tonnenfieber schrieb:Wenn ich den thread hier verfolge, muss ich annehmen, dass die zugestandenen Freiheiten, die der Mensch sich in den letzten Jahren meint erkämpft zu haben, den technischen Fortschritt, den es gegeben hat, gar nicht für sich nutzen konnte.Eine riesige Armada ist damit beschäftigt, junge Menschen und Familien zu unterstützen und zu beraten. Das letzte Schuljahr in Haupt- und Realschule wird zum sehr großen Teil mit Themen wie: Gesundheitserziehung, Kinder, Ernährung, Rechtsstaatssystem, Polizei, Sucht- und Gewaltprävention, gefüllt.Schwangere sind nicht mehr "guter Hoffnung" sie haben oft den Status einer Kranken, werden also engmaschig begleitet und medizinisch, psychologisch betreut. Sie werden überschüttet mit Broschüren, Gratisangeboten, und Hilfen. Ein riesiger Beratungsapparat und ganze Industriezweige sind damit beschäftigt, den neuen Bürgern einen guten Start zu ermöglichen.Kinder und Jugendliche verbringen oft mehr Zeit in staatlichen Einrichtungen als zuhause. (ohne Schlafzeit gerechnet)Ich bin erschrocken, wie sehr hier nach dem Staat gerufen wird und wo er sich "kümmern" soll.
Der heutige Mensch weiß den Fortschritt durchaus für sich zu nutzen, nur eben in Richtungen, die vorher nie angedacht wurden, weil es sie früher nicht gab, hin zu mehr Individualisierung, Vereinzelung, weg vom Gruppenzwang. Früher wurde sehr viel Sozialkontrolle jenseits aller Behörden von den Großfamilien ausgeübt, die heute Seltenheitswert haben. Früher war es insbesondere in armen Gegenden üblich, daß Kinder, kaum daß sie laufen konnten, sich gegenseitig sozialisierten, indem sie Banden bildeten, die gemeinsam durch die Straßen und von Elternhaus zu Elternhaus zogen und überall gefüttert wurden wo sie auftauchten, denn irgendeinen Kanten Brot oder einen Löffel Suppe gab es selbst im ärmsten Haus, und wählerisch waren die Kinder damals noch nicht, gegessen wurde alles was sich auftreiben ließ. Wenn zuhause Gewalt und Alkoholismus vorherrschten, wurde eben die Straße und/oder die Wohnung der Nachbarskinder zum bevorzugten Aufenthaltsort, und die unfähigen Eltern waren darüber meistens froh, sich um die Bälger nicht scheren zu müssen, denn dysfunktionale Familien mit Kindern gab es auch damals schon, vielleicht sogar - mangels staatlicher "Gängelung" und definitiv mangels Verhütung - sogar mehr als heute.
Damals kümmerte sich der Staat nicht, weil ihn auch das weitere "erfolgreiche" Leben der jungen Leute nicht scherte, denn das Militär brauchte schließlich immer junges Frischfleisch zum Verheizen, und die unerwünschten Töchter konnten Waschfrauen werden, arme Tagelöhner heiraten oder auf den Strich gehen.
Verhältnisse, die man sich - wieder mal - heute gar nicht mehr vorstellen kann, mit dem ganzen von Dir aufgezählten Aufwand, der heute um Familien betrieben wird.