pharmi schrieb am 10.04.2022:Ich glaube der Grund warum man als adhsler probleme mit kritik hat liegt weniger am adhs selber sondern eher an den Erfahrungen die man gemacht hat. Als nichtdiagnostizierter eckt man als Kind überall an. Das führt zu übermäßiger kritik.
Das kann ich von mir aus, selber betroffen, so bestätigen.
Kritik ist hinterlegt als "Du kannst nichts!", "Du bist nichts!", "Du bist zu blöd für alles!", obwohl es eigentlich ein nicht böse gemeinter Verbesserungsvorschlag ist.
Pony2.4 schrieb am 05.08.2022:Ich hab mal eine Frage: Hat sich jemand von euch im Erwachsenenalter diagnostizieren lassen und wenn ja, wo?
In der Institutsambulanz bei der Klinik. Viele Kliniken haben solche Institutsambulanzen.
sidnew schrieb am 05.08.2022:Es ist keine Erkrankung, es ist ein SYNDROM.
Es gibt gemäß WHO keine Definition von Krankheit, sondern die von Gesundheit. Krankheit ist das Fehlen vollständiger(!) Gesundheit. Laienhaft ausgedrückt ist Alles, was einen Leidensdruck erzeugt, eine Erkrankung.
Rainlove schrieb am 05.08.2022:Er wurde auf ein Medikament eingestellt, da der Lehrer sagte, er müsse "ruhiger" werden, so ein Schwachsinn...
Tatsächlich stellen die Medikamente einen sehr ruhig, das beobachte ich auch an mir selber.
Einige meiner früheren Kontakte würden mich heute sicherlich auch als wesentlich langweiliger empfinden.
Der Drang zu extremen und spannenden Erlebnissen ist definitiv unter Medikamenteneinfluss nicht (mehr) vorhanden, solange sie wirken.
Man wird eben sehr kontrolliert, das emotionale Erleben ist weniger intensiv und beherrschbarer, man wird schon fast etwas "spießig".
:DAber genau das ist das, was wir brauchen, wenn wir etwas auf die Kette bekommen wollen.
Ein State of Mind, der sagt:
"Was? Heute Abend gibt es wilde Sauferei? Hmm, nee, lass mal, am Montag ist Matheklausur, will mich noch etwas vorbereiten und erholen, statt Kater am Sonntag-Morgen."
Ohne Medikamente sind wir ADHSler durchaus die krassesten Partypeople und Entertainer, mit Medikamenten eben die langweiligen Klassenstreber.
DalaiLotta schrieb am 11.08.2022:Aber ich kann den Raum gestalten, in dem jemand die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit zu lenken, trainieren kann,
Du kannst nicht etwas trainieren, das nicht vorhanden ist!
Würdest du auf die Idee kommen, einen Menschen mit Sehschwäche zu sagen, "Hey Du, Du brauchst gar keine Brille. Was Du brauchst, ist das richtige Augentraining!"?
Eben.
ADHS hat rein gar nichts mit Übung und Training zu tun, sondern mit exekutiven Funktionen auf niedrigen Niveau.
Du kannst einem Fisch tausend mal erklären, wie man einen Baum hochklettert, er wird es dennoch nie schaffen.
Erst unter und NUR(!) unter Medikamenteneinfluss arbeitet unser präfrontaler Cortex auf "neurotypischen" Niveau und erst da können wir unsere verkümmerten exekutiven Funktionen trainieren und üben, und das auch bei Kindern ab etwa Schulalter.
Warum Schulalter?
Weil sich bis zu diesem Alter ein bestimmtes Kontingent an exekutiven Funktionen entwickelt haben bei neurotypischen Menschen.
Das ist bei Kindern mit ADHS anders.