. Die ungefragte Beglückung trifft uns fast täglich.
Zitat von YoooYooo schrieb:Wie wäre es denn mit dem Ansatz, dass es sich evolutionär und sozial als sinnvoll erwiesen hat, dass es solche Leute gibt?
Nach dem Ansatz: "Der Mensch braucht Führung" :D

Könnte es solche Leute geben, wenn es seit hunderttausenden Jahren nicht sinnvoll gewesen wäre?

Die Funktion die solche Leute erfüllen, könnte Kollektivierung sein.
Wenn man das mal annimmt, erklärt sich auch:

   PoorSoul schrieb:
   Inwieweit kann ein Mensch sich selbst korrekt beurteilen?

Damit, dass es keine korrekte beurteilung gibt, nur Strukturen die funktionieren und die nicht funktionieren.
Unterschreibe ich! Und der Mensch wird sich lieber in Strukturen aufhalten, die funktionieren. Was soll ich auf Wolke 7, wenn es dort nicht funktioniert, dann bleibe ich auf Wolke 4.
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Trump stellt die Geschichte von 200 Jahre amerikanische Präsidentschaft auf den Kopf. Da kann man doch nicht meinen, dass das eben so ist.
Ja, im Moment ist es so, das ist Realität.
Da haben andere auch schon was auf den Kopf gestellt. Er ist nur lauter, und hat eine schönere Frisur.
Schau dir nochmal die Verfassung der USA an. Andere schreiben ihre Doktorarbeit darüber. Denke an das "Experiment" das die Gründungsväter im Kopf hatten. Anfangs wurden die Siedler, "die Freien" genannt.

Doch schon 1930 sagte Shaw:

 „Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen.“
George Bernard Shaw

Wieviel Freiheit verträgt der Mensch? Wieviel kann er ertragen. Ich komm hier immer an einem Haus vorbei, dort steht über der Haustür "Freiheit aushalten". Freiheit soll man also aushalten? Ergo muss sie ganz schön unangenehm sein.
Zitat von YoooYooo schrieb:Wie wäre es denn mit dem Ansatz, dass es sich evolutionär und sozial als sinnvoll erwiesen hat, dass es solche Leute gibt?
Nach dem Ansatz: "Der Mensch braucht Führung"
That's it.
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Da wäre die (epi-)genetische bzw. die pränatale Vorbelastung des Kindes.
Jupp, wenn man sich die pränaltale Psychologie mit Ernst betrachtet, ist es eigentlich unverantwortlich, sich zu vermehren. Oder wenn doch, sollte ein Amt über die Unbedenklichkeit entscheiden. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine Lizenz für's Reproduzieren.
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:So wird er Zeit seines Lebens ein unvollständiger Mensch bleiben, unter dem aber besonders die Gesellschaft leidet.

Meine Ausgangsfrage war eher, wie es in ihm selbst aussieht, wie er selbst die Welt sieht, wie er sich selbst fühlt, inwieweit er sich selbst wahrnimmt und reflektiert. Sicher sind diese Regungen bei ihm total verarmt. Aber gibt es da noch einen Rest, der einen hoffen lassen kann?
Du hast echt prophetische Fähigkeiten. Oder hast den Maßstab, wann ein Mensch "vollständig" ist?
Es gibt eine Weisheit, so finde ich.
"Was du fütterst, das wird wachsen." Donald wird weiter wachsen, wenn du ihn fütterst.
In Delphi steht: " Erkenne dich selbst."
Da steht nix von: erkenne Donald. Aber andere zu erkennen ist viel einfacher. Manchmal ist es auch wie in einen Spiegel zu gucken.
Zitat von YoooYooo schrieb:Die Zweifler. - Gut zu manipulieren
Ich denke nicht, dass der Zweifler gut zu manipulieren ist. Er wird sich selten festlegen, das "befreit" ihn oft, Stellung zu beziehen. Er hat Einwände, er kritisiert, legt sich aber nicht fest. Alles offen sozusagen, denn er stellt auch die Erkenntnisfähigkeit des Menschen in Frage. (@all: hier hätte ich gerne ein Smilie gesetzt, doch wo sind die?)


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09.04.2017 um 03:20
@tonnenfieber schrieb:
Ist das vom Hören-Sagen, oder sprichst du aus eigener Erfahrung? Ausgebildet sind die hierzulande schon gut. Nur wer wird Psychotherapeut? Warum wird man Psychotherapeut?

Ich spreche leider tatsächlich aus eigener Erfahrung. Für meinen Sohn, nicht für mich selber.
Er hat vor einem Jahr eine Therapie angefangen wegen einer Angststörung. Ausgelöst in seiner damals neuen Schule
durch einen 5! Jahre älteren Schüler auf dem selben Gang, wo auch seine Klasse war. Mein Sohn war da erst 10 Jahre alt.

Dieser ältere Schüler hatte meinen Sohn ziemlich schnell ausgespäht als mögliches Opfer für Quälereien. Näheres schreibe ich jetzt nicht. Jedenfalls zeigte ich diesen älteren Schüler bei der Polizei an wegen gefährlicher Körperverletzung.
Dieser wurde dann zu Sozialstunden verurteilt und musste ein sog. Antiaggressionstraining mitmachen.

Mein Sohn hat das Ganze aber nicht so leicht weggesteckt und weigerte sich wieder in die Schule zu gehen.

Er wurde dann mehrfach vom Kinderarzt krankgeschrieben und ich machte mich auf die Suche nach einer Therapie.
Bei meinem Sohn stand noch ADS und oder Autismus im Raum. Es gab dann eine ziemliche Odyssee zwischen
Kinderarzt, ambulantem Psychiater (Durchgangsarzt) und Schule hin und her. Ich schaltete auch die ADD ein, da
seine damalige Schule sehr, sehr (ver)-schleppend reagierte.

Am Ende hat mein Sohn die Schule gewechselt. Konnte in der Neuen aber nur schwer Fuß fassen und hatte weiterhin
Angst. Er musste sich erst wieder langsam dran gewöhnen. Alleine schicken konnte ich ihn auch nicht, da er die
erste Zeit sofort wieder zurückkam, er schaffte den Hinweg nicht mehr alleine. Ich habe ihn also monatelang zu
Fuß in die Schue gebracht. Ich bin mit ihm jeden Morgen 5 km zu Fuß zur Schule gelaufen. Oft bin ich dann diese
Strecke auch wieder zu Fuß zurückgelaufen. Mir hätte niemand die Fahrten bezahlt. Ich fahre kein Auto mehr, da
zu teuer. Darum gehts aber nicht. Ich laufe gerne und bin gut zu Fuß. Meinem Sohn hat die Lauferei aber auch
gut getan. Er wurde dadurch gelöster. Seine Bus-Fahrkarte wird zwar von der Stadt bezahlt, er wäre aber nicht in
der Lage gewesen zu dieser Zeit alleine zur Schule zu fahren. Meine Auflage an ihn war, dass ich mitkomme, wenn
wir zu Fuß laufen. Das war ok. In der Schule musste ich oft dabei bleiben. Wir haben das dann langsam reduzieren können. Er hatte am Anfang auch nur 2-3 Std. dort. Das konnten wir dann steigern. Ich glaube ein knappes Jahr
sind wir zu Fuß gelaufen und das war für ihn auch schon eine Art Therapie, da wir viel geredet haben.

Jetzt hat er es geschafft. Er bewältigt das wieder ganz alleine, mit allem. Er braucht aber noch länger Therapie.

Diese zu finden, als er es dringend brauchte, war allerdings eine Katastrophe. Ich fragte alle möglichen Therapeuten
in der Nähe ab, ohne Erfolg, da kein Platz frei war oder es gab eine lange Warteliste. Das dauerte ca. 4 Monate.
Wir fanden dann eine Therapeutin, die aber keine Kassenzulassung hat. Das gab dann natürlich noch einen Kampf
mit der Krankenkassen. Zuerst Ablehnung, meine Widerspruch - das übliche Lied.

Die Krankenkasse hat letztendlich die Kosten übernommen, da es keine andere Möglichkeit gab.

Wegen möglichem ADS gab der Durchgangs-Psychiater noch Ritalin. Zwar Widerstrebend, aber er meinte man
sollte es versuchen. Die volle Packung haben wir jetzt noch. Er braucht keine Drogen, erst recht kein Kinder-Kokain.
Er ist der ruhige, introvertierte, besonnene Mensch, aber autistisch ist er nicht. ADS, diese erfundene Störung hat
er nach meiner Meinung auch nicht. Er hat das Leben nur etwas zu schwer genommen und Ängste entwickelt.
Er blockiert sich auch gerne selber.

Menschen, die Psychotherapeuten werden, machen das nach meiner Meinung, weil sie selber viele Probleme
zu bewältigten hatten und gestärkt daraus hervorgingen. Sie haben dadurch einen viel besseren Draht zu Menschen,
die Hilfe brauchen, da sich sich wegen ihrer eigenen Geschichte viel besser einfühlen können.
Bei seiner jetzigen Therapeutin trifft das auch zu. Sie selber hatte in ihrer Kindheit und Jugend sehr viele Probleme
und konnte diese bewältigen. Hat sie mir selber erzählt und das finde ich auch wirklich gut so. Aus Interesse und Verständnis aus dem eigenen Erleben wurde sie dann Psycho-Therapeutin. Ein sehr, sehr guter Beweggrund wie
ich finde. Sollte ich mir mal einen suchen müssen, würde ich nach meiner eigenen Erfahrung heraus einen nehmen, der selber schon heftigere Lebenskrisen hatte. Ich würde ihn das auch fragen, bevor ich eine Therapie beginnen würde.
Auch der Durchgangspsychiater hatte nach meiner Meinung in der Vergangenheit eigene Probleme, das konnte ich
merken. Machte ihn in meinen Augen auch sympathisch.

Ich mache es mir nicht einfach. Manchmal frage ich mich nur warum Menschen so schrecklich kompliziert sind.
In gewissen Momenten bin ich der Meinung das die Erde ohne Menschen besser dran wäre. Der Mensch erscheint
mir manchmal wie ein Missgriff der Natur. Besonders wenn es so ausartet wie bei Mördern u.a. Schwerverbrechern.

Hoffentlich war das jetzt nicht zuviel.


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09.04.2017 um 03:55
Zitat von tonnenfiebertonnenfieber schrieb:Glaubst du wirklich psychische Verletzungen sind heute in unserer Zeit häufiger als früher?
das finde ich auf jeden Fall. Man wird heutzutage so unter Druck gesetzt, dass Störungen fast zwangsläufig sind.
Das fängt schon mit dem Leistungsdruck in der Grundschule an. Ich finde Menschen werden viel zu viel gezwungen.
Wäre der Zwang nicht so groß, würden sich viele freiwillig viel besser und mit mehr Freude einbringen. Leistung
sollte nach meiner Meinung mehr auf Freiwilligkeit basieren. Dazu noch die harten Beurteilungen wenn jemand dies oder das nicht tut oder es tut, wenn es nicht dem Mainstream entspricht. Man fühlt sich heute ja schon schlecht und ausgegrenzt, wenn man kein Smartphone hat.

Man soll immer mehr einem bestimmten Schema entsprechen und Gruppenzwang mitmachen.
Richtig freie Entfaltung gab es früher so auch nicht, ist klar, aber heute noch viel weniger.


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09.04.2017 um 11:48
@kelten-maisie

Was ich auch oft beobachtet habe ist, dass viele Leute ihre eigentlich auch positiven Gefühle hassen.
Das ist ein Paradoxon, dass einer genaueren Betrachtung würdig ist.

Wenn jemand z.B. gerührt sein sollte, dass er gerade was Schönes in der Natur gesehen hat, einen rührenden Film mit Happy End, dass jemand ihm Freundlichkeit entgegengebracht hat, dass er geehrt wird usw.

Aber die reagieren mürrisch drauf, sie negieren so was, sie reden von Schnulzigkeit, Gefühldusseligkeit,  Sentimentalität und übertriebene Emotionalität usw.
Sie kriegen ein beklemmendes Unwohlsein, dass sie diese Situation nicht mögen oder von der fliehen wollen.

Könnte das mit Deinem Ansatz der Abspaltung von Gefühlen zu tun haben, dass auch positive Gefühle diesen Leuten ein Graus ist. Das sie sich am besten fühlen bzw. ihr Gleichgewicht dort finden, wo es atmosphärisch möglichst eintönig bis aggressiv zu gehen sollte?

Ich meine, dass ist ja auch schlecht für die Welt. So schaukeln sich immer mehr Gewalt, Aggressivität und auch seelische Krankheiten auf. Der Mensch braucht doch andere Menschen. Wieso schaden sich so viele Leute selbst, wobei sie insgeheim wissen, dass sie das in ihr eigenes Verderben reitet?


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09.04.2017 um 13:03
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Wenn jemand z.B. gerührt sein sollte, dass er gerade was Schönes in der Natur gesehen hat, einen rührenden Film mit Happy End, dass jemand ihm Freundlichkeit entgegengebracht hat, dass er geehrt wird usw.

Aber die reagieren mürrisch drauf, sie negieren so was, sie reden von Schnulzigkeit, Gefühldusseligkeit,  Sentimentalität und übertriebene Emotionalität usw.
Sie kriegen ein beklemmendes Unwohlsein, dass sie diese Situation nicht mögen oder von der fliehen wollen.
Das ist ein sehr bedeutsamer Punkt.
Dahinter können mehrere Gründe stehen.
Die meisten dieser Gründe würde ich unter dem Stichwort "Selbsthass" verorten.

Es ist sehr oft so, dass man als Säugling und Kleinkind lernt, das Eigene zu hassen.
Man hasst das Eigene, weil es einen in Konflikt mit den Eltern bringt, deren Zuwendung man braucht, um zu überleben und auch um nicht kaum auszuhaltenden Ängsten ausgesetzt zu sein.

Man lernt, dass man "Frieden" findet, wenn man sich anpasst, unterwirft und das Eigene unterdrückt.
Man lernt, so zu werden, wie die Bezugspersonen es wollen.
Das Eigene lernt man zu fürchten und zu hassen.
Man braucht die Eltern.
Also verwirft man das Eigene.

Das ist der Kern des Ganzen, würde ich sagen.

Dann bekommt das Ganze natürlich noch sehr viele, verschiedene Schattierungen, Ausprägungen und "Spielarten", die von Mensch zu Mensch sehr verschieden sein können.

Einer dieser "Spielarten", die sehr weit verbreitet ist, sind Strategien, die dazu dienen sollen, sich vor Verletzungen zu schützen.
Indem man eigene Emotionalität gleich wieder schon selber abwertet, glaubt man sich vor Verletzungen zu schützen.
Man macht sich selber klein, wertlos usw. und nimmt sich so aus der "Schusslinie".

Selbsthass ist sehr weit verbreitet, wird aber kaum wahrgenommen.
Er zeigt sich sehr oft - um nur ein äußerst "beliebtes" Beispiel zu nennen - in Feindbildern.
Der Hass auf sich selbst wird nicht wahrgenommen, stattdessen wird er auf andere Gruppen, Menschen projiziert.

Der Hass auf das Eigene kann enorm groß sein, sehr stark. Entsprechend stark wird er dann auch gegen die Feindbilder gerichtet.
Man nimmt aber  dies alles nicht so wahr, sondern glaubt, "Argumente" für die Feindbilder zu haben.

Der Selbsthass ist einem Motor ähnlich. Er treibt viele Menschen zu Handlungen.
Der Selbsthass hört nicht auf, weil er nicht realisiert wird.
Man hat nicht den Mut und nicht die Kraft, sich ihm zu stellen.
Man hat Angst. Riesige Angst.
Man ist rund um die Uhr auf der Flucht vor sich selbst, permanent und unaufhörlich.
Nur nicht selbst werden.

Stattdessen identifiziert man sich mit irgendeiner Ideologie, einer Idee, einer Gruppe.
Mit irgendwas.
Was, ist eigentlich egal.
Hauptsache man muss sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen, sich selbst begegnen.
Man ist eine Attrape, die vom Selbsthass zerfressen ist und wird davon getrieben.
Das ist der Motor im Inneren, der einen treibt.

Da dieser Mechanismus weltweit sehr stark verbreitet ist und - in unterscheidlicher Ausprägung und Ausmaß - sehr viele Menschen betrifft, werden die Zusammenhänge kaum erkannt und schon gar nicht thematisiert.


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09.04.2017 um 13:42
@ruku

Super Beitrag. Vielen, vielen Dank dafür.


Ich habe nie richtig verstanden, wieso bei rechten Gruppierungen die Wörter "Gutmenschen", "Gutmenschentum", "Sozialträumer", "Lemminge", "Warmduscher" usw. benutzt werden.

Nach deinem Beitrag komme ich der Sache richtig auf der Spur. Ein guter Mensch soll was Schlechtes sein. Das ist eine orwellsche Sprache (Gut = Böse, Krieg = Frieden).

Es ist einfach eine harte Erziehung der Nachkriegsgeneration. Härte in Nehmen und Geben. Obwohl dieses Schema besonders in der Nazizeit seinen Höhepunkt erreichen haben müsste.

Goebbels soll der Erfinder des Begriffs "Gutmensch" sein, womit er die noch nicht gleichgeschalteten Kirchenleuten und Religiöse diffamieren wollte.


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09.04.2017 um 19:17
@ruku schrieb:

Der Selbsthass ist einem Motor ähnlich. Er treibt viele Menschen zu Handlungen.
Der Selbsthass hört nicht auf, weil er nicht realisiert wird.
Man hat nicht den Mut und nicht die Kraft, sich ihm zu stellen.
Man hat Angst. Riesige Angst.
Man ist rund um die Uhr auf der Flucht vor sich selbst, permanent und unaufhörlich.
Nur nicht selbst werden.



Danke Dir, Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen. Jetzt fällt es mir schwer weiter zu schreiben, Du hast einen sprühenden Geist. Sehr schön zu sehen.
Ich glaube, dass ist der richtige Weg zur Besserung. Das Du das selber so siehst, ist eine Einsicht Deines Inneren Ich und nicht einer aufgesetzten Maske, weil die hätte wieder versucht zu vertuschen um weiter Maske bleiben zu können. Du hast Dir das vorgeschobene, aufgesetzte Gesicht selber abgenommen.

Wenn Du Dich so gefühlt hast, wie Du in Deinen Beiträgen beschrieben hast, wurde nach meiner Meinung Deine Seele verletzt, Dein Innerstes. Das geschah als Du noch sehr jung warst, vielleicht im Alter von 0-5, oder 0-7. In dem Alter spalten die Kinder sehr gut ihr eigenes Ich ab um zu überleben. Das was Du in dem Alter erlebt haben musst, muss äußerst schrecklich gewesen sein. Um Deine Seele vor totaler Beschädigung zu schützen hast Du neue Persönlichkeiten erfunden, oder auch kreiert, die Dich in dem Moment übernommen haben, damit Du weiterleben konntest.
Das meine in im Grund mit Abspaltung von sich selber und seinen Gefühlen.
Das Selbst ist Dein innerster Kern, die Gefühle brauchst Du um Dich selber zu spüren.

Das Abspalten war ein reiner Überlebensmechanismus. Da Du diese bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt hast, warst Du auch in der Zeit danach – bis heute – in der Lage, immer wieder andere Persönlichkeiten vorzuschicken, immer ausgewählt nach der jeweiligen Situation, die Du vorgefunden hast. Du warst leider nicht in der Lage mit Deiner eigenen, innersten Persönlichkeit zu reagieren und zu agieren, da die Verletzungen bis jetzt nicht nicht richtig verarbeitet wurden. Das liegt wahrscheinlich daran, das Du als Kind in dem Alter noch kein gutes Erinnerungsvermögen hattest und nicht
richtig weißt, wo Du ansetzen sollst.


Aber einiges wirst Du mit Sicherheit erinnern können und das jagt Dir diese höllische Angst ein, die
Du beschrieben hast. Um da wirklich rauszukommen, solltest Du sehr viel Verständnis für Dich selber entwickeln. Vielleicht kannst Du Dich auch nur an die Gefühle erinnern, die Du in diesen
schrecklichen Momenten hattest und nicht an das, was wirklich vorgefallen ist.

Als diese schrecklichen Dinge als Kleinkind mit Dir passiert sing,     w a r s t   DU  n i c h t   d a r a n   S C H U L D.   So kleine Kinder tragen in   k e i n s t e m   Fall die Verantwortung für das Geschehen, das tragen die, die dafür verantwortlich sind.  

Nur, können keine Kinder das so nicht nicht sehen und verstehen und übernehmen so innerlich die Verantwortung dafür, als seien sie schuld am Geschehen.

Das ist das fatale daran. Deswegen hattest Du den Kontakt zu Dir selber verloren. Da aber irgend etwas in Deinem inneren da sein muss, hast Du von Dir getrennte Personen erschaffen, die für
Dein inneres Ich nach außen agieren können. Ein sehr guter und kreativer Selbstschutz, der Dich
aber leider nicht bei Dir selber sein lässt und darum leidest Du auch so. Der Kontakt zu sich selber
ist aber unbedingt notwendig, damit man sich   s e l b e r   spüren kann und nicht irgend eine aufgesetzte, erfundene, künstliche Person.
 
Hier sollte man aber vorsichtig sein mit Beurteilungen. Ich glaube, diese vorgeschobenen anderen Persönlichkeiten sind allesamt gute „Menschen“. Sie ganz loszuwerden, ist wahrscheinlich nicht notwendig. Vielleicht reicht es erst mal sich ihrer bewusst zu sein und zu erkennen, wann sie die Führung übernehmen wollen. Sie führen vermutlich eine Art Eigenleben, aber    u n d   jetzt kommst, gesteuert/beeinflusst werden von Deinem innersten Kern, der lieber im Verborgenen bleibt, aus Angst vor erneuter Verletzung. Das klein-Kind in Dir hat vor Schrecken die Vergangenheit noch nicht überwinden können. Du musst Dir dieses Verhalten selber verzeihen, evtl. daran arbeiten, mit oder ohne Hilfe. Auch Selbsthilfe ist möglich, wenn man das erst mal verstanden hat. Du kannst versuchen, Dich mit Deinen inneren Persönlichkeiten zu arrangieren. Das, was geschehen ist, lässt sich ja nicht zurückdrehen. Diese innere Persönlichkeiten können auch Deine Freunde werden. Sie müssen aber
Deinem innersten Ich immer den Vortritt lassen können, eben wie gute Freunde.
Dann kannst Du dich wahrscheinlich wieder viel besser spüren.




@PoorSoul schrieb:

Nach deinem Beitrag komme ich der Sache richtig auf der Spur. Ein guter Mensch soll was Schlechtes sein. Das ist eine orwellsche Sprache (Gut = Böse, Krieg = Frieden).

So ungefähr würde ich das auch sehen, aber ein guter Mensch ist und bleibt ein guter Mensch, auch und besonders wenn er als klein-Kind schreckliches erleben musste. Es glaubt nur er sei schlecht,
weil er als klein-Kind freiwillig die Verantwortung übernommen hat oder übernehmen musste. Es hatte ja leider noch nicht genug Lebenserfahrung/Verstand/Einsicht, um zu erkennen, das in dem Fall
i m m e r   die Ausführenden dieser schrecklichen Dinge, verantwortlich sind.

Die tragen die   g a n z e   Schuld. Das ist sehr wichtig zu erkennen.

Das Goebbels den Begriff "Gutmensch" erfunden hat, wusst ich nicht. Diese sogenannten
Gutmeschen sollten zu wirklich guten Menschen konvertieren, das wäre schön.

"Gutmenschen" erscheinen mir oft als viel zu blauäugig, gute Menschen sind dagegen viel objektiver
und können Gefahren besser einschätzen, sie bringen Gehirn und Gefühl eher in Einklang.

Wie immer, das ist alles meine eigene Meinung.


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10.04.2017 um 09:14
@kelten-maisie


Kleiner Hinweis, gnädge Frau ;-)

@ruku hat nicht von sich selbst gesprochen, ihm/ihr geht es wahrscheinlich gut und alles ist in Ordnung.

Aber dennoch Danke für den therapeutischen Beitrag. Vielleicht könnte dieser wiederverwendet werden bei einem anderen, gravierenden Fall ;-)


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10.04.2017 um 11:07
Ein Vorschlag:

Ein guter Mensch, bleibt ein guter Mensch.
Ein Gutmensch ist jemand, der meint/glaubt etwas Gutes zu tun oder denken, aber in den Augen anderer etwas schlecht macht oder denkt.

Das mag ich an der deutschen Sprache, die Groß- und Kleinschreibung und das zusammen und auseinander Schreiben, bietet sehr viel
Möglichkeiten.

Ein fauler Pelz ist etwas ganz anderes als ein Faulpelz.
Ein Gabelstapler, der stapelt halt auch keine Gabeln.


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10.04.2017 um 12:20
@PoorSoul schrieb:
hat nicht von sich selbst gesprochen, ihm/ihr geht es wahrscheinlich gut und alles ist in Ordnung.


Oh je, sorry, Du hast recht. Beim Schreiben fiel es mir gar nicht auf. Ich war so damit beschäftigt, mich verständlich auszudrücken, dass ich das vollkommen außer Acht ließ. Nach dem Schreiben hätte ich noch mal kontrollieren sollen, anstatt es schnell abzuschicken. Jetzt steht es hier und jeder kann
es lesen.



@ruku
Es tut mir leid und war wirklich keine Absicht von mir. Ob Du mir das verzeihen kann?
Ich gehe auch davon aus, dass bei Dir alles in bester Ordnung ist.
Meine Schreibweise war so tatsächlich nicht beabsichtigt. Ich hätte natürlich alles im unpersönlichen halten sollen. Ich hoffe, Du nimmt meine Entschuldigung an.


@PoorSoul schrieb:
Aber dennoch Danke für den therapeutischen Beitrag. Vielleicht könnte dieser wiederverwendet werden bei einem anderen, gravierenden Fall ;-)

nein, bitte nicht. Mit solchen Beiträgen kann man auch etwas „anrichten“, was so nicht beabsichtigt war. Niemand soll es noch mal verwenden.


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10.04.2017 um 17:39
Ich bewundere Euch ruku, prom77die2 ihr habt wirklich Ahnung vom Menschen, seinem Geist, Psyche, Seele.

Auch Yooo, tonnenfieber muss ich lobend erwähnen mit ihren sehr originellen Denkanstößen.


Ihr habt dazu beigetragen, dass dieser Thread nicht ins belanglose Triviale dahinplätschert, sondern richtig wirkungsvoll hier Erkenntnisse herausgearbeitet werden.


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10.04.2017 um 19:47
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Ich bewundere Euch ruku, prom77die2 ihr habt wirklich Ahnung vom Menschen, seinem Geist, Psyche, Seele.
bitte nicht bewundern. Hier werden keine "Wunder" vollbracht. ;-)

Es hapert bestimmt noch bei vielen Punkten und aus der Ferne ist es irgendwie schwer.
Vielleicht helfen unsere Gedanken aber dem einen oder dem anderen. Weiterdenken
sollte jeder selber.

 


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11.04.2017 um 16:44
Nur kurz, da ich meistens unter der Woche wenig Zeit habe.

Ja, ich habe mich schon gewundert, über das persönlich auf mich Bezogene.
Aber, ich weiß nicht, eine Entschuldigung ist nicht notwendig.
Ist ja nicht böse gemeint gewesen.


Ansonsten, Menschenkenntnis usw.
Na ja, den Menschen zu verstehen zu versuchen, kann hilfreich sein, da wir ja nun mal die grö0ten Freuden aber auch - mit - die schlimmsten Erfahrungen mit Menschen machen.
Außerdem ist es mehr als interessant. Gibt es im Universum etwas interessanteres? Zumindest solange wir keine Aliens sichten, nicht. Finde ich jedenfalls.
Wer sich langweilt, braucht nur eine Neugierde für den Menschen zu entwickeln und er wird garantiert noch bis zu seinem Tod das Rätsel nicht gelöst haben. ;-)


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15.04.2017 um 11:21
Zitat von tonnenfiebertonnenfieber schrieb am 09.04.2017:Es gibt eine Weisheit, so finde ich. "Was du fütterst, das wird wachsen." Donald wird weiter wachsen, wenn du ihn fütterst. In Delphi steht: " Erkenne dich selbst." Da steht nix von: erkenne Donald. Aber andere zu erkennen ist viel einfacher. Manchmal ist es auch wie in einen Spiegel zu gucken.
Das ist sehr sehr gut. Beeindruckend. Viele Leute werden ihre Probleme einfach nicht los, weil sie den Kern nicht erkennen, sondern beim räsonieren über ihre Probleme diese so weit füttern, dass diese immer mehr überhand gewinnen, größer werden und unter ihrem Gewicht erdrücken. Vielen Leuten fehlt einfach wohl die Kälte, einfach mal ein Problem geistig zu killen, verhungern lassen, ihnen ihre erhaltenswerten, menschlichen Attribute zu entziehen.
Das heißt letzlich ist das Menschsein an sich schon ein Problem, mit dem man schlecht klar kommen könnte? Gibt es da einen Mittelweg, um dieses Dilemma aufzulösen.

Und wie soll man sich selbst erkennen. Letztenendes sind für die meisten nur die anderen die Referenzen, aus dem sich das eigene Selbst speist.


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15.04.2017 um 11:55
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:sondern beim räsonieren über ihre Probleme diese so weit füttern, dass diese immer mehr überhand gewinnen, größer werden und unter ihrem Gewicht erdrücken. Vielen Leuten fehlt einfach wohl die Kälte, einfach mal ein Problem geistig zu killen, verhungern lassen, ihnen ihre erhaltenswerten, menschlichen Attribute zu entziehen.
Das heißt letzlich ist das Menschsein an sich schon ein Problem, mit dem man schlecht klar kommen könnte? Gibt es da einen Mittelweg, um dieses Dilemma aufzulösen.

Und wie soll man sich selbst erkennen. Letztenendes sind für die meisten nur die anderen die Referenzen, aus dem sich das eigene Selbst speist.
Ich sehe es anders.
Es ist nicht ein Räsonieren über ihre Probleme, sondern die Art, wie sie in ihrem bisherigen Leben gelernt haben, sich selbst aus dem Weg zu gehen und zwar mit "Erfolg".
Das führt dazu, dass sich dieser "erfolgreiche" Weg immer weiter verfestigt und das Eigene wirtd immer weiter gefürchtet.

Man wird abhängig, vollkommen abhängig von den Mechanismen, den Strategien, die man entwickelt hat, um nicht sich selbst zu begegnen: Man fürchtet seine menschlichen Regungen.
Im Grunde ist das eine der größten Ängste, die solche Menschen haben.
Das ist jetzt nicht übertrieben, auch wenn es so vorkommen mag.

Alles andere, was außerhalb ist, macht weniger Angst als das Eigene.
Daher auch wirken solche Menschen auf andere, die sie nicht durchschauen, furchtlos und werden deswegen bewundert.

Das Menschsein ist einfach, aber es wurde einem oft in der frühesten Kondheit schwer gemacht und zurückzufinden ist nicht leicht.

Es ist verhältnismäßig "leicht" für das Vaterland zu sterben, aber oft ungleich schwerer, sich selbst zu begegnen.

Viele der Menschen, die in der Geschichte der Menschheit als "Helden" gefeiert wurden - und teilweise es noch werden -, waren "Flüchtlinge", auf der Flucht vor sich selbst.
Das wird gar nicht erkannt. Stattdessen werden sie gefeiert. Die Nationen glauben, "Helden" zu brauchen.

Kaum ein Mensch würde sich die Frage stellen, wenn jemand gefeiert wird, der sein Leben (etwa im Krieg) riskiert hat, zu fragen, wie wohl dieser "Held" mit sich selbst umgeht, wie es um seine Menschlichkeit bestellt ist.

Es ist paradox: Diejenigen, die am meisten Angst haben, werden von anderen bewundert, weil sie ihnen furchtlos erscheinen.
Welche Angst diese Menschen vor ihrer unterdrückten Menschlichkeit haben, wird nicht erkannt.
Das kommt daher, dass sehr viele Menschen - meistens abgespaltene bzw. verdrängte - große Ängste haben und daher Leute bewundern, die Taten begehen, die sie selbst niemals zu tun wagen würden.

Die fehlende bzw. mangelhafte Selbsterkenntnis macht sehr viele Menschen blind für die innere Wirklichkeit eines anderen Menschen, Man sieht eine Tat, eine Entschlossenheit und bewundert deswegen den anderen Menschen.
Dass diese Entschlossenheit, diese "Heldentat" die Folge einer Entfremdung sein könnte, darauf kommt man nicht so schnell.



Vielleicht verstehe ich dich falsch bzw. habe Schwierigkeiten, zu verstehen, wie du das hier meinst:
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Vielen Leuten fehlt einfach wohl die Kälte, einfach mal ein Problem geistig zu killen, verhungern lassen, ihnen ihre erhaltenswerten, menschlichen Attribute zu entziehen.
Das heißt letzlich ist das Menschsein an sich schon ein Problem, mit dem man schlecht klar kommen könnte?
Um zu sich zu finden, ist keine Kälte notwendig und das Problem ist nicht geistig anzugehen.
Mit Denken, selbst wenn man es schaffen würde, zu denken, kommt man in diesem Punkt keinen mm voran.
Es geht darum, zuzulassen, was man - oft sein Leben lang! - enorm fürchtet: Das Innere, die eigene Lebendigkeit.
Zitat von PoorSoulPoorSoul schrieb:Und wie soll man sich selbst erkennen. Letztenendes sind für die meisten nur die anderen die Referenzen, aus dem sich das eigene Selbst speist.
Das ist ja das Problem!!
Wie soll man zu sich finden, wenn man sein Leben lang nichts anderes tut, als eine Kopie zu sein?


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Bewusstseinstiefen

15.04.2017 um 14:20
Zitat von rukuruku schrieb:PoorSoul schrieb:
Vielen Leuten fehlt einfach wohl die Kälte, einfach mal ein Problem geistig zu killen, verhungern lassen, ihnen ihre erhaltenswerten, menschlichen Attribute zu entziehen.
Das heißt letzlich ist das Menschsein an sich schon ein Problem, mit dem man schlecht klar kommen könnte?
Ich würde gerne mit deinem Einverständnis das Wort Kälte ersetzen durch Gelassenheit. Kalt macht direkt wieder ganze Heerscharen von Emotionen auf den Weg, da läuft das ganze Programm wieder ab. Kälte: Tod, Eis, frieren, Erstarren, etc.

Nein, das Menschsein an sich, ist kein Problem ( die Heerscharen, sind auch hier auf den Weg in den Kampf). Er ist eine Tatsache.

Ganz tief Luft holen.
Der Mensch ist meiner Meinung nach das Salz der Erde. Auch wenn die Suppe manchmal nicht mehr so gut schmeckt.

Ein riesiges Problem ist ja die Sprache. Selbst wenn wir hier die gleiche Sprache sprechen, heißt das ja noch lange nicht, daß wir dasselbe darunter verstehen. Das ist ja auch abhängig davon, wie und wo wir sozialisiert wurden, was wir für Wahrnehmungen gemacht haben, und unter was wir diese "abgelegt" haben.

Nehmen wir mal den Ausdruck:

"Jemanden eine Kröte schlucken lassen."


Ein kleines Kind würde jetzt bildlich meinen, es handelt sich darum, dass ich wirklich jemanden zwingen würde eine Kröte zu schlucken.
Es kennt nur den Ekel oder die Angst, das GEFÜHL der feuchten, kalten Kröte im Mund. Oder es hat von Reptilienmenschen gehört, oder sowas. Es kann von seinem Denken und Fühlen noch nicht abrücken. (Nicht abspalten! wenn  mir hier jemand an den Karren fahren will) Das Kind ist noch nicht in der Lage, sich außerhalb seiner jetzigen Situation zu stellen.
Mythologisch ist die Kröte ein Tier der Gia, der Mutter Erde. Sie ist ein Ratgeber, ein Lehrer.
Diesen Rat zu schlucken, kann auch extrem unangenehm und bitter sein.
Es gibt Kulturen, wo es eine Delikatesse ist, Reptilien zu essen.
Das Sekret, welches die Kröten absondern soll psychedelische Wirkungen haben. Ich hab da keine Erfahrung. Trotzdem scheint es so zu sein, wenn wir eine Kröte schlucken, lecken, daß sich unsere Sichtweise, unser Erleben ändert. Deshalb warscheinlich auch der Lehrer und Ratgeber in der Mythologie. Denkt mal an das Märchen Froschkönig. Die Prinzessin soll den Frosch in ihr Bett lassen, und schmeisst ihn dann an die Wand.
- Und was zeigt sich? Die Kröte ist eigentlich ein Prinz.

Deshalb erzählen alle Kulturen ihren Kindern Märchen, um auch gerade diese Doppeldeutigkeiten rauszuarbeiten, um das Kind anzuleiten, von SEINEM Standpunkt abzurücken. Die Situation von außen zu betrachten. Und jetzt kommt mir bitte nicht damit, dass Mythen, Märchen, Geschichten dazu gedacht sind, den Menschen zu manipulieren, zu intokrinieren, ihn zu versklaven. Sie sollen uns anregen uns auf den Weg  zu machen, nicht stehen zu bleiben. Immer wieder nicht bedachte Dinge in ihnen zu erkennen. Und mutig zu sein, festgefahrene Einstellungen wenigstens einer Überprüfung zu unterziehen. Da gibt es einige Kröten zu schlucken, das ist ein Versprechen an Euch.

Ich bin weit abgekomme. Aber auch hier in unserer Diskussion, gibt es viele Missverständnisse schon allein wegen dem Gebrauch von Wörtern, die massig an Deutungsmöglichkeiten haben.

Zu @ruku mach ich mir ein paar Gedanken, muss das erstmal ordnen. Melde mich dann wieder.

Euch schöne mythische Tage, mit Lammbraten, Hasen und Eiern sammeln in ein Körbchen, Brot und Wein, Asche und Kreuz, Tod und Leben.

lg


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