Diskussions(un)fähigkeit "älterer" Leute
25.07.2023 um 19:49Ich bin auch mit 55 Mitte links, war bei den Grünen, danach wieder parteilos. Mich interessieren eher parteienübergreifend die Sachthemen und weniger das Hick-Hack zwischen den Parteien.
Laura_Maelle schrieb:Mich interessieren eher parteienübergreifend die Sachthemen und weniger das Hick-Hack zwischen den Parteien.Als ehemaliges Mitglied der Linken (meine persönliche Rache für das "unfriendly takeover" der DDR) unterstütze ich heute als Parteiloser auf kommunaler Ebene Freundinnen und Freunde der Grünen und des SSW in ihrer Arbeit in verschiedenen Gemeinden: Anträge formulieren, Pressemitteilungen verfassen, Sitzungsunterlagen verständlich aufbereiten etc. Das wird zwar nicht finanziell honoriert, aber parteiübergreifend dankbar begrüsst.
Doors schrieb:unterstütze ich heute als Parteiloser auf kommunaler Ebene Freundinnen und Freunde der Grünen und des SSW in ihrer Arbeit in verschiedenen Gemeinden: Anträge formulieren, Pressemitteilungen verfassen, Sitzungsunterlagen verständlich aufbereiten etc. Das wird zwar nicht finanziell honoriert, aber parteiübergreifend dankbar begrüsst.Ja, ich war sogar mal in einem regionalen Vorstand der Grünen und war dort für den öffentlichen Auftritt zuständig (Website, Texte, etc.). Ich musste aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Der politische Hick-Hack auch unter den Grünen selbst und den thematisch nahen Parteien fand ich so sinnlos und ermüdend. Aber es war gut, einmal intern dabei gewesen zu sein. Nur finde ich es effizienter, parteiübergreifend an gemeinsamen Themen zu arbeiten, wie Umweltschutz etc.
SeiraButterfly schrieb am 16.07.2023:Hoffe so ein Thema gibt es noch nicht, habe zumindest keins gefunden.@SeiraButterfly
Mich beschäftigt dieses Thema schon eine Weile und ich traue mich jetzt einfach mal einen Thread zu erstellen.
Vorab: ich möchte niemanden diskriminieren oder Schubladen öffnen sondern es geht mir hier eher um den Erfahrungsaustausch.
Also: ich habe jetzt schon extrem häufig die Erfahrung gemacht, dass man mit Menschen 50+ einfach nicht diskutieren kann und sie oft in ihren Meinungen eingefahren sind und keine Bereitschaft zeigen, ihre Ansicht (nichtmal nach Vorlage von Beweisen) zu ändern. Da heißt es dann meist nur "ach zu meiner Zeit war das aber so und das wird heute nicht anders sein" oder ähnliches.
Ich kann ja Mal ein Beispiel geben:
Habe mit einer Frau, 70, diskutiert. Sie kommt aus dem Handel und mich hat es einfach hart getriggert, dass sie ständig, wenn sie über Kunden sprach, anfing mit "Frauen kaufen ja anders ein, als Männer". Ich habe dazwischen gegrätscht und ihr gesagt, dass das heutzutage absoluter Schwachfug ist und man das nicht einfach so verallgemeinern kann. Ihre Antwort "da gibt es aber Statistiken" woraufhin ich sie fragte, aus welchem Jahr diese denn stammen und da sagte sie "ja man hat eben Statistiken aufgestellt und da kam das eben bei raus" also der Frage nach dem Wann schön ausgewichen. Dann erzählte ich ihr von diversen Beispielen die genau das widerlegen, und wieder fing sie an mit "ja aber die meisten und Statistik und bla". (Als ob Statistiken halt alle Menschen mit einbeziehen..)
Ein anderes Mal ging es um Präsentkörbe.. natürlich "einer für Männer, einer für Frauen" und ich versuchte ziemlich lange ihr zu erklären, dass dieses Konzept heute komplett veraltet ist weil keiner mehr irgendwelche Rollenklischees erfüllen muss. Sie blieb immer dabei "ja aber es ist doch nunmal so das Frauen lieber das mögen und Männer lieber jenes" und fing an aus ihrem Bekanntenkreis zu erzählen wo die ja angeblich alle diese Klischees erfüllen. Es war einfach unmöglich ihr klar zu machen, warum so eine Männer-Frauen Denkweise heutzutage nicht mehr geht.
Auch wenn es um Technik geht sagt sie immer noch "das ist jetzt was für die Männer" obwohl ich ihr mehrmals vorgeführt habe, dass ich als Frau teilweise da mehr kann als so mancher Mann.
Und es war wohl auch schwer ihr zu erklären warum sie nicht mehr als 3 Tage bei uns "unterrichten" kann (bin in einer Maßnahme und es ist je ein Tag für Jobsuche/Unterstützung und einer für psychologische Gruppenaktivität vorgesehen, aber sie wollte eben mehr Tage haben und war hinterher richtig angepieselt, dass ihr das nicht genehmigt wurde und hat das nicht verstanden).
Ähnliche Schwierigkeiten hatte ich auch mit anderen ü50-jährigen. Meine Mutter zb sagt "es gibt nur zwei Geschlechter und fertig", mein Vater sagt "alles außer arbeiten ist sinnlose Zeitverschwendung".. andere haben mir auch ähnliches berichtet und ich höre immer wieder den Satz "von deutschen Rentnern kann man keine Änderung mehr erwarten".
Aber wie seht ihr das? Wie sind eure Erfahrungen? Sind es wirklich überwiegend 50+ Leute mit denen Diskussion unmöglich ist, sind sie tatsächlich weniger offen für neues als jüngere oder habt ihr es sogar vielleicht genau andersrum erlebt? Mich würde da einfach mal interessieren was andere so erleben, gerade weil es ja auch immer viele Regionale Unterschiede in den Mentalitäten gibt.
Ich hoffe, das kommt nicht zu Schubladenmäßig rüber, ich weiß natürlich, dass nicht alle gleich sind. Gerade deshalb interessiert mich ja auch, was andere dahingehend erlebt haben.
Wissbegier schrieb:Insbesondere bei Corona ist mir das aufgefallen. Da hat sich eine betagte Person aufgeregt, warum ich 5mm zu nah war. Dann wollte ich mein ganzes Fachwissen zwecks Studien, Menschenverstand, Logik, Intelligenz usw. ausbreiten, aber die Person hat mich nicht zu Wort kommen lassen. Wild mit den Händen herumgefuchtelt und mich angegangen. Man merkt den Bildungsgrad nebst Intelligenz schon an so einem Verhalten.Oh man, wenn du allerdings immer wie von oben herab auf deine Mitmenschen wirkst, weil nur du dich für den Tollsten und Schlausten hältst, kann ich so manche Abwehrhaltung deiner Mitmenschen auch verstehen.
rhapsody3004 schrieb:Oh man, wenn du allerdings immer wie von oben herab auf deine Mitmenschen wirkst, weil nur du dich für den Tollsten und Schlausten hältst, kann ich so manche Abwehrhaltung deiner Mitmenschen auch verstehen.Da sind durchaus weitere Passagen, die ganz gut erklären könnten, warum es mit den Diskussionen nicht so gut geklappt hat
Wissbegier schrieb:Woke Bubble, medienhörig, systemtreu,Hört sich nach rechtskonservativem Verschwörungstheoretiker an, da würde ich auch nicht groß diskutieren.
Wissbegier schrieb:Und einmal ganz ehrlich, bei manchen Menschen & Themen diskutiere ich gar nicht herum.:D
Groucho schrieb:Hört sich nach rechtskonservativem Verschwörungstheoretiker an, da würde ich auch nicht groß diskutieren.Habe ich mir auch gedacht. Das sind eigentlich Schlagwörter, die in rechtskonservativen Kreisen benutzt werden, um Menschen zu diskreditieren, die die eigenen Vorstellungen nicht teilen. "Medienhörig" heißt ungefähr so viel wie "konsumiert andere Medien als ich", und wer "systemtreu" ist, legt Wert auf die demokratischen Institutionen des gegenwärtigen modernen Rechtsstaats.
Groucho schrieb:Da sind durchaus weitere Passagen, die ganz gut erklären könnten, warum es mit den Diskussionen nicht so gut geklappt hatAlles zu Ende gelesen. Ist mir auch alles nicht neu.
Wissbegier schrieb:Insofern ist ja die Grundlage schon nicht vorhanden, sodass eine saubere Diskussion gar nicht entstehen konnte. Kommt man dann mit Fakten, Gesetzen, Fachwissen usw.,Mich würde mal interessieren, bei welchem konkreten Sachverhalt du Gesetze heranziehst? Und auch welche konkret?
rhapsody3004 schrieb:Leider antwortet er aber auch nie:D Soviel zu der Diskussionsfähigkeit dieser Person.
Wissbegier schrieb:Insbesondere bei Corona ist mir das aufgefallen. Da hat sich eine betagte Person aufgeregt, warum ich 5mm zu nah war. Dann wollte ich mein ganzes Fachwissen zwecks Studien, Menschenverstand, Logik, Intelligenz usw. ausbreiten, aber die Person hat mich nicht zu Wort kommen lassen. Wild mit den Händen herumgefuchtelt und mich angegangen.Ganz ehrlich - ich hätte dich auch gleich abgewürgt. Das brauche ich wirklich nicht, von irgendwelchen Fremden aufgeklärt zu werden.
martenot schrieb:Würde man mir "Medienhörigkeit" mit genau so einem Begriff unterstellen, würde ich wohl auch zum "diskussionsunfähigen älteren Leut" mutiieren und nur eine geringe Bereitschaft zur Meinungsänderung zeigen.Andere Optionen wären Schwerhörigkeit oder sich tot stellen. :D
Laura_Maelle schrieb:Andere Optionen wären Schwerhörigkeit oder sich tot stellen.Ich bin in solchen Fällen dann eher diskussionsunwillig, statt unfähig. Das ist dann bestimmt der Alterstarrsinn, der zutage kommt.
Wissbegier schrieb:Insbesondere bei Corona ist mir das aufgefallen. Da hat sich eine betagte Person aufgeregt, warum ich 5mm zu nah war. Dann wollte ich mein ganzes Fachwissen zwecks Studien, Menschenverstand, Logik, Intelligenz usw. ausbreiten...
Do-X schrieb:Aber wie du schreibst, das betrifft Jung wie Alt.Wahrscheinlich sehe ich das wegen meines eigenen Alters aus einer verzerrten Perspektive, aber auf mich wirken häufig die jungen Leute noch stärker nach außen abgeschottet als die Älteren.
martenot schrieb:ber auf mich wirken häufig die jungen Leute noch stärker nach außen abgeschottet als die Älteren.Die kommunizieren nur anders, via Smartphone, während die Generation Wählscheibe noch das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht beherrscht.