Keine Fantasie und dabei glücklich!?

Ich habe hier einen Artikel gefunden, der mich unglaublich nachdenklich gemacht hat:

http://www.zeit.de/wissen/2010-09/amazonas-piraha-indianer?page=1

Die Piraha kennen kein Morgen und kein Gestern und sie glauben nur an das, was sie selbst erlebt haben. Sie sind ein Naturvolk ohne Götter, ohne Legenden, ohne Visionen. Das ansich finde ich logisch und eine geniale Art, sich lediglich ums Überleben zu kümmern. Aber ich habe mir einen Moment vorgestellt, wie es wäre, wenn ich ohne Geschichten aufgewachsen wäre, ohne Erzählungen, ohne Märchen, ohne Glaubensdiskussionen. Ich versuche mir vorzustellen, dass ich nicht einmal versuche, physikalische oder ähnliche Erklärungen zu suchen... Und ich kanns einfach nicht. Egal, was ich sehe, ich kanns nicht einfach hinnehmen. Ich hinterfrage es.
Meine Frage:
Könnt ihr euch vorstellen, derart praktisch zu Leben, ohne Träumereien und wären sie auch noch so klein?

Bin gespannt auf eure Antworten...
Moire

Das ist ja echt eine interessante Frage...Aber ohne Geschichten, Märchen, ohne alles - sprich: ohne Fantasie aufzuwachsen-was bleibt denn da noch übrig? Nein, ich kann es mir auch nicht vorstellen, was zeichnet das Leben dann noch aus?

Also jetzt so leben zu müssen, stelle ich mir schon etwas schwierig vor ... denn mein ganzes Leben ist doch auch u. a. durch äußere Umstände geprägt worden ...

Und um in dieser "Dschungelwelt" der Pirahã-Indianer zu leben, würde mir auf Dauer wohl so manches fehlen ...



es gibt ja viele Aussteiger, die sich auch auf der ganzen Welt verteilt haben ...

Für die Pirahã-Indianer ist es das normale Leben, das sie kennen ... vielleicht würde ihnen unser Leben auch nicht gefallen ... bestimmt hätten sie erstmal Angst vor so einem Leben ...

Ich hätte schon Angst davor, in den Dschungel zu gehen ...

Sie werden nur solange so leben können , wie sie sicher sein können am nächsten Tag satt zu werden.
Sobald dieser Zustand nicht mehr gegeben ist, müssen sie zwangsläufig anfangen zu planen und zu denken.

Der Artikel ist sehr interessant und ich glaube nicht, daß das was mit Phantasielosigkeit zu tun hat. Sich nicht mit Dingen zu belasten, die man eigentlich nicht braucht ist doch ziemlich vernünftig. Wenn gestern und morgen für diese Menschen keinerlei Bedeutung hat, warum sollten sie dem dann einen Namen geben? Ich könnte mir vorstellen, daß so ein Leben im Urwald mühsam und gefährlich ist, wahrscheinlich ist deswegen das Wichtigste für diesen Stamm, den nächsten Tag zu erleben und zu überleben.

Auch wenn sie keine Götter oder Legenden haben, werden sie wohl ein Sozialleben haben und
Themen über die sie reden. Und ich denke auch nicht das sie keine Fantasie haben, wie soll das gehen?

Irgendwie kann ich mir das nicht richtig vorstellen, aber es ist so.
Die Leben ja quasi in einer Dauermeditation, nur in diesen Sekunden die jetzt zählen.

Ein sehr beneidenswertes Völkchen.

Vor allem tut's gut zu wissen, dass so ein (damaliger) Pfaffe mit seinen dummen Geschichten kein Erfolg hatte. :)

Könnte mich daran gewöhnen.

@FaIrIeFlOwEr

FaIrIeFlOwEr schrieb:Für die Pirahã-Indianer ist es das normale Leben, das sie kennen ... vielleicht würde ihnen unser Leben auch nicht gefallen ... bestimmt hätten sie erstmal Angst vor so einem Leben ...

Ja, das glaube ich auch. Ihnen fehlt es mit ihrer Einstellung an nichts. Es ist irgendwie bewundernswert.

@Thalassa

Thalassa schrieb:und ich glaube nicht, daß das was mit Phantasielosigkeit zu tun hat.

Ich wollte auch nicht sagen, dass sie derart fantasielos sind. Sie haben sich ja sicher auch Werkzeuge u.ä. entwickelt. Ich meinte eher die Art von Fantasie, die uns träumen lässt.

@Mr.Dextar
Er hat sich ja sogar bekehren lassen. :)

@Moire

Wahrscheinlich hat er nur erkannt, dass er anders glücklicher sein kann.

@Mr.Dextar
Ja, das denke ich auch.
Aber ich bezweifle, dass es für "uns" möglich ist, in dieses Leben einzutauchen. Selbst wenn wir diese außergewöhnliche Sprache lernen würden, würden uns die Erinnerungen doch zurückhalten, nach ihren Gesetzen zu leben.

@Moire

Richtig, wir sind einfach an ein anderes Leben "angepasst" und können das SO sicher nicht nachempfinden.

Was wir aber von diesem Volk lernen können ist ihre Philosophie. ;)

@Mr.Dextar

Mr.Dextar schrieb:Was wir aber von diesem Volk lernen können ist ihre Philosophie.

Aber auch ihre Philosophie ist nicht umsetzbar für uns. So sehr ich sie auch bewundere.

@Moire

Moire schrieb:Ja, das glaube ich auch. Ihnen fehlt es mit ihrer Einstellung an nichts. Es ist irgendwie bewundernswert.

Bisher haben sie unsere Zivilisation ja wohl noch nicht kennengelernt ... also sie wissen nichts davon, dass es noch andere Lebensformen außer der ihrigen gibt ...

ja, es ist schwer vorstellbar ... aber auch heute ist es schon für uns schwer, sich das Leben der Menschen vor nur 50 Jahren vorzustellen ... zwar ist es kein so gravierender Unterschied, wie zu diesem Dschungelleben ... aber es ist auch schon für manche unvorstellbar ...

@FaIrIeFlOwEr
Das ist es ja. Sie haben von unserer "Zivilisation" gehört. Der Sprachwissenschaftler, der über dieses Volk schreibt, ist ja ursprünglich als Missionar dorthin und hat vergeblich versucht, Ihnen unsere Welt beizubringen. Sie begreifen unsere Realität nicht - zurecht, denn was sie nicht erleben, glauben sie nicht. Warum sollte man auch?

Ich kann mir vorstellen, wie sie ihr Leben führen. Aber ich kann mir nur nicht vorstellen, es selbst zu führen.

@Moire

Jedoch können wir uns Bruchstücke abkupfern. ;)

@Mr.Dextar

Mr.Dextar schrieb:Jedoch können wir uns Bruchstücke abkupfern.

Vielleicht ein bißchen Bescheidenheit und Achtung vor der Natur und dem Leben ...

Mr.DeXtar schrieb:
Jedoch können wir uns Bruchstücke abkupfern.


Vielleicht ein bißchen Bescheidenheit und Achtung vor der Natur und dem Leben ...

Vielleicht, dass man nicht alles zählen muss, um zu entscheiden, ob es reicht oder gut ist...
(Sie kennen ja auch etwas wie Zahlen überhaupt nicht. Das Prinzip des Rechnens ist ihnen völlig fremd...)

@Moire

Moire schrieb:Sie begreifen unsere Realität nicht - zurecht, denn was sie nicht erleben, glauben sie nicht. Warum sollte man auch?

also wenn man so leben würde, wie sie, dann wäre unser Leben auch viel zu krass für sie ...
Unsere "Welt" hat sich doch auch nicht, von einem Augenblick zum nächsten so entwickelt ...
die Menschen hatten eigentlich viel Zeit, diese Entwicklung mitzuerleben ...

mal ging es etwas schneller, mal stagnierte es ...

Ich kann mir vorstellen, wie sie ihr Leben führen. Aber ich kann mir nur nicht vorstellen, es selbst zu führen.

Ja vorstellen kann ich mir ihr Leben auch, aber ob ich auf Dauer so ein Leben führen könnte, wie sie es tun ... nein, das bezweifle ich ...

vielleicht hätte ich auch schon Probleme, es nur mal für ein paar Tage mitzuerleben bzw. auszuprobieren ...