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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

9 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Sprache, Deutsch, Deutsche Sprache ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Dr.Precht Diskussionsleiter
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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

02.02.2012 um 23:32
Guten Abend,

ich möchte weder spamen, noch Beiträge sammeln.
Wer vermag mir eine Antwort zu geben, kann mir diese gerne per PN zukommen lassen - sofern er der Meinung ist, meine Frage hätte keinen eigenen Thread verdient.

Meine Frage lautet:
Können wir glauben, dass etwas ist? Ich kann mich mit einem "Ja" aus einem gewissen Gefühl heraus nicht anfreunden. Ich bin der Meinung, dass wir sprachwissenschaftlich gesehen, nicht glauben können dass etwas ist, sondern nur glauben können wie etwas "sei", weil wir nicht wissen wie es ist. Also den Glauben sprachlich ausschließlich im Konjunktiv umschreiben können, weil es sich sonst aufgrund des Wortes "ist" um eine Behauptung, nicht mehr um eine Annahme - also einem Glauben handelt.

Vielleicht vermögen wir uns Dinge vorzustellen, wie sie real nicht sind, aber eben in unserer Vorstellung. Doch wenn wir unsere Vorstellungen auf die Realität projizieren, sollten wir uns doch sprachlich korrekt an diese anpassen und keinen Glauben darlegen, der die Behauptung impliziert wie etwas ist, dass so in seiner festen Existenz, kineswegs bestätigt ist.

Vermag mir jemand zu folgen? Vermag mir jemand, vielleicht auch mit dem nötigen Hintergrundwissen verständlich zu erklären, ob ich mich im recht befinde?

Viele Grüße und einen schönen Abend noch


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

02.02.2012 um 23:35
Nee, seh ich anders. Wenn ich etwas glaube, dann glaube ich, dass es IST und nicht dass es sei, also sein könnte. Glauben heißt, annehmen, dass es so IST.


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

02.02.2012 um 23:35
@Dr.Precht
Glauben heisst etwas nicht Beweisbares für wahr halten. Ich seh da keine Einschränkungen.


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 09:42
@Dr.Precht
Reine Definitionssache oder?


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 09:53
Wenn die Menschen nicht an etwas glauben würden und diesen Glauben teilweise in bewiesene Realität umgewandelt hätten, würden wir heute wahrscheinlich noch auf Bäumen leben.

"Credendo vides" , heisst ein Spruch den ich mag.


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 10:30
nitzsche wusste schon das sprache immer luege ist ... ob es nun sei oder ist ... LUEGE


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 10:47
@Dr.Precht
Zitat von Dr.PrechtDr.Precht schrieb:Können wir glauben, dass etwas ist?
Ich kann mich der bislang hier geposteten Meinungen nicht anschließen. Und ich leite es wie folgt ab:

Beispiel:
Ich kann glauben, dass in meiner Garage ein rosaroter Elefant ist.

Zunächst zum Glauben:
Glaube heißt Vorstellung. Um mir etwas vorzustellen bedarf es Erinnerungen (=bisherige Überzeugungen, Elefant, Garage, von welcher Farbe sind Elefanten üblicherweise, etc.), die ich verändere und als Ergebnis etwas Neues erhalte, eben jene Vorstellung (ein rosaroter Elefant in meiner Garage). Das heißt: Ich glaube, dass etwas so oder so sein könnte. Das ist das Wesen des Glaubens bzw. jeder Vorstellung.

Zur Formulierung "es ist":
Die Aussage "es ist" bezieht sich auf das Vorhandensein dessen, was ist. Es ist das Bestätigen, das Bezeugen von "Ja, es ist so!".

Daraus folgt:
Für etwas Geglaubtes, etwas Vorgestelltes, gilt zwar durchaus die Feststellung "sie ist" im Sinne von Vorhandensein, sprich, ich bezeuge das Vorhandensein der Vorstellung eines rosaroten Elefanten in meiner Garage. Doch für das, was sie repräsentiert, gilt das noch lange nicht (!)

Denn hier wird nach dem Vorhandensein dessen gefragt, was das Geglaubte repräsentiert, und nicht nach dem Vorhandensein der Vorstellung. Das ist das Entscheidende.

Ich kann immer nur dann sagen, dass etwas "ist", wenn ich es mit einer sinnlichen Wahrnehmung verifizieren kann. Nur dann "ist" etwas für mich. Kann ich dies nicht verifizieren, dann hat es für mich keine andere Qualität als die einer Vermutung, einer Vorstellung, eines Glaubens, dass etwas so sein könnte.

Deswegen muss ich die Threadfrage, wenn sie sich auf das Vorhandensein des Geglaubten bezieht, verneinen.


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 21:33
@Dr.Precht
Ich schliesse mich Deiner Meinung an. Glauben bedeutet nicht wissen. Alles, was ich glaube, kann ich deshalb nur bedingt, also im Konjunktiv, ausdrücken. Beispiel:

"Ich glaube, es wird morgen regnen." Dies ist ein Widerspruch in sich. Denn ich weiss nicht, ob es morgen regnen wird, kann es also nicht behaupten. "Es wird morgen regnen" ist aber eine Behauptung, die sich nur auf Wissen gründen kann, z.B. durch Hellsichtigkeit (in der Annahme, dass diese existieren könnte). Richtig dagegen wäre:

Ich glaube, es könnte morgen regnen.

Aber ganz abgesehen davon ist die richtige Ausdrucksweise wesentlich plastischer als die falsche.


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Können wir glauben, dass etwas ist? Sprachwissenschaftlich betrachtet.

03.02.2012 um 23:03
@larryned
Thomas Mann ist da nicht ganz so streng wie Nietzsche. Er meint, Worte (oder auch Wörter) sind wie Fliegenpatschen; sie hauen immer daneben.


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