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Außenseiter, Mobbingopfer

213 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gewalt, Entwicklung, Mobbing ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Außenseiter, Mobbingopfer

24.04.2023 um 00:45
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Das lasse ich vielleicht noch bis Klasse 6 gelten, aber spätestens dann sollte eine gewisse Reife vorhanden sein, um zu verstehen, dass dauerndes Ärgern, Beleidigen, Bepöbeln oder womöglich gar Verprügeln falsches Verhalten darstellt.
Ja, wenn ich meine Schulzeit reflektiere war es mit Mobbing Einzelner besonders in den Klassen 5-7 schlimm. Man hat damals überhaupt nicht reflektiert, was man dem anderen antut. "Mobbing" gab es später in gewisser Weise auch noch. Aber das waren dann keine aggressiven Übergriffigkeiten mehr wie das Federmäppchen aus dem Fenster schmeißen und zahllose andere Gemeinheiten. Geblieben sind halt Dinge, dass manche ziemlich Abseits blieben. Das ist natürlich nur wenig tröstlich, aber leichter zu ertragen wie ein alltäglicher Spießrutenlauf.

Wenn ich das so schreibe, frage ich mich, ob das heute auch noch vergleichbar abläuft. Meine Schulzeit war in den 80er Jahren. Die Gesellschaft hat sich seither ziemlich gewandelt. Wir hatten so gut wie keine sozialen Randgruppen in der Klasse und stammten fast alle aus einer vergleichbaren ländlichen Schicht. Da hat sich bestimmt viel verändert, auch in Schulen wo vor 30 - 40 Jahren heile Welt herrschte.

Danke an dieser Stelle an @MissMary die einem einen kleinen Einblick gibt. Ich habe großen Respekt vor Deinem Job!


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Außenseiter, Mobbingopfer

24.04.2023 um 01:53
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb:Wenn ich das so schreibe, frage ich mich, ob das heute auch noch vergleichbar abläuft. Meine Schulzeit war in den 80er Jahren. Die Gesellschaft hat sich seither ziemlich gewandelt. Wir hatten so gut wie keine sozialen Randgruppen in der Klasse und stammten fast alle aus einer vergleichbaren ländlichen Schicht. Da hat sich bestimmt viel verändert, auch in Schulen wo vor 30 - 40 Jahren heile Welt herrschte.
Ähnlich sah es in puncto sozialer Schicht bei uns (Abitur vor 15 Jahren aus). Sicher, es gab Schüler mit etwas wohlhabenderen und etwas weniger wohlhabenderen Eltern, aber im Großen und Ganzen war da (zumindest nach meinen Erinnerungen) niemand dabei, der komplett abfiel oder alle überragte. Rein charakterlich war hingegen so ziemlich alles vertreten. Einzelgänger, Modetussen, Streber und natürlich auch A*löcher.

Ich denke, das in den letzten Jahrzehnten der Respekt vor Mitschülern und auch vor Lehrern gesunken ist, wobei das beileibe nicht nur für "Problemschulen" gilt, von der @MissMary berichtet. Auch bei uns gab es Leute, die sich teils unhöflich gegenüber Lehrern verhalten haben und denen die Hausordnung nahezu egal war. Das heißt nicht, dass ich mir Verhältnisse wie vor 50-60 Jahren wünsche, wo der Lehrer Stockhiebe verteilen durfte, aber der gesamten Atmosphäre ist das nicht zuträglich, wenn Schüler sich regelmäßig und nahezu folgenlos danebenbenehmen können.


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Außenseiter, Mobbingopfer

25.04.2023 um 21:47
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb: Du handelst im Interesse deiner Kinder. Wenn die staatlichen Schulen in der Umgebung für dort bestehende Probleme schon berühmt-berüchtigt sind, will man die eigenen Kinder dort nicht sehen. Du schreibst es ja selbst, als motivierter, strebsamer Schüler ist die Gefahr groß, an einer solchen "Problemschule" langfristig "unterzugehen".
Das habe ich mir auch gedacht - ich war ja in meiner Rolle als Mutter, nicht als weltverbesserender Lehrerin. Meine Tochter war auf einer städtischen staatlichen Grundschule - ehrlich gesagt, keine tolle Erfahrung. Die Mädchen schminkten sich schon in der 3. Klasse und schauten Germanys Next Topmodell, meine Tochter wurde ausgelacht, weil sie Geige spielte. Da war mir klar, dass ich sie vor solchen Attacken schützen wollte - auch davor, sich bereits in der 3. Klasse auf ihr Äußeres zu reduzieren. Da war sie dann auch Opfer verbaler Attacken "wie lebt ihr denn, ihr Opfer".
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Mit Privatschulen assoziieren die meisten Leute indes irgendwelche Eliteeinrichtungen für die Sprösslinge der Oberschicht, die im Jahr zehntausende Euro kosten. Die gibt es natürlich, aber die allermeisten Privatschulen kosten im unteren dreistelligen Bereich und das ist auch (mit etwas Verzicht) auch für Normalverdiener durchaus stemmbar. Ich finde nicht, dass du dich für diese Entscheidung rechtfertigen oder gar entschuldigen musst.
Natürlich gibt es auch solche Privatschulen. Viele Privatschulen sind aber in kirchlicher Hand und absolut erschwinglich. Ich weiß von mehreren katholischen Privatschulen, wo der Schulbetrag unter 50€ im Monat beträgt - mit der Option, auch diesen erlassen zu bekommen. Die haben verständlicherweise riesigen Zulauf, weil es einfach sehr viel weniger Probleme gibt.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Bei Gymnasien ist die Gefahr sicherlich geringer, vor allem, wenn in dem Bundesland die Empfehlung der Grundschule Relevanz für den Besuch der weiterführenden Schule besitzt - so war es zu meiner Zeit in NRW, keine Ahnung, ob das heute noch gilt. Trotzdem gab es in der Region ein Gymnasium, welches so ein bisschen den Ruf einer "Asi-Schule" besaß. Dort wollte zumindest kaum jemand hin. ;)
Es ist auch auf dem Gymnasien (zumindest in BW) sehr viel schwieriger geworden, weil die Empfehlung nicht mehr verbindlich ist. Was dem Sohn einer Bekannten passiert ist: Kam in Klasse 5 eines großen Gymnasiums (sechszügig). Am Ende von Klasse 5 wurden neue Klassen gebildet, je nachdem, ob man Französisch oder Latein gewählt hatte (ist für die Organisation der Schule einfacher) Am Ende von Klasse 6 waren so viele Kinder abgegangen, dass man die Klassen zusammenlegen musste - er hatte das Pech und wurde gelost - so hatte er in drei Schuljahren drei Klassen besucht. Richtig "Gymnasium" konnte man erst ab Klasse 8 machen, als die schwachen Schüler, die gleichzeitig auch viel Unruhe in die Klasse brachten, abgegangen waren. Am Ende von 9 wurde erneut "zusammengelegt". Er war also ständig in einer neuen Klasse, obwohl er Klassenbester war. Sein absolutes Hobby war Latein - da gab es dann aber gar keinen LK, weil nicht mehr genug Schüler da waren. Auch der Zweitwunsch des LKs war nicht realisierbar, er überlegte kurz, ob er die Schule wechseln sollte, aber man signalisierte ihm, dass das Level an seinem Gymnasium auch nicht das Beste sei - so fand er sich mit LKs ab, die er nie gewählt hätte.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Wenn die Leute Smartphones haben, die gefühlt mehr Rechenpower als der stationäre PC hat, ist es wiederum nicht überraschend, dass Schüler und Lehrer darauf keinen Bock haben. ;)
Ja, das ist echt doof. Andererseits ist es bei unseren SuS oft eine Mutprobe, im Computerraum heimlich etwas kaputt zu machen - da werden Mauskabel durchgeschnitten (und so drapiert, dass man es zunächst nicht sieht), Buchstaben auf der Tastatur heimlich ausgetauscht - das macht die Nutzung des Computerraums immer zu einem Spießrutenlauf. Du musst vorher checken, dass alles okay ist - also jedes Mauskabel und jede Tastatur inspizieren. Dann funktioniert oft 1/3 der Rechner nicht. Danach wieder -und wenn dann ein Mauskabel durch ist, bist du der Mops mit "Verletzung der Aufsichtspflicht ..." De fakto kann ich nicht 30 Schüler im Blick behalten und gleichzeit noch was erklären und individuelle Probleme "ich kann mich nicht einloggen" klären. Im Umkehrschluss geben wir für die Behebung des Vandalismus echt viel Geld aus und der Schulträger sagt dann "dann bekommt ihr auch keine modernen Rechner ...". Und da beißt sich die Katze in den Schwanz.

So ist es auch beim Mobbing - du bekommst das als Lehrer nicht mit - oder aus Erzählung von dritten Schülern, im Vertrauen. Wie auch Drogenhandel an der Schule - du weißt, dass es das gibt, bist aber ziemlich machtlos. Was du nicht selbst siehst, kannst du nicht sanktionieren.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Um mein ehemaliges Gymnasium aber auch mal in Schutz zu nehmen: Es gab kaum Lehrkräfte, die sich überhaupt um die PCs hätten kümmern können und wollen. Genauer gesagt, der ganze Aufwand rund um die PCs (Einrichtung, Wartung) wurde eigentlich fast nur von einem einzigen Lehrer bewältigt, wenig überraschend einer, der ziemlich frisch im Beruf und entsprechend jung war. Anfang/Mitte der 00er-Jahre war schlicht noch eine andere Zeit.
So ist es bei uns auch: Wir haben noch aus der Coronazeit 100 Leihgeräte und vier Computerräume, zudem ist der eine Kollege, der das macht (und eine Stunde weniger dafür unterrichtet) noch für die Dienstlaptops der Lehrkräfte (auch über 100) zuständig. Das ist das totale Minusgeschäft, daher macht das jeder ein oder zwei Jahre, rechnet dann mal auf, wie viel Zeit es wirklich braucht und gibt den Job dann dankend ab - keinerlei Kontinuität drin.

Zu Beginn der Coronazeit hatten wir keine Dienstrechner - das Schulamt hat uns belehrt, dass, wenn wir Videokonferenzen von unseren privaten Geräten machen, diese dann Standards entsprechen müssten, es durften keine Schülerdaten etc. gespeichert werden - es war echt lachhaft.
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb:Ich denke der Lehrer hat Recht. Ein Stück weit kennen diese Struktur sicher viele aus der eigenen Schulzeit. Das Problem ist, dass Kindern oft die nötige Empathie fehlt und sie sich noch nicht so gut in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen können. Es ist ihnen nicht klar, was sie dem Außenseiter antun.
Für viele Kinder aus problematischen Hintergründen ist das "Spaß", mal kurz Macht ausüben und sich stark fühlen, sich einer Gruppe zugehörig fühlen. Bei uns an der Schule ein großes Problem um das Problem zu illustrieren: Die Bushaltestelle. Vor zehn Jahren war das noch nicht mal im Fokus, nun gibt es die (verhasste) Busaufsicht, die jedes Jahr bei uns gelost wird - morgens kein großes Problem, aber mittags - da stehen 150 SuS an der Bushaltestelle und warten auf die Busse, die versetzt ankommen - ein riesiges Gedränge, man hat keinen Überblick.

Es ist "Spaß", Kinder vor den Bus zu stoßen und zu versuchen, ob es die Fahrer "verbremsen". Dass das lebensgefährlich sein kann - das nimmt man nicht ernst, es war schon die Polizei da, es wurde eine Busschule durchgeführt, ... das Problem bleibt. Du schaffst es als Lehrer aber nicht, die Meute im Blick zu behalten und siehst ja nur den, der geschuckt wird, nicht den, der schuckt. Die Fahrer fahren inzwischen im Schneckentempo. Nach jeder Busaufsicht fühlt man sich wie gerädert. Die Opfer sagen nie, wer sie geschuckt hat, weil sie es entweder nicht wissen, oder Angst haben. Da müsste praktisch ein gesamtes Videoüberwachungssystem her. Das wird es nicht geben.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Das lasse ich vielleicht noch bis Klasse 6 gelten, aber spätestens dann sollte eine gewisse Reife vorhanden sein, um zu verstehen, dass dauerndes Ärgern, Beleidigen, Bepöbeln oder womöglich gar Verprügeln falsches Verhalten darstellt.
Siehe Busproblem. Das Problem ist, dass die SuS das einfach "lustig" finden und nie über Konsequenzen nachdenken. Die gibt es ehrlich auch nicht oft - es gibt keine Sonderschulen mehr, die Kinder unterliegen der Schulpflicht, ... die werden dann eben eine Schule weitergeschoben, oder auch nicht. Daher kann man es sich als Schüler echt erlauben, sehr viel auf dem Kerbholz zu haben, bis es unangenehm wird. Bei manchen Familien zieht, wenn das (völlig überlastete) Jugendamt vorbeischaut - bei anderen nicht.

Die problematischen Kinder erleben oft, dass sie in den Überlegungen ihrer Eltern keine Rolle spielen. Singlemutter lernt einen neuen Typen kennen? Man zieht nach kurzer Zeit zusammen - Schulwechsel. Typ macht Schluss und man kann sich das gemeinsame Haus nicht leisten - Schulwechsel. Typ ist eifersüchtig auf Kind - man bekommt noch ein Kind, um ihm zu zeigen "mir ist es ernst". Typ möchte das Kind nicht - Kind wird zum Vater abgeschoben, oder Richter ordnet Wechselmodell an .... Das gibt es bei uns haufenweise. Wir haben SuS, die wegen Wegzug des Elternteils immer das 1. HJ bei uns verbringen, das 2. HJ beim anderen Elternteil - d.h. Wechselmodell im halbjährlichen Rhythmus. Die wechseln also jedes halbe Jahr das soziale Umfeld, weil kein Elternteil sie möchte.
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb:Aber das waren dann keine aggressiven Übergriffigkeiten mehr wie das Federmäppchen aus dem Fenster schmeißen und zahllose andere Gemeinheiten. Geblieben sind halt Dinge, dass manche ziemlich Abseits blieben. Das ist natürlich nur wenig tröstlich, aber leichter zu ertragen wie ein alltäglicher Spießrutenlauf.
Bei uns an der Schule ist es so, dass ab Klasse 8 die Prügeleien, etc. abnehmen. Es gibt viel verbale Gewalt unter Schülern "halt die Fresse, du Hurensohn", das nehmen sie leider als "normal" oder "Spaß" war - sie gehen sich oft einfach aus dem Weg, brüllen sich kurz an, .... Richtig friedlich ist das nicht. Ich denke oft, sie kennen das gar nicht, dass sie das Gefühl haben, jemand hat sie lieb, ist für sie da, man isst zusammen.

Auf Klassenfahrten ist immer großes Drama, viele sind nicht gewohnt, mit Messer und Gabel zu essen (kein Witz). Auch so Regeln wie "man bleibt sitzen, bis jeder zu Ende gegessen hat, man fängt erst an, wenn alle am Tisch was haben, ....". Oft essen sie das Essen gar nicht, sondern hungern und stopfen sich beim ersten Aufenthalt in der nächsten Stadt einen Döner oder BigMac rein, weil sie nur gewohnt sind, Fast Food zu essen.
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb:Danke an dieser Stelle an @MissMary die einem einen kleinen Einblick gibt. Ich habe großen Respekt vor Deinem Job!
Danke. Ich glaube schon, dass es sinnvoll ist, was ich tue, aber es gibt Tage, da denkst du "so, jetzt mache ich was anderes". Wir hatten tatsächlich schon Kollegen, die nach kurzer Zeit den Schuldienst verlassen haben - trotz großen Gehaltseinbußen. Du hast wirklich immer wieder SuS, die trotz widrigster Umständen "etwas werden".
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Ähnlich sah es in puncto sozialer Schicht bei uns (Abitur vor 15 Jahren aus). Sicher, es gab Schüler mit etwas wohlhabenderen und etwas weniger wohlhabenderen Eltern, aber im Großen und Ganzen war da (zumindest nach meinen Erinnerungen) niemand dabei, der komplett abfiel oder alle überragte.
Ich persönlich denke immer, dass der Vorwurf, dass die Schicht so sehr zum Schulerfolg beiträgt, weil die Lehrer diskriminieren, inhaltlich falsch ist. Das Problem ist, dass gewisse soziale Schichten ihre Kinder völlig anders großziehen. Unterschiede, die mir zur "Mittelschicht" auffallen:

Häufige Umzüge (damit oft verbunden ein Schulwechsel), Eltern schichten häufig und sind selten zu Hause = Kinder ohne Aufsicht, beengte Wohnverhältnisse (mehrere Kinder teilen ein Zimmer = Kinder auch häufiger krank), häusliche Sprache ist nicht Deutsch (nach Corona kamen oft Kinder wieder mit starkem Akzent, deren Deutsch sich deutlichst verschlechtert hat), oft Kinderreichtum, wenig Einkommen.

Dann gibt es einen Ausschnitt von diesen Elternhäusern, wo noch folgende Probleme vorliegen: Eltern können sehr schlecht planen, auch finanziell, es werden Dinge angeschafft (z.B. sehr häufig kostspielige Reptilien, Tattoos, ...), dafür ist für andere Sachen kein Geld da, wenig geregelte Tagesabläufe (Kinder oft müde im Unterricht oder kommen oft zu spät), häufige Fehltage, ohne dass der Stoff nachgeholt wird (z.B. auch, weil Schließtage in der Kita der kleineren Geschwister nicht anders aufgefangen werden können, als das große Kind dann "krankzumelden"), Schriftsprache (durch Lesen) spielt keine Rolle, elektronische Medien spielen eine große Rolle (Playstation 5, verbunden mit Spielen, die absolut nicht altersgerecht sind), miserable Ernährung (wenig Obst und Gemüse, viel Junk Food, viele Energiedrinks - bei uns nicht unüblich, dass 5. Klässler täglich eine 500 ml Dose Monster in der Pause trinken).

Da ist niemand, der liebevoll Hausaufgaben macht, das Grundschulkind dazu anhält, Lesen zu üben ... Es ist aber auch so, dass solche Familien (also Kategorie 2) Hilfe in dem Bereich nicht annehmen und jede Bitte (z.B. den Monsterdrink durch Mineralwasser zu ersetzen) als absolut übergriffig erleben. Wir haben immer wieder v.a. ältere Frauen, die in Rente gehen, eine sinnvolle Beschäftigung suchen und sich bei der Schule melden, dass sie Hausaufgaben betreuen würden, oder Lesepaten machen, etc. Die sind immer sehr schnell wieder weg, weil die SuS das nicht dankbar honorieren, sondern oft nicht auftauchen, zusätzliche Bildungsangebote als Strafe empfinden oder als "unnötig" und die Eltern die Position vertreten "wenn mein Kind das nicht will, muss es nicht!".

Meine Nichte und mein Neffe sind nun in der Grundschule, meine Schwester ist täglich gut 1-3 Stunden mit Hausaufgaben beschäftigt, jeder muss dann 30 Minuten lesen, Flöte üben, etc. Es gibt Kinder, die machen konsequent seit dem ersten Schultag keine Hausaufgaben. Dass da irgendwann eine Diskrepanz entsteht, ist klar, meine Nichte übt täglich 30 Minuten lesen, das aufs Jahr gerechnet ist halt viel Übungszeit, was andere Kinder nicht haben.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Ich denke, das in den letzten Jahrzehnten der Respekt vor Mitschülern und auch vor Lehrern gesunken ist, wobei das beileibe nicht nur für "Problemschulen" gilt, von der @MissMary berichtet. Auch bei uns gab es Leute, die sich teils unhöflich gegenüber Lehrern verhalten haben und denen die Hausordnung nahezu egal war.
Bei unserem "Klientel" ist auch das Interesse am eigenen Kind gesunken. Bei den Abschlussfeiern ist es nun Gang und Gäbe, dass bei 50% der Kinder kein Erziehungsberechtigter mitkommt, um diesen Meilenstein zu erleben "Mama hat Spätschicht" - ist keinen Urlaubstag wert. Bei der letzten Aufführung der Theater AG waren 15 (!) Zuschauer anwesend - bei 30 Darstellern - 7 davon waren Lehrer.

Das Problem ist auch der große Individualismus und die Durchsetzung eigener Werte. Mein Kollege hatte eine einstündige Diskussion auf dem Elternabend, weil die Abschlussfahrt nach Berlin ging ("langweilig", "lieber ans Meer", ....). Acht SuS kamen nicht mit, weil die Eltern einen Besuch des Bundestages, der Kuppel, des politischen Berlins und des Holocaust Denkmals als "nicht interessant" empfanden. Nach der letzten Berlinfahrt rief eine Mutter völlig aufgebracht einen Kollegen an und beschimpfte ihn, weil er den Schülern zwar vom Einkaufszentrum am Alexanderplatz erzählt hatte, aber nicht auf dem Schirm hatte, dass es die "Mall of Berlin" gibt.

Unser Schulchor (der von Jahr zu Jahr kleiner wird) hat sich aufgelöst, weil der (atheistische) Chorleiter die Tradition seines Vorgängers fortgeführt hat, im Advent ein Adventssingen im Altersheim zu veranstalten und dabei einige klassische Weihnachtslieder wie Stille Nacht etc. einstudiert hat. Das hat zu einer Dienstaufsichtbeschwerde beim Schulamt geführt, da ein Elternteil meinte, dass Staat und Religion nicht ausreichend getrennt sind. Rate mal, wer im folgenden Jahr den Chor nicht mehr betreut hat ....

Um die Kurve zum Thread wieder zu bekommen - du unterrichtest Jugendliche, die von Seiten der Schule immer weniger Angebote bekommen, die vorhandenen aber auch durch solche Aktionen immer mehr dezimieren. Ihre Eltern schauen auch nach ihrem eigenen "Spaßfaktor" "muss ja mal nach mir selbst schauen". Ich kenne Leute, die ihr Kind in der Ganztagesbetreuung haben, obwohl sie mittags gar nicht oder in geringem Umfang arbeiten. Dass solche Kinder Frust aufbauen, ist klar.
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Das heißt nicht, dass ich mir Verhältnisse wie vor 50-60 Jahren wünsche, wo der Lehrer Stockhiebe verteilen durfte, aber der gesamten Atmosphäre ist das nicht zuträglich, wenn Schüler sich regelmäßig und nahezu folgenlos danebenbenehmen können.
Schüler (und Eltern) können dir heute -in einem großen Rahmen- völlig auf der Nase herumtanzen. Da passiert nichts, viel mehr musst du Angst haben, dass etwas passiert. Unsere männlichen Kollegen halten sich nicht mehr mit Schülerinnen in einem Zimmer auf - auch nicht, um eine Klassenarbeit nachschreiben zu lassen, weil du nie weißt, was passiert.

Wir haben Eltern, die wollen, dass du abends einen Extragesprächstermin mit ihnen führst - und dann nicht kommen.

Ich verstehe den Lehrermangel. Bei uns brennen so viele Kollegen aus, greifen zu Selbstmedikationen oder haben eine entsprechende Krankheitsquote - das waren mal alles motivierte Junglehrer. Meine Kinder sind gerade in der Berufswahl - Lehrer schließen sie kategorisch aus.


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Außenseiter, Mobbingopfer

25.04.2023 um 22:36
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es ist auch auf dem Gymnasien (zumindest in BW) sehr viel schwieriger geworden, weil die Empfehlung nicht mehr verbindlich ist. Was dem Sohn einer Bekannten passiert ist: Kam in Klasse 5 eines großen Gymnasiums (sechszügig). Am Ende von Klasse 5 wurden neue Klassen gebildet, je nachdem, ob man Französisch oder Latein gewählt hatte (ist für die Organisation der Schule einfacher) Am Ende von Klasse 6 waren so viele Kinder abgegangen, dass man die Klassen zusammenlegen musste - er hatte das Pech und wurde gelost - so hatte er in drei Schuljahren drei Klassen besucht. Richtig "Gymnasium" konnte man erst ab Klasse 8 machen, als die schwachen Schüler, die gleichzeitig auch viel Unruhe in die Klasse brachten, abgegangen waren. Am Ende von 9 wurde erneut "zusammengelegt". Er war also ständig in einer neuen Klasse, obwohl er Klassenbester war. Sein absolutes Hobby war Latein - da gab es dann aber gar keinen LK, weil nicht mehr genug Schüler da waren. Auch der Zweitwunsch des LKs war nicht realisierbar, er überlegte kurz, ob er die Schule wechseln sollte, aber man signalisierte ihm, dass das Level an seinem Gymnasium auch nicht das Beste sei - so fand er sich mit LKs ab, die er nie gewählt hätte.
Na, einen Latein-LK gab es auch bei uns nicht und das, obwohl einige Gymnasien der Stadt in der Oberstufe kooperierten und Schüler einzelne Kurse an einer anderen Schule besuchen konnten, wenn an der eigenen Schule kein Kurs angeboten wurde und/oder es zu Überschneidungen mit anderen Kurswahlen kam. Es war schlicht kein Interesse vorhanden, sieht man vielleicht von einer Handvoll Schülern ab. Das reichte aber logischerweise nicht, um einen eigenen LK zu formen.

Die ständige Zusammenlegung von Klassen klingt allerdings furchtbar.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ja, das ist echt doof. Andererseits ist es bei unseren SuS oft eine Mutprobe, im Computerraum heimlich etwas kaputt zu machen - da werden Mauskabel durchgeschnitten (und so drapiert, dass man es zunächst nicht sieht), Buchstaben auf der Tastatur heimlich ausgetauscht - das macht die Nutzung des Computerraums immer zu einem Spießrutenlauf. Du musst vorher checken, dass alles okay ist - also jedes Mauskabel und jede Tastatur inspizieren. Dann funktioniert oft 1/3 der Rechner nicht. Danach wieder -und wenn dann ein Mauskabel durch ist, bist du der Mops mit "Verletzung der Aufsichtspflicht ..." De fakto kann ich nicht 30 Schüler im Blick behalten und gleichzeit noch was erklären und individuelle Probleme "ich kann mich nicht einloggen" klären. Im Umkehrschluss geben wir für die Behebung des Vandalismus echt viel Geld aus und der Schulträger sagt dann "dann bekommt ihr auch keine modernen Rechner ...". Und da beißt sich die Katze in den Schwanz.

So ist es auch beim Mobbing - du bekommst das als Lehrer nicht mit - oder aus Erzählung von dritten Schülern, im Vertrauen. Wie auch Drogenhandel an der Schule - du weißt, dass es das gibt, bist aber ziemlich machtlos. Was du nicht selbst siehst, kannst du nicht sanktionieren.
Ja, die Beweisbarkeit ist immer eine Sache. Videoüberwachung könnte da natürlich helfen, aber das ist schon rechtlich nicht besonders einfach, von den immensen Kosten einer umfangreichen Überwachung mal ganz abgesehen.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:So ist es bei uns auch: Wir haben noch aus der Coronazeit 100 Leihgeräte und vier Computerräume, zudem ist der eine Kollege, der das macht (und eine Stunde weniger dafür unterrichtet) noch für die Dienstlaptops der Lehrkräfte (auch über 100) zuständig. Das ist das totale Minusgeschäft, daher macht das jeder ein oder zwei Jahre, rechnet dann mal auf, wie viel Zeit es wirklich braucht und gibt den Job dann dankend ab - keinerlei Kontinuität drin.
Heutzutage ist ja immerhin eine gewisse Affinität zu Computer und Internet vorhanden. Die Lehrer, die heute ihren Dienst antreten oder maximal 40, 45 Jahre alt sind, sind quasi damit aufgewachsen; es ist für die kein "Neuland" mehr, wie unsere Ex-Kanzlerin einst sagte. Von daher besteht zumindest eine geringere Hürde, sich in die wichtigste Materie einzuarbeiten und derartige Installations- und Wartungsaufgaben zu übernehmen.

Wenn ich dann sinniere, dass einige meiner alten Lehrer am Computer hätten arbeiten sollen - oje, oje. Das hätte in einer Katastrophe gemündet. ;)
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Siehe Busproblem. Das Problem ist, dass die SuS das einfach "lustig" finden und nie über Konsequenzen nachdenken. Die gibt es ehrlich auch nicht oft - es gibt keine Sonderschulen mehr, die Kinder unterliegen der Schulpflicht, ... die werden dann eben eine Schule weitergeschoben, oder auch nicht. Daher kann man es sich als Schüler echt erlauben, sehr viel auf dem Kerbholz zu haben, bis es unangenehm wird. Bei manchen Familien zieht, wenn das (völlig überlastete) Jugendamt vorbeischaut - bei anderen nicht.
Wenn das Mobbing durch eine Gruppe ausgeübt wird, kann durch Versetzung an eine andere Schule zumindest diese "Bande" gesprengt werden. Im Idealfall hilft das dann schon. Aber du hast natürlich Recht, dass es ohnehin schon kompliziert genug ist, Mobbing überhaupt rechtssicher nachzuweisen und dann die Täter auch, salopp formuliert, "loszuwerden".
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Häufige Umzüge (damit oft verbunden ein Schulwechsel), Eltern schichten häufig und sind selten zu Hause = Kinder ohne Aufsicht, beengte Wohnverhältnisse (mehrere Kinder teilen ein Zimmer = Kinder auch häufiger krank), häusliche Sprache ist nicht Deutsch (nach Corona kamen oft Kinder wieder mit starkem Akzent, deren Deutsch sich deutlichst verschlechtert hat), oft Kinderreichtum, wenig Einkommen.

Dann gibt es einen Ausschnitt von diesen Elternhäusern, wo noch folgende Probleme vorliegen: Eltern können sehr schlecht planen, auch finanziell, es werden Dinge angeschafft (z.B. sehr häufig kostspielige Reptilien, Tattoos, ...), dafür ist für andere Sachen kein Geld da, wenig geregelte Tagesabläufe (Kinder oft müde im Unterricht oder kommen oft zu spät), häufige Fehltage, ohne dass der Stoff nachgeholt wird (z.B. auch, weil Schließtage in der Kita der kleineren Geschwister nicht anders aufgefangen werden können, als das große Kind dann "krankzumelden"), Schriftsprache (durch Lesen) spielt keine Rolle, elektronische Medien spielen eine große Rolle (Playstation 5, verbunden mit Spielen, die absolut nicht altersgerecht sind), miserable Ernährung (wenig Obst und Gemüse, viel Junk Food, viele Energiedrinks - bei uns nicht unüblich, dass 5. Klässler täglich eine 500 ml Dose Monster in der Pause trinken).
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Bei unserem "Klientel" ist auch das Interesse am eigenen Kind gesunken. Bei den Abschlussfeiern ist es nun Gang und Gäbe, dass bei 50% der Kinder kein Erziehungsberechtigter mitkommt, um diesen Meilenstein zu erleben "Mama hat Spätschicht" - ist keinen Urlaubstag wert. Bei der letzten Aufführung der Theater AG waren 15 (!) Zuschauer anwesend - bei 30 Darstellern - 7 davon waren Lehrer.
So wenige Zuschauer bei einer Aufführung der Theater AG, das ist in der Tat traurig. Bei uns wurde teils wochenlang auf dem Schulhof Werbung gemacht und die Karten verkauften sich dann auch gut.

Der Abiball ist indes meist so ein Thema für sich. Einerseits ist es natürlich auch traurig, wenn 50% der Eltern fehlen, andererseits kenne ich selbst Abiturienten, die nicht beim Abiball waren, weil sie nach den Abiprüfungen mit dem Thema Schule, Lehrer und Mitschüler abgeschlossen haben. Die haben sich das Zeugnis im Sekretariat geholt und wurden nie wieder gesehen.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das Problem ist auch der große Individualismus und die Durchsetzung eigener Werte. Mein Kollege hatte eine einstündige Diskussion auf dem Elternabend, weil die Abschlussfahrt nach Berlin ging ("langweilig", "lieber ans Meer", ....). Acht SuS kamen nicht mit, weil die Eltern einen Besuch des Bundestages, der Kuppel, des politischen Berlins und des Holocaust Denkmals als "nicht interessant" empfanden. Nach der letzten Berlinfahrt rief eine Mutter völlig aufgebracht einen Kollegen an und beschimpfte ihn, weil er den Schülern zwar vom Einkaufszentrum am Alexanderplatz erzählt hatte, aber nicht auf dem Schirm hatte, dass es die "Mall of Berlin" gibt.
Okay, DAS hat es bei uns NICHT gegeben. Meine Klassenlehrerinnen bis einschließlich 10. Klasse haben penibel darauf geachtet, dass alle an den Schulausflügen und auch an der Abschlussfahrt teilnahmen, außer natürlich, es bestanden gravierende Gründe (Krankheit, Todesfall in der Familie u.ä.) für die Abwesenheit. Sogar bei unseren außerschulischen Wandertouren waren im Prinzip fast immer alle dabei. Meine beiden Lehrerinnen waren allerdings auch höchst respektiert und vermutlich hatten so manche Eltern auch ein wenig Angst vor negativen Konsequenzen. ;)

In der Oberstufe war es dann, siehe oben, schon etwas anders.


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Außenseiter, Mobbingopfer

26.04.2023 um 01:05
Zitat von BalumpaBalumpa schrieb:Der Abiball ist indes meist so ein Thema für sich. Einerseits ist es natürlich auch traurig, wenn 50% der Eltern fehlen, andererseits kenne ich selbst Abiturienten, die nicht beim Abiball waren, weil sie nach den Abiprüfungen mit dem Thema Schule, Lehrer und Mitschüler abgeschlossen haben. Die haben sich das Zeugnis im Sekretariat geholt und wurden nie wieder gesehen.
War bei mir sorum: ich wollte da nicht hin, meine Mutter hat mich gedrängt, weil das doch ein total wichtiger Abend sei blablabla.
Ich hab mich da dann langweilen dürfen, ein bisschen was getrunken mit Leuten die ich nie wieder sehen wollte und danach im Großen und Ganzen auch nie wieder gesehen habe.


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Außenseiter, Mobbingopfer

09.08.2024 um 10:04
Aus gegebenen Ansatz melde ich mich auch mal zu diesem Thema zu Wort. Es ist für Kinder natürlich auch schwierig zu einem Lehrer zu gehen wenn an der Schule die Devise herrscht " gepetzt wird nicht". Habe das Problem mit meiner Tochter, 4. Klasse Grundschule.
Seit der zweiten Klasse hatte sie immer mal wieder Probleme mit einem anderen Mädchen. Gut.... kennen wir alle irgendwie.
Mittlerweile erreicht die Sache aber eine Qualität die ich nicht mehr hinnehmen kann. Spätestens als mein Kind weinend im Bett saß und nicht zur Schule wollte war bei mir der Spaß vorbei. Auf Nachfrage erzählte sie mir, dass sie mit den Lehrern nicht reden könne weil sie nicht petzen dürfen. Was hat das mit petzen zu tun??? Das ist Hilfe suchen und nichts anderes. Mittlerweile hat sich um die Täterin eine Entourage von 4 Mitläufern gebildet die vor den Lehrern natürlich die liebsten Kinder sind. Es ist schwierig. Mal sehen was ein Gespräch in der Schule bewirkt.

Klar ist es für Lehrer schwierig Mobbing als solches zu erkennen, aber wenn von Anfang an kein Interesse besteht damit konfrontiert zu werden, dann sind die Mobbingopfer verloren. Es bauscht sich immer mehr auf, die Anzahl der Mitläufer wird größer, bis das Opfer ganz allein da steht. Die Folgen sind logisch: Rückzug, Leistungsabfall bis zum meiden von Menschen. Einfach traurig....


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Außenseiter, Mobbingopfer

09.08.2024 um 17:44
@pure-life

In dem Fall würde ich dringend dazu raten, als Eltern(teil) die Schule zu kontaktieren, was du ggf. hiermit
Zitat von pure-lifepure-life schrieb:Mal sehen was ein Gespräch in der Schule bewirkt.
bereits meinst.
Es wurde hier, ganz richtig, eine Grenze überschritten - das sind eben keine zwischenmenschlichen Probleme mehr die altersentsprechend untereinander geklärt werden können.


War selbst lange Zeit von Mobbing betroffen (ab Grundschule, insgesamt überwiegender Teil der Schulzeit - Mobbing ging oft von einer Schule an die nächste weiter, z.B. durch Schüler die mitwechselten oder Schüler andere Schüler kannten die mich schonmal in der Klasse hatten, Mobbing außerhalb der Schule z.B. im Ort "abgefangen").
Auch ich kenne leider dass das Melden von Vorfällen als "petzen" abgetan wurde, lehrerseits auch Vorfälle heruntergespielt wurden (z.B. "ihr habt euch auf dem Gang gestritten") und letztendlich Mobber das ausnutzten um Vorfälle zu konstruieren bei denen meine wahre Aussage einer typischen Ausrede entsprach (z.B. Hausaufgaben stehlen damit man seine Hausaufgaben nicht hat, auf dem Klo festhalten um pünktliches Erscheinen zum Unterricht zu verhindern, auch üblere Sachen mit untergeschobenem Diebesgut - viele Lehrer glauben einem leider aus Erfahrung nicht wenn man das schildert).
Zitat von pure-lifepure-life schrieb:Die Folgen sind logisch: Rückzug, Leistungsabfall bis zum meiden von Menschen. Einfach traurig....
Leistungsabfall war es bei mir nicht (ich klammerte mich sogar sehr an den (sehr) guten schulischen Leistungen fest, Motto "das kann mir keiner wegnehmen"), aber ein sehr starkes Misstrauen Menschen gegenüber und starker Stress in der Anwesenheit auch nur entfernt den Mobbern ähnelnder Personen (z.B.: Kinder, Jugendliche im selben Alter, erst recht wenn in Gruppen anzutreffen) bis hin zu allgemein Menschen (selbst wenn, rational gesehen, ein Übergriff sehr unwahrscheinlich war wie z.B. Verkäufer im Geschäft). Hat mich viel Zeit gekostet das zu einem heutigen gesunden Misstrauen zu reduzieren. Man hätte ziemlich sicher eine Sozialphobie diagnostizieren können (war allerdings nie bei einem Psychologen, es gab auch keinen Schulpsychologen).

Aufgehört hat das Mobbing an einer Schule an der a) sich Lehrer die Zeit nahmen von mir in Erfahrung zu bringen was vorgefallen ist/ vorfällt inkl. Aussagen meinerseits die typischen Ausreden ähneln erstmal glauben, b) es klare Ansagen gegenüber den Tätern und allgemein (dass Mobbing bekannt ist und nicht geduldet wird) gab.

Ob Lehrer die Zeit haben? Es dürfte letztendlich sogar weniger Zeit gekostet haben als an anderen Schulen über lange Zeit teils täglich den Unterricht mit Vorfallklärerei zu beginnen (ggf. nach der Pause wieder), und Nachsitzer zu beaufsichtigen (die Täter, teils mich dazu da "ihr habt euch auf dem Gang gestritten").


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Außenseiter, Mobbingopfer

09.08.2024 um 19:49
Zitat von pure-lifepure-life schrieb:Die Folgen sind logisch: Rückzug, Leistungsabfall bis zum meiden von Menschen. Einfach traurig....
Schon traurig genug wenn es so läuft. Bei meinem großen war es zum Schluss das schwänzen, Schlägereien, Drogen und Diebstahl. Es hat sich erst mit einem schulwechsel gebessert.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 06:14
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb am 09.08.2024:aber ein sehr starkes Misstrauen Menschen gegenüber und starker Stress in der Anwesenheit auch nur entfernt den Mobbern ähnelnder Personen (z.B.: Kinder, Jugendliche im selben Alter, erst recht wenn in Gruppen anzutreffen)
Das zieht sich bei mir bis heute hin, dass ich älteren Kindern und Jugendlichen aus dem Weg gehe, bei denen ich ähnliche Verhaltens weisen erkennen kann, die mich an meine eigenen Erfahrungen in meiner Schulzeit erinnern. Und da habe ich heutzutage gedanklich auch oft die Eltern vor Augen und frage mich, welchen Einfluss sie darauf haben, dass ihre Kinder so agieren, wie sie es tun.

Ich bin so froh, dass es damals das Internet noch nicht gab und ich bin auch froh, dass ich keine Kinder oder Enkel in diesem Alter habe, wo ich mir, aus eigenen Erfahrungen heraus, Sorgen machen müsste, dass sie diesen Stress erleben müssen, der hinter mir selbst liegt und mich lebenslang geprägt hat. Das fällt mir immer wieder auf, an meinem eigenen Verhalten bestimmten Personen gegenüber, einfach schon im Vorfeld, aus Vorsicht.

Jugendgruppen umgehe ich so gut es geht, vor allem, wenn es sich um männliche handelt, mit denen ich selbst schlimmste Erfahrungen hatte, sowohl an der Schule, als auch außerhalb.

Misstrauisch gegenüber Menschen werde ich immer bleiben, Tiere und ihr Schutz ( vor Menschen) liegen mir da eindeutig näher.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb am 09.08.2024:Hat mich viel Zeit gekostet das zu einem heutigen gesunden Misstrauen zu reduzieren.
Ich weiß nicht, ob ich das für mich so sagen kann, da ich nicht einschätzen kann, was genau "gesundes" Misstrauen in diesem Fall ist.
Ich könnte z.B. auch nie öffentlich (und wirklich ausgesprochen habe ich bis heute vieles nicht, auch nicht im engsten Kreis) darüber reden oder schreiben, was damals alles vorgefallen ist. Zum einen, weil ich nicht wieder in diese schreckliche Zeit abdriften will(gedanklich), zum anderen, um mich auch heutzutage nicht angreifbar zu machen. Selbstschutz steht da ganz oben, eben auch weil ich grundsätzlich wohl eher misstraue.
Da sind so viele arme Würmer da draußen, die sich dann noch einen Spaß draus machen und durch die ich nicht getriggert werden möchte. Deshalb kann ich auch, viele Jahrzehnte später, nur das preis geben, was ich aushalten kann, sollte es mich angreifbar gemacht haben.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 08:11
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Misstrauisch gegenüber Menschen werde ich immer bleiben,
Ein generelles Misstrauen gegenüber Menschen habe ich nicht, aber ich habe häufig das Gefühl, nicht dazu zu gehören bzw. nicht gemocht zu werden. Insbesondere bei Gruppen geht mir das so. Das macht es mir schwierig, mich mit jemandem oder mit anderen Menschen zu befreunden.
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich bin so froh, dass es damals das Internet noch nicht gab
Darüber bin ich auch sehr froh. Meine damaligen Mitschüler hatten mich damals "nur" verspottet und ausgelacht, bzw. mir Streiche gespielt. Mit den modernen Methoden des Internets hätten sie viel mehr Schaden anrichten können.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 13:14
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Jugendgruppen umgehe ich so gut es geht, vor allem, wenn es sich um männliche handelt, mit denen ich selbst schlimmste Erfahrungen hatte, sowohl an der Schule, als auch außerhalb.
Sehr sehr nachvollziehbar.
Bei mir waren die Mobber allerdings auch Mädchen (Alter: 13+), und da ging es nicht "nur" um Lästern, sondern auch um körperliche Gewalt. Übliche Situation: An der Bushaltestelle abfangen (Weg zur Schule und von der Schule nach Hause), auf dem Schulweg zu Fuß nachlaufen und angreifen, bei alltäglichen Erledigungen im Dorf abfangen.
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Misstrauisch gegenüber Menschen werde ich immer bleiben, Tiere und ihr Schutz ( vor Menschen) liegen mir da eindeutig näher.
Ganz genauso geht es mir auch.

Und wenn Menschen: Wenn, dann die ruhigen, introvertierten, und langsames Kennenlernen.

Keinesfalls Gruppen, Massenveranstaltungen, und insbesondere wenn etwas als "locker" angekündigt wird ("lockeres Beisammensein") ist das nichts für mich.
(Das mag aber auch mit anderen Eigenschaften meinerseits zu tun zu haben. Bin autistisch, lärmempfindlich (Hyperakusis), asexuell-monogam und wäre damit schonmal nie der Typ für z.B. Party mit Bekannten und Bekannten von Bekannten, Rockkonzerte, flüchtiges Kennenlernen für Sex... gewesen.)
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich weiß nicht, ob ich das für mich so sagen kann, da ich nicht einschätzen kann, was genau "gesundes" Misstrauen in diesem Fall ist.
Für mich persönlich ist ein gesundes Misstrauen, exemplarisch:
* Ich steige lieber eine Haltestelle weiter aus, wenn an der Haltestelle angetrunkene Jugendliche grölen. (Ich steige aber sehr wohl an der normalen Haltestelle aus, wenn da z.B. eine geschätzt Dreizehnjährige nur sitzt.)
* Ich bin aufmerksam, ob mir (gerade nachts) jemand folgt, bleibe ggf. mit jemandem telefonisch in Kontakt.
* Ich werde jemandem, der mich auf der Straße bittet kurz mein Handy für einen Anruf zu leihen, das Handy nicht leihen (aber selbstverständlich bei Bedarf für diese Person einen Notruf, Anruf tätigen).
* Da viel auf Geschäftsreisen, kenne ich gängige Betrugstricks wie falsche Taxis, Kreditkartenbetrug etc. (Ich kann diese Geschäftsreisen aber ohne Ängste alleine wahrnehmen.)
(So mein Verhalten heutzutage. Alles auch ohne den Einsatz von Medikamenten.)

Für mich persönlich ist ein ungesundes Misstrauen, exemplarisch:
* In einem Geschäft in dem man nach der Ware fragen muss nicht einkaufen. (Heutzutage mag ich Smalltalk auch nicht, kann aber jedes derartige Geschäft betreten und dort einkaufen.)
* Mich nicht trauen jemanden der etwas verloren hat (z.B. Person steht im Bus auf und lässt den Regenschirm liegen) darauf aufmerksam zu machen.
* Angst selbst bei rein sachlich ganz harmlosen Terminen wie z.B. Rezept beim Arzt abholen, Personalausweis beim Rathaus abholen.
(So mein Verhalten früher.)

Ersteres Verhalten finde ich nützlich. Letzteres Verhalten hat mich oft betrübt.


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17.09.2024 um 13:38
@Raspelbeere
Danke für deine Erklärung, bzgl. des gesunden Misstrauens.
Also Vorsicht schon, aber auch dadurch nicht selbst zusätzlich einschränken. So "übersetze" ich das mal für mich selbst.

Das mache ich tatsächlich auch nicht, ich bin generell nicht ängstlich veranlagt anderen gegenüber, und kann auch leicht Kontakt finden, wenn ich möchte. Allerdings eher zu einzelnen Personen, Gruppen liegen mir nicht wirklich, ich bin kein Cliquenmensch.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 13:50
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Bei mir waren die Mobber allerdings auch Mädchen (Alter: 13+), und da ging es nicht "nur" um Lästern, sondern auch um körperliche Gewalt.
Dazu möchte ich noch etwas schreiben.
Mit Mädchen bin ich immer irgendwie fertig geworden, konnte mich, auch körperlich, gegen sie behaupten. Die hatten da eher Respekt vor mir, deshalb gab es da keine Probleme, die mich selbst belastet haben, und meist bin ich mit Geschlechtsgenossinnen gut ausgekommen.
Ich komme auch heutzutage besser mit Frauen aus, als mit Männern, wobei das eindeutig an mir selbst liegt, ich gebe ihnen meist gar nicht erst ein Chance in meine Nähe zu kommen, physisch und psychisch. Ausnahmen (wie mein Mann)bestätigen da die Regel.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 13:57
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich komme auch heutzutage besser mit Frauen aus, als mit Männern, wobei das eindeutig an mir selbst liegt, ich gebe ihnen meist gar nicht erst ein Chance in meine Nähe zu kommen, physisch und psychisch.
Bei mir ist es eher andersrum (wobei ich auch männlich bin). Zwar bin ich als Schüler überwiegend von männlichen Mitschülern gemobbt worden, aber dennoch komme ich im Alltag mit Männern besser klar. Allerdings versuche ich, mich möglichst mit ruhigen, freundlichen und vielseitig interessierten Männern zu befassen. Raubeinige lautstarke Kerle sind nicht mein Fall, und diese machen mir oft eher Angst.


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Außenseiter, Mobbingopfer

17.09.2024 um 14:11
Zitat von SyringaSyringa schrieb:@Raspelbeere
Danke für deine Erklärung, bzgl. des gesunden Misstrauens.
Also Vorsicht schon, aber auch dadurch nicht selbst zusätzlich einschränken. So "übersetze" ich das mal für mich selbst.
Ganz richtig.
Andere Beispiele: Mir wird man z.B. auch nicht einfach etwas andrehen können. Drücker, dubiose "Spendensammler"... haben bei mir keine Chance. Dennoch bin ich nicht mehr zu schüchtern mir den Flyer einer Organisation die mir erstmal okay wirkt mitzunehmen (spende definitiv nich am Stand, informiere mich aber ggf. weiter und entscheide dann).
Das mache ich tatsächlich auch nicht, ich bin generell nicht ängstlich veranlagt anderen gegenüber, und kann auch leicht Kontakt finden, wenn ich möchte. Allerdings eher zu einzelnen Personen, Gruppen liegen mir nicht wirklich, ich bin kein Cliquenmensch.
Auch ich bin definitiv kein Cliquenmensch.
Einladungen sind bei uns üblicherweise: Eine Person. Finde es auch unangenehm, und mache es meist nicht, wenn es heißt "da ist noch jemand mit dabei", "ich gehe zu einem Geburtstag, magst du mitkommen?"
Mittagspausen verbringe ich, typisch introvertiert, alleine oder allenfalls (aber bitte auch nicht immer) mit einem einzelnen Kollegen.
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Dazu möchte ich noch etwas schreiben.
Mit Mädchen bin ich immer irgendwie fertig geworden, konnte mich, auch körperlich, gegen sie behaupten. Die hatten da eher Respekt vor mir, deshalb gab es da keine Probleme, die mich selbst belastet haben, und meist bin ich mit Geschlechtsgenossinnen gut ausgekommen.
Ich komme auch heutzutage besser mit Frauen aus, als mit Männern, wobei das eindeutig an mir selbst liegt, ich gebe ihnen meist gar nicht erst ein Chance in meine Nähe zu kommen, physisch und psychisch. Ausnahmen (wie mein Mann)bestätigen da die Regel.
Gegen die Mädchen konnte ich auch nicht viel ausrichten: Das waren (wie zumeist) gesunde, fitte Teenagerinnen, während ich Gesichter kaum wiedererkennen kann (Prosopagnosie), Menschen schlecht einschätzen kann (Autismus) und eine körperliche Behinderung habe (bin in dem Alter schon eher wie viele Senioren gelaufen, also z.B. langsam an der Treppe schön mit Festhalten, trug Orthesen, leicht zu Fall zu bringen, nicht gut hoch oder runter greifen können, mich so gut wie nicht umdrehen können).
Da hatte ich keine Chance, insbesondere wenn es mehrere waren und noch Alltagsgegenstände als Waffe eingesetzt wurden, oder direkt als Waffe gedachte Gegenstände.
Klingt ggf. nach Brennpunktschulen in Städten; Umfeld waren aber kleinstädische und dörfliche Schulen.
(Sonst eher Mädchen zugeschriebenes Lästern etc. war nicht das Problem, auch weil es wohl gar nicht so viel Ansatzpunkte gab. Es gab keinen Freund zum Ausspannen oder Clique zum Abspenstigmachen. Hatte aber durchaus erlebt dass manchmal psychisches Mobbing probiert wurde, z.B. um zu versuchen dass ich schlechtere Noten bekomme oder von den Eltern geschimpft würde. Einmal war in meiner Schultasche nach dem Nachhauseweg eine Packung Zigaretten, neben der Brotdose... Wahrscheinlich reingesteckt damit ich zu Hause geschimpft bekommen würde. Meine Mutter glaubte mir glücklicherweise, dass ich nicht rauche.)

Ich komme mit Männern meist besser aus als mit Frauen, war schon häufiger mit Männern befreundet, habe meinen Mann zunächst als besten Freund kennengelernt.
Auch beruflich habe ich mit viel mehr Männern als Frauen zu tun (Ausbildung Fachinformatiker: einzige Frau in der Berufsschulklasse (der Beruf ist heutzutage wohl verbreiteter, war damals aber noch exotisch), wenige Frauen am Arbeitsplatz (Großrechneradministration); Studium Physik und Luft- und Raumfahrttechnik, Promotion; heuzutage in der Wissenschaft tätig, es gibt hier im Team 10 Personen davon zwei weiblich).
Am besten komme ich zurecht mit Menschen mit diesen Eigenschaften: ruhig, introvertiert, ähnliche Interessen, man kann über Dinge ruhig und vernünftig reden.
Am schlechtesten komme ich zurecht mit Menschen mit diesen Eigenschaften: extravertiert, Gruppenverhalten, Status bedeutet viel.
Mit den Männern mit denen ich ab Ausbildung zu tun habe (tendenziell Typ: introvertiert, pragmatisch, nerdig) haben die früheren Mobber, egal welchen Geschlechts, arg wenig zu tun. Mag auch mein Arbeitsumfeld in dem es einfach, wie es mal jemand ausdrückte, "normal ist dass man anders ist".
In der Ausbildung hatte ich erstmals die Situation: Kein Mobbing, normale kollegiale Hilfsbereitschaft, angenehme Pausengespräche, Menschen mit ähnlichen Interessen, Einladung zu gemeinsamen Unternehmungen (die mich erstens inhaltlich interessierten, und zweitens auch kein "Anmachversuch" waren). Ganz ganz andere Situation als zuvor in der Schule.


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Außenseiter, Mobbingopfer

18.09.2024 um 05:34
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Gegen die Mädchen konnte ich auch nicht viel ausrichten: Das waren (wie zumeist) gesunde, fitte Teenagerinnen, während ich Gesichter kaum wiedererkennen kann (Prosopagnosie), Menschen schlecht einschätzen kann (Autismus) und eine körperliche Behinderung habe (bin in dem Alter schon eher wie viele Senioren gelaufen, also z.B. langsam an der Treppe schön mit Festhalten, trug Orthesen, leicht zu Fall zu bringen, nicht gut hoch oder runter greifen können, mich so gut wie nicht umdrehen können).
Da hatte ich keine Chance, insbesondere wenn es mehrere waren und noch Alltagsgegenstände als Waffe eingesetzt wurden, oder direkt als Waffe gedachte Gegenstände.
Das ist so typisch, wenn jemand nicht so ist wie die anderen. Statt ihn/sie einfach leben lassen zu können, wie er/sie ist, wird dann oft gemobbt und gequält. Dies menschliche Verhalten werde ich niemals nachvollziehen können.
Das waren an meiner Schule dann doch eher die männlichen Mitschüler, die dies taten, vor allem körperliche Angriffe, gingen meist von ihnen aus.
Ich habe da eher den Mädchen beigestanden, die angegriffen wurden, auch körperlich, was vielleicht auch dazu beigetragen hat, dass ich kaum mal Probleme mit Mädchen hatte. Gegen einen Jungen konnte ich mich selbst ganz gut wehren (habe einen älteren Bruder, bei dem ich unfreiwillig die Schule gegangen bin, was diese Dinge angeht), nur wenn dann mehrere ankamen, hatte ich dann kaum eine Chance. Und die Feiglinge treten ja meist im Rudel auf.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Auch beruflich habe ich mit viel mehr Männern als Frauen zu tun (
Ich habe einen, damals noch, typischen Frauenberuf erlernt, weil ich nichts mit Männern zu tun haben wollte. Zu dem Zeitpunkt habe ich sie mehr oder weniger gehasst, weil ich kaum gute Erfahrungen mit ihnen erlebt hatte.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:In der Ausbildung hatte ich erstmals die Situation: Kein Mobbing, normale kollegiale Hilfsbereitschaft, angenehme Pausengespräche,
War bei mir ebenso, aber, es waren auch, bis auf einen Mann, nur Frauen mit denen ich da zu tun hatte.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Ganz ganz andere Situation als zuvor in der Schule.
Die letzten Schuljahre habe ich auf einer Mädchenschule verbracht, da die Schulleitung und meine Eltern dies besser für mich empfanden, nach den Vorkommnissen mit männlichen Mitschülern an der gemischten Schule, die sich im Laufe der Zeit mehrten und sich verschlimmerten, wo ein Lehrer dann auch direkt Zeuge geworden war und handeln musste.
Anfangs fand ich das sehr ungerecht, weil nicht ich diejenige war, die jemand anderen gequält hatte und die anderen konnten so weiter leben wie bisher. Doch nach einer Eingewöhnungszeit habe ich dann selbst gemerkt, dass es besser für mich selbst war, mit Zickereien kann ich umgehen, die dann dort eher das Problem waren.
Kein Schwänzen aus Angst mehr, ein ruhiger Schulweg, ohne Bedenken, dass mir aufgelauert wird und meine schulischen Leistungen waren dementsprechend gut, wie sie immer hätten sein können, wenn die anderen Probleme nicht gewesen wären.
So habe ich dann noch einen sehr guten Abschluss machen können, was an der anderen Schule für mich nicht möglich gewesen wäre.


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Außenseiter, Mobbingopfer

18.09.2024 um 13:15
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Das ist so typisch, wenn jemand nicht so ist wie die anderen. Statt ihn/sie einfach leben lassen zu können, wie er/sie ist, wird dann oft gemobbt und gequält. Dies menschliche Verhalten werde ich niemals nachvollziehen können.
Ja...
Es gibt natürlich auch Menschen die ich nicht mag - die lasse ich einfach in Ruhe. Mich muss nicht jeder mögen, ich muss nicht jeden mögen, aber man kann sich doch wenigstens in Ruhe lassen (und für die heftigen Sachen ist die Polizei zuständig).
Ich käme auch nie auf solche Ideen (unter vielen Erwachsenen wohl normal...) wie z.B. "dem zerkratze ich das Auto mit dem Schlüssel", Gerüchte herumerzählen etc.

Ich kann es nicht nachvollziehen, aus mehreren Gründen: Mir täten diejenigen dennoch leid. Es würde mir nichts geben wenn es jemandem durch mich ausgelöst schlechter geht. Und obendrein handelt man sich nur zusätzliche Probleme ein.
Zitat von SyringaSyringa schrieb:So habe ich dann noch einen sehr guten Abschluss machen können, was an der anderen Schule für mich nicht möglich gewesen wäre.
Meine Schulnoten haben sich glücklicherweise (!) nie verschlechtert. (Immer Klassen-, üblicherweise Jahrgangsbeste.) Auch nie Schule schwänzen, Kranksein vortäuschen, Rauchen o.ä. Obwohl der Schulweg meist sehr unangenehm war (Übergriffe) und nicht selten der Schultag mit der Klärung wer mir was angetan hat begann.
Warum? Ich vermute, weil ich damals die Einstellung hatte, dass ich mir das nicht wegnehmen lasse und ich die guten Noten für später gut brauchen kann.
Und ich auch nicht den Wunsch hatte mich mit Verhaltensweisen wie Rauchen beliebter zu machen in der Hoffnung ich würde dann "dazugehören".
(Leider war es aber teilweise so, dass Lehrer etc. Mobbing als weniger schlimm einstuften, wenn jemand - in dem Fall ich - dennoch jeden Tag zur Schule kommt, sehr gute Leistungen abliefert. Leider hatte man damals Mobbing oft nicht sehr ernst genommen, und es unter "zwei streiten sich auf dem Gang, beide bekommen eine Strafe" verbucht. Ein anderer Lehrer hat hingegen durch seinen Einsatz das Mobbing beendet bekommen.)
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich habe einen, damals noch, typischen Frauenberuf erlernt, weil ich nichts mit Männern zu tun haben wollte. Zu dem Zeitpunkt habe ich sie mehr oder weniger gehasst, weil ich kaum gute Erfahrungen mit ihnen erlebt hatte.
Den Grundgedanken kann ich gut nachvollziehen. Meiner war wohl ähnlich, wennauch anders umgesetzt:
Ich wollte damals auf jeden Fall einen "nerdigen" Beruf, einen den man aus Interesse wählt und weil man eher auch in die Kategorie "andere finden einen komisch, introvertierter, Lernen geht leicht von der Hand" fällt. Hatte das auch in Praktika gemerkt; Schule vermittelte v.a. in Praktika für kaufmännische Berufe: Genau da waren sie wieder, die Leute die mich zwar auf eine Woche noch nicht mobbten, aber wo das Anecken schon wieder losging, schnell kaum mehr als Begrüßung und Verabschiedung mit mir gesprochen wurde, und mir alles zu extravertiert, und zu sehr an Mobber erinnernd wirkte, da "typische Menschen". Beim Vorstellungsgespräch, Praktikum für IT-Berufe fühlte sich hingegen für mich alles viel angenehmer, entspannter an, und rückblickend dürften da wie in meiner Berufsschulklasse auch einige mit Asperger-Syndrom gewesen sein. Mobbing habe ich ab dann nie wieder erlebt.


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Außenseiter, Mobbingopfer

19.09.2024 um 06:11
Ergeht mir ganz genau so.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Ich vermute, weil ich damals die Einstellung hatte, dass ich mir das nicht wegnehmen lasse und ich die guten Noten für später gut brauchen kann.
So weit habe ich gar nicht voraus gedacht in der Zeit, ich musste immer "nur" den nächsten Tag irgendwie überstehen.

Wobei ich heute auch noch nicht weit voraus denke und plane, aber aus den Gründen, dass es erstens anders kommt, als zweitens gedacht. Ich schaue nicht wirklich in die Zukunft, ich bin eher auf das Heute konzentriert.
Der Ursprung dieser Denkweise wurde wohl aber damals schon gelegt, wenn ich darüber nachdenke.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Meine Schulnoten haben sich glücklicherweise (!) nie verschlechtert. (Immer Klassen-, üblicherweise Jahrgangsbeste.) Auch nie Schule schwänzen, Kranksein vortäuschen, Rauchen o.ä.
Ich habe rebelliert, zumindest dort, wo und wie ich es konnte. Die Zeit ist auch in meinem Leben nicht rühmlich für mich gewesen. Ich habe geklaut, geschwänzt und mich krank gemeldet, dafür Unterschriften gefälscht, etc.
Geraucht habe ich auch, weil ich es nicht durfte, aber, es hat niemand mit bekommen, das war mein eigenes Ding, ausgelöst durch einen erwachsenen Nachbarn, der mir Zigaretten angeboten hatte. Ich fühlte mich dadurch erwachsener und es war zugleich eine Art der Rebellion gegen meine Eltern und Lehrer, die mich damals nicht gesehen haben. Das sehe ich auch an der Dauer der Vorkommnisse an der Schule (3 Jahre), wo mir nicht geholfen wurde, obwohl ich viele Signale gesendet habe und man hätte nur mal richtig hinschauen müssen, was aber niemand tat.


Deshalb schaue ich auch heute immer in Richtung derjenigen, die für die Kinder zuständig sind, sie erziehen, sie aufziehen und wie sie agieren oder eben auch nicht.

@Raspelbeere Ich habe echt großen Respekt davor, dass du durch diese schlimme Zeit gekommen bist und es freut mich für dich, dass du deinen Weg trotzdem gegangen bist.
Ich wäre wohl nicht so stark gewesen, hatte öfter schon den Plan für meinen Abschied im Kopf. Auch deshalb habe ich nicht in die Zukunft gedacht, weil ich sie oftmals gar nicht erst als Möglichkeit gesehen habe.


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Außenseiter, Mobbingopfer

19.09.2024 um 06:53
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ergeht mir ganz genau so.
Das bezog sich auf folgendes Zitat, das ich nicht herein gestellt hatte.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Es gibt natürlich auch Menschen die ich nicht mag - die lasse ich einfach in Ruhe



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Außenseiter, Mobbingopfer

19.09.2024 um 14:36
Zitat von SyringaSyringa schrieb:So weit habe ich gar nicht voraus gedacht in der Zeit, ich musste immer "nur" den nächsten Tag irgendwie überstehen.
Das war bei mir irgendwie beides gleichzeitig:
Den nächsten Tag überstehen (oder auch nur eine konkrete Situation: Fahrt mit dem Schulbus, Aufenhalt auf dem Pausenhof), aber ich habe andererseits mir ein Ziel gesetzt um das zu überstehen. Und hatte den Kindheits-Berufswunsch "Erfinder" und irgendwie mitbekommen (vage), dafür würde man studieren.

Wobei ich heute auch noch nicht weit voraus denke und plane, aber aus den Gründen, dass es erstens anders kommt, als zweitens gedacht. Ich schaue nicht wirklich in die Zukunft, ich bin eher auf das Heute konzentriert.
Der Ursprung dieser Denkweise wurde wohl aber damals schon gelegt, wenn ich darüber nachdenke.[/quote]

Ich kenne selber, aus verschiedenen Gründen, auch das "kommt anders als man denkt".
So z.B.: erhofft an anderer Schule mobbt mich niemand - es passierte wieder.
Oder: Fehlte (aus Gründen meiner Behinderung) fast die komplette 8. Klasse.

Gerade darum habe ich mir aber auch das Vorplanen angewöhnt: Um zumindest bei den Dingen die ich entscheiden kann nicht auch noch Nachteile zu haben. Damit ich mir nicht z.B. einen Ausbildungsberuf anfange, und dann feststelle: Tja, Beruf ist schon interessant, aber den packe ich körperlich nicht - andere Entscheidung wäre besser gewesen. (Darum z.B. lieber Fachinformatiker statt Mechatroniker.)
Oder damit ich nicht aus Coolnessgründen die Orthesen weglasse, bloß weil über die keine Bauchfrei-Röhrenjeans drübergehen und es ohne die Orthesen für kurze Zeit möglich ist mich normaler zu bewegen (ohne die Dinger konnte ich mich z.B. auf den Boden setzen, mit nicht), und dann später OPs anhäufe die vermeidbar gewesen wären.
Wenn dann manches nicht so kommt wie erwartet, dann ist das so. Die Fälle "*hand-vors-hirn* Ach Mensch hätt' ich bloß..." werden aber drastisch reduziert.
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich habe rebelliert, zumindest dort, wo und wie ich es konnte. Die Zeit ist auch in meinem Leben nicht rühmlich für mich gewesen. Ich habe geklaut, geschwänzt und mich krank gemeldet, dafür Unterschriften gefälscht, etc.
Tja, die guten Noten, das Nichtrauchen und das Tragen der Orthesen mag so "brav" gewirkt haben - war aber auch "Rebella" ;)
Allein, dass ich mich eher neutral-androgyn statt feminin gebe (auch als Teenager), mich für eine vegetarische Lebensweise entschieden habe (mit 12, in den 90ern, auf dem Dorf - hyperaußergewöhnlich und galt als sehr seltsam), null mit pubertierenden Verhaltensweisen anfangen konnte (Eltern hätten ich schon eine "normalere" Tochter gewünscht, z.B. eine die anfängt mit "sich schick machen", typische Mädelstreffen, Jungs nachgucken, erster Freund), Abitur nachholen (hätte manche Eltern erfreut, bei meinen gab's dicke Luft weil sie meinten dass es übertrieben sei (erste/ einzige mit Abi in der Familie) und Anfang 20 eher Freund finden und Kinder kriegen im Vordergrund stehen solle)... auch eine Art rebellisch zu sein. Ach ja, und Atheistin in katholischem Umfeld (aufgefasst als "nicht mehr in die Kirche gehen").

Galt als eigensinnig, dickköpfig, was sicherlich zutreffend war und sich auch in Schulzeugnissen teils positiv, teils negativ formuliert wiederfindet.

"Die Raucherei" hätte ich schon aus mehreren Gründen nicht angefangen:
- Der Gestank. Bin sehr geruchsempfindlich.
- Die Kosten. Hatte nicht viel Taschengeld (Eltern meist arbeitslos) und hätte definitiv nicht statt meinen Hobbysachen auf die ich sparte das Geld für Zigaretten ausgeben wollen und dann keine Hobbysachen mehr kaufen können. Hobby ist für mich, als Ablenkung vom Mobbing.
- Alle Mobber rauchten.
- Es schwante mir schon, dass es gesundheitsschädlich ist, Großvater starb an wahrscheinlich Lungenkrebs (nannte man nur "die Schnauferei") und bei mir ging es auch behinderungsbedingt darum die Lungenwerte zu verbessern (jetzt wieder 100%, war als Teenager bei immer deutlich unter 100%, teils nur 50%).
Und "für die anderen" mache ich schonmal gar nix. (Also, Dinge die ich selbst nicht will und nur die Akzeptanz steigern sollen. "Für die anderen" im Sinne von Helfen machte und mache ich natürlich schon etwas.)
Ich fühlte mich dadurch erwachsener und es war zugleich eine Art der Rebellion gegen meine Eltern und Lehrer, die mich damals nicht gesehen haben. Das sehe ich auch an der Dauer der Vorkommnisse an der Schule (3 Jahre), wo mir nicht geholfen wurde, obwohl ich viele Signale gesendet habe und man hätte nur mal richtig hinschauen müssen, was aber niemand tat.
Weggeschaut wure auch. Oder kleingeredet: "Ihr habt euch auf dem Gang gestritten", "ihr habt am Bus gedrängelt" (Drängeln am Bus machte ich schonmal gar nicht, kann ich auch gar nicht...).
Meine Rebellion war: Ich passe mich nicht an. Gar nicht.
(Fühlte mich übrigens als Nichtraucherin ein bisschen erwachsener. Da nicht, so damalige Vorstellung, einfach mitgemacht, sondern durchdacht.)
Zitat von SyringaSyringa schrieb:Ich wäre wohl nicht so stark gewesen, hatte öfter schon den Plan für meinen Abschied im Kopf. Auch deshalb habe ich nicht in die Zukunft gedacht, weil ich sie oftmals gar nicht erst als Möglichkeit gesehen habe.
Das hatte ich zwar nicht, aber es war mir zeitweise auch vieles egal. Z.B.: Wenn ich bei einer OP versterben sollte, ist's halt so. Für den Fall dass das nicht passiert, hatte ich aber einen Stapel Bücher mit auf den ich mich freute sie zu lesen, und Schulsachen um die 8. Klasse trotz Massivausfall doch zu schaffen statt sie zu wiederholen ;)


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