@Rainlove Unser Sportlehrer hat auch nicht starr nach Leistung benotet sondern auch danach, was derjenige dafür tat. Wenn er einen gesehen hat, der zwar den Ausdauerlauf nicht in der erforderten Zeit schaffte aber gemerkt hat, dass dieser sich angestrengte und die Norm einfach nur über seine Kräfte ging, dann hat er denjenigen trotzdem ein oder zwei Noten besser bewertet als jemand, der nur rumsaß und es nicht mal probiert hat.
Solche Leute werden trotzdem keine Leichtathleten, weil die sich bei Unsportlichkeit wohl kaum als sowas bewerben würden. Und selbst wenn....ist mit dem Schulabschluss das Leben vorbei? Ich war in Sport auch immer ne totale Nulpe und kann nun von mir behaupten, topfit zu sein. Wenn aber jemand, der sich wirklich anstrengt nur nach Zeiten und Weiten bewertet wird, warum sollte der sich überhaupt noch anstrengen, wenn irgendetwas in dem Moment einfach nur über dem Machbaren liegt? Welche Motivation hätte er dann, sich zu bessern? Welches Signal gibt das aufs spätere Leben? Wenn er sieht, dass es scheißegal ist ob er sich anstrengt oder nicht? Denkste, der wird dann ne Eigeninitiative entwickeln? Der wird resignieren, weil er sieht dass seine erbrachte Leistung ihm nichts bringt.
Ich bin 25 Jahre alt, habe 2 abgeschlossene Berufsausbildungen und es geschafft, mich in bis jetzt 6 verschiedene Hauptbetätigungen reinzufitzen, die ich alle nach kurzer Zeit beherrscht habe, bei denen ich mich in den meisten Fällen überdurchschnittlich schnell anpassen konnte. (manchmal lags einfach nur an der Lust oder an ethischen oder monetären Konflikten, dass ich etwas nicht länger gemacht hab) Und das als jemand, der einen Regelschulabschluss hat, mit dem sie mich nicht mal als Schiffschaukelbremser einstellen würden. Ich hatte solang ich denken kann ne 3 oder 4 in Sport aufm Zeugnis. Ich war ne ganze Zeit lang Fahrradkurier und bin 70km am Tag gefahren. Man hat mir auf meinem Schulzeugnis in Deutsch eine 4 gegeben, weil ich eine missverständlich formulierte Aufgabenstellung für mich definierte....weil ich sie auf Nachfrage selber definieren sollte. Tja, hab ich halt riesiges Pech gehabt. Ich kann mich aber dafür nicht erinnern, auch nur einen Rechtschreibfehler in der Abschlussarbeit gehabt zu haben.
Das Schulzeugnis sagt allein schon 10 Jahre später gar nichts mehr aus. Es bewertet 16jährige Chaoten, die andere Sachen im Kopf haben als Lebensplanung. Zumindest bei mir war das so. Viel wichtiger als das Schulzeugnis sind die Berufsausbildung und die Bewährung im Leben und in Betrieben. Das Abschlusszeugnis kann nur einen groben Überblick über die Stärken und Schwächen des Bewerbers innerhalb eines engen Zeitrahmens geben und kein Schwimmbad wird einen als Rettungsschwimmer einstellen, er ne 3 aufm Zeugnis hat. Und unsportliche Menschen werden auch bei Berücksichtigung der Schwächen nie mit Bestnote bewertet. Man macht den Leuten bei statischem Zahlenglotzen u.U. das Leben kaputt. Eine 3 sieht schon besser aus als eine 4.
Von daher hat der Lehrer auch ne gewisse Verantwortung. Nämlich dafür zu sorgen, dass er zwar leistungsgerecht bewertet, aber auch sein Möglichstes tut, Begleitumstände zu berücksichtigen. Sogar vor dem Gesetz gibt es schuldmindernde Umstände. Zu DDR-Zeiten gabs für sowas Kontrollmechanismen, ein Schüler, der in seiner Leistung absackte wurde vom Klassenrat unterstützt, es wurde geschaut, wo man was verbessern kann. Damit er durch bessere Leistung glänzen kann. Heutzutage gibt es sowas aber nicht, der Schüler ist vollkommen auf sich allein gestellt und da ein Lehrer nicht die Zeit hat, sich nach dem Unterricht um jeden zu kümmern, muss er halt Kompromisse machen und den ein oder anderen verschusselten Punkt doch noch zu Gunsten des Schülers schlagen, wenn man sieht, dass dieser sein Bestes gegeben hat. Damit mein ich nicht ob es ne 1 oder ne 2 wird aber wenn es dran hängt ob er nur ne 5 oder vielleicht doch ne 4 haben könnte, sollte ein Lehrer seinen Spielraum ausnutzen und vielleicht auch einen Zentimeter darüber hinaus. Denn einen Gefallen tut man solchen Leuten mit undifferenzierter Benotung nicht. Auch nicht fürs Leben, wenn diese Leute dann einen Ausbildungsplatz, den sie packen würden, nicht bekommen, weil eine Note, die völlig irrelevant ist, zu schlecht ist und dem Arbeitgeber sofort ins Auge fällt.