@Aldaris Aldaris schrieb:Wenn ich jemanden beauftrage, mit dem Wissen, dass dieser jemand die Maßstäbe über Bord wirft, dann trifft auch mich eine Schuld daran. Der Auftraggeber ist auch immer mit dafür verantwortlich, was in seinem Auftrag geschieht und wie es geschieht. Entsprechenderweise mussten sich Unternehmen schon vor der Öffentlichkeit rechtfertigen und ihre Standards ändern.
Warum sollte er sich dafür rechtfertigen müssen?
Und was für Standarts haben sich geändert?
Das man dahin geht wo es billig zu produzieren ist ist nichts neues, und da beauftragt man erstmal eine Firma.
Und die beauftragt man lediglich für die ware, die diese dann bereitstellt.
Alles andere ist eine landesinterne Angelegenheit.
Wie soll ein westliches unternehmen irgendwelche standarts bei seinen Zulieferern durchsetzten?
Im Endeffekt kann es die Standarts nur verbessern wenn es einen Preis zahlt den es auch in einem Land zahlen müsste bei dem es weniger investieren muss weil es dort schon Standorte gibt.
Die Firma geht ja genau aus dem grund in ein anderes land, weil man dort billig produzieren kann, was eben daran liegt, dass die Arbeitsbedingungen dort genauso schlecht sind wie die löhne.
Wenn es jetzt draufzahlen müsst eum die Bedingungen dort zu verbessern, geht es gar nicht erst dort hin, und dann haben wir wieder die ausgangsfrage, inwiefern das den Menschen dort etwas nutzt.
Aldaris schrieb:So funktionieren die Märkte. Doch die Märkte kennen ohne Regulativ keine Moral, sondern nur Profitstreben. Es sei denn, es wurde selbst verordnet, aber damit kommt man in dieser Welt in der Regel nicht mehr weit.
Ganz genau, deswegen müssen die Firmen auch gezwungen werden, anderes zu handeln.
Aber nicht die westlichen, sondern die inländischen, weil die diejeniegen sind, die die schlechten Arbeitsbedingungen durchsetzen und die löhne auszahlen.
Und da kann man von außen keinem Land reinreden, welche Reformen die umsetzen sollen.
Da kann man lediglich unterstützen.
Z.b. wäre ein Fond in dem Gelder ausgeschüttet werden für Reformprojekte eine gute Sache.
Aber helfen tun wir nicht, indem wir irgendwelche waren kaufen oder nicht kaufen.
Ob ich bei Kik kaufe oder was teures, sicher sein kann ich mir nie, wie das hergestellt wurde.
Arme Näherinnen verarbeiten auch hochwertige Materialien, nur weil ich dafür viel Geld bezahle ändert das nichts an ihrem joch.
Aldaris schrieb:Es geht um das Aufrechterhalten und Transportieren unserer Werte. Seien es die Menschenrechte, einen hohen Anspruch an das Arbeitsrecht, die Mitbestimmung usw. usf. Wenn ein deutsches Unternehmen diese Werte in einem anderen Staat nicht trägt, ist das letztlich inakzeptabel, perfide und heuchlerisch. Unter ökonomischen Kriterien wäre es genau das richtige, dort zu produzieren, wo es am günstigsten ist. Die Frage ist doch aber, ob das das einzige Kriterium sein kann und darf. Vielleicht müsste man an der Stelle den Begriff des Nutzens definieren. Es kann ja auch von Nutzen zu sein, in anderen Ländern den Regenwald abzuholzen. Nur ist das unter ökologischen Gesichtspunkten völlig widersinnig. Da müssen andere Mechanismen greifen.
Da muss man sich aber finde ich der Realität nunmal stellen.
Ich bin da auch grundsätzlich viel eher Utilitarist als alles andere.
Es hat seinen grund, dass in Schwarzafrika man die Chinesen mittlerweile lieber als Auftraggeber sieht als Amerikaner oder Europäer. Das liegt sicher nicht daran, dass die Chinesen sich mehr um Menschenrechte scheren, sondern weil sie ganz einfach handel treiben ohne von oben herab irgendwelche Werte beibringen zu wollen.
Man muss da schon die Meinung der Menschen vor Ort gelten lassen, nicht die, die wir hier haben.
Und vor Ort sieht die Kritik an westlichen Firmen ganz anders aus.
Aldaris schrieb:In einer Welt, in der es so viel Verschwendung gibt, sollte es doch auf der Hand liegen, warum das helfen könnte.
Wenn all diejenigen, die Fleisch essen, nur noch 1/4 soviel Fleisch essen und nur noch auf Qualität achten würden, dann würden sich die Schlachtanlagen reduzieren. Solange das nicht geschieht, partizipieren diese Betriebe von der Nachfrage und es wird sich auch nichts ändern - außer Regierungen würden etwas anderes von oben herab diktieren.
Gegenteiliges hat man bei der Prohibition erfahren. Da hat man trotz der Nachfrage ein Verbot eingeführt und die Schwarzmärkte sind explodiert.
Ein weiteres Beispiel will ich dir nennen. Gibt es doch momentan die Diskussion um die Plastiktüten. Damit verschmutzt man die Meere und man hat erkannt, dass dies nicht gut ist. Warum werden die angeboten? Weil die Menschen sie konsumieren. Deshalb hat man sogar schon die Preise erhöht. Würden die Menschen alle auf Jute-Beutel umsteigen, hätte sich dieses Problem erledigt. Das gleiche gilt für viele Produkte auf dem Markt.
Es liegt also durchaus am Konsumenten, der mit einem moderateren Konsum Effekte erzielen kann. Das ist klar.
Nein.
Wenn die alle nur 1/4 vom fleisch essen müssen sie das irgendwie anderweitig wettmachen und konsumieren in anderer hinsicht mehr. An ihrem Grundkonsum ändert das rein gar nichts. Soll es auch nicht, denn wenn sie in der tat weniger konsumieren vernichtet das arbeitsplätze.
Und geschlachtet wird dann sowieso munter weiter, weil schließlich auch im Milch und Eihandel die Tiere geschlachtet werden. Nur dass man die Tiere die dabei so entstehen, also Kälber und Hähne, jetzt nicht mehr an den Mann bringen kann und sie sofort vernichtet.
Ein anderskonsum ist kein moderaterer Konsum.
Wenn ich ein alternativprodukt hab was ein Problem lösen kann was ich mit dem anderen habe, dann ist es durchaus sinnvoll, darauf umzusteigen.
Das hab ich im Fall von Kaffee, Strom, Elektrogeräten usw aber ja gar nicht.
Von oben herab wird nichts kommen, darum, von innen heraus muss etwas kommen.
und da sind wir nunmal nicht innen, das sind die Leute die direkt betroffen sind.
Unsere Arbeitsrechte mussten auch hart erstreikt werden, nach und nach, und das wird dort auf kurz oder lang ebenso passieren.