So, unser Mörder hier lässt die Behörden nicht ruhen. Es gibt ein neues Ermittlungsverfahren!
Nicht im Fall Sophie, hier ist er ja bereits verurteilt und er sitzt im Gefängnis. Er hat zwar noch eine Revision laufen, aber in den meisten Fällen sind Revisionsverfahren relativ aussichtslos.
Nein, es gibt Neuigkeiten im Fall Francoise Hohmann. Wir erinnern uns: die junge Frau verschwand im Alter von 23 Jahren im Jahr 1987 in Strasbourg und die Polizei vermutet, sie wurde ermordet. Einer der Verdächtigen in diesem Fall war schon lange Reiser. Er wurde sogar wegen Mord angeklagt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Das war im Jahr 2001.
Während der aufsehenerregenden Ermittlungen und dem Prozess wegen dem Mord an Sophie entstand neues Interesse am Fall Francoise. Vor allem ihre Familie hat das Verschwinden nie zur Ruhe kommen lassen. Mit Hilfe ihres Anwalts hat sie die Staatsanwaltschaft Strasbourg gedrängt, in dem Fall neu gegen Reiser zu ermitteln - mit Erfolg.
Nun gibt es in Frankreich wie in den meisten zivilisierten Staaten eine feste Regel: wer einmal freigseprochen wurde, kann nicht noch einmal wegen derselben Tat vor Gericht gestellt werden. Das bedeutet: Reiser kann nicht wegen dem Mord an Francoise noch einmal angeklagt werden.
Der Familienanwalt und die Staatsanwaltschaft aber versuchen nun, mit einer anderen juristischen Argumentation diese Hürde zu überwinden: sie wollen Anklage gegen Reiser erheben, nicht wegen Mord, sondern wegen 1. Freiheitsberaubung und 2. wegen ungesetzlicher Beseitigung einer Leiche.
Das ist ein spannendes Unterfangen. Normalerweise sind Anklagen im Zusammenhang mit der gleichen Tat ebenfalls durch den Freispruch blockiert. Man darf gespannt sein, wie die juristische Auseinandersetzung zu diesem Thema ausgehen wird.
Unabhängig davon aber muss freilich jede Anklage auf einen guten Tatverdacht gestützt werden. Hier scheint sich Wichtiges getan zu haben: denn diese Woche wurde ebenfalls seine damalige Lebensgefährtin festgenommen, und die hatte ihm in 2001 ein entscheidendes Alibi geliefert.
Die Presse berichtet nun, dass sie zugegeben hat, damals gelogen zu haben und sein Alibi sei erfunden. Das hat wohl entscheidenden Einfluss auf die Neueröffnung des Ermittlungsverfahrens gehabt.
Es gibt noch nicht viele Einzelheiten, aber es könnte spannend werden. Die damaligen Beweise bekommen dadurch eine neue wichtige Bedeutung.
Man wird sehen.
https://www.rtl.fr/actu/justice-faits-divers/disparition-de-francoise-hohmann-jean-marc-reiser-mis-en-examen-7900284936