Gewalt und Aggression sind oft begleitet von gegenseitigen Kränkungen und Provokationen. Typischerweise eskaliert die Situation, bis einer der Beteiligten den anderen verletzt oder tötet. Der verbreitete Mythos vom "reinen Bösen" schiebt die Verantwortung auf eine Seite, während die andere freigesprochen wird. Doch in Wirklichkeit betrachten beide Konfliktparteien sich oft als unschuldige Opfer und die andere Seite als böse Angreifer.

Ein Beispiel aus "Violent Men" von Hans Toch zeigt, wie sowohl Polizisten als auch ein Mann in einem eskalierenden Konflikt das Geschehen durch die Brille des Mythos vom reinen Bösen sehen. Diese Tendenz, die andere Seite als feindselig und unvernünftig zu interpretieren, zeigt sich in vielen Fällen von Gewalt.

Selbst bei Terrorismus und repressiven Regimen argumentieren die Täter, dass sie gegen das Böse kämpfen. Der Mythos vom reinen Bösen führt dazu, dass beide Seiten die Ursachen der Gewalt ignorieren und sich als unschuldige Opfer sehen. Selbst Täter beanspruchen oft die Opferrolle.

Dieser Mythos verschleiert die wechselseitigen Ursachen von Gewalt und führt zu moralischer Immunität. Der Glaube an den Mythos kann dazu führen, dass gewalttätige Handlungen gerechtfertigt werden und das Böse unter dem Deckmantel des Guten agiert
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