Ist unsere Moral angeboren, oder anerzogen?

@Doors
Wobei ich dessen moralische Gründe etwas anzweifle.
Meiner Meinung nach ging es dabei auch darum das jemand Führer anstelle des Führers werden wollte und Stauffenberg dazu nutzte.


Eine Grundmoral ist dem Menschen instinktiv meiner meinung nach angeboren, kann allerdings durch erziehung verändert werden.
Wobei ich davon ausgehe, das die Grundmoral die angeboren ist, im normalfall die bessere Option ist als das was den meisten nachträglich anerzogen wird.

@Adrianus


Moral ist immer abhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese wiederum von ökonomischen, sozialen, politischen, militärischen, kulturellen und religiösen Umständen.

Was uns in die Wiege gelegt wurde ist denke ich Gewissen und dieses wird dadurch geprägt in welcher Form von Gesellschaft und Kultur wir aufwachsen, also welche dualistischen Werte wir vermittelt bekamen.

Soweit ich weiß gibt es nämlich auch Menschen, die selbst keine Moral kennen, da sie keine empatischen Fähigkeiten haben, sprich mit Mitmenschen nicht mitfühlen können (gibts sogar Studien zu, nur bitte jetzt nach keinen Quellen fragen, weiß nur, dass diese auch mit Hirnforschung zu tun haben !).

@DieSache


Moral und Gewissen kann man aber auch einfach über Bord werfen, zumindest temporär, selbst wenn man es hat.

Denke an all' die braven Familienväter, die bedingt durch die Zeitläufe, zu Mördern wurden - um hinterher wieder brave Familienväter zu sein.

@Doors

die menschliche Psyche ist eben doch weitaus komplexer, als man allgemeinhin immer sehen will.

Wie ein Mensch sich entwickelt hängt von äusseren und inneren Einflüssen ab. Äussere wären also die Umgebung (z.B. soziale und kulturelle Prägung) in der man aufwächst und die inneren da meine ich pathologische Faktoren, die Wirkung auf Selbstbild und Selbstwahrnehmung haben...

@DieSache

Nicht jeder, der sich "unmoralisch" verhält, zeigt pathologische Züge. Die meisten sind leider erschreckend "normal" (was immer das ist).

Sowohl als auch.

@Doors

aber völlig unbegründbar ist es denke ich nie, wenn einer "entgleist" !

@DieSache

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass "psychische Störungen" nicht immer die Ursache für "abnormes Verhalten" sind.

Wenn man sich selbst mal in eine (Bürger)Kriegsregion begibt, wird man feststellen, wie dünn die Firnis der Zivilisation doch ist, wie schnell Menschen bereit sind, zu kämpfen und zu töten, und man wird feststellen, wie erschreckend schnell einen dieses Situation selbst verwandelt. Spätestens, wenn einem einer nach dem Leben trachtet, trachtet man ihm nach seinem. Da fällt alle Friedfertigkeit sehr schnell von einem ab, schneller als es einem lieb ist und schneller, als es der eigene Verstand fassen kann. Der geht dann nämlich zusammen mit der Moral in den Keller und überlässt die Regie dem Instinkt. Und der will überleben und ist dafür bereit, zu töten.

Wie schnell sich der nette Nachbar von nebenan in einen Feind verwandeln kann, zeigte sich in Europa zuletzt an die Kriegen im zerfallenden Jugoslawien.

In der Zeit dieser Kriege hat mich ein Portrait eines Fernseh-Kollegen über eine junge Scharfschützin in Sarajewo sehr beeindruckt. Die Frau ist morgens früh aufgestanden, hat ihre Kinder geweckt, gewaschen, angezogen und mit ihnen gefrühstückt. Dann hat sie sich mit einem liebevollen Kuss von ihnen verabschiedet, den Tarnanzug angezogen, das Scharfschützengewehr aus dem Schrank geholt und ist auf ein Hochhaus gestiegen. Von dort aus hat sie dann Frauen und Kinder erschossen. Als abends die Sicht zu schlecht wurde, ist sie wieder nach Hause gekommen, hat sich um die Kinder gekümmert, sie ins Bett gebracht und anschliessend Kerben in den Kolben geschnitzt. Eine für jeden "Kill". Auf die Frage, was sie sich wünschen würde, antwortete sie: "Einen Gameboy für die Kinder und ein Nachtsichtgerät für mein Gewehr."

Soviel zum Thema Verhalten von Menschen in Kriegszeiten und auch gleich zur Frage: Sind Frauen bessere Menschen.

@Doors

ist es denn in Kriegs und Krisenherden nicht so, dass da diese "Du, oder Ich-Pattsituation" entsteht ?
Ich meine wer Leid und Ungerechtigkeit erlebt und bei dem der Selbsterhaltungstrieb und Beschützerinstinkt gegenüber der eigenen Familie geweckt wurde, der durch erlebtes traumatisiert ist, also dass sojemand den Glauben an Gerechtigkeit und Moral verliert ist doch nur kausal !

@DieSache

Welchen Beschützerinstinkt und Selbsterhaltungstrieb hätten dann aber die Mörder von Auschwitz oder die der Sondereinsatzkommandos für sich reklamieren dürfen?

@Doors

bei denen ersteren geht es um ihren Selbstwert und ihren Narzissmus, das Bestreben nach Macht !

Bei den zweiteren...hm ich denke auch da trifft das mit dem Verlangen nach Machtausübung zu...

@Doors

Menschen sind in ihrem Ego manchen Einflüssen ausgesetzt, deswegen schrieb ich ja, dass innere wie äussere Faktoren zu bedenken sind, wenn die Frage laut wird, warum jemand unmoralisch handelt. Gründe sind da vielfälltig und man kann diese nicht nur oberflächlich sehen, sondern sollte auch fragen was welche Person erlebt und erfahren hat...

@DieSache

Da hat es der religiöse Mensch einfacher. Der macht einfach Satan oder Scheitan dafür verantwortlich.

@Doors

ja ist immer schön, wenn man nen Schuldigen findet, der dazu nichts sagen kann ;)

Menschen haben eben Abgründe und bei manchen habe ich das Gefühl sie sind sogar froh und dankbar den "schwarzen Peter" einer personifizierten Mythengestalt zuzuschieben, anstatt mal zu hinterfragen ob man nicht doch auch selbst dem "Bösen" erliegt.

Nein im Grunde ist gut und böse in uns selbst zu finden und wir sind es selbst die da auch in der Verantwortung stehen. Der Weg Hass mit Hass und Gewalt mit Gewalt zu vergelten...meine Moral sagt mir, dass diese Reaktion zwar verständlich ist, aber nicht Alles Unrecht entschuldigt !

@DieSache

Ich fürchte auch, das müssen wir mit uns selbst ausmachen. Da hilft uns kein Gott, kein höh'res Wesen.