Außenseiter, Mobbingopfer

@Yotokonyx

Für mich spielen da auch gesellschaftliche Abgrenzungprozesse und Medien eine Rolle.

Wenn wir in unserer gesellschaft Hetze gegen Ausländer, Obdachlose, Arbeitslose, Homosexuelle, Transsexuelle und so weiter und so fort haben, dann geht natürlich durchaus auch auf Kinder über, dass es okay ist, andersartige Menschen fertig zu machen.

Und durch social media mit zahllosen "prank videos" oder noch wesentlich düsteren Inhalten ist das nicht besser geworden.

Der Klassenverband ist unsere Welt als Mikrokosmos. Eine Vorbereitung auf das, was dich später erwartet, hier sollst du sozusagen Skills lernen, mit der Welt und ihren Grausamkeiten/Hürden/Aufgaben klarzukommen. Nur leider formt einen das Leben erst nach und nach, später triffst du auf die unterschiedlichsten Formen von Abgründen des Menschen und musst eine gesunde Resilienz dagegen entwickeln.

Gerade im Job gibt es so viel Neid/Eifersucht/Feindseligkeiten/Missgönnertum unter Kollegen, Konkurrenzkämpfe manchmal so perfide, dass man erst gar nicht merkt, was da passiert.

Daher finde ich gut, wenn Schüler schon früh lernen, sich abzugrenzen, ihren eigenen Weg zu gehen. Klar geht es ihnen damit genausowenig gut, aber meist geht es den Mobbern har nicht darum, dich für sich zu gewinnen und dich zu einer von ihnen zu machen, sondern es herrscht eine Abneigung gegen dich oder sie benutzen dich, um etwas zu ventilieren, ihre Probleme mit sich oder weil du eben Unabhängigkeit zeigst. Aber wenn sie dir das missgönnen, ist das deren Problem.

Klar, mitschwimmen und anpassen ist auch gut, aber wenn du schon attackiert wirst und auf dem Kieker stehst, nützt dir auch Anpassung nichts mehr.

Ich frage mich, wie Anpassung funktionieren soll, wenn man mich von vorhinein schon ausgeschlossen hat. Ja, es gibt paar gesellschaftliche Regeln, die man einhalten sollte aber als Lehrer mir immer wieder sagten, dass ich mich anpassen soll, fragte ich mich wie das gehen soll?!

Kinder sind nicht immer nur Engel, aber am meisten störte mich, dass Lehrer in dem Mobbing inklusive der sexuellen Belästigung die ich ertragen musste involviert waren.

josie321 schrieb:... dass ich mich anpassen soll...

Ja es sind immer nur "die Einen", nie die Anderen.

josie321 schrieb:... fragte ich mich wie das gehen soll?!

Wieso hast Du DICH das gefragt und nicht SIE?
Die jenigen, die ja die Antworten auf alles kennen oder zumindest umreißen können sollten, da sie ja Dich und Deine Kollegen auf das "Leben da draußen" vorbereiten sollen.

Aber klar, das "Opfer" ist selbst Schuld. Ich hab keine Alarmanlage, Elektrozaun, etc., also bin icg selbst Schuld am Einbruch? Aha?! Mhmmm?! Is klaaa?!

Gucky.

@Gucky87

Ich habe die ja gefragt, wie das gehen soll. Keine richtige Antwort bekommen.

Es gibt zwei Arten von "typischen" Opfern.

Typ 1: meist hübscher oder hässlicher als der Durchschnitt, kein typischer Mitläufer, steht der Familie näher hat aber viel mehr Probleme innerhalb der Familie als Andere.

Typ 2: kein unschuldiges Opfer, provoziert gerne, fällt oft negativ auf sei es durch beleidigende Bemerkungen oder setzt Gerüchte in die Welt.....Ist aber selten.

Ich war Typ 1, ja die Mobber haben schwerwiegende Probleme aber es waren nicht meine Probleme.

Lehrer wissen das, wer die Opfer sind und wer die Täter aber die helfen nicht!

josie321 schrieb:Ich habe die ja gefragt, wie das gehen soll. Keine richtige Antwort bekommen.

In der Regel kommen dann solche Antworten wie, dass man sich so verhalten soll wie die anderen.
Gibt es gewisse Trends, dann sollst du die auch mitmachen, hören alle eine gewisse Band, dann sollst du das auch hören, also im Grunde sich der Hauptströmung der Klasse anpassen. Das man sich dabei unter anderem selbst leugnet ist wohl den Lehrern egal.

@Yotokonyx

Stimmt. Es ist den Lehrern egal. Ich bin aber von meinen Eltern erzogen und nicht von den Lehrern...

Das sehen die nicht ein. Mobber werden meist von den Eltern misshandelt und vernachlässigt. Das würde ich nicht aber dafür psychisch missbraucht. Andere aber schwere Probleme.

War aber nicht schlecht erzogen im engeren Sinne. Ein Lehrer meinte aber auch, dass man mich so richtig verprügeln soll, dabei hatte ich Probleme, weil ich in der Schule verprügelt wurde....

Ich sage mal so: Anpassung geht nur bedingt. Arbeitet man wo, muss man mitarbeiten aber man bleibt eine individuelle Persönlichkeit. Und im ganzen Leben wird es Leute geben, die einfach nicht zusammenpassen.

josie321 schrieb:Ich sage mal so: Anpassung geht nur bedingt. Arbeitet man wo, muss man mitarbeiten aber man bleibt eine individuelle Persönlichkeit. Und im ganzen Leben wird es Leute geben, die einfach nicht zusammenpassen.

Kommt eben immer drauf an. Gewisse Dinge gehen, aber man kann sich nicht komplett ändern.
Je nach Einstellung ist es dann auch nur aufgesetzt oder man merkt es einer Person an, wenn sie nicht wirklich hinter der Sache steht.

Man sieht es schon im Bus wie sehr die Menschen nachahmen und in Gruppen leben. Hinten sitzen immer die Draufgänger und Krawallmacher und je weiter vorne umso ruhiger der Menschenschlag, müsst ihr echt Mal beobachten ist mir erst letztens wieder aufgefallen.
Aber auch auf der Schule ist es so... Gibt Nerds, Skater, HipHoper, Sportler. Frisuren und Kleidungsstile werden nachgeahmt und manche machen da halt nirgends mit oder passen nirgends so richtig rein.

@Basti91
Wie ist das jetzt eigentlich? Wird man Draufgänger wenn man hinten sitzt oder sitzt man hinten weil man ein Draufgänger ist?

Basti91 schrieb:Man sieht es schon im Bus wie sehr die Menschen nachahmen und in Gruppen leben. Hinten sitzen immer die Draufgänger und Krawallmacher und

Kann ich so nicht bestätigen, jedenfalls nicht aus meiner Pflichtzeit des 9 €Tickets, das ich notgedrungen nutzen musste, weil "Intensivstation" meines Fahrzeugs.

Nein, ich bevorzugte es anfangs sogar vorne zu sitzen, wurde aber sehr oft von weiblichen Fahrgästen laut beschallt, die telefonierten durch Bus oder Bahn, das war absolut nervend.

Dann nahm ich die hinteren Plätze (wenn ich noch einen abbekam) in Beschlag, und was mir dabei auffiel war, dass ich einen wunderbaren Überblick über die verschiedensten Menschen bekam. Die waren alle nur mit ihren Handys beschäftigt.

Insofern kann man natürlich von Anpassung sprechen, von Handy-Nerds.

In meiner Schulzeit haben die Lehrer alle guten Schüler auf die letzte Sitzreihe verfrachtet und die Störenfriede oder jene, die sich immer leicht ablenken ließen oder die Schüchternen nach vorne gesetzt. Was sich in der Mitte befand, hat mich gar nicht interessiert.

@Tomasz
Hinten im Bus also Linien Bus sitzen immer eher Machos und draufgänger da wirst du nie ne Oma sehen

Yotokonyx schrieb:In der Regel kommen dann solche Antworten wie, dass man sich so verhalten soll wie die anderen.
Gibt es gewisse Trends, dann sollst du die auch mitmachen, hören alle eine gewisse Band, dann sollst du das auch hören, also im Grunde sich der Hauptströmung der Klasse anpassen. Das man sich dabei unter anderem selbst leugnet ist wohl den Lehrern egal.

Die allermeisten Lehrer kümmert es grundsätzlich wenig bis gar nicht, was abseits des Unterrichts geschieht. In gewisser Weise kann ich das sogar nachvollziehen, denn nebenbei noch Streitigkeiten zu schlichten, womöglich unter Beteiligung von Eltern usw., kostet Zeit und Nerven. Bei Klassenlehrern sollte das anders aussehen, weil diese noch einmal einen anderen, intensiveren Bezug zu den Schülern haben als ein Fachlehrer, aber auch da gibt es Exemplare, die nur ihren Dienst nach Vorschrift leisten.

josie321 schrieb:Das sehen die nicht ein. Mobber werden meist von den Eltern misshandelt und vernachlässigt

Mobbing kommt auch auf den "feinsten" Gymnasien vor, nur dort vermutlich subtiler. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Mobber keinerlei Probleme zu Hause haben, sondern einfach einen bösartigen Charakter besitzen und Menschen, die sich nicht konform des "Mainstreams" verhalten, deshalb piesacken, weil sie am Leid anderer Menschen Spaß empfinden.

Balumpa schrieb:Die allermeisten Lehrer kümmert es grundsätzlich wenig bis gar nicht, was abseits des Unterrichts geschieht. In gewisser Weise kann ich das sogar nachvollziehen, denn nebenbei noch Streitigkeiten zu schlichten, womöglich unter Beteiligung von Eltern usw., kostet Zeit und Nerven. Bei Klassenlehrern sollte das anders aussehen, weil diese noch einmal einen anderen, intensiveren Bezug zu den Schülern haben als ein Fachlehrer, aber auch da gibt es Exemplare, die nur ihren Dienst nach Vorschrift leisten.

Dafür müsste der Sozialarbeiter an Schulen zuständig sein. Da sehe ich die Verantwortung nicht unbedingt bei den Lehrern. Die könnten höchstens den Sozialarbeiter darauf aufmerksam machen. Natürlich sollten Lehrer aber bei Streitigkeiten eingreifen, wenn sie diese mitbekommen. Aber die Lösung/Schlichtung dessen sollte mMn Aufgabe des Sozialarbeiters sein.

Dasdeeeeniz schrieb:Dafür müsste der Sozialarbeiter an Schulen zuständig sein. Da sehe ich die Verantwortung nicht unbedingt bei den Lehrern. Die könnten höchstens den Sozialarbeiter darauf aufmerksam machen. Natürlich sollten Lehrer aber bei Streitigkeiten eingreifen, wenn sie diese mitbekommen. Aber die Lösung/Schlichtung dessen sollte mMn Aufgabe des Sozialarbeiters sein.

Dazu müsste erst einmal ein Sozialarbeiter an der Schule tätig sein. An meinem Gymnasium gab es das zu meiner Zeit nicht.

Basti91 schrieb am 19.06.2022:Ich hatte selber einen Lehrer der meinte zur Klasse es gibt immer einen Anführer, einen Loser und einen Clown. Diese Aussage hat mich richtig wütend gemacht! Können wir nicht einfach zusammen halten und vermeintlich schwächeren einfach helfen? Jeden mit seiner Andersartigkeit annehmen? Was meint ihr?

Der Lehrer war ein Idiot! Ich dachte immer, dass Psychologie ein Teil des Studiums ist?

Deine Vorsätze sind hingegen vorbildlich, aber ich denke, man kommt gerade in der Schulzeit als Kind/Jugendlicher an seine Grenzen, wenn der Zusammenhalt in der Klasse eh gestört ist und die Kinder verschiedenen Werten in der heimischen Erziehung ausgesetzt sind.

Ich habe etwas Interessantes gefunden, bei einer Google-Abfrage meinerseits, ob Gemobbte auch zu Tätern werden können...

https://www.suedkurier.de/ueberregional/panorama/Gemobbte-Kinder-werden-selbst-zu-Taetern-Ein-Schulpsychologe-erklaert-warum-Kinder-Kinder-mobben-und-wie-Eltern-reagieren-sollten;art409965,10047651

Kinder, die einmal gemobbt wurden, werden oft irgendwann selbst zu Tätern. Ein Beispiel: Ein Junge wird in der Grundschule schikaniert, weil er dick ist. Er nimmt ab, wechselt in die Sekundarstufe und versucht Anschluss zu finden. Dort findet er ein anderes Klassengefüge vor. Eine neue Chance tut sich auf. Der einfachste Weg nicht wieder zum Opfer zu werden ist andere zu erniedrigen, um sich selbst aufzuwerten und in der Ranghöhe zu steigen.

Quelle: Siehe oben.


Auch auf diesem Portal "Bundeszentrale für politische Bildung" immer wieder Interessantes nachlesbar.

https://www.bpb.de/lernen/angebote/grafstat/mobbing/46557/m-02-03-taeter-warum-wird-jemand-zum-mobber/

Ich glaube nicht, dass Sozialarbeiter das Problem "Mobbing" lösen werden, dazu sind die Menschen viel zu unterschiedlich, ein winziger Auslöser kann schon der Beginn von zerstörtem Vertrauen sein, das sich manifestiert.

Die Schule sollte bei Kindern eigentlich auch das Selbstbewusstsein fördern und das muss eindeutig Aufgabe des Lehrpersonals sein. Da sein in bestimmten prekären Situationen, nicht weggucken, sondern ausdiskutieren, was falsch gelaufen ist und Problemsprechstunden anbieten.

Do-X schrieb:Der Lehrer war ein Idiot!

Ne.
Der sagte einfach das was die meisten bestätigen können und sich auch ins Erwachsenenleben rüberzieht.
Ich war auf den weiterführenden Schule immer ein, beliebter und bewusster, Einzelgänger und konnte das immer recht gut beobachten.

Do-X schrieb:Der Lehrer war ein Idiot! Ich dachte immer, dass Psychologie ein Teil des Studiums ist?

Psychologie studiert? Lehrer? Wo haste denn die Mär her?
Lehrer werden kann, wer aufrecht durch die UNI Tür kriechen kann.
Ein Bekannter von mir studiert Lehramt, aber auch er erzählt nix von Psychologie.

Und wenn ich mir so ansehe, was da heute vor unseren Kindern steht teilweise, na danke.
Wenn ich mir einige der Kandidaten so in der Schule vorstelle... Mütze tief ins Gesicht gezogen und alle 30 Sekungden: "Yo Bro."

Gucky.