Keine Fantasie und dabei glücklich!?

@Agnodike
Wenn sie es denn überhaupt sonderlich empfinden. Denn bspw. "etw. schön finden" ist etwas ziehmlich Abstraktes und Subjektives, womit die ja laut Artikel nicht wirkliches etwas anfangen können.

Die Frage wäre doch eigentlich ganz einfach: "wollen sie das überhaupt?"
Ich entschuldige mich schon mal im voraus für OT.

tris schrieb:Wenn sie es denn überhaupt sonderlich empfinden.

@Moire
im gegenteil, die ganzen überlegungen und gedanken haben uns sämtliche psychische probleme erst eingebrockt. würden menschen jetzt mal extrem gesehen einfach nur leben ohne ständig zu bewerten ,könnte man die psycho krankheiten lexikas A-Z verbrennen :D

tris schrieb:Denn bspw. "etw. schön finden" ist etwas ziehmlich Abstraktes

Und mit Abstraktem haben sie es ja nicht, wie in dem Artikel gesagt wird. Sie stellen sich überhaupt nichts vor und kümmern sich ausschließlich um die Erfahrung des Augenblicks. Erinnerungen müssen ihnen folglich nichts bedeuten.

Ich ziehe nach wie vor die Möglichkeit in Betracht, dass sie den Missionar auf die Schippe genommen haben. Etwa so in der Art, wie folgendes Beispiel, nur ohne die finale Erkenntnis...

...

Person A bittet Person B, ihm die Hand mit der Innenfläche nach oben hinzuhalten. Person A beginnt nun, beständig mit dem Finger in der Hand von Person B zu kreisen, während er eine Reihe von Fragen stellt...

A: „Hi. Was bist du?“
B: „Ein Mensch.“
A: „Ich bin ein Alien. Woher kommst du?“
B: „Von der Erde.“
A: „Ich komme vom Mars. Was esst ihr?“
B: „Pizza, Spaghetti, Schnitzel, ...“
A: „Wie essen Steine. Wo wohnt ihr?“
B: „In Häusern“
A: „Wir wohnen in Höhlen. Was macht ihr auf eurer Welt mit Idioten?“
B: „...“
A: „Wir kreisen ihnen mit dem Finger in der Hand.“

Einfach nur leben... Wie schön wäre das?

Ich sehe das von zwei Seiten. Weil ich gerne schreibe, ist die kreative Fantasie mein Lebensodem.
Aber manchmal sehne ich mich nach einer Welt, in welcher es keinen religiösen Wahn (wozu ich auch das Christentum und den Islam zähle) oder irgendwelche übersättigten Filme gibt.

Einerseits wäre man in so einer Welt frei, andererseits jedoch wieder eingesperrt.

Ich denke, dass kommt auf den Standpunkt an. Wir sind in einer kreativen Gesellschaft geboren worden. Wir wuchsen mit Fantasy und Sci- Fi auf, wovon bei Letzeres heute vieles Realität geworden ist.

Wären wir als kleiner Pirahã-Indianer zur Welt gekommen, dann würden wir kein anderes Leben und denken kennen, womit wir bei einem anderen spannenden Thema wären: Was ist die Realität?

MadameVastra schrieb:Wir wuchsen mit Fantasy und Sci- Fi auf, wovon bei Letzeres heute vieles Realität geworden ist.

Und das meinte ich, die Fantasie wird einem vorgesetzt, wo bleibt da die eigene Fantasie?
Ich hatte das Glück und konnte mir meine Fantasie fast alleine Formen, es war schön im Wald herumzutollen und diese Reize die dort auf einen wirken zu spüren. Ich braucht dazu kein Film oder Märchen, es kam von mir.

Agnodike schrieb:Und das meinte ich, die Fantasie wird einem vorgesetzt, wo bleibt da die eigene Fantasie?

Tja, das frag ich mich bei diesen Dschungeltypen auch... wo ist deren Fantasie?

Zeo schrieb:Tja, das frag ich mich bei diesen Dschungeltypen auch... wo ist deren Fantasie?

Ich glaube die haben sie, halt nur anders wie wir.
Kannst du dir etwas vorstellen, ist ja in dem Sinne Fantasie, stell dir vor du wurdest dort geboren, du kannst gar nicht anders empfinden Zeo, weil dir nichts anderes bekannt. Verstehst?
Vielleicht hast du dann gar keine Lust nach Neuem zu suchen, wenn du dich in ihre Situation versetzen könntest.

Agnodike schrieb:Kannst du dir etwas vorstellen, ist ja in dem Sinne Fantasie, stell dir vor du wurdest dort geboren, du kannst gar nicht anders empfinden Zeo, weil dir nichts anderes bekannt.

Nah. Die können sich nichts vorstellen, was sie nicht selber erlebt haben. Wir aber schon.

@Agnodike
Ich lese gerade den Wiki-Artikel über die Piraha und speziell dieser Abschnitt gibt mir zu denken.

Wikipedia: Pirahã#Pirah.C3.A3 und die Sapir-Whorf-Hypothese

Nach acht Monaten enthusiastischen, aber fruchtlosen Lernens gaben sie auf und stellten fest, dass sie nicht in der Lage sind, die Thematik zu erfassen. Nicht ein einziger Pirahã hatte gelernt, bis 10 zu zählen oder 1 + 1 zu addieren.

Sehr bizarr, diese völlige Lernresistenz.

@Lamm
Gern geschehen. ^^

Ich bin überrascht, dass nach all der Zeit plötzlich wieder so viel Andrang an dieser Thematik ist.

Zeo schrieb:Wie spielen ihre Kinder?

Ich glaube nicht, dass die Kinder dort spielen.
So pragmatisch, wie dieses Volk funktioniert, ist es wahrscheinlicher, dass die Kinder beinahe sofort in die Arbeitsgemeinschaft eingegliedert werden und sobald es ihr Körperbau zulässt, sich an den nötigen Arbeiten beteiligen.

fumo schrieb:Es sei denn, man würde das Wort "hoi" mit unzureichend oder ausreichend übersetzen, was im Groben "viel" oder "wenig" entspricht. Das Volk wüsste dann einfach aufgrund von Erfahrungswerten, dass der gesehene Haufen Lebensmittel zur Ernährung oder Vorratshaltung ausreichend ist oder nicht!

Wie weit geht bei einem Volk ohne Geschichte ein Erfahrungswert? Geben die Ältestens solche Erfahrungswerte weiter, würde das ja schon wieder bedeuten, dass sie an etwas glauben müssten, dass sie nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Und das tun sie ja nicht.
Sind sie so intelligent, dass sie einfach einschätzen können, ob etwas reicht oder nicht? Erkennen sie anhand der Wolken, wie kalt der Winter wird? Also ich meine - wie geht so ein Volk mit Variablen um?
Lässt es sich einfach überraschen?


Gruß
Moire

ich stell mir so ein leben verdammt langweilig vor

@Feind

Ich glaube nicht, dass es den Menschen depressiv macht, wissen zu wollen, was zur Hölle dieses zuckende Lichtdingens am Himmel ist, das manchmal erscheint, wenn es regnet. ;)


Ich meine klar, mit der Fantasie kommt auch die Lüge und das Misstrauen auf kurz oder lang.
Auch dieses permanente Fragen "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Was solln wir überhaupt hier?" kann einen Menschen in seiner Entwicklung behindern.
Aber es hat die Menschheit auf der anderen Seite auch sehr weit gebracht...


Gruß

@Moire
das stimmt,zu einem gewissen grad ist unser logischer verstand ja auch sehr nützlich, kritisch wirds wenn menschen anfangen, sich mit den stimmen in seinem kopf zu idenfizieren. zum beispiel : ich bin nix wert, ich bin dumm, ich bin ein versager..daraus resultierenden sämtliche selbstwert probleme, depressionen und sonstige psychologische ungleichgewichte. aber auch ständige gefühl, mehr zu brauchen oder dass andere menschen bedrohlich wären für einem, die die stimme im kopf immer abspult (aus worten werden gedanken, aus gedanken überzeugungen) treibt den menschen dazu, kriege zu führen, sich selbst in die luft zu sprengen, gierig zu sein, zu morden, etc

@Feind

Aber hier geht es ja überhaupt nicht um logischen Verstand, sondern um die Vorstellungskraft.
Nicht jeder, der Fantasie hat, hört Stimmen in seinem Kopf - und auch keine Tetrismelodie. ;)

Denken kann dieses Naturvolk sicher.
Aber es stellt sich keine Fragen, die nicht zwangsweise für das Überleben wichtig sind.

Gruß

@Moire
ja sie leben im hier und jetzt, sie wissen dass die vergangenheit und zukunft nur eine illusion des verstandes ist und nicht real. von denen kann man echt was lernen. das erinnert mich stark an meditation wo es auch darum geht und ziemlich gesund ist

Interressante Reportage...ich finde sie leben im Einklang mit der Natur, wirken nicht gehetzt oder gestresst sonder zufrieden und glücklich. Ich beneide sie darum.

Moire schrieb:Ich bin überrascht, dass nach all der Zeit plötzlich wieder so viel Andrang an dieser Thematik ist.

Also was mich betrifft, ich war 2010 noch nicht hier. ^^

Moire schrieb:Ich glaube nicht, dass die Kinder dort spielen.
So pragmatisch, wie dieses Volk funktioniert, ist es wahrscheinlicher, dass die Kinder beinahe sofort in die Arbeitsgemeinschaft eingegliedert werden

Grausige Vorstellung.

Moire schrieb:Wie weit geht bei einem Volk ohne Geschichte ein Erfahrungswert? Geben die Ältestens solche Erfahrungswerte weiter, würde das ja schon wieder bedeuten, dass sie an etwas glauben müssten, dass sie nicht mit eigenen Augen gesehen haben. Und das tun sie ja nicht.

Sie lehnen abstraktes Denken ab. Geschichten und Erzählungen können sie nichts entnehmen. In einer Schule würden sie so nichts lernen. Schwer vorstellbar, wie Wissen unter diesen Umständen weitergegeben wird. Denen muss man wohl alles sofort in der Praxis zeigen, damit sie es verstehen.