Kapitalismus und Demokratie werden scheitern
05.07.2007 um 17:19
Warum das Zins-System eine Sünde ist (Teil2 -Ende)
Aber nehmen wir einmal an, es gibt keinen Gott, kein Jenseits undnehmen wir zudem an, daß uns die Last zukünftiger Generationen schnurz-piep-egal ist, dawir ja ohnehin keine Kinder wollen. Ist der Kapitalismus zumindest dann eine halbwegssinnvolle Ideologie? Ist der Kapitalismus zumindest temporär demokratisch?
Umdiese Frage beantworten zu können, muß wieder auf das Zinssystem und dessen Folgenverwiesen werden. Sicherlich ist niemandem entgangen, daß es reiche und arme Länder gibt,daß es – der Leser möge den Ausdruck entschuldigen – überfresseneGemeinschaften gibt und Menschen, die am Hunger sterben. Erstaunlich dabei ist, daßdiejenigen, die am Hunger sterben nicht gleichzeitig diejenigen sind, die am höchstenverschuldet sind! Vielmehr ist es im Prinzip genau umgekehrt. Die am höchstenverschuldeten Länder der Welt sind gleichzeitig die Reichsten (Ausnahmen bestätigen dieRegel). Würde man alle Ländern im gleichen Maß eine Verschuldung erlauben, dann müßteniemand am Hunger sterben! Und würde man jedem Land erlauben so viel Dollar zu drucken,wie es die USA darf, und es auf den Weltmarkt zu werfen, dann gäbe es keine Hungertotenin der Welt.
Die Ökonomiegelehrten werden jetzt einwenden, daß die Verschuldungimmer ins Verhältnis zum Kapital des Landes gesetzt werden muß, das man an verschiedenenRichtgrößen ausmacht und somit es etwas anderes ist, ob sich Timbuktu oder die USAverschulden. Die Auswahl jener Richtgrößen ist aber merkwürdigerweise immer so gewählt,daß die Vorreiter des Kapitalismus' am besten dastehen. So wird weder der Bildungsstand,noch das Alter der Bevölkerung noch die Rohstoffe (ohne die die Industriestaaten keineProduktion haben könnten) berücksichtigt oder nur mit dem Preis, den man mit Hilfe derdiktatorischen Marionetten installiert hat. Und das System funktioniert eben nur solangedie Vorreiter des Kapitalismus das dürfen, was sie andere verwehren. Würde man zumBeispiel die Frage aufwerfen, ob die Führungsnationen des Kapitalismus' damiteinverstanden wären, daß alle Menschen in der Welt genausoviele Rohstoffe und Ressourcender Welt verbrauchen, wie sie es tun, dann müßte das verneint werden, denn dann könntedie Bevölkerung der Industrienationen die Rohstoffe nicht mehr bezahlen! Somit ist derKapitalismus extrem undemokratisch, wenn man Demokratie nicht nur für einigeIndustriestaaten haben will, sondern gleichermaßen für die ganze Welt.
Schert einLand aus diesem System aus, zahlt seine Schulden zurück (wie zuletzt zum Beispiel Rußlandoder auch der Iran), dann wird er sofort mit allen Druckmitteln des Kapitalismus' belegt,damit er zurück in das System kommt. "Kaufanreize" gekoppelt an "Ratenkäufe" gibt esnicht nur bei Elektronikmärkten für Privatkunden, sondern auch bei staatlichenVereinbarungen. Und notfalls helfen Drohungen vom Atomwaffeneinsatz bis hin zurRaketenstationierung.
Der unbegrenzte Druck von Dollars hat aber auch eine andereVoraussetzung. Diejenigen, die das Geld erhalten, dürfen es nicht ausgeben! Würde zumBeispiel China seine Dollarreserven heute auf den Markt werfen und damit auf"Einkaufstour" gehen, würde das westliche Wirtschaftssystem zusammenbrechen.Dementsprechend ist der Kapitalismus in sich selbst nicht schlüssig! Es handelt sichnicht um ein System, das „demokratisch“ wäre! Es ist aber auch nicht neutraldiesbezüglich. Vereinfacht ausgedrückt: Der Kapitalismus muß zum Beispiel Könige undPrinzen an der Macht in Saudi-Arabien halten, die im Auftrag des Kapitalismus' den Ölhahnnach westlichen Interessen bedienen und nicht nach den Interessen des eigenen Volkes, dasan der Entscheidungsfindung ohnehin nicht beteiligt wird! Der Kapitalismus könnte nichtexistieren, wenn die Araber auf der arabischen Halbinsel (und auch andere) ihr Geschickselbst bestimmen dürften.
Nun könnte ein Bürger in Deutschland berechtigterweiseeinwenden, daß er zunächst an Deutschland interessiert sei. Hier gibt es Demokratie, hierkann er wählen und abwählen und wenn andere Länder sich unterdrücken lassen, dann ist dasnicht die Sache Deutschlands. Diese Denkweise wäre dann zumindest verständlich, wennDeutschland wirklich nicht in jenes System "integriert" wäre. Aber Deutschland hat eigenesteigende Schulden. Man kann es nicht oft genug erwähnen: Als "Exportweltmeister" beieiner boomenden Wirtschaft ist Deutschland nicht in der Lage, Schulden zu reduzieren!Wenn selbst Deutschland das nicht kann, wie sollen es dann andere können? Und Deutschlandbraucht billige Rohstoffe von der ganzen Welt. Würde man den Tornadoeinsatz inAfghanistan und die neuen Raketenstationierungen in Europa in diesem Gesamtzusammenhangbetrachten, dann würde man erkennen, daß Deutschland ein Teil jenes Systems ist, das aufseine eigene Bevölkerung zurück fällt. Deutschland macht Schulden und finanziert jetztmit noch mehr Schulden den Einsatz von Soldaten in der ganzen Welt zusammen mit demStaat, der noch viel mehr Schulden hat. Einen deutlicheren Beweis für dieKonstruktionsfehler des Kapitalismus' kann es wohl kaum geben.
Themenwechsel:Dieser Tage wurde weltweit über das Artenstreben diskutiert. Der Kapitalismus aber kenntkeinen "Wert" von Arten im Sinn von Schönheit der Natur, Verantwortung für die Schöpfung,Faszination der Schöpfung und so weiter und so weiter. Der Kapitalismus kennt nurHumankapital und - wie im Fall des Artensterbens - die "Kosten für Artensterben", diejetzt in einer Studie ermittelt werden sollen! Anders ausgedruckt: Ist das Artensterbenfür den Kapitalismus "teuer", dann wird darüber nachgedacht. Ist es hingegen "billig",dann ist es wertlos und bedarf keiner weiteren Betrachtung. Das ist Kapitalismuspur!
Sucht man im deutschen Grundgesetz nach dem Begriff "Kapitalismus" wird mannicht unbedingt fündig. Vielmehr heißt es im Artikel 20: "Die Bundesrepublik Deutschlandist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat." Es wird also vorausgesetzt, daß dasauch das Wirtschaftssystem "sozial" zu sein hat. Stellt sich heraus, daß ein Systemunsozial ist (und zwar nicht nur in Detailfragen, die man korrigieren könnte, sondern imGrundsatz), dann müßte es als verfassungsfeindlich eingestuft werden.
Letzterverbliebener Einwand wäre: Selbst wenn der Kapitalismus Schwächen aufweist, bringt esnichts, das System tagtäglich zu kritisieren, wenn man kein Alternativsystem kennt.Deutschland verfügt aber über hinreichend geistiges Potential, geeigneteAlternativsysteme zu entwickeln. Es genügt, wenn man sich in seinen Gedanken vomZinssystem löst und schon wird man Alternativen finden, die sowohl für Gottesfürchtigeals auch für Menschen, die nicht an das Jenseits glauben, sowohl für Deutschland als auchfür andere Länder, vorbildhaft sein könnte.
Es gibt keinen Zweifel daran, daß derKapitalismus früher oder später in sich zusammenbrechen wird. Menschen, die ihre Heimatlieben – unabhängig ob sie sich als "rechts" oder "links" betrachten – müßtensich dafür einsetzen, daß Deutschland nicht noch einmal aus dem Untergang heraus neuaufgebaut werden muß, selbst wenn der Untergang in diesem Fall eine andere Natur hätte.Es wird Zeit, daß Menschen sich Gedanken darüber machen, wie sie das unmenschliche undundemokratische Zinssystem überwinden können. Sie müssen dabei wissen, daß sie auf denerbitterten Widerstand derjenigen stoßen werden, denen nichts an Deutschland gelegen ist,weder für zukünftige Generationen noch die heutige. Aber die Liebe ist immer stärker alsFeindschaft, selbst wenn es "nur" die Liebe zur Heimat ist und nicht die Liebe zumSchöpfer und damit auch seine Schöpfung. Mit letzterem aber könnte man Berge versetzten;auch Zinsberge!
Quelle: Marxistische Arbeiterzeitung