Mordfall der Austauschstudentin Gabriele Z. (20j) aus Litauen
27.06.2014 um 12:01Heute fällt das Urteil im Mord an Gabriele Z. - Eine Chronologie
Die RNZ blickt auf den Fall der ermordeten Studentin Gabriele Z. zurück - Am heutigen Freitag wird das Urteil gegen ihren mutmaßlichen Mörder verkündet
27.06.2014, 06:00
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Das Verbrechen an Gabriele Z. hat die Menschen in der Region tief bewegt. Ehe heute um 13 Uhr im Mannheimer Landgericht das Urteil gegen ihren mutmaßlichen Mörder verkündet wird, blickt die RNZ auf den Fall zurück.
> 3. Oktober 2013: Gabriele Z. hat einen Filmabend an der Mannheimer Uni besucht und ist auf dem Heimweg. Zwischen dem Quadrat C 8 und dem Stadtteil Jungbusch, wo sie in einer WG wohnt, passiert es: Der Täter würgt die 20-Jährige mit ihrem Schal bis zur Bewusstlosigkeit, zerrt sie in ein Gebüsch und vergeht sich an dem noch lebenden Opfer.
> 4. Oktober: Ein Flaschensammler entdeckt in der verwilderten Grünanlage unterhalb der Kurt-Schumacher-Brücke einen Frauenkörper. Er schreckt zurück und ruft laut, um ein Lebenszeichen zu erhalten. Vergebens. Die herbeigerufenen Beamten finden Gabrieles Leiche. Kriminaltechniker sichern am Tatort DNA-Spuren des Mörders. Er hat auch das Smartphone der Studentin geraubt.
> 5. Oktober: Die Sonderkommission "Cäsar" nimmt ihre Arbeit auf. Mehr als 50 Beamte kümmern sich um den Fall.
> 6. Oktober: Der Mord an Gabriele löst Bestürzung in Mannheim und der ganzen Region aus. Studentinnen rufen verstärkt Taxis und gehen in Gruppen nach Hause. Die Uni bietet deutlich mehr Selbstverteidigungskurse an.
> 10. Oktober: Bewegende Trauerfeier in der Uni-Aula: "Die Sterne sind erloschen, die Sonne gewichen. Es zerreißt mir das Herz", sagt Rektor Ernst-Ludwig von Thadden. Gabriele war nach ihrem Bachelor-Abschluss in Psychologie an der Universität Vilnius erst im August nach Mannheim gekommen. Ihre Mutter und der 23-jährige Bruder führen einen Gedenkmarsch an, dem rund 4000 Menschen mit Kerzen in der Hand folgen. Sie verwandeln den Tatort in ein riesiges Blumen- und Lichtermeer.
> 18. Oktober: Die Polizei hat eine heiße Spur. Das in Mannheim sichergestellte Genmaterial ist identisch mit jenem, das nach einem brutalen Raubüberfall am 10. August in Speyer entdeckt wurde. Damals hatte der Täter eine 48-Jährige geschlagen und mehrfach gewürgt.
> 19. Oktober: Der mutmaßliche Mörder wird gefasst. Die Polizei hatte zuvor Gabrieles Handy in einer Arbeiterwohnung im pfälzischen Grünstadt geortet. Dort lässt sich Emil S. - 40 Jahre, Hilfsarbeiter, zweifacher Vater, geschieden - widerstandslos festnehmen. Der Tatverdächtige bestreitet die Vorwürfe, doch die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. Neben seinem Bett liegen das Smartphone und persönliche Gegenstände von Gabriele. Die Polizei findet auch eine Handyspeicherkarte. Sie stammt von einem Überfall am 17. Oktober in Grünstadt. Da hatte der Täter zwei Mädchen, 13 und 17 Jahre alt, angegriffen. Als sie sich mit einer Schere wehrten, floh der Mann. Weitere Ermittlungen ergeben, dass Emil S. in Bulgarien wegen Überfällen auf zwei weitere Frauen zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war.
> 22. April 2014: Unter großem Andrang beginnt vor dem Mannheimer Landgericht der Prozess gegen Emil S. Seine Anwälte Maximilian Endler und Inga Berg kündigen an, dass er während des Verfahrens schweigen werde. Ebenfalls verhandelt werden die Überfälle in der Pfalz.
> 23. April: Arbeitskollegen charakterisieren den Angeklagten als schweigsam und introvertiert.
> 28. April: Gabrieles aus Polen angereister Freund, ihre Mitbewohner und litauischen Kommilitonen beschreiben die Getötete als wissbegierig, strebsam und fröhlich. Sie sei aber auch ruhig und manchmal depressiv gewesen.
> 21. Mai: Viele Zuhörer im Gerichtssaal sind ergriffen, als Gabrieles Mutter über ihre Tochter spricht. "Ich gehe jeden Tag zum Grab", erzählt eine gebrochene Frau, die seit dem Mord in medizinischer Behandlung ist, regelmäßig Beruhigungs- und Schlaftabletten einnimmt.
> 22. Mai: Überraschend legt der Angeklagte ein Teilgeständnis ab. Und er zeigt Gefühle. Weint. "Es ist schwer für mich, die richtigen Worte zu finden, um das Leid zu erfassen, das Sie ertragen müssen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Dafür würde ich mein Leben geben", verliest Anwalt Maximilian Endler in der an die Angehörigen gerichteten Erklärung. Gabriele sei durch seine Hand zu Tode gekommen, räumt S. ein. Zu den Taten in der Pfalz schweigt er weiter.
> 26. Mai: Der Psychiatrische Sachverständige Professor Klaus Foerster kommt in seinem Gutachten zu folgendem Ergebnis: "Ich halte den Angeklagten wegen seiner Gewaltbereitschaft für gefährlich und würde einen Hang zu Straftaten bejahen." Damit spricht er sich indirekt für die Sicherungsverwahrung aus. Sie führt dazu, dass ein Täter nach dem Verbüßen seiner Strafe nicht entlassen wird, sondern zum Schutz der Allgemeinheit in den Maßregelvollzug kommt.
> 29. Mai: Lebenslange Haft unter Anordnung der Sicherungsverwahrung - dafür plädiert Staatsanwalt Oskar Gattner. Die Vertreter der Nebenklage schließen sich seiner Forderung an. Opferanwältin Sabrina Hausen sagt, die zierliche Gabriele habe nicht den Hauch einer Chance gehabt. "Und der Mörder hat sie liegen gelassen wie ein Stück Schmutz."
> 17. Juni: Maximilian Endler, der Anwalt von Emil S., fordert, den Angeklagten wegen Raubes mit Todesfolge zu 14 Jahren Haft zu verurteilen. Er erkennt in Gabrieles Fall keine Tötungsabsicht. So soll sein Mandant die Studentin mit dem Schal gepackt haben, um sie "vorübergehend auszuschalten". Dass er sich sexuell an ihr verging, sei ein spontaner Entschluss gewesen.
http://www.rnz.de/mannheim/00_20140627060000_110705011-Heute-faellt-das-Urteil-im-Mord-an-Gabriele-Z-.html (Archiv-Version vom 02.07.2014)
Die RNZ blickt auf den Fall der ermordeten Studentin Gabriele Z. zurück - Am heutigen Freitag wird das Urteil gegen ihren mutmaßlichen Mörder verkündet
27.06.2014, 06:00
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Das Verbrechen an Gabriele Z. hat die Menschen in der Region tief bewegt. Ehe heute um 13 Uhr im Mannheimer Landgericht das Urteil gegen ihren mutmaßlichen Mörder verkündet wird, blickt die RNZ auf den Fall zurück.
> 3. Oktober 2013: Gabriele Z. hat einen Filmabend an der Mannheimer Uni besucht und ist auf dem Heimweg. Zwischen dem Quadrat C 8 und dem Stadtteil Jungbusch, wo sie in einer WG wohnt, passiert es: Der Täter würgt die 20-Jährige mit ihrem Schal bis zur Bewusstlosigkeit, zerrt sie in ein Gebüsch und vergeht sich an dem noch lebenden Opfer.
> 4. Oktober: Ein Flaschensammler entdeckt in der verwilderten Grünanlage unterhalb der Kurt-Schumacher-Brücke einen Frauenkörper. Er schreckt zurück und ruft laut, um ein Lebenszeichen zu erhalten. Vergebens. Die herbeigerufenen Beamten finden Gabrieles Leiche. Kriminaltechniker sichern am Tatort DNA-Spuren des Mörders. Er hat auch das Smartphone der Studentin geraubt.
> 5. Oktober: Die Sonderkommission "Cäsar" nimmt ihre Arbeit auf. Mehr als 50 Beamte kümmern sich um den Fall.
> 6. Oktober: Der Mord an Gabriele löst Bestürzung in Mannheim und der ganzen Region aus. Studentinnen rufen verstärkt Taxis und gehen in Gruppen nach Hause. Die Uni bietet deutlich mehr Selbstverteidigungskurse an.
> 10. Oktober: Bewegende Trauerfeier in der Uni-Aula: "Die Sterne sind erloschen, die Sonne gewichen. Es zerreißt mir das Herz", sagt Rektor Ernst-Ludwig von Thadden. Gabriele war nach ihrem Bachelor-Abschluss in Psychologie an der Universität Vilnius erst im August nach Mannheim gekommen. Ihre Mutter und der 23-jährige Bruder führen einen Gedenkmarsch an, dem rund 4000 Menschen mit Kerzen in der Hand folgen. Sie verwandeln den Tatort in ein riesiges Blumen- und Lichtermeer.
> 18. Oktober: Die Polizei hat eine heiße Spur. Das in Mannheim sichergestellte Genmaterial ist identisch mit jenem, das nach einem brutalen Raubüberfall am 10. August in Speyer entdeckt wurde. Damals hatte der Täter eine 48-Jährige geschlagen und mehrfach gewürgt.
> 19. Oktober: Der mutmaßliche Mörder wird gefasst. Die Polizei hatte zuvor Gabrieles Handy in einer Arbeiterwohnung im pfälzischen Grünstadt geortet. Dort lässt sich Emil S. - 40 Jahre, Hilfsarbeiter, zweifacher Vater, geschieden - widerstandslos festnehmen. Der Tatverdächtige bestreitet die Vorwürfe, doch die Beweislast gegen ihn ist erdrückend. Neben seinem Bett liegen das Smartphone und persönliche Gegenstände von Gabriele. Die Polizei findet auch eine Handyspeicherkarte. Sie stammt von einem Überfall am 17. Oktober in Grünstadt. Da hatte der Täter zwei Mädchen, 13 und 17 Jahre alt, angegriffen. Als sie sich mit einer Schere wehrten, floh der Mann. Weitere Ermittlungen ergeben, dass Emil S. in Bulgarien wegen Überfällen auf zwei weitere Frauen zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden war.
> 22. April 2014: Unter großem Andrang beginnt vor dem Mannheimer Landgericht der Prozess gegen Emil S. Seine Anwälte Maximilian Endler und Inga Berg kündigen an, dass er während des Verfahrens schweigen werde. Ebenfalls verhandelt werden die Überfälle in der Pfalz.
> 23. April: Arbeitskollegen charakterisieren den Angeklagten als schweigsam und introvertiert.
> 28. April: Gabrieles aus Polen angereister Freund, ihre Mitbewohner und litauischen Kommilitonen beschreiben die Getötete als wissbegierig, strebsam und fröhlich. Sie sei aber auch ruhig und manchmal depressiv gewesen.
> 21. Mai: Viele Zuhörer im Gerichtssaal sind ergriffen, als Gabrieles Mutter über ihre Tochter spricht. "Ich gehe jeden Tag zum Grab", erzählt eine gebrochene Frau, die seit dem Mord in medizinischer Behandlung ist, regelmäßig Beruhigungs- und Schlaftabletten einnimmt.
> 22. Mai: Überraschend legt der Angeklagte ein Teilgeständnis ab. Und er zeigt Gefühle. Weint. "Es ist schwer für mich, die richtigen Worte zu finden, um das Leid zu erfassen, das Sie ertragen müssen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Dafür würde ich mein Leben geben", verliest Anwalt Maximilian Endler in der an die Angehörigen gerichteten Erklärung. Gabriele sei durch seine Hand zu Tode gekommen, räumt S. ein. Zu den Taten in der Pfalz schweigt er weiter.
> 26. Mai: Der Psychiatrische Sachverständige Professor Klaus Foerster kommt in seinem Gutachten zu folgendem Ergebnis: "Ich halte den Angeklagten wegen seiner Gewaltbereitschaft für gefährlich und würde einen Hang zu Straftaten bejahen." Damit spricht er sich indirekt für die Sicherungsverwahrung aus. Sie führt dazu, dass ein Täter nach dem Verbüßen seiner Strafe nicht entlassen wird, sondern zum Schutz der Allgemeinheit in den Maßregelvollzug kommt.
> 29. Mai: Lebenslange Haft unter Anordnung der Sicherungsverwahrung - dafür plädiert Staatsanwalt Oskar Gattner. Die Vertreter der Nebenklage schließen sich seiner Forderung an. Opferanwältin Sabrina Hausen sagt, die zierliche Gabriele habe nicht den Hauch einer Chance gehabt. "Und der Mörder hat sie liegen gelassen wie ein Stück Schmutz."
> 17. Juni: Maximilian Endler, der Anwalt von Emil S., fordert, den Angeklagten wegen Raubes mit Todesfolge zu 14 Jahren Haft zu verurteilen. Er erkennt in Gabrieles Fall keine Tötungsabsicht. So soll sein Mandant die Studentin mit dem Schal gepackt haben, um sie "vorübergehend auszuschalten". Dass er sich sexuell an ihr verging, sei ein spontaner Entschluss gewesen.
http://www.rnz.de/mannheim/00_20140627060000_110705011-Heute-faellt-das-Urteil-im-Mord-an-Gabriele-Z-.html (Archiv-Version vom 02.07.2014)