Angst, der einzige Motivator?
22.06.2006 um 15:25
FURCHT
Die Furcht ist eines der grössten Lebensprobleme. Ein Mensch, der vonFurcht ergriffen ist, lebt in Verwirrung, in Konflikt und muss daher gewalttätig,verkrampft und aggressiv sein. Er wagt es nicht, sich von seiner Denkschablonehinwegzubewegen - und das erzeugt Heuchelei. Solange wir nicht frei von Frucht sind,mögen wir den höchsten Berg erklimmen, Götter jeder Art erfinden - wir werdenweiterhin in der Finsternis bleiben.
In einer verdorbenen, stumpfsinnigenGesellschaft wie der unseren zu leben, mit ihrer auf Wettbewerb ausgerichteten Erziehung,die man uns angedeihen lässt und die die Furcht hervorruft, sind wir alle mit Ängstenirgendwelcher Art belastet, und Angst ist etwas Schreckliches, sie verdüstert unsere Tage, macht sie wirr und glanzlos.
Es gibt die physische Furcht, aber das ist eineReaktion, die wir von den Tieren übernommen haben. Wir befassen uns hier mit denpsychologischen Ängsten, denn wenn wir die tiefverwurzelten psychologischen Ängsteverstehen, werden wir fähig sein, den animalischen Ängsten zu begegnen. Wenn wir unsdagegen zuerst mit den animalischen Ängsten beschäftigen, wird uns das nicht dabeihelfen, die psychologische Furcht zu verstehen.
Wir alle fürchten uns vor irgendetwas, die meisten, welche ehrlich sind, jedenfalls. Es gibt keine abstrakte Furcht. Furcht besteht immer in Bezug auf ein Objekt. Kennen wir unsere eigenen Ängste - dieFurcht, die Arbeit zu verlieren, nicht genug Nahrung oder Geld zu haben, die Furcht vordem, was der Nachbar oder die Öffentlichkeit von uns denkt, die Furcht, keinen Erfolg zuhaben, den Rang zu verlieren, verachtet oder lächerlich gemacht zu werden? Da ist dieFurcht vor Kummer und Krankheit, vor Willkür, die Furcht, niemals zu erfahren, was Liebeist oder nie geliebt zu werden, die Frau oder die Kinder zu verlieren, die Frucht vor demTode oder davor, in einer Welt zu leben, die dem Tode gleichkommt, die Furcht vorhässlicher Langeweile oder davor, nicht dem Bilde gerecht zu werden, das andere von unsaufgerichtet haben, den Glauben an eine Religion zu verlieren oder nicht in das Paradieszu kommen - alle diese und unzählige Ängste gibt es.
Kennst Du deineureigenen Ängste? Und was fängst Du im allgemeinen mit ihnen an? Läufst Du von ihnen wegoder erfindest Du Ideen und Trugbilder, um sie zu verstecken? Aber vor der Furcht zufliehen bedeutet nur, sie zu verstärken.
Eine der Hauptursachen der Furchtliegt darin, dass wir nicht wünschen, uns so zu sehen, wie wir sind. So müssen wir denzugleich mit den Ängsten das Netz der Fluchtmöglichkeiten entflechten, das wir geknüpfthaben, um uns von den Ängsten zu befreien. Wenn der Verstand versucht, die Furcht zuüberwinden, sie zu unterdrücken, zu disziplinieren, sie unter Kontrolle zu halten, sieanders zu benennen, entsteht Spannung und Konflikt und dieser Konflikt ist Energieverschwendung.
Die Angst entsteht aus dem Wunsch nach einemstörungsfreien Leben und dem Wunsch nach Gewissheit, wir möchten unbedingt Sicherheit inallen Belangen.
In diesem Augenblick, da ich hier sitze, fürchte ich mich nicht.Ich habe momentan keine Angst, mir geschieht nichts, niemand bedroht mich oder nimmt miretwas fort. Aber neben diesem augenblicklichen Zustand gibt es eine tiefere Schicht inmir, die bewusst oder unbewusst darüber nachdenkt, was sich in der Zukunft ereignenkönnte oder die sich damit abquält, dass vielleicht etwas aus der Vergangenheit über michherfallen mag.
So fürchtet man sich vor der Vergangenheit und vor der Zukunft,man hat die Zeit durch das Denken in Vergangenheit und Zukunft eingeteilt. Das Denkenmischt sich ein und sagt: "Sei vorsichtig, dass es nicht wieder passiert" oder "Sei aufdie Zukunft vorbereitet." Die Zukunft mag gefahrvoll sein, Du besitzt jetzt etwas, aberdu kannst es verlieren. Du kannst morgen sterben, Deine Frau kann dir davon laufen, duwirst vielleicht nie berühmt. Du könntest vereinsamen. Du möchtest in Bezug auf dieZukunft völlig sicher sein.
So sehen wir, wie der Gedanke die Frucht hervorruft.Die Frucht ist ein Resultat des Denkens. Der Gedanke ist auf einer gewissen Ebenenotwendig im Alltag, aber wo er sich psychologisch als Zukunft und Vergangenheitprojiziert und Frucht erzeugt, wird der Geist dumpf und unvermeidlich träge.