Soooo, dann holen wir doch mal diesen Thread aus der Versenkung.
Damit alle, die zehn Jahre nach dem letzten Post hier mittun wollen, können, fasse ich mal Zusammen was "XY" an Informationen bereithielt.
Ich war erstaunt, als ich die Folge sah: Das Opfer kommt nicht ganz so gut weg, wie man es aus XY, grade aus den ganz alten Fällen, kennt. Tatsächlich wird das Bild eines Teenagers gezeichnet, der es mit der Wahrheit nicht ganz genau nimmt und ein Mofa stiehlt. Hier zunächst eine Zusammenfassung des Falls:
Der Fall kommt in der Sendung 069 vor, es war der erste Filmfall.
Zimmrmann spricht davon, dass ein 14-Jähriger auf völlig unerklärliche Weise einem unerklärliche Verbrechen zum Opfer gefallen sei. Weiterhin orakelt er, dass Jugendliche, die in dem Alter stark nach Freiheit drängten, oft es ohne es zu wissen unbekannten Gefahren ausgesetzt seien.
Im Film sieht man Beat G. mit seinem Fahrrad am Pfingstsamstag 1973 zum Ufer des Thuner Sees fahren. Der Sprecher bemerkt, Beat interessiere sich außerordentlich für Boote, in letzter Zeit aber auch für Mofas und Mopeds. Das leitet dazu über, dass Beat nun auf einem Mofa sitzt, das er am vergangenen Tage am Bahnhof "entwendet" hatte. Um damit daheim nicht aufzufallen, hatte er es vermutlich am Seeufer versteckt. Nun aber fährt er zur Kirmes im Stadtteil Dürrenast von Thun, wo es ihm Freude bereitet, damit gesehen zu werden.
Eine Stunde später ist er daheim und isst mit seiner Familie zu Abend. Der Vater möchte Beat und seinem jüngeren Bruder mit einem Auto-Ausflug nach dem Abendbrot noch eine Freude machen, Beat hat aber keine Lust (da er sich dafür umziehen müsste). Er erklärt sich aber bereit, mit dem Rad nach der Großmutter zu fahren, um ihr einen Zettel mit einem für sie ausgemachten Arzttermin zu geben.
Hier erwähnt der Sprecher, dass Beat sich in den letzten Monaten in der Schule verschlechtert habe, in letzter Zeit "kleinere Diebstähle" begangen und gelogen habe und auch für zwei Tage verschwunden gewesen sei.
Beat, der seinen Eltern versprochen hat, direkt zur Großmutter zu fahren, fährt stattdessen zur Kirmes, wo er mit einer Klassenkameradin Autoscooter fährt. Als die beiden weiterspazieren, tritt ein junger Mann auf Beat zu und gibt ihm eine Ohrfeige, bevor er ihn auffordert, mitzukommen. Beat, der den Mann offensichtlich kennt, folgt ihm.
Der Vater macht sich irgendwann Sorgen und geht Beat suchen, und zwar auf der Kirmes, wo er ihn vermutet. Dort trifft er ihn nicht an, obschon eine Augenzeugin Beat noch um 21:00 Uhr auf der Kirmes sieht, weiterhin in Begleitung des jungen Mannes.
Beat kommt an diesem Abend nicht heim. Es stellt sich heraus, dass er nie bei der Großmutter war und um 23:00 Uhr verständigen die Eltern die Polizei, nachdem auch eine weitere Suche des Vaters erfolglos verlief.
Ebenfalls gegen 23:00 Uhr macht ein Ehepaar in einem Auto kurz vor der Ortschaft Riggisberg, ca 15 km von Thun entfernt, eine Beobachtung: Im Straßengraben liegt ein junger Mann, der ihnen betrunken erscheint, wie leblos neben seinem Mofa. Nicht weit davon entfernt steht ein Wagen, ein dunkler Mercedes, aus Basel Stadt, umringt von einer Gruppe junger Mofafahrer. Das Ehepaar glaubt, der vermeintlich Betrunkene im Graben gehöre zu der Gruppe.
Am nächsten Morgen, gegen 9:00 Uhr finden zwei Reiterrinnen die Leiche Beat Gs 25 km von Thun entfernt, in der Nähe des Ortes Schwarzenburg am Fuß der Straßenböschung. Beat G wurde gegen Mitternacht ermordet.
Nach Ende des Filmfalls stellen Zimmermann und schweizer Ermittler Fragen und zeigen weitere Hinweise auf:
- Das gelbe Mofa der Marke Stakko mit Easy Rider Lenker, das von Beat entwendet worden war, ist immer noch verschwunden. Wo ist es?
- Die Satteltaschen des Mofas (roter Kunststoff mit aufgenieteten schwarzen Plastiksternen) wurden zwischenzeitlich gefunden: In einer Kiesgrube nahe Thun.
- Beschreibung Beat G.: 14 Jahre, blonde, halblange Haare, blaue Augen, 165 cm groß und schlank. Bekleidung: hellblaue Windjacke, dunkelblau-weiß geringelter Pulli, hellblaue Jeans und weiße Clogs. Die weißen Kunstleder-Clogs sind verschwunden und werden gesucht. (Marke Träiett)
- Der Mord muss nicht in der Nähe der Kirmes passiert sein.
- Gesucht wird der junge Mann, der Beat geohrfeigt hat. Er soll etwa 19 Jahre alt sein, 170 cm groß, schulterlange fast schwarze Haare, trug einen Jeansanzug und einen orangen Pulli mit Schnürung und hatte auf einem Unterarm eine blaugrüne Tättowierung oder ein Abziehbild.
- Der Täter war wahrscheinlich Linkshänder, denn das Opfer hatte eine Packschnur um den Hals, der Knoten ist aber seitenverkehrt und deswegen wahrscheinlich von einem Linkshänder geknüpft.
- Gesucht werden auch die Mofafahrer, die nachts an der Straße standen.
Die Belohnung betrug stattliche 10 000 CHF.
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Bis dahin klang der Fall nach einem Burschen, der mal ein Mofa geklaut hat und eventuell mit den falschen Leuten zu tun hatte. Wenig geheimnisvoll. Und man fragt sich auch noch, was mit ZImmermanns Spruch "sich unwissend in Gefahr begeben" gemeint gewesen sein soll.
Interessant wird es aber, wenn man sich die Artikel im Umfeld zu dem zu dem Fall erschienenen Buch durchliest, zum Beispiel:
https://www.journal21.ch/artikel/mordfall-gyger-eine-spurensucheund
https://franziskastreun.ch/wp-content/uploads/2020/07/GygerKoenizerZeitung.pdfHier kommt zur Sprache, dass Beat in ganz anderen Kreisen verkehrt habe (angebliche homopädophile Kreise). Angeblich, so Streun im zweiten Artikel, habe er sich dort etwas hinzuverdient. Auch von einem drohenden Termin vor dem Jugendrichter wegen mehrfachen Mofadiebstahls ist die Rede.
Das wirft ja nun ein völlig anderes Bild auf den Fall.
Ich weiss, dass XY dem Zuseher nur so viel "Futter" gibt, dass die Fragen beantwortet werden können (und etwaige Hinweisgeber müssen solche Dinge über das Opfer nicht wissen) aber es macht doch für die Ermittlungen selber sicher einen gewaltigen Unterschied, oder?