Verfall der deutschen Sprache?!
15.10.2020 um 15:49Genau das ist es ja.
Gucky.
Gucky.
KAALAEL schrieb:das Wort GeilHerkunft:
Nach dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen von Wolfgang Pfeifer geht geil wohl zurück auf indoeuropäisch ghoilos ›aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig‹. Im Althochdeutschen (seit dem 8. Jahrhundert) bedeutete es so viel wie ›übermütig, überheblich‹; im Mittelhochdeutschen (seit dem 12. Jahrhundert) kann es ›kraftvoll, mutwillig, üppig, lustig‹, in anderen germanischen Sprachen ›froh, fröhlich‹ sowie ›schön‹ heißen. Diesem Wortgebrauch, der in der Variante ›übermäßig‹ bis ins 20. Jahrhundert hinein bezeugt ist – z. B. geiler (›übermäßig gedüngter‹) Boden –, steht die heute vorherrschende Bedeutung ›lüstern, sexuell erregt‹ gegenüber; sie ist allerdings erst seit dem 15. Jahrhundert ausgeprägt.Quelle:
An die ursprüngliche, ab dem 17. Jahrhundert selten gewordene Bedeutung knüpft spätestens seit Beginn der 1980er Jahre die jugendsprachliche Verwendung von geil an. Hier hat das Wort die Bedeutung ›sehr gut, großartig, beeindruckend, klasse‹ und dient dem Ausdruck positiver Gefühle und/oder uneingeschränkter Zustimmung (z. B. geile Musik, geile Party, geiles Wetter). Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat diesen Wortgebrauch bereits 1981 dokumentiert; mittlerweile verzeichnet ihn auch der zehnbändige Duden: ›in begeisternder Weise schön, gut; großartig, toll‹.
Im Englischen bedeutet gay ursprünglich und noch bis ins 20. Jahrhundert „fröhlich, vergnügt“. Von hier ausgehend, wurde es ab dem 17. Jahrhundert auch auf die Freuden der gesellschaftlichen Zerstreuungen bezogen („lebenslustig, gesellschaftlicher Zerstreuung zugetan“) und in diesem Zusammenhang zunehmend mit einer als unmoralisch betrachteten Lebensführung assoziiert („liederlich, ausschweifend, promisk“). Weitere ältere Bedeutungen waren „brillant (von Menschen und Farben)“, „charmant“ und, als Adverb, „sehr“. Während des ganzen 19. Jahrhunderts bedeutete es, spezifisch von Frauen gesagt, überdies „von Prostitution lebend“. Die moderne Bedeutung „homosexuell“ dürfte das Wort im 19. Jahrhundert entwickelt haben. In älteren schriftlichen Belegen lässt sich diese freilich nicht immer klar herauslesen, so dass die erste eindeutige Bezeugung für „schwul“ laut dem Oxford English Dictionary erst von 1935 stammt. In dieser Bedeutung wurde das Wort zuerst insbesondere als kokette, mokierende oder indirekte Umschreibung für männliche Homosexualität verwendet.[1]Quelle: Wikipedia: Gay
Heute hat gay als Begriff für „schwul“ eine relativ wertfreie Konnotation und wird inzwischen in vielen Sprachen umgangssprachlich verwendet. Es ist eng mit der Schwulenbewegung nach Stonewall verbunden. Indem das Wort durch diese zur Selbstbezeichnung wurde, verlor es seine zuvor ambivalente Bedeutung. Eine ähnliche Umdeutung haben das englische queer und deutsche schwul erfahren.
abberline schrieb:Viele bekommen heute aber nicht einmal mehr einen richtigen Satz zusammen und scheitern garantiert, wenn sie etwas vernünftig schreiben oder erklären sollen, zb beruflich einen Text schreibenWar das je anders?
kleinundgrün schrieb:Aber ich hatte schon immer beruflich viel mit Menschen aus unterschiedlichen Bildungsrichtungen oder sozialen Umfeldern zu tun, da gab es auch früher viele Menschen, die keine schöne Sprache pflegten.Das würde ich als verschiedene Sprachebenen bezeichnen, die es fast in allen Sprachen gibt. Diese Sprachebenen können parallel zueinander existieren und relativ unabhängig voneinander gepflegt werden, sodass eine banale Sprachebene die anderen nicht unbedingt kaputt machen muss.
kleinundgrün schrieb:Mit schmerzt es auch in den Augen oder Ohren, wenn Menschen in meiner Sichtweise die Sprache vergewaltigen. Aber das ist eine Folge meiner Gewohnheit und meines Unwillens, mich darauf einzulassen.Ich bitte dich. Das hat doch mal rein gar nichts mit deinem Unwillen, dich auf die schlechte Ausdrucksweise eines Menschen einzulassen, zu tun. Man kann doch objektiv bewerten, ob sich jemand gut oder schlecht artikuliert.
Das bedeutet nicht zwingend, dass die anderen damit eine schlechtere Sprache pflegen.
nairobi schrieb:Ich vermute, dass das in anderen Ländern nicht anders ist.Ich glaube, dass fast alle Sprachen Worte aus anderen Sprachen aufnehmen, sofern sie mit anderen Sprachen konfrontiert sind. Besonders auffällig ist das z.B. im Japanischen, wo die Sprache sich sehr oft dem Englischen bedient, insbesondere, wenn technische Entwicklungen oder Dinge aus westlichen Kulturkreisen bezeichnet werden.
martenot schrieb:Diese Sprachebenen können parallel zueinander existieren und relativ unabhängig voneinander gepflegt werden, sodass eine banale Sprachebene die anderen nicht unbedingt kaputt machen muss.Genau. Und "hey alda" macht meine Sprachebene nicht kaputt. Zumindest nicht sofort.
nachthauch schrieb:Man kann doch objektiv bewerten, ob sich jemand gut oder schlecht artikuliert.Bestreite ich nicht. Aber eine "mir ungewohnte Ausdrucksweise" ist eben nicht per se schlecht, weil sie mir ungewohnte Begriffe enthält.
martenot schrieb:Besonders auffällig ist das z.B. im Japanischen, wo die Sprache sich sehr oft dem Englischen bedient, insbesondere, wenn technische Entwicklungen oder Dinge aus westlichen Kulturkreisen bezeichnet werden.Ungefähr 20% der häufigsten Japanischen Alltagswörter sind direkt aus dem Englischen importiert.
nachthauch schrieb:Es ist ein Unterschied, ob Wörter aus anderen Sprachen eingeführt werden und somit die eigene Sprache bereichert wird oder ob Wörter aus anderen Sprachen Wörter, die in der eigenen Sprache bereits vorhanden sind, ersetzen oder ihren Sinn verändern.Naja, sehe ich nicht so dramatisch. Oft werden die Worte ja nicht wirklich ersetzt, sondern die neuen Worte kommen zusätzlich dazu und werden parallel verwendet. Der eine sagt eben Computer, der andere sagt Rechner. Und Sinnveränderungen kommen auch fast immer in gewissem Maße im Lauf der Jahre vor, das dürfte ein normaler Vorgang in den meisten Sprachen sein (sie vorherige Diskussion über "geil").