Erbe fair verteilen

Miles1701 schrieb:Ich frag mich auch woher die Anspruchshaltung kommt daß einem der Besitz der Eltern zusteht.

Ich hatte mal aus voller Wut sehr viele Dinge meinem Vater vorgeworfen, z.B. Thema Erziehung, Misshandlung etc....er stand weinend daraufhin an meiner Wohnungstür und entschuldigte sich, sagte dann auch zusätzlich, dass ich Geld bekomme oder später er mir Silber/Gold angelegt habe...

Es kommt auf den Menschen selbst an. Ich habe persönlich danach nie verlangt, es war tatsächlich seine Idee...
Aber nehmen wir an, ich wäre nicht ich und bin der Meinung, dass das eine Art Entschädigung ist, die mir zustehen würde.

Vielleicht kommt durch solche Fälle beispielsweise diese Anspruchshaltung...

DieSukkulente schrieb:Vielleicht kommt durch solche Fälle beispielsweise diese Anspruchshaltung...

Das habe ich sogar auch schon so erzählt bekommen, von Betroffenen, so eine Art Schmerzensgeld, wurde es da auch mal benannt.

Ich selbst ticke da genau gegensätzlich, da kommt dann mein Sturrkopf durch, deshalb habe ich z.B. auf eine Erbschaft von meinen Großeltern mütterlicherseits verzichtet, weil ich von denen absolut nichts annehmen wollte, nach ihrem schäbigen Verhalten mir gegenüber. Genau diesen Menschen gegenüber, die mich immer schlecht behandelt haben, möchte ich nicht noch durch ein Erbe verbunden sein.
Und irgendwie war es auch erleichtern, ich habe ihnen dadurch gezeigt, auch wenn sie es nicht mehr mitbekamen, dass sie mich mal können und ich nicht auf sie angewiesen bin.



So tickt halt jeder Mensch anders.

@DieSukkulente


@Syringa

Wenn ich als Verwandter ne Art "Schmerzensgeld" zurück lege sollte ich vlt vorher mich ändern um die Schmerzen zu vermeiden.

Meine Großeltern hatten bescheidene Renten und fingen an das Sie uns mal was aufsparen wollten. Am Ende wäre es vlt Mal ne Jahresmiete oder so gewesen. Alle Verwandten haben Sie überredet Sie sollns auf den Kopf hauen. Also sind sie gereist und haben uns interessante Geschichten erzählt oder schöne Souvenirs mitgebracht. Oder haben mit uns Enkeln was gespielt und als Preise gab's Spielzeug aus dem 1DM Markt. Oder ham sich ein Garten zugelegt in dem wir viele schöne Tage verbracht haben. Sind schöne Erinnerungen die mir mehr Wert sind als das mühevoll angesparte Geld.

Ich glaube das es durchaus das Verhältnis zu Verwandten vergiften kann wenn man im Kopf hat das derjenige Tot mehr Wert ist als lebendig.

Ich verteile mein Erbe sicherlich sehr fair. Das wird aber vermutlich nicht jeder so sehen, wenn ich mal abtrete :troll:
Aber im Ernst, geregelt ist alles und auch hinterlegt. Da ich keine Kinder habe, musste ich mir frühzeitig Gedanken darüber machen. Möchte nicht, dass ein Teil meiner ungeliebten Verwandtschaft profitiert.

Pura schrieb:Möchte nicht, dass ein Teil meiner ungeliebten Verwandtschaft profitiert.

Man kann es ja, wenn man sonst niemanden hat und bevor die Verwandten es bekommen, an Vereine, Organisationen, Tierheime etc spenden machen , gerade in der heutigen Zeit, einige. Du tust nach deinem Ableben einfach noch etwas gutes.

Bei uns im Schwäbischen gibt es den Ausspruch "Redet ihr noch miteinander oder habt ihr schon geerbt?". Tatsächlich scheint da wirklich etwas dran zu sein.

MissMary schrieb:Redet ihr noch miteinander oder habt ihr schon geerbt?

Ein sehr gutes Sprichwort

Wenn man sein Erbe fair (zumindest aus eigener Sicht) verteilen will, soll man das zu Lebzeiten machen.
Ich kümmere mich um Erbschaften und muss sagen dass ist immer das Problem: der Eine stirbt, die anderen streiten - dazu kommt dann ein weiteres Problem, viele verstehen das mit dem Pflichtteil nicht.

Zu dem habe ich noch eine weitere Empfehlung: wenn man jemanden was Gutes tun will, kann man es gleich machen. In den älteren Generation gibt es die Ansicht dass man schon für seine Kinder sparen sollte, dabei vergisst man ein bißchen die Lebenserwartung.
Beispiel: Eltern 50-60J alt, sparen für ihre Kinder, nutzen nicht mal das Geld für sich selbst...die Kinder sind dann 30-40J...wann will man vererben? mit 80? dann sind die Kinder selbst 60..die brauchen es dann nicht mehr.
Das Beste was man seinen Kindern tun kann ist ihnen doch unter den Armen greifen wenn sie es brauchen (selber Kinder bekommen und/oder Immo kaufen).

Ergänzung: eine Erbschaft oder die Aussicht darauf sollte man nicht nutzen um jemanden zu gängeln oder zu kontrollieren...wenn der spätere Erbe Disziplinierungsmaßnahmen braucht, lasst es mit dem Erben...wenn er normal ist, aber nicht nach Euren Vorstellungen lebt, arbeitet an Euch selbst.

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Zu Beachten, ein weiterer Grund um früh zu vererben: der gierige deutsche Staat hat zwar die "Haftpflicht" der Kinder zu den Heim/Pflegebeitragskosten auf die mit einem Einkommen über 100k begrenzt, aber zuerst muss der Heimbewohner sein Vermögen einsetzen.
Klartext: wer für seine Kinder tapfer spart, aber nach erst nach seinem Ableben es ihnen geben will, könnte dafür sorgen dass niemand was bekommt, wenn er im Alter erkrankt und lange lebt wird es er diese Beträge der Pflege geben.
Daher: alle 10J idealerweise den maximal möglichen steuerfreien Betrag nach Erb/Schenkungsrecht den Nachfolger übertragen und auch da muss man sich beeilen -> erkrankt der Schenker und braucht aufwendige Pflege, kann der Staat es rückwirkend 10J zurück verlangen.
Übrigens: Bargeld lacht.

Losting schrieb am 23.07.2024:Was denkt ihr, was bedeutet, ein Erbe fair und gerecht zu verteilen? Was würdet ihr in Erwägung ziehen?

Mein Vater, geb. 1941, befindet sich leider in einer
Lage, die ihm enorm zu schaffen macht.

Er hat 3 Töchter, ich bin die Jüngste. Er würde wohl alles ihm mögliche tun, damit Tochter 1 und 2 nichts bekommen, nicht nur weil sie sich im Alter nicht ein Mal gekümmert haben.

Das Schlimmste ist aber, mein Vater hat Haus und Grundstück. Es bringt ihn fast um den Verstand, dass ich es nicht bekommen kann denn ich werde es verkaufen MÜSSEN, da dies der einzige Weg ist, die anderen beiden auszuzahlen.

(Nun haben wir uns noch selber ins Knie geschossen, bzw er mir im Grunde denn er hat mir das Haus überschrieben. Da ich eine Sozialassistenz bekommen soll, sagt das Amt: "Her mit der Kohle vom Haus, erst dann gibt die Assistenz." Sinngemäß. Eine für mich ganz schlimme Situation. Am besten, man hat gar nichts)

Mein Vater tut mir sehr leid aber so ist das nun mal. Man sollte im Hier und Jetzt leben.

Das gesamte gegenwärtige System ist irgendwie unfair und unlogisch. Es gibt alte Leute, die ihre kleine Rente frugalistisch sparen und, wenn sie zum Pflegefall werden, mit einem Eigenanteil von fast 3000€ zusehen, wie ihr Besitz sich auflöst, das Haus verkauft wird, etc. Belohnt werden die Leute ohne Rücklagen, da da eben der Staat eingreift, es sei denn, das leibliche Kind verdient mehr als 100.000€.

Zudem: Ich bin nun schon in einem Stadium meines Lebens, wo ich wenig Geld für mich selbst habe: Die Bude ist renoviert, die Möbel alle angeschafft, das Auto wird alle sieben - neun Jahre verkauf,t bevor es riesige Mucken macht, wir fahren aber wenig. Mein teuerstes Hobby sind meine Kinder :-). Ich habe wenig Zeit und weniger Energie als früher, d.h. ich kann ein Buch aus dem Bücherschrank auch mal vier Wochen lang lesen, weil ich nach wenigen Seiten einfach einschlafe. Da ich mich nicht zumüllen will, kaufe ich auch kaum mehr Bücher, sondern leihe sie aus.

Ich bin zum Schluss gekommen, dass es jetzt sinnvoller ist, meine Kinder (um die 20) zu unterstützen, auch, wenn es "Luxus" ist. Meine Tochter wohnt in ihrer Unistadt nun relativ zentral in einer WG. Das wäre 200€ billiger, wenn sie ein vergleichbares Zimmer außerhalb hat, aber so kann sie sich relativ sicher auch am späten Abend im Stadtzentrum bewegen und das WG Zimmer liegt fast unmittelbar an einer Haltestelle des Nahverkehrs, der fast die gesamte Nacht fährt, bzw. auch Nachtlinien diese Haltestelle bedienen. Dafür werden die Kids halt später 5x12x200€ weniger erben, sie sich aber gut ans Studentenleben erinnern und sie kann angstfrei herumlaufen.

Erben kann immer mies sein. Wir hatten in unserem Dorf auch einen Fall: Berliner Testament. Frau stirbt, Mann erbt, trifft auf eine interessierte junge Dame, heiratet sie und wird klassisch ausgenommen. Kinder schauen in die Röhre.

Ich hätte in jungen Jahren auch einen Bruchteil eines Bauernhofes eines Verwandten geerbt. Der hing mit einer Affenliebe an dem Hof, eine Verwandte wollte einen Ponyhof realisieren, das ging aber nur, wenn alle anderen verzichtet hätten. Das haben wir (wer wollte schon das Lebenswerk des Onkels zerschlagen sehen). Jahre später konnte sie einige zunächst beim Erbe abgelegte Felder als Bauplätze verkaufen und hat einen riesigen Reibach gemacht (hätte man vertraglich ausschließen können, haben wir damals nicht). Wir haben nichts von der Kohle gesehen. Wir sind einmal mit unseren Kindern bei einem Sonntagspaziergang vorbei gegangen, die durften eine Runde reiten und wir wurden von ihr abkassiert ... war auch seltsam, aber gut. Ob ich mit einem Achtel oder Zehntel Hof glücklich geworden wäre?

MissMary schrieb:Das gesamte gegenwärtige System ist irgendwie unfair und unlogisch. Es gibt alte Leute, die ihre kleine Rente frugalistisch sparen und, wenn sie zum Pflegefall werden, mit einem Eigenanteil von fast 3000€ zusehen, wie ihr Besitz sich auflöst, das Haus verkauft wird, etc. Belohnt werden die Leute ohne Rücklagen, da da eben der Staat eingreift, es sei denn, das leibliche Kind verdient mehr als 100.000€.

Ich möchte nicht unsensibel sein, da hilft aus finanzieller Sicht nur plötzlich sterben oder wie ich es beschrieben habe min 10J vor dem Pflegefall schenken - ich finde es auch gemein dass sich der Staat bei denen bedient die was angespart haben, die haben es immerhin vom Netto gemacht.

MissMary schrieb:Frau stirbt, Mann erbt, trifft auf eine interessierte junge Dame, heiratet sie und wird klassisch ausgenommen. Kinder schauen in die Röhre.

Mutter schuld -> ich komme wieder auf meinen Hinweis -> früh.

MissMary schrieb:Ich bin zum Schluss gekommen, dass es jetzt sinnvoller ist, meine Kinder (um die 20) zu unterstützen, auch, wenn es "Luxus" ist. Meine Tochter wohnt in ihrer Unistadt nun relativ zentral in einer WG. Das wäre 200€ billiger, wenn sie ein vergleichbares Zimmer außerhalb hat, aber so kann sie sich relativ sicher auch am späten Abend im Stadtzentrum bewegen und das WG Zimmer liegt fast unmittelbar an einer Haltestelle des Nahverkehrs, der fast die gesamte Nacht fährt, bzw. auch Nachtlinien diese Haltestelle bedienen. Dafür werden die Kids halt später 5x12x200€ weniger erben, sie sich aber gut ans Studentenleben erinnern und sie kann angstfrei herumlaufen.

Finde ich sehr gut :) 5x12x200€ im Studium mehr ist so viel mehr wert als später (IMHO).

(Gerade weil ich selbst im Studium keine finanzielle Unterstützung hatte (Studium komplett durch Arbeit finanziert und alles so sparsam wie möglich, inkl. Zimmer außerhalb in recht schlechter Wohnlage (war eben: günstig), um nicht noch mehr auf Kosten der Zeit fürs Studium arbeiten zu müssen), neide ich da niemandem etwas, sondern umgekehrt, gönne es jedem sehr der die Möglichkeit hat.)

Hallo @alle !

MissMary schrieb am 27.07.2024:"Redet ihr noch miteinander oder habt ihr schon geerbt?". Tatsächlich scheint da wirklich etwas dran zu sein.

Da ist was wahres dran.

Auch bei Erbteilungen, die friedlich und harmonisch verlaufen, schwebt da der "Geist des Unfriedens" über den Vorgang. Viel von dem Ärger, der da xxlodieren könnte, hat aber der Erblasser zu verantworten.

Ich rate jedem, der ein bischen was zu vererben hat, erst einmal dazu ein Gespräch mit seinen Erben zu führen und seinen letzten Willen mit ihnen zu besprechen. Weiterhin sollte der Erblasser ein klares, rechtssicheres Testament machen und dafür Sorge tragen, das es auch gefunden wird. Etwas Rechtskunde und Menschenkenntnis setze ich dabei vorraus.

Weiterhin halte ich es für sinnvoll einen "Erbteiler" einzusetzen.
Im Zweifel ist der Erbteiler "alles schuld" und man redet nicht mehr mit demjenigen. :troll: :troll: :troll:


Gruß, Gildonus